Geburtsbericht von

Ellen M.

Geburtsbericht Nicklas Christian *21.04.2021

Kurz zur Familienkonstellation: Nicklas ist unser zweites Kind, nachdem meine Frau im Februar 2020 unsere Tochter Linja zur Welt gebracht hat. Beide Kinder sind mittels künstlicher Befruchtung aus einer (“anonymen”) Samenspende desselben Spenders entstanden und sind biologische Halbgeschwister.

Von der friedlichen Geburt haben wir durch eine Hebammenschülerin im Krankenhaus kurz vor der Geburt unserer Tochter erfahren, leider erst als wir schon über den ET hinaus waren.

Insofern durfte ich schon eine Schwangerschaft und Geburt ohne Mentaltraining oder Hypnose begleiten, bevor ich selbst schwanger wurde. Da ich selbst mich schon vorher mit Mentaltraining und Atemtechniken beschäftigt hatte (langjähriger Chorgesang, Wim-Hof-Methode und SOMA-Breathing), war ich sofort begeistert und habe so bereits ab SSW 15 mit dem Onlinekurs begonnen… nachdem die akute Übelkeit nachließ.

Die Schwangerschaft war abgesehen von der Übelkeit komplikationslos. Es war von Anfang an klar, dass wir im selben Krankenhaus entbinden wollen, wie bei unserer Tochter. Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin hat uns von Anfang an überzeugt und wir haben die Entscheidung keine Sekunde bereut.

Die Vorbereitung war durch unser erstes Kind etwas schwierig, in den Alltag zu integrieren. Ich habe es aber dennoch geschafft, fast jeden Tag etwas zu üben. Unsere Tochter kam am ET+13 nach Einleitung zur Welt. Die Einleitung als solche war komplikationslos und der Gedanke an sich hat mich nicht beunruhigt, sollte es bei mir nötig werden. Unter Coronabedingungen hätte ich für eine Einleitung allerdings allein ins Krankenhaus gemusst. Die Frage, ob meine Frau es dann kurzfristig geschafft hätte, unsere Tochter bei Freunden abzugeben und rechtzeitig zur Geburt ins Krankenhaus zu kommen, hat mich ziemlich beschäftigt. Hinzu kam, dass ich mir die engmaschigen CTGs ab ET gerne sparen wollte.

Mir war also sehr daran gelegen, dass mein Kind sich spontan auf den Weg macht. Ich habe also versucht, wenn auch nicht konsequent oder besonders strikt, mich an der Louwen-Ernährung zu orientieren.

In der 38.SSW hat meine Frauenärztin von einem Tag auf den anderen die Praxis geschlossen und alle Termine abgesagt. Ab ET musste ich also für die engmaschigeren Vorsorgen ins KH und meine Ungeduld wuchs entsprechend.

Ab da hab ich mir so gewünscht, dass der Kleine sich vor dem ET auf den Weg macht. Ich habe es also mit Heublumendampfbädern, Chaitee, warmen Bädern, Bauchmassagen, Eisenkrauttee und natürlich entsprechender Meditation versucht.

Zum ET war ich also zur Vorsorge im KH. Der Kleine lag, wie schon fast die ganze Schwangerschaft über in Schädellage, der Kopf zwar nicht allzu tief, aber schon so weit im Becken, dass die Ärztin meinte, das Schätzgewicht von 3900g sei vermutlich nicht allzu genau. Meine Hebamme hatte eine Woche zuvor 3800g geschätzt. Es klang für mich plausibel, hat mich aber in keiner Weise beunruhigt.

Es gab weitere Vorsorgeuntersuchungen im KH bei ET+3 und ET+6. Beim CTG traf ich auf die Hebamme, die die Geburt unserer Tochter betreut hatte. Es war alles wunderbar, meinem Sohn und mir ging es blendend, sogar die Wassereinlagerungen in den Füßen reduzierten sich auf einen erträglichen Grad, aber ich verlor langsam das letzte bisschen Geduld und der Gedanke an eine Einleitung hat mich mehr und mehr belastet. Die Ärztin meinte, vor ET+10 und ohne Komplikationen stünde eine Einleitung sowieso außer Frage, aber dennoch war ich so frustriert, dass ich mir erstmal einen großen Eisbecher gegönnt hab. Auch waren wir so überzeugt, dass der Sohn mit Sternzeichen Widder kommen würde.

Am ET+6, also am 20.4., bekam ich die überraschende Nachricht, dass die Hebammenschülerin, die uns seinerzeit auf die friedliche Geburt aufmerksam gemacht hatte, ab kommendem Montag (für mich ET+12) wieder im AVK sein würde. Wir haben uns riesig gefreut, da wir vorhatten, nach der Geburt im Familienzimmer zu sein und so würden wir uns endlich mal wiedersehen. Zusätzlich war ich erleichtert – bei einer Einleitung würde ich trotz Besuchseinschränkungen ein vertrautes Gesicht um mich haben, das sich auch noch mit der friedlichen Geburt auskannte.

Und natürlich setzten schon in der darauffolgenden Nacht um ca. 23:30 Uhr die ersten Wellen ein. Ich ging erstmal davon aus, dass sich das noch einige Tage hinziehen würde, weil ich in den letzten drei Wochen nicht mal mehr Übungswellen gehabt hatte, trotz all der “Maßnahmen”, die ich ergriffen hatte. Ich schlief immer wieder stundenweise ein. So um drei meldete sich unsere Tochter zum Stillen und ich meinte eher aus Spaß zu meiner Frau, dass es ja vielleicht nicht mehr zu der Kontrolluntersuchung übermorgen kommen würde.

Ich wurde dann immer mal wieder durch Wellen geweckt. Gegen fünf Uhr hielt ich es im Liegen nicht mehr aus und verzog mich mit Kopfhörer und MP3-Player auf die Couch. Meine Frau nahm ihr Telefon mit ans Bett, damit ich sie wecken könnte, ohne aufzustehen.

Ich war immer davon ausgegangen, dass ich ganz nach Gefühl ins KH aufbrechen würde, bekam dann aber irgendwann Sorge, dass es da dann zu spät sein würde, unsere Tochter abzugeben. Neben der Meditation ließ ich eine Uhr mitlaufen. Tatsächlich waren die Abstände sehr regelmäßig bei knapp 5 Minuten und das Gefühl war so anders zu Übungswellen. Aber irgendwie war es auch so schmerzarm, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Wellen der Anfang der Eröffnungsphase sein könnten.

Um halb sieben hab ich dann dennoch meine Frau geweckt, damit sie unsere Tochter anzieht und reisefertig macht und unsere Freunde anruft. Ich war nicht in Trance, aber auch ohne Kopfhörer relativ entspannt. Wir sprachen uns ab, dass wir auf dem Weg ins KH (Fahrzeit 10 Minuten) unsere Tochter bei ihnen absetzen würden.

Gesagt, getan. Ich war, wie gesagt, nicht in Hypnose und total gut gelaunt, dass es jetzt doch endlich losging. Vor dem Kreißsaal war es um 7:30 Uhr zum ersten Mal menschenleer. Man sagte uns, die Räume seien alle belegt. Mir machte das nichts aus, weil ich mir dachte, dass es bei mir noch ewig dauern würde oder man uns wieder nach Hause schicken würde.

Ich setzte also die Meditation fort und veratmete die (nach meinem Empfinden schwachen) Wellen. Auch wenn ich nicht tief in Trance war und ich alle Leute, die bei uns vorbeikamen wahrnehmen konnte, war ich entspannt genug, die Wellen gut zu veratmen. Meine Frau klärte in der Zeit Formalitäten und übergab meinen Geburtsplan an die Hebamme.

Als das Sitzen irgendwann doch unangenehm wurde (ca. 8:30 Uhr) wurde ich auch für ein Aufnahme-CTG aufgerufen. Meine Frau sollte in der Zeit draußen warten und einen Coronatest machen. Die 30 Minuten am CTG wollte ich nutzen, um endlich tiefer in die Meditation zu finden, aber irgendwie kam ich nicht rein. Ich änderte die Position von Seitenlage in den Schneidersitz, was es mir deutlich leichter machte, auch wenn ich jetzt die Wellen deutlich schmerzhaft empfand und mich doch gefragt hab, wie lange das noch so gehen würde. Im Sitzen ließ sich immerhin die wirklich effektive Bauchatmung nutzen.

Aus 30 Minuten wurden 50 – es war wirklich voll im Kreißsaal an dem Tag. Ich klingelte nach der Hebamme. Diese kam kurz darauf, war zufrieden mit dem CTG und tastete nach dem Muttermund. Etwas irritiert meinte sie, sie lässt die Ärztin auch noch mal gucken und holte die Ärztin, die mich am Vortag noch untersucht hatte. Die bestätigte dann, der Muttermund war bei 6cm.

Ab dem Befund fand ich dann leider nicht mehr richtig in die Entspannung zurück, dafür wurde dann umgehend meine Frau zu mir geholt. (Der Coronatest war da noch gar nicht gemacht worden…)

Ich hab mich also umgezogen, ging noch mal auf die Toilette (dass das noch ging, fand ich erstaunlich) und wurde leider wieder ans CTG gekabelt. Da wir aber in einem kleinen Untersuchungszimmer waren, weil die Kreißsäle noch belegt waren, war mir das ziemlich egal. Viel Bewegung hätte ich eh nicht gehabt. Auch war ich an dem Punkt, wo ich etwas gegen die Schmerzen wollte. Wir einigten uns auf Lachgas – da es jetzt so schnell gegangen war, erschien mir eine PDA zu “langsam”, denn ich wusste noch von der Geburt meiner Tochter, wie lange es dauern würde, bis die PDA gesetzt und wirksam sein würde (wenn überhaupt – bei meiner Frau hatte sie nur halbseitig gewirkt).

Ca. 15 Minuten später wurde ein Kreißsaal für mich frei, in dem es auch Lachgas geben würde. Eine Wellenpause reichte gerade für den Weg über den Flur. Dort angekommen, konnte ich mich eigentlich nur noch an das Tuch über dem Kreißsaalbett hängen. Noch eine Wellenpause später kam ich dann immerhin in den Vierfüßler aufs Bett.

Es dauerte dann vielleicht noch 6 Wellen, bis der Pressdrang einsetzte. Die Hebamme bekam die Lachgasflasche nicht zum Laufen – war mir dann aber auch ziemlich egal. Im Nachhinein frag ich mich, ob das Taktik war.

Die 9 erforderlichen Presswellen verbrachte ich dann in Seitenlage auf dem Bett, aber dabei konnte ich wirklich gut an dem Tuch über dem Bett ziehen, was wirklich geholfen hat. Meine Frau hat in den Wellenpausen meine Hand gehalten und mir beim Pressen immer wieder gut zugesprochen und auch die Hebamme hat mir zwischen den Wellen Tipps zur Position gegeben. Was während der Presswellen gesagt wurde, weiß ich kaum noch, weil Schreien in dem Moment ungeahnte Erleichterung gebracht hat. Direkt nach der Geburt, habe ich das Schreien als Kapitulation empfunden. Aber jetzt mit etwas Abstand, glaube ich wirklich, dass das eher meine Extremform des Loslassens war – unter normalen Umständen hätte ich mich nicht mal zu Tönen getraut.

Die Fruchtblase ist tatsächlich erst in einer der Presswellen aufgegangen und hat bei meiner Frau zumindest für einen Lacher gesorgt – war wohl eher ein Blasenweitsprung. Aber ab da ging es wahnsinnig schnell, bis man den Kopf tasten konnte. Noch ein paar Wellen später lag Nicklas (der tatsächlich 3940g wog) auf dem Kreißsaalbett vor mir und ich konnte ihn selber aufheben und auf meine Brust legen.

Wir haben insgesamt vielleicht zwei ereignisreiche, emotionale und fordernde Stunden bis zur Geburt im Kreißsaal verbracht, aber die knapp eineinhalb Stunden danach waren für mich fast unvergesslicher. Mit Baby auf der Brust und meiner Frau bei mir und dem Gedanken, es geschafft und überstanden zu haben, hätte ich noch Tage dort zubringen können und mit der Hebamme und der Ärztin schnacken können, während ich genäht wurde. Da wir unsere Große doch nicht hätten mit ins Familienzimmer nehmen dürfen, entschieden wir uns ambulant zu gehen. (Geburtszeit war 11:54 Uhr – um 17:00 Uhr verließen wir das KH.)

Alles in allem war die Geburt völlig anders, als ich es mir vorgestellt hatte und wirklich nicht schmerzfrei und trotzdem meine absolute Traumgeburt. Um richtig tief in Trance oder gar an meinen Kraftort zu kommen, blieb mir am Ende leider gar keine Zeit. Aber dafür konnte ich einen Großteil der Eröffnungsphase zu Hause verbringen und es blieb genug Zeit, unsere Tochter abzugeben (die übrigens einen extrem tollen Tag mit Freunden auf dem Spielplatz verbracht hat). Zusätzlich waren wir dank ambulanter Entbindung insgesamt nicht mal zehn Stunden im Krankenhaus und konnten die erste Nacht zu viert im eigenen Bett verbringen… und gleichzeitig fast Rücken an Rücken beide Kinder stillen. Dankbar.

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