Erfahrungsbericht
von Andrea
Am 04. Mai 2024 war der berechnete Entbindungstermin von C., den wir vor seiner Geburt noch liebevoll „O.“ genannt haben. Mein Gefühl hat mir schon lange vorher gesagt, dass C. sich Zeit lassen würde und eher nach dem ET zur Welt kommen würde.
Ab dem 04. Mai musste ich dann jeden zweiten Tag zur Kontrolle, d.h. CTG und Ultraschall. Unter der Woche bei meiner Frauenärztin, am Wochenende im Krankenhaus. Am 08. Mai hat meine Frauenärztin dann im CTG Unregelmäßigkeiten festgestellt und mich mit einer Einweisung für eine Nacht ins Krankenhaus nach Gütersloh geschickt. Ihrer Meinung nach wies das CTG Besorgnis auf und sie rechnete mit einer Einleitung. Da mir irgendwie vor einer Einleitung graute, ich hatte schon viel Schlechtes darüber gehört, war ich nach diesem Termin erstmal völlig aufgelöst, habe dann aber mit F. telefoniert und wir haben entschieden, dass er nicht nach Hause kommt, meine Sachen gepackt und bin nach Gütersloh ins Elisabeth-Hospital gefahren.
Dort konnten mir meine Sorgen von einer lieben Hebamme (A.) schnell genommen werden – das CTG sei deren Meinung nach absolut unauffällig, trotzdem wurde zur Sicherheit vor Ort ein weiteres CTG geschrieben, dieses war ebenfalls unauffällig. „Gegen Empfehlung des Arztes“ habe ich mich dann selbst entlassen und bin wieder nach Hause gefahren. Zuhause tat sich aber weiter nichts, sodass die zehn Tage nach ET immer näher rückten.
Am 12. Mai (Sonntags) hat der diensthabende Arzt im Elisabeth-Hospital entschieden, so sagen es die Richtlinien, dass zwei Tage später, also am 14. Mai die Geburt eingeleitet werden soll. Wir konnten leider gar nichts richtig fragen oder sagen, der Arzt setzte das so rabiat fest und ließ gar kein Gespräch zu. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und noch immer wollte ich unbedingt, dass der Kleine selbst entscheiden kann, wann er sich auf den Weg zu uns macht. Aber leider traten bis zum 14. Mai auch keine Wehen auf, es ging also um sieben Uhr erneut mit gepackten Taschen ins Krankenhaus. Dort merkte eine nette Hebamme (G.) während des CTG Schreibens, dass ich mich eigentlich sehr vor einer Einleitung sträubte. Sie hat mich gefragt, wie es mir ginge. Ich sagte ihr, dass ich mir keine Sorgen um das Kind mache, das CTG war gut, die Fruchtwassermenge ausreichend, das Baby nicht zu groß und mir ging es auch gut.
Aber mein Gefühl zu einer Einleitung der Geburt war nach wie vor nicht gut. Die Hebamme ging sehr einfühlsam mit meiner Situation um und erklärte mir, dass ich heute auch ohne Geburtseinleitung das Krankenhaus wieder verlassen könnte, wenn ich vor dem Arzt gleich gute Argumente liefere. Und sie gab mir noch den Hinweis, dass meine Frauenärztin beim ersten Ultraschall den ET hätte nach hinten korrigieren können, es aber wohl nicht gemacht hat, weil es erst ab 5 Tagen Abweichung Pflicht ist. Der Mutterpass sagte, dass der ET für „O.“ wohlmöglich vier Tage später liegt. Gestärkt mit einem guten Gefühl und Argumenten habe ich es dann auch geschafft, die Ärztin Frau M. zu überzeugen und konnte auch am 14. Mai das Krankenhaus wieder schwanger verlassen. Sie rat mir allerdings dringendst, dass wenn sich nichts tun sollte, ich einer Geburtseinleitung 12 Tage nach Termin nicht mehr widersprechen solle.
So hatte ich nun zwei Tage Zeit mich an den Gedanken Einleitung zu gewöhnen und vor alle mich nochmal über die verschiedenen Einleitungsmethoden zu informieren und mich mit F. auszutauschen, welche Art der Einleitung am besten für uns ist. Am Donnerstagmorgen, 16. Mai, war ich bereits um 5 Uhr wach – einerseits die Aufregung und andererseits hatte ich das Gefühl, leichte Wehen zu spüren, diese blieben auch bis ich ins Krankenhaus fuhr. Am CTG dann allerdings wieder – Nicht. Das war mir irgendwie schon klar, fremde Umgebung, aufregende Situation, da macht mein Körper erstmal dicht. Also nun wirklich: Die Einleitung um kurz nach acht Uhr. Wir hatten uns für die mechanische Einleitung und da für den Ballonkatheder entschieden. Dieser wurde mir dann von der Ärztin Fr. M. und einer Hebamme gelegt. Es fühlt sich nach einem argen Druck im Unterleib an. Ich hatte auch Kreislaufprobleme.
Nach Anweisung der Ärztin sollte ich mich dann auf Station begeben und mich melden, wenn der Katheder entweder rausfiele oder zur regulären CTG-Kontrolle um 17 Uhr kommen. Der Katheder sollte einen Durchmesser von 3cm haben und wenn er rausfiele, hieße das, dass der Muttermund 3cm geöffnet sei. Die Ärztin und Hebamme waren sich aber quasi sicher, dass der Katheder zwar eine schöne Vordehnung darstellt, aber wir am kommenden Tag wohl auf die medizinische Einleitung zurückgreifen werden. Beim Verlassen des Kreißsaals hatte ich arge Schmerzen, musste auf Station aber noch meine Wünsche klären. Ich entschied mich für ein Einzelzimmer. Dort angekommen, machte ich auch nichts mehr, als mich hinzulegen.
Kurze Zeit später bemerkte ich bereits, dass die Schmerzen in regelmäßigen Abständen kamen und dann auch eine Pause machten. Da ich absolut keine Ahnung hatte, was die Einleitung mit meinem Körper gemacht hat, hat es eine Weile gedauert, bis ich bemerkt habe, dass das wohl Wehen seien müssen. In der Zwischenzeit kam eine Schwester, dass ich Essen auswählen solle, die Verwaltung rief an wegen der Papiere und die Putzfrau fragte, ob das Zimmer überhaupt schon gereinigt wurde und reinigte es dann um mich herum. Das alles war mir schon viel zu viel und ich hatte das Bedürfnis, einfach nur noch Ruhe haben zu wollen, warum merkte denn niemand, wie es mir ging und alle taten so, als sitze ich dort Zeit ab? Mit der Erkenntnis, dass es wohl Wehen sind, habe ich dann meine Kopfhörer aufgesetzt und die Hypnose von der Friedlichen Geburt gehört.
Ab diesem Zeitpunkt wusste ich – okay, ich bin jetzt unter der Geburt und ich wende an, was ich gelernt habe. Die tiefe Atmung, die Visualisierung und das Loslassen, Entspannen und die Wehen willkommen heißen. Es hat super funktioniert, ich war absolut bei mir, bin zwischen den Wehen immer wieder eingeschlafen, habe mich über jede Wehe gefreut und konnte mit der Atmung gut gegen den Schmerz andrücken, sodass es kein schlimmer Schmerz war. Das ging über einige Stunden so. Beim ersten Gang auf die Toilette dachte ich – na gut, das geht jetzt schon so lange, da wird der Katheder wohl bald herausfallen. Aber das tat er nicht, sodass ich für mich wusste – okay, das wird wohl eine längere Geschichte, wenn wir nicht mal bei 3cm Öffnung des Muttermundes sind. Also – genau so weiter machen.
Um ca. 15 Uhr rief F. an und fragte nach der Lage. Ich sagte ihm, dass ich das gerade ganz gut hinkriege und auch alleine gut zurecht komme bzw. so schaffe, die Ruhe zu behalten und bei mir zu sein. Er solle sich nicht hetzen und könne noch zuhause duschen und dann zu mir kommen. Dazu ist zu sagen, dass F. an diesem Tag seinen letzten Arbeitstag als Landschaftsgärtner hatte. Kurz nach dem Telefonat bemerkte ich, dass die Wehen stärker wurden und mir auch die Hypnose und die Atmung nicht mehr so leicht fiel. Ich dachte an die Worte – Geburt ist Bewegung und ging im Raum umher. Es half. Allerdings gelang mir die Atmung der Friedlichen Geburt nun nicht mehr, sodass ich auf die Atmung aus dem Vorbereitungskurs umstieg – „immerhin so“ war mein Gedanke. Bei den Wehen stütze ich mich mit meinen Unterarmen auf das Bett ab und kreiste mein Becken. So langsam kam in mir der Gedanke „ich dachte ich bekäme das besser hin, das wird noch ne harte Nummer hier“.
Die Zeit wurde länger und länger und F. kam und kam nicht – irgendwann schrieb ich ihm, er solle sich beeilen, ich kann nicht mehr. Da war er bereits kurz vorm Krankenhaus, sodass ich entschied, noch auf ihn im Zimmer zu warten. Der Katheder kam immer noch nicht heraus, sodass ich mich in dieser Situation auf einen langen Weg mit heftigen Schmerzen einstellte. Als Frederik dann um 17 Uhr endlich da war, habe ich nur noch gesagt: „Stell den Rucksack ab, nimm die Kreißsaaltasche, wir gehen!“. Er war etwas erstaunt, aber setzte meinen Wunsch direkt um. Auf dem Weg zum Kreißsaal mussten wir zwei Mal anhalten, damit ich zwei Wehen nach vorn gebeugt veratmen konnte.
Im Kreißsaal angekommen, sagte ich, dass wir um 17 Uhr zur CTG-Kontrolle da sind, dass ich mir aber auch warmes Wasser zur Schmerzlinderung in der Badewanne wünschen würde. Wir wurden zunächst ins Wartezimmer geschickt. Dort haben wir bestimmt 20-30 Minuten verbracht (genauere Angaben dazu muss F. machen). Eine andere schwangere Frau saß dort, vermutlich zu einer Kontrolle. Ich bin die ganze Zeit auf und ab gegangen und bei jeder Wehe habe ich mich auf F.s Schoß gestützt. Die andere schwangere Frau muss wohl auch gedacht haben „Ach du Schande, was kommt da auf mich zu.“ Dort hörte ich auch eine andere Frau schreien und meinte zu F. – „ach du Schande, hörst du das, die arme Frau, was kommt da noch auf mich zu…“.
Er hat mich beruhigt und meinte das sei ein Kind. Im derzeitigen Zustand habe ich das erst einmal geglaubt. Nach einer gewissen, für mich sehr langen Wartezeit, kam dann die Hebamme A. und hat uns gleich in einen Kreißsaal geführt. Nach der Frage, ob der Katheder schon herausgefallen sei und ich diese verneint habe, wollte sie erst einmal ein CTG schreiben. Ich habe also auf der Liege Platz genommen und sie mich verkabelt. Die Wehen waren sehr stark, das war auf dem CTG auch zu erkennen, der Kurze schlief allerdings (wie bitte geht das bei so starken Wehen..), sodass das CTG noch länger geschrieben werden musste. Die Hebamme A. betreute parallel eine andere Geburt, sodass sie den Raum häufig verließ. Ich fragte mich nur – wann macht sie denn nun endlich Wasser in die Badewanne und ist das CTG jetzt echt so notwendig..?! Nach einer gewissen Zeit fiel dann endlich der Katheder heraus, A. war gerade nicht da, sodass F. das ganze beseitigte und wohl erstaunt über die Größe des Ballonkatheders war.
Ein bisschen Erleichterung – puh, dann sind die 3 cm immerhin schon mal geschafft! Nach kurzer Zeit hatte ich dann das Gefühl unbedingt zur Toilette zu müssen – ich hatte schon gehört, dass viele Frauen bei der Geburt Stuhl verlieren, das wollte ich aber nicht, fragte A. also ob ich zur Toilette gehen könne. Sie hat mich vom CTG abgekabelt und ich konnte zur Toilette gehen. Dort presste ich ziemlich stark, aber leider ohne Erfolg. A. muss mich durch die Tür gehört haben und meinte nur „A., press mal nicht so stark – ich möchte hier keinen Claude.“ Und da kam der Gedanke – war das vielleicht wirklich schon das Baby? Also hörte ich auf zu Pressen und akzeptierte, wenn nun Stuhl unter der Geburt käme, ist das eben so, wird nicht das erste Mal sein. Zurück von der Toilette meine A. dann, okay, das CTG lassen wir jetzt mal, darf ich dich untersuchen? Na klar – als sie dann meinen Muttermund ertastete erinnere ich mich nur zu gut an die Worte: „A., du bist der Wahnsinn, der Muttermund ist komplett geöffnet.“.
Wow, doch schon so nah am Ziel, ein wunderbares Gefühl. A. rief noch den Arzt an, wusste aber schon, dass er es wahrscheinlich nicht mehr zur Geburt schaffen würde. Ebenso fragte sie mich, ob ich unbedingt eine Wassergeburt wolle, das könnte zeitlich nämlich sehr knapp werden. Das war aber nicht so, ich hatte den Wunsch nach der Badewanne eher, um die Schmerzen etwas zu verringern. A. holte sich noch eine zweite Hebamme zur Unterstützung (N.) und so haben sie mich ab diesem Moment schon in der Austrittsphase begleitet. Im Vierfüßlerstand probierten wir es mit zwei Wehen, es gelang aber noch nicht. A. fiel auf, dass ich noch gar keinen Zugang gelegt hatte und machte das noch. So sollte ich mich dann auf die Seite legen mit einem Bein in der Hand und beim Pressen mit voller Kraft spürte ich dann, wie sich das kleine Köpfchen nach unten schob.
In der Wehenpause fragte A. mich, ob ich das Köpfchen fühlen wolle und ich konnte es tatsächlich schon spüren. Fr. gab mir seine Hand und mit der nächsten Wehe und voller Kraft konnte ich unseren kleinen Sohn um 18.39 Uhr dann zur Welt bringen. A. fragte mich, ob sie ihn mir geben solle oder ob ich ihn nehmen wolle, ich ließ ihn mir geben und hielt unser riesengroßes und so zuckersüßes Wunder C. in den Händen, an meiner Brust. Ein unglaubliches Gefühl. A. selbst hat ein kleines Tränchen verdrückt und meinte, sie hätte in all den Jahren lange keine so schöne Geburt mehr erlebt und bestärkte mich, was für ein tolles Körpergefühl und auch Bauchgefühl ich hatte mit all meinen Entscheidungen auf diesem Weg (spätere Einleitung, Art der Einleitug). Mir ging es so gut, sowohl mental als auch körperlich (keine Geburtsverletzungen). Wir ließen die Nabelschnur auspulsieren, F. schnitt sie durch und zur Geburt der Plazenta war der Arzt dann auch anwesend.
A. zeigte und erklärte uns die Plazenta noch und dann ging es mit F. rüber zur U1 während ich mich im Kreißsaal schnell duschen konnte. Anschließend konnte ich mich in mein Bett legen, A. brachte uns in einen anderen Kreißsaal und dort hat sie uns geholfen, dass C. zum ersten Mal an der Brust trinken konnte. Ich habe die Geburt insgesamt als ein schönes Erlebnis wahrgenommen. Die Stunden und Wehen im Krankenhauszimmer hätte ich gerne zuhause erlebt. Ich bin dennoch sehr dankbar, trotz der Einleitung eine so natürliche Geburt erlebt haben zu dürfen. Die Zeit zwischen 8 und 15 Uhr habe ich als sehr intensiv, als schön und ruhig empfunden. Ab 15 Uhr habe ich die Wehen schon sehr stark gespürt, wusste aber weiterhin, dass mein Körper mir nur so viel zumutet, wie er auch ertragen kann.