Erfahrungsbericht
von Julia
Geburtsbericht DiDi Zwillinge, spontan quasi am ET
Schon zur ersten Geburt meines ältesten Sohnes habe ich mich mit der friedlichen Geburt vorbereitet. Ich hatte damals schon Angst vor Krankenhäusern & der Geburt und die Methode hat meine Ängste in Vorfreude & Spannung verwandeln können. Meine erste Geburt verlief dennoch in Teilen traumatisch, wie ich mit meiner zweiten Schwangerschaft nochmals merken sollte. Ich bin überzeugt, dass es extrem wichtig war, mein erstes Geburtserlebnis aufzuarbeiten, um den Weg zu unserer schönen zweiten heilsamen Geburt zu bereiten.
Aber von Anfang an... Wir wollten ein zweites Kind und ich hatte wieder Glück und wurde nach unserer Entscheidung dafür direkt schwanger. Ich hatte sehr früh heftige Symptome wie Atemnot, Schwindel & Übelkeit und dachte noch, dass ist ja deutlich heftiger als beim ersten Mal, nicht dass es Zwillinge sind! Der erste Ultraschall verlief normal und man gratulierte mir zur Schwangerschaft und ich war froh, dass es scheinbar keine Zwillinge waren.
Mit dem zweiten Ultraschall sollte dann die große Veränderung in unserem Leben beginnen. Ich & wir brauchten ein paar Wochen, um uns an den Gedanken von Zwillingen zu gewöhnen. Die Freude auf noch zwei Kinder war groß, wir lieben es wild & chaotisch und gleichzeitig war da eine große Angst vor der eventuell komplizierten Schwangerschaft & den körperlichen Veränderungen, der Geburt von Zweien, und dem danach. Ich hatte ein riesiges schlechtes Gewissen gegenüber unserem Ersten, der sehr sensibel ist und mir war klar, dass die Umstellung für alle heftig starten würde.
Ich begann deshalb auch sehr früh für uns nach Hilfe zu suchen. Wir nahmen uns eine Doula & später auch eine Haushaltshilfe an die Seite. Die erste Erleichterung machte sich breit, als wir erfuhren, dass es DiDi Zwillinge sind und diese oftmals nicht so viele Komplikationen mit sich bringen. Die Schwangerschaft verlief auch komplikationslos & ich habe versucht, einfach alles zu genießen, denn diese war meine letzte Schwangerschaft, was klar wurde, als wir heraus fanden, dass wir noch einen Jungen & ein Mädchen erwarteten.
Diese Schwangerschaft lehrte mich sehr, auf mein Gefühl & meine innere Stimme zu hören. Das führte dazu, dass ich in der 26 SSW nochmals die Hebamme wechselte. Ich hatte erst eine Begleithebamme aus dem Krankenhaus, weil ich die Hoffnung hatte, dass sie mir die Ängste vor einer erneuten Geburt im KH nehmen kann. Leider hatte sie wegen privater Sachen keine Zeit für mich, in einer Phase, in der meine Ängste sehr stark waren. Ich verabschiedete mich im Guten bei der KH Hebamme & mit den Worten "vielleicht sehen wir uns ja doch noch im Kreißsaal".
Mit meiner nächsten Hebamme hab ich mich dann sehr gut aufgehoben & umsorgt gefühlt. Auch habe ich meiner Gynäkologin oft nur mit einem Ohr zugehört, da sie mir viel zu oft erzählt hat, dass es höchst wahrscheinlich ein Kaiserschnitt wird und bis zur 38 SSW sind die Beiden spätestens da. Ich hab nie verstanden, weshalb zwei unbedingt immer früher kommen sollten als eins.
Ab der 34 SSW hatte ich, glaube ich, immer wieder leichte Vorwehen, aber das hatte ich beim ersten auch. Dank der ersten Geburtserfahrung wusste ich, dass ich schon wissen würde, wann es tatsächlich los geht. Mit meiner Hebamme & Doula & vielen guten Gesprächen im Krankenhaus konnte ich meine Ängste wieder beiseite schieben. In dieser Schwangerschaft habe ich tatsächlich wenig geübt und ganz ausgewählt die Hypnosen der friedlichen Geburt gehört.
Wichtig waren diesmal die Angstlösenden Hypnosen und die ERE Technik, die unglaubliches bei mir bewirkten! Ich konnte vorallem durch die letztere Methode mein Trauma aus der ersten Geburtserfahrung lösen. Ich war sehr entspannt und die Wochen vergingen. Bei der Gynäkologin begrüßte man mich irgendwann immer mit staunenden Augen, weil mein Bauch einfach riesig war und alle damit rechneten, dass die beiden sich früher auf den Weg machten.
In der 37 SSW sprach man uns im KH erstmals auf eine Einleitung an. Ich wusste, dass es langsam stressig wurde, da die Ärztinnen nach den Richtlinien handeln mussten. In der 38 SSW empfahl man uns daher auch die Einleitung, ließ uns aber auch abwarten, so lange es keine Gegenindikation gab. Tatsächlich spielten wir gedanklich durch, wie eine Einleitung aussehen könnte, aber meine körperliche Reaktion, ich fing an zu weinen, sagte mir deutlich, dass wir dafür nicht bereit waren. Ich sollte einfach alle 2-3 Tage zur Kontrolle kommen und natürlich immer sofort, falls ich denke, etwas stimme nicht.
In dieser Zeit sprachen uns die Hebammen aus dem KH, meine Hebamme & Doula immer gut zu, was uns sehr geholfen hat, bei uns zu bleiben. Den beiden ging es bei mir blendend und beide lagen seit Wochen in Schädellage. Ich ging jeden Tag am Wasser spazieren, meine Hebamme akpunktierte mich und bei den Besuchen im KH verneinte ich weiter die Einleitung. Niemand hätte gedacht, dass wir so lange vereint sind und ich überlegte, dass mein Due Date zur Einleitung einfach unser ET ist. Wären wir soweit gekommen, hätte ich mir das aber vielleicht auch nochmal überlegt! Ich wurde schon auch ungeduldig.
Nach meinen 1h stündigen Spaziergängen am Wasser zum KH hatte ich immer schöne Wellen, die zu Hause wieder verschwanden. Am Tag 39+6 SSW war es dann soweit. Nachts um 2:30uhr wachte ich auf und bemerkte erstmals deutlich regelmäßige Wellen, die alle 20min kamen. Ich sagte meinem Mann Bescheid und ging duschen. Diese Info musste ich erstmal selbst verarbeiten. Ich wusste wieder sofort... es ging jetzt wirklich los, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Nach dem Duschen fühlte ich mich so wohl, dass ich mich nochmal hinlegte zum Schlafen.
Vorher schrieb ich noch meiner Mama, dass sie sich nach dem Frühstück auf den Weg machen sollte für den sie 2h mindestens bräuchte. Mein Papa war schon bei uns. Da eh alle seit Wochen in "Alarmbereitschaft" waren, um uns zu unterstützen, war oft schon jemand zu Hause, um schnell den Ältesten übernehmen zu können. Als ich vor dem morgendlichen Trubel wach wurde, waren die Wellen circa alle 7-10min da. Nebenbei machte ich den Großen fertig, der von Papa, wie immer, in die Kita gebracht wurde. Wir sagten ihm nichts, denn wir wussten, dass er sonst dabei sein wollte und dafür hätte ich keine Kapazitäten gehabt.
Jetzt musste ich mich erstmals wirklich komplett auf die beiden Neuankömmlinge einlassen und ich freut mich darauf! Ich bat unsere Doula, zu 10Uhr zu kommen. Ich hatte es mir in unserem zukünftigen Wochenbettzimmer gemütlich gemacht mit Licht & entspannter Musik aus meinem Schwangeren Yogakurs. Mir war irgendwie wichtig, Frauenstimmen & ihre Musik zu hören. Später stellte auch mein Doula fest, dass es Lieder gab, die besonders in mir klangen & mir schöne kräftige Wellen verschaften. So schwang & tanzte ich mich ruhig ein. Ich bemerkte, dass bei Unterbrechungen & Unruhe die Wellen schwächer wurden.
Ich schickte auch meinen Mann & Doula nochmal weg, um allein zu sein. Als sie wieder kamen, erzählte mein Mann mir lustige Peppa Wutz Witze. Auch Lachen verschaffte mir schöne Gefühle & gute Wellen! Wir bestellten Sushi und als es ankam, kriegte ich plötzlich kaum noch ein Bissen runter. Meine Mama war da und ich wusste, dass sie bald los musste, um meinen Sohn von der Kita abzuholen. Da wollte ich nicht mehr zu Hause sein! Ich nahm schnell eine Sprachnachricht für meinen Sohn auf, in der ich erklärte, dass seine Geschwister heute kommen und wir uns schnellstmöglich wieder sehen & wünschte ihm eine gute Zeit mit Oma & Opa!
Dann schob ich mir schnell noch 2-3 Sushi zwischen die Zähne, denn ich wusste auch, ich brauche noch etwas Energie für den Rest! Unsere Doula brachte uns ins 5 Minuten entfernte KH. Dort angekommen, begrüßte uns meine erste Hebamme & ich freute mich, denn ich wusste, sie würde uns so unterstützen, wie wir uns das wünschten. Ich wurde gegen 15Uhr ans CTG angeschlossen und die Hebamme sagte mir, dass die Wellen alle 2-3min kamen. WoW dachte ich, ich merk es gar nicht so doll. Für mich waren sie mit der Ankunft im KH und dem dortigen ersten Trubel erstmal wieder weniger intensiv geworden.
Wir durften gleich in einen Kreißsaal. Mein Doula machte wieder die gute Musik an und wir schwangen uns wieder ein. Ich spürte, dass die Wellen nun deutlich intensiver wurden und musste auch nochmal weinen und alles loslassen. Alle Ängste um die Zwillings- & Krankenhausgeburt und um den Großen und die Zukunft... Dann konnte ich mich komplett auf die Geburt einlassen und ich bekomme jetzt noch Gänsehaut beim Schreiben... Erst stand ich am Bett und schaukelte mein Becken zur Musik. Meine Doula massierte mir nochmal das Kreuzbein. Die Hebamme, eine Schülerin und die Ärztin, die ab und zu reinkam, konnte ich komplett ausblenden und war aber auch ansprechbar.
Die Wellen waren krass! So kraftvoll & intensiv. Ich war ganz bei mir... ich habe kein Zeitgefühl mehr. Ich höre nur die Frauenstimmen der Lieder und mich und wie ich sage, dass das Spaß macht. Ich weiß, irgendwann war es dunkel und ich bin auf das Bett gewechselt in den Vierfüßlerstand und habe mich oben am Bett an den Händen meines Mannes festgehalten.
Der Pressdrang war noch intensiver. Den konnte ich bei meine ersten Geburt so nicht spüren. Innerlich konnte ich nur staunen über das, was passierte. Ich fing an, meine Kinder zu mir zu rufen bei den Wellen und begann jede Welle mit einem innerlichen "Ja!" und tönte dann auf "Jo" (die erste Silbe eines Namens) und "Komm". Und dieser Drang war so intensiv und diese Kraft, sich immer wieder zu überwinden und den Wellen positiv hinzugeben ... mitzufließen... das kam mir sehr lang vor... dann sollte ich noch mein rechtes Bein aufstellen, was ich machte und dann kam er.
Mein zweiter Sohn. Ich fühlte seinen Kopf zwischen meinen Beinen und mit der nächsten Welle war er, glaube ich, da. Die Hebamme reichte ihn mir durch und ich konnte ihn auf den Bauch nehmen. Die Nabelschnur war kurz und pulsierte schnell aus. In dem Moment wusste ich nicht, ob zuerst mein Sohn oder meine Tochter geboren wurde, das blieb auch bei den Untersuchungen vor Geburt immer spannend! Als ich also mein zweites Kind auf dem Bauch hielt, merkte ich, wie die Wellen direkt wieder los legten. Und ich dachte wieder nur, Ja! wow! Ja krass, es ist halt jetzt noch nicht vorbei und freute mich aber auch wieder nur.
Ich bemerkte, dass es um mich herum unruhig wurde. Dieser kritische Moment zwischen den Kindern. Es wurde nochmal mit dem Ultraschall geschaut, wie das zweite liegt und der erste wurde dem Papa übergeben. Irgendwer rief mir dann zu, dass es mein Sohn war, der zuerst kam. Die Unruhe wegen des Ultraschalls bekam ich mit, aber juckte mich gar nicht.
Ich drehte mich nun auf die Seite und hielt die Hände meiner Doula. Meine Tochter kam als Sternenguckererin nach 20min auf die Welt und auch sie bekam ich direkt auf die Brust. Und dann waren da plötzlich zwei. Zwei dunkle Augenpaare, die mich anguckten und direkt angelegt werden. Es war 20Uhr und ich weiß noch, wie baff ich war, als ich das erfuhr. Ich krieg die Abfolge nicht mehr hin, aber ich meine, danach gebar ich die Plazenta, als die beiden erstmals untersucht wurden. Diese riesige Plazenta, auch da konnte ich nur staunen.
Ich habe auch die Nabelschnur gefühlt, alles was mir bei der ersten verwehrt blieb, konnte ich fühlen und bin jetzt noch zutiefst dankbar dafür. Ich wurde noch genäht - ein Dammriss wie bei meiner ersten Geburt - und fand das deutlich unangenehmer. Danach haben wir uns ausgeruht. Ich lag nackt im Bett und hatte beide Kinder nackt in meinen Armen. Das Mykonium habe ich zum Großteil abbekommen und fand alles nur witzig. Es war kein Familienzimmer frei und ich entschied, dass wir noch nachts nach Hause fahren, denn dort würden wir gut umsorgt. Und dann begann unser Leben zu fünft :)