Geburtsbericht von

L.

Mein Geburtsbericht – Wie man eigentlich alles haben kann, außer dem, was vorab geplant war… 

Die Zeitangaben stammen alle von meinem Freund, da hätte ich echt keinen Plan von.  

Unsere kleine Maus ist am 2. Dezember um 11.42 Uhr auf die Welt gekommen und was bis dahin alles passiert ist, will ich nun mit euch teilen. 

Unser ET war der 29. November und da ich eine Geburtshausgeburt geplant hatte, musste ich mich aus Versicherungsgründen nochmal bei meiner Frauenärztin blicken lassen. Das CTG1 habe ich zu diesem Zeitpunkt abgelehnt und eine ungläubige Reaktion der MFA2 kassiert. Die Ärztin hatte damit überhaupt kein Problem. 

Am ET+2 gab es spontan um 18 Uhr im Geburtshaus meine erste ET+3Vorsorge, weil am nächsten Tag schon alle Termine verplant waren. Da hat meine Hebamme mir noch den Auftrag gegeben, am besten wandern zu gehen und den Inder (Imbiss) meines Vertrauens aufzusuchen, da die Kleine sich leider aus der perfekten Startposition in eine suboptimale bewegt hatte, was ich dankenswerterweise erst hinterher verstanden habe 

Pünktlich um Mitternacht war ich bettfertig, nachdem ich die letzte geburtsvorbereitende Hypnose gemacht hatte, als ich die erste „nicht normale (Übungs-)welle“ bemerkte. Da man ja auch zu solchen Anlässen die Geburtshypnose anmachen kann, habe ich das intuitiv auch mal so als „Vorsichtsmaßnahme“ gemacht (einfach am Laptop). Diese „komischen“ Wellen waren dann auch schon recht regelmäßig, gefühlt einmal pro Loop.  

Um 1 Uhr habe ich meinen noch wachen Freund darüber in Kenntnis gesetzt, dass er vielleicht jetzt oder gar nicht mehr schlafen sollte, weil ich doch Geburtswellen vermutete. Er ist gleich mit ins Schlafzimmer und hat mich bei der Hypnose beobachtet, um u.a. die Wellenabstände zu messen. Ich habe immer am Anfang und Ende einer Welle geschnipst, um mich auf die Atmung und die Trance konzentrieren zu können. Irgendwann wurde es sehr unangenehm, und ich wollte meine Hebamme bei mir haben. Mein Freund rief sie an, woraufhin sie erstmal sehr gelassen reagiert hat (bei Erstgebärenden ist das vermutlich ganz normal). Als ich eine halbe Stunde später vehementer nach ihr verlangte und mein Freund nochmal anrief, ist sie auch sofort gekommen (inzwischen war es etwa 3/halb 4 Uhr nachts).    

Als meine Hebamme reinkam und mich sah, fragte Sie mich in einer Pause, ob ich überhaupt noch ins Geburtshaus mochte oder lieber spontan zuhause bleiben wolle. Ich habe nur meinen Freund gefragt, der sich das vorher überhaupt nicht vorstellen konnte, ob es für ihn ok sei, wenn wir zuhause blieben, was er bejahte, und ich ließ mir von ihm und meiner Mutter die Badewanne füllen. Ab etwa 4 Uhr nachts war ich dann in der Badewanne. Mein Freund hat die Hypnose nun über sein Handy abgespielt und saß daneben. Er hat mich bei der Bauchatmung sehr unterstützt, und meine Hebamme kontrollierte immer wieder in Wellenpausen die Herztöne. Ich bin dabei aber nie aus der Entspannung geflogen und das kälter werdende Wasser ist mir auch nicht aufgefallen. Meine Hebamme hat mich bei der Bauchatmung insofern unterstützt, dass sie vorgab, wie ich dem Press-/Schubdrang nicht nachgebe. Mein Freund hat das dann auch mit vorgeatmet. Immer wieder mal war meine Hebamme draußen, da unser Bad sehr klein ist, und hat uns in Ruhe gelassen, solange die Herztöne gut waren. Alle meinten, dass ich das ganz toll mache und wie stark ich wäre. Ich empfand mich gar nicht so und dachte eher „Wie konnte ich nur auf die dumme Idee kommen, schwanger zu werden? …“. Nach außen wirkte ich super ruhig. Ich hatte aber eher ein Gefühl von „Angenehm-ist-anders“ und „Das-mache-ich-nie-wieder“. Jedoch hatte ich keine echten Schmerzen, es war nur unangenehm. In dieser Zeit musste ich besonders achtsam sein, damit ich gut in die nächste Welle reinkomme und mich extrem konzentrieren.  

Plötzlich hieß es gegen 7.30 Uhr „Raus-aus-der-Wanne“. Warum habe ich erst später nach der Geburt verstanden: die Herztöne der Kleinen waren abgefallen. Meine Hebamme meinte nur, die Kleine muss jetzt schnell in den nächsten Wellen kommen, während Sie mich abtrocknete und in Richtung Schlafzimmer führte. Dort war bereits alles mit Unterlagen und Handtüchern vorbereitet worden. Mir wurde die tiefe Hocke als Position angeboten, wobei ich von meinem Freund gehalten wurde. Die Herztöne waren wieder in Ordnung. Also schob ich nach Anleitung, so gut ich konnte. Ich habe in der „Austreibungsphase“ die Hypnose immer noch im Hintergrund gehabt, jedoch nach Anweisung bzw. mit der Unterstützung der Hebammen gearbeitet (ach ja, die 2. Hebamme wurde zur Austreibungsphase dazu gerufen.). Ich glaube nicht, dass ich dabei weder wirklich klar noch richtig weg war. Ich hatte zumindest was Besseres zu tun, als Schmerzen im klassischen Sinne wahrzunehmen. Es war verdammt anstrengend, aber die Kleine kam einfach nicht alleine bzw. nur mit meiner Hilfe um den Steiß rum. Egal – ob Fruchtblase öffnen, Vierfüßler, auf Toilette oder ein paar Schritte gehen – nichts half ihr und mir so richtig weiter…. Um 9 Uhr etwa wurde das erste Mal darüber nachgedacht, doch ins Krankenhaus zu fahren. Ich entschied mich dafür, nochmal alles zu geben, weil der lange Weg ja eigentlich schon hinter mir lag. Um 10 Uhr ließ die Intensität meiner Wellen nach und meine Hebammen klärten mich darüber auf, dass es echt kritisch werden könnte, wir sämtliche Ideen ausgeschöpft hatten und die Möglichkeiten in der Klinik (Wehen-Tropf, Saugglocke, Dammschnitt …) einfach der Geburt dienlich seien. Es ging einfach extrem langsam vorwärts. Ich war damit vollkommen einverstanden, da wir schließlich alles „Natürliche“ bestmöglich ausgeschöpft hatten. Die Hebammen haben uns im Krankenhaus angekündigt, um auszuschließen, dass es überfüllt ist und wir woanders hinmüssten.  

Meine Mutter fuhr mich und meinen Freund. Wir konnten zum Glück direkt vorm Eingang parken. Ich hatte dabei natürlich die ganze Zeit Presswellen zu veratmen – Spaß ist anders, aber es ging. Wie gesagt, echte Schmerzen sind auch anders. Der kurze Weg vom Auto zum Kreißsaal in den ersten Stock erschien mir ewig, da ich gefühlt alle 10 Meter eine Welle veratmen musste und stehen blieb. Oben angekommen, schien die Krankenhauswelt zwischenzeitlich zusammengebrochen zu sein: sie hätten uns am liebsten wegen Überlastung/zu vieler Geburten direkt wieder weggeschickt, obwohl wir ja telefonisch angekündigt waren. Das habe ich alles gar nicht wahrgenommen, da es von meiner Hebamme in meiner geistigen Abwesenheit geklärt wurde. Man könnte auch sagen, ich war bei mir auch ohne die Ortswechselhypnose.  

[Nun folgt der hässlichste Teil, bitte nicht unbedingt lesen, gehört aber zu meiner Geschichte] 

Ich wurde direkt in einen Kreißsaal geführt, wo ich mich auf eine Liege legen musste. Zuvor hat mir meine Hebamme ganz schnell mein erstes CTG der Schwangerschaft angelegt, was ich ganz toll fand diese Position allerdings nicht. Eine seeeeehr kompetente Assistenzärztin führte die MBU durch, welche den Stresslevel des Kindes ermittelt. Dabei habe ich das erste und einzige Mal während der ganzen Geburt vor Schmerzen geschrien, aber diese Untersuchung gibt es leider nicht in hübsch, und sie muss sein. Für Aufklärung über deine Methode der Friedlichen Geburt blieb da keine Zeit und trotz Ansage der Wellen schien die Ärztin das nicht im Geringsten zu interessieren. Die Geräte hatten zwar alle irgendwie eine Macke, aber die Befunde von CTG und Ultraschall waren bereits eindeutig, und es wurde entschieden, einen Kaiserschnitt zu machen. Dabei musste ich kurz schlucken und gleichzeitig wusste ich, es geht nicht anders, es gibt keine Alternative, ich muss da jetzt durch. Die Kurzaufklärung hätte man sich auch schenken können und ich unterschrieb. Es war aber ok für mich. Ich nahm es eher als eine Art Fakt hin, welcher durch eine neue Randbedingung entstanden ist.  

[Unschöner Teil vorbei] 

Ich wurde direkt in den OP-Saal gegenüber vom Kreißsaal geführt. Mein Freund wurde zum Einkleiden gebracht. Die Anästhesisten waren super freundlich. Mir wurde die Spinalanästhesie gesetzt. Ich war vorbereitet und die Chirurgin kam in den Saal. Sie meinte nur „Die Kleine hat sich etwas bewegt, wenn Sie einverstanden sind, probieren wir nochmal was Anderes. Wir würden die Saugglocke probieren. Ist das ok für Sie? Da müssen Sie nochmal mitpressen!“. Ich nur „JA, JA…. Machen Sie nur!!!!“ und eine Welle später (Ja, die Spinale hat da noch nicht komplett gewirkt!) war meine Kleine auf der Welt! – Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal um 11.42 Uhr. Ich hätte die Chirurgin knutschen können, weil ich ja haarscharf an dem doofen Kaiserschnitt vorbeigeschlittert bin. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr man sich über eine Saugglocke mit Dammschnitt freuen kann. Mein Freund kam erst rein, als die Kleine schon zum Bonding in meinem T-Shirt lag und hat im Gegensatz zu mir mal gefragt, welches Geschlecht denn unser Kind hat, während er vor Freude nur noch weinen konnte. 

Richtig gut und total tiefenentspannt geht es uns und unserer Kleinen erst, seit wir aus dem Krankenhaus wieder draußen sind. Jeder sagt uns, wie entspannt unsere Maus sei und was für ein großes Glück wir doch hätten. Meine erste Geburt verlief logischer Weise nicht wie vorher gedacht, aber ich bin über jede Entscheidung froh, die ich getroffen habe und auch über jeden Zeitpunkt, an dem ich Sie getroffen habe und würde alles wieder genauso machen. Es war selbstbestimmt und schmerzarm. Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wovon andere reden, wenn sie von Geburtsschmerzen sprechen. Aber ich will es eigentlich gar nicht erst herausfinden. Meine Begleiter haben mir sämtliche Aufgaben abgenommen, die nicht gut für mich gewesen wären. Und meine Hebammen waren einfach nur einsame Spitze. Ich gehöre echt zu den ganz Wenigen, die eine gute Betreuung vor, während und nach der Geburt erfahren durften.  

Meiner besten Freundin würde ich sowohl mein Geburtshaus, den Kurs „Die friedliche Geburt“ und eine körperliche Vorbereitung wie Yoga oder Aquagymnastik empfehlen. Mir selbst würde ich noch regelmäßige Wandertouren auf die To-Do-Liste setzen. Halbstrenge Ernährung nach Louwen (Verzicht auf Weizenmehl und Industriezucker in der letzten Schwangerschaftszeit) hat sicher auch nicht geschadet.     

              

Lerne meine Methode

Schritt für Schritt zu einem positiven Geburtserlebnis