Geburtsbericht von

Anna G.

Geburtsbericht von unserem Sohn

Vorweg: Erst sehr spät, ich glaube ca. zwei Monate vor der Geburt, entschied ich mich aus Verzweiflung, nicht gut genug vorbereitet zu sein, die Methode der „friedlichen Geburt“ zu erlernen. Die Geburt war in einem Geburtshaus geplant, die Hebammen seit Beginn der Schwangerschaft bekannt, alle Untersuchungen während der Schwangerschaft habe ich bereits dort vornehmen lassen. Ich fühlte mich dort in kompetenten Händen gut aufgehoben. Trotzdem empfand ich mich nicht gut vorbereitet. Nach dem Geburtsvorbereitungskurs, in dem viel von Schmerz, Durchhalten, Kämpfen gesprochen wurde, bekam ich Angst. Keine Angst vor der Geburt im Geburtshaus, nein, eine Angst, die einen vor einer Prüfung überkommt, wenn man nichts gelernt hat. Ich wollte eine Strategie, etwas, das mich tiefer gehen lässt und über das gezeigte Wehenveratmen hinausgeht, und die bekam ich durch die Methode der friedlichen Geburt:

Freitag, 27.12.2019 38. SSW
Kurz vor der Geburt sollte ich jede Woche in das Geburtshaus zur Untersuchung kommen. Einen genauen Termin erhält man dort nicht, man darf frei wählen und einfach zu den Öffnungszeiten erscheinen. Dieser Freitag war also die letzte Möglichkeit, meinen wöchentlichen Termin wahrzunehmen, was ich aber nur mit gutem Zureden meines Partners gemacht habe. Ich fühlte mich nicht wohl, habe mich nach dem Frühstück übergeben müssen und witzelte, dass die Schwangerschaft so endet, wie sie begonnen hat, nämlich mit Übelkeit. Ich hatte das Gefühl, mich verkriechen zu wollen, alleine den Tag im Bett zu verbringen. Aber es half alles nichts und so sind wir ins Geburtshaus gefahren, mein Partner hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Urlaub und hat mich zum ersten Mal begleitet. Da ich angab, mich nicht wohl zu fühlen und der Urintest nicht gut ausfiel, wurde zum ersten Mal mein Muttermund abgetastet und der Befund lautete 5cm – ich sei wohl mitten unter der Geburt. Diese Nachricht hat uns erst mal aus der Bahn geworfen. Ich spürte absolut keinen Schmerz. Nur einen Druck nach unten. Unter Absprache mit den Hebammen wurde aber meinem Wunsch, wieder nach Hause zu fahren, entsprochen und ich bekam abends gegen 19 Uhr nochmals von der Hebamme zu Hause Besuch. Der Muttermund war auf 5,5cm, die Fruchtblase gut tastbar. Meinem Wunsch, meiner Intuition folgend, aber trotzdem weiterhin zu Hause zu bleiben, wurde entsprochen. Wir vereinbarten, dass ich am nächsten Morgen gegen 9 Uhr im Geburtshaus einchecke. Aber, sollte es zu einem Blasensprung kommen, sofort und unverzüglich ins Geburtshaus komme.
Ich habe meinen Partner mit seinen Freunden ins Kino geschickt, und mich alleine und ganz ruhig in Hypnose begeben und bin dann eingeschlafen.

Samstag, 28.12.2019 1.Tag 39. SSW
Um 10 Uhr sind wir im Geburtshaus angekommen, ich hatte weiterhin keine Schmerzen, Wehen waren laut CTG vorhanden. Mein Gefühlszustand war leicht aufgeregt, aber positiv und freudig. Mir wurde ein aus Rizinusöl gemixter Cocktail zum Trinken gegeben, um das Ganze anzukurbeln (Im Nachhinein muss ich hierzu sagen, dass ich diesen lieber hätte ablehnen sollen, da ich ca. 2h nach der Einnahme bis kurz vor der Geburt mit Durchfall zu kämpfen hatte). Im Anschluss sind wir spazieren gegangen. Zurück im Geburtshaus, ca. 13 Uhr, habe ich mich mit der Geburtshypnose im Zimmer zurückgezogen. 18 Uhr – der Muttermund war auf 7cm und ich wollte nach Hause. Absolut keine Schmerzen, nur habe ich einen leichten Druck nach unten verspürt. Im gemeinsamen Verlaufsgespräch mit den Hebammen wurde mir davon abgeraten, das Geburtshaus nochmals zu verlassen. Nun sollte ich meinen Bauch in regelmäßigen Abständen mit einem Aromaöl einreiben und zusätzlich wurde mein Partner beauftragt, mir in den gleichen Abständen Mineralien zu verabreichen. Weiterhin also auf dem Zimmer und tief in der Hypnose mit kreisenden Hüftbewegungen habe ich mich tief an meinem Wohlfühlort vergraben und die Öffnung des Muttermundes visualisiert. Um 19 Uhr wurde der Druck zunehmend stärker, sodass ich meinen Partner anwies, meinen unteren Rücken auf mein Zeichen, immer wenn nun eine Welle kam, stark zu massieren. Die Mineraliengabe habe ich dann versucht abzulehnen (es war zu diesem Zeitpunkt für mich vergleichbar mit Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, als Harry Dumbledore die Flüssigkeit in der Höhle einflößen musste). 20 Uhr: plötzlich war Ruhe, die Wellen, die kontinuierlich an die Brandung meines Wohlfühlortes rauschten, waren Weg. Haben sich einfach zurückgezogen. Ich habe dann die Kopfhörer abgenommen, mein Partner sagte mir, dass er zwischenzeitlich die Hebamme aus dem Zimmer geschickt hätte, damit ich meine vereinbarte Ruhe habe, was ich aber alles absolut nicht mitbekommen habe. Plötzlich, wenige Minuten später, überrollte mich ein tiefer Druck nach unten. Ich war so überrascht, dass ich nicht einordnen konnte, was nun los sei. Schnell bin ich auf die Toilette, da ich dachte, dass ich wieder Durchfall hätte – und ja, mein Darm hat sich wieder entleert…, aber auch eine Art Blutgemisch. Es dauerte etwas, bis ich wieder und ohne meine Kopfhörer, alleine auf der Toilette zu mir fand, bis ich realisierte, dass das nun Presswehen sind. Auf dem Flur zurück ins Zimmer wartete bereits die Hebamme und eine weitere Presswehe auf mich. Da ich bereits im Vorbereitungsgespräch mir eine Badewanne gewünscht habe, war alles nun für mich hergerichtet und ich hopste sehr zügig in das Wasser, das sich wunderbar angefühlt hat. Der Muttermund war vollständig geöffnet, bei einer Welle wurde von der Hebamme die Fruchtblase mit dem Fingernagel geöffnet, was wirklich Erleichterung schaffte. Ich fand aber leider in der Wanne keinen richtigen Halt, keine perfekte Position und so haben die Hebammen das Ruder übernommen, wieder raus aus der Wanne, mein Partner sollte mich von hinten halten, aber auch das fühlte sich nicht gut an. Letztendlich habe ich, mein Partner hinter mir, liegend, auf dem Bett um 20:51 Uhr meinen Sohn nach ein paar weiteren Presswehen zur Welt gebracht. Die Presswehen waren anstrengend und hier war mein Partner für mich sprichwörtlich der Fels in der Brandung, an den ich mich festgeklammert habe. Aber trotzdem konnte ich immer wieder an meinen Wohlfühlort abtauchen, um Kraft zu schöpfen, und alles andere ausblenden. Die Hebammen des Geburtshauses haben tolle Arbeit geleistet und sind sehr empathisch auf meine Bedürfnisse eingegangen und haben genau gewusst, was ich wann brauche, aber mich auch „machen“ lassen. Übrigens wollten sie noch wissen, was ich denn da immer gehört habe, weil ich so gar nicht rauszukriegen war ;)!

Vielen Dank liebe Frau Graf, dass Sie immer in meinem Ohr waren und mich nicht alleine gelassen haben. Vielen Dank an die tollen Hebammen des Geburtshauses, die mir viel Empathie entgegengebracht haben und genau wussten, was zu tun ist oder auch nicht und meinen Partner, der mich nie losgelassen hat.

 

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