Geburtsbericht von

Sina

ET+12: Wir hatten bereits einiges versucht, um die Wehen auf natürlichem Wege zu fördern. Bei der Vorsorge hatte meine Hebamme eine Eipollösung vorgenommen. Zusätzlich haben wir akupunktiert, homöopathische Kugeln verwendet und den unteren Rücken massiert. Ich war spazieren und habe Wehentee getrunken. Passiert ist aber weiterhin nichts.

ET+13: Bei der Vorsorge habe ich einen Einlauf bekommen. Meine Hebamme wollte bei der Klinik anrufen, um zu erfragen, wie es laufen würde, wenn ich morgen (Silvester) zur Einleitung müsste, denn am 31.12.2021 um 00:00 Uhr endete die Frist, in der ich im Geburtshaus entbinden könnte. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Mein Freund und ich sind noch spazieren gegangen und wollten danach ein Schläfchen halten. Dann rief sie mich aber an und sagte mir, dass ich in die Klinik müsste, einen PCR-Abstrich machen, damit es morgen schneller ginge. Da war mir schon zum Heulen zumute. Wir sind dann direkt in die Klinik gefahren. Mein Freund musste unten warten. Ich habe mich im Kreißsaal gemeldet und sollte kurz Platz nehmen. Ich fing direkt an zu heulen, weil es nun immer realer wurde, dass ich ins Krankenhaus müsste – und das auch noch mit Einleitung. Das Personal war aber ganz lieb. Der Gynäkologe wollte mich gleich noch zum Ultraschall dabehalten. Als er reinkam und losschallte, konnte ich nicht anders und fing wieder an, zu heulen. Er beruhigte mich, dass es alles gar nicht so schlimm sei und es keine große medizinische Intervention sei. Das half mir etwas weiter, aber machte es nicht besser.
Mit dem Baby war alles okay und er meinte, morgen müsse man dann aber wirklich einleiten, es sei immerhin ET+15. Er hätte aber keine Bauchschmerzen damit, mich heute nochmal heimzuschicken.

Auf dem Heimweg und auch zu Hause fing ich immer wieder an, bitterlich zu weinen, weil ich es einfach nicht verarbeiten konnte, dass mein Geburtshaustraum ausgeträumt war.
Scheinbar hat das viele Weinen aber etwas in Gang gesetzt, denn um 18.30 Uhr bekam ich auf einmal Unterleibsziehen im 10-minütigen Abstand. Irgendwann machte ich den Wehentracker an und stellte fest – das sind Wehen! Es ging tatsächlich von alleine los! Ich war überglücklich. Wir sind dann um halb 9 beide ins Bett gegangen, weil wir damit rechneten, dass es eine kurze Nacht wird und wir ein Silvesterbaby bekommen.

Ich bin kurz danach aber wieder aufgestanden, weil ich die Schmerzen im Bett nicht gut aushalten konnte. Ich holte mir meinen Gymnastikball ins Wohnzimmer, schmiss mir die Couchdecke über die Schultern, machte die Geburtshypnose über die Bluetooth-Box an und legte mich auf den Esstisch ab. In dieser Position verbrachte ich die komplette Nacht. Zwischen den Wehen konnte ich erstaunlicherweise immer kurz wegnicken. Um halb 4 entschied ich, meine Hebamme anzurufen, weil wir ja doch nur noch einen knappen Tag Zeit hatten fürs Geburtshaus. Sie kam dann vorbei und prüfte den Muttermund: ca. 2 cm. Okay, aber es tat sich immerhin etwas. Sie fuhr wieder und ich wehte weiter.

So ging der Silvestertag ins Land. Am Nachmittag kam sie noch einmal und prüfte den Muttermund. Es war noch nicht viel passiert. Ich wurde nervös. Nur noch wenige Stunden Geburtshausfrist und dann war auch noch Silvester! Draußen zündete ständig jemand Polenböller, die mich unglaublich aus der Konzentration brachten. Meine Gedanken kreisten langsam nur noch darum, ob wir mitten in der Silvesternacht mit dem Auto fahren müssen. Dazu kam, dass mein Freund leicht angeschlagen war und ich wollte, dass er sich auch mal etwas ausruht. Schließlich kam da noch etwas auf uns zu.

Es wurde wieder Nacht und nichts passierte, außer Wehen im Abstand von 3-5 Minuten, die sich anfühlten wie sehr fiese Menstruationsschmerzen, aus denen man sich rauswinden will, aber nicht kann. Ich hörte mittlerweile zum 4. mal die Geburtshypnose, konnte mit dieser aber relativ gut abschalten. Gegen 9 kam meine Hebamme noch einmal vorbei und prüfte. Der Muttermund war inzwischen bei 5-6 cm, aber ich hatte noch immer nicht die Phase erreicht, bei der sie einen ins Geburtshaus bestellen würde. Also haben wir entschieden, der Sache ein Ende zu setzen und ins Krankenhaus zu fahren. Meine Angst vor Mitternacht war zu groß und ich wollte auch einfach nicht mehr. Ich konnte meinen Kopf eh nicht ausschalten und fand zu Hause keine Ruhe. Mein Freund sollte versuchen, zu schlafen, bis ich ihn anrufe. Sein Handy hatte ich in den Ruhemodus gesetzt, sodass nur ich durchkomme – riskant genug in der Silvesternacht.

Meine Hebamme nahm mich mit zu ihrem Auto, auf dem Weg musste ich mehrfach in die Knie gehen und veratmen. Die Fahrt war auch nicht schön, wir haben viele Schlaglöcher in der Stadt :). Um 10 kamen wir in der Klinik an. Sie schob mich im Rollstuhl in den Kreißsaal, ich war dort bereits angekündigt. Der Kreißsaal war das Gegenteil von dem, was ich mir immer vorgestellt hatte – klein und nur ein Kreißbett drin, mehr nicht. Die Hebamme war sehr groß und resolut. Meine Geburtshaushebamme übergab ihr alle Infos, drückte mich nochmal und ging dann. Ich hatte Angst, dass die Hebamme meiner Geschichte gegenüber negativ eingestellt war. Sie wurde mit der Zeit aber immer netter. Es war auch noch eine Hebammenschülerin da, die sich sehr lieb um mich kümmerte. Dass ich nun im Krankenhaus war, muss eine weitere Blockade gelöst haben. Es fingen diese Wehen an, auf die wir die ganze Zeit gewartet hatten. Ich fing an, zu tönen. Mittlerweile waren all meine Vorsätze dahin und ich nahm die Empfehlung der Hebammen an – eine PDA.

Sofort war ein Team von Ärzten zur Stelle und ich wurde von allen Seiten gestützt, gepiekst, überwacht. Danach legte ich mich mit CTG am Bauch hin. Es war 00:01 Uhr, als die Hebamme reinkam und meinte „Also, das wird ein 2022er-Baby. Wir haben grad die magische Grenze überschritten“. Unglaublich – ich wünschte noch ein frohes Neues und dann konnte ich etwas schlafen.

Irgendwann wurde ich von einer seltsamen Wehe geweckt. Ich spürte einen krassen, nach unten ziehenden Druck in der Darmgegend und fing richtig an, zu beben. Ich drückte den Knopf und die Hebammen kamen. Nachdem ich das Gefühl schilderte, meinten sie, dass es jetzt losginge und ich meinen Partner anrufen könne. Der ging glücklicherweise sofort ran, da er überhaupt nicht schlafen konnte. Es war mittlerweile halb 2 Uhr und er machte sich auf den Weg. Ich bekam inzwischen regelmäßige Presswehen und innerhalb kürzester Zeit versuchte ich bereits verschiedene Positionen auf und um das Kreißbett. Auf einmal war es, als ob mein Körper übernehmen würde. Bei jeder Wehe habe ich so laut mitgetönt, dass ich mich selbst kaum erkannt habe. Etwa um 2 Uhr kam mein Freund rein und positionierte sich am Kopfteil des Bettes. Wir haben uns erstmal ein frohes Neues gewünscht.

Zwischen jeder Wehe hat er mir Wasser oder Labello reichen müssen. Die Wehen wurden heftiger und ich fing teilweise an, zu schreien. Irgendwann kam die heiße Phase, das merkte man an den Reaktionen der Hebammen, aber auch am Gefühl im Körper. Ich spürte, wie das Baby beim Pressen weiterkam, beim Entspannen, aber teilweise wieder zurückrutschte. Bis dahin waren die Wehen erträglich. Als es ans Köpfchen ging, verließen mich kurz die Kräfte, da die Hebammen meinten, ich solle über den Punkt hinausgehen, an dem es nicht mehr geht. Ich drückte, so fest ich konnte. Irgendwann war der Kopf endlich durch und in dem Moment spürte ich, dass da etwas kaputt gegangen war. Schmerzhaft war es zunächst aber nicht. Dann sollte ich noch einmal alles geben für den restlichen Körper. Ich wimmerte, dass ich mich nicht traue – aber hilft ja nix. Nach 1-2 weiteren heftigen Wehen war es auf einmal geschafft. Die Hebammen meinten, ich solle vorsichtlich zurück auf den Boden krabbeln, da wäre jemand, der mir Hallo sagen möchte. Und da lag der kleine Schatz zwischen meinen Beinen, schrie laut, hatte die Augen auf und umklammerte meinen Finger. Ich weinte vor Glück und Erleichterung. Endlich da! Es war halb 4 Uhr, die eigentliche Geburt dauerte also um die 2 Stunden. Danach habe ich mich aufs Bett gelegt und habe ihn direkt auf die Brust bekommen. Die Plazenta kam Gott sei Dank nicht lang danach und fühlte sich im Vergleich zum Baby, wie ein Wattebausch an.

Wir konnten erstmal viel Zeit zu dritt im Kreißsaal verbringen und kuscheln, während ich genäht wurde.

Die gesamte Geburt war das komplette Gegenteil von dem, was ich mir 9 Monate lang ausgemalt hatte, doch mich im Voraus damit abzufinden, war die eigentliche Schwierigkeit. In der Situation selbst war ich einfach nur froh, in guten Händen zu sein und bald mein Baby auf dem Arm zu haben. Ich empfehle also jeder Mama wirklich, über einen Plan B im Voraus nachzudenken, da ich das nicht gemacht habe. Meine Angst vor der Klinik war im Nachhinein aber völlig unbegründet und ich bin überglücklich, wie alles gelaufen ist. Die Hypnose hat mir über die Eröffnungswehen und die Latenzphase geholfen, während der Geburt selbst hätte ich sie mir allerdings nicht vorstellen können. Mein kleiner Schatz ist nun 11 Tage alt und durchaus entspannt.

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