Erfahrungsbericht
von Annika

Mein Geburtsbericht – 23.01.-24.01.2024

Frühe Phase der Geburt

Gegen 5:06 Uhr wurde ich von einer ersten Welle geweckt. Ich spürte sofort, dass es diesmal anders war als zuvor – intensiver und regelmäßiger. Bis 7 Uhr kamen sie alle 20 Minuten. Ich war ganz präsent und freute mich einfach. Es war auch der erste Tag, nachdem ich zuvor zwei Wochen krank war, dass ich mich wieder fit fühlte. Mein Partner T. war sofort nervös und voller Vorfreude.

Während er organisatorische Dinge erledigte, bereitete ich meine Kopfhörer vor und blieb ganz entspannt liegen. Um 11:30 Uhr machten wir letzte Erledigungen in der Stadt. Eine Welle zwang mich, auf dem Marktplatz kurz innezuhalten. Zurück zu Hause spürte ich, dass es allmählich intensiver wurde. Nach einem Einlauf um 14:30 Uhr wollte ich in die Badewanne, um mich zu entspannen. Dort kamen die Wellen alle 10–12 Minuten, und ich tauchte tief in die Hypnose ein.

T. kümmerte sich rührend um alles – das Schlafzimmer sowie das Zimmer für den Geburtspool war perfekt vorbereitet. Alles so, wie wir es vorab ausführlich besprochen und geübt hatten. Der Hausgeburt stand nichts im Wege und kein einziges Mal zweifelte ich im weiteren Verlauf daran. Während der SS war dies nämlich die größte Entscheidung, mit der ich echt gestruggelt habe: will meine Intuition die Hausgeburt oder fühle ich mich doch mit dem Krankenhaus wohler?

Intensivere Wellen & Übergang zur aktiven Phase

Nach dem Bad wurden die Wellen stärker und kamen alle 5–6 Minuten. Ich zog mich ins Schlafzimmer zurück, veratmete die Wellen konzentriert und blieb tief in meiner mentalen Arbeit.

Um 19:37 Uhr rief T. unsere Hebamme S. an, da meine Wellen inzwischen 40–50 Sekunden andauerten. Gegen 20:30 Uhr ging ich erneut in die Wanne, was wieder eine große Erleichterung brachte. Dort blieben die Wellen konstant alle 5 Minuten. Ich fühlte mich sicher und wollte S. erst später Bescheid geben.

So stimmten wir uns die ganze Zeit ab: T. kam ins Bad und misste die Wehen-Abstände durch das Beobachten meiner Atmung und wir vereinbarten, wann er das nächste Mal wieder reinkommen sollte. Als ich dann aus der Wanne kam, hatte ich erneut einen Wehenschub. Die Wellen waren sehr intensiv und bereits bei 2-3 Min. und mehr als 60 sek.

Zwei, drei Wellen hatte ich insgesamt, jeweils nach der Wanne, die mich übermannten und bei denen ich mich nicht mehr konzentrieren konnte: sofort verkrampfte mein Körper und es tat weh. Mein Bein fing an zu Zittern, was mich irritierte, da ich davon zuvor nirgends etwas gehört hatte. Das war eine intensive Stunde, bei der T. bei mir lag, da ich dort wirklich seine Nähe und Unterstützung brauchte. Dies war sicherlich die Übergangsphase. Ich hatte durchgehend die Kopfhörer auf und hörte immer die passende Hypnose von Kristin – mein absoluter Anker.

T. hatte auch die anderen eingeübten Anker gesetzt, doch daran kann ich mich nicht mehr bewusst erinnern – und dennoch war ich total klar. Dass ich durchgehend aufrecht sitzend im Bett in der gleichen Position verweilte, hatte ich mir absolut nicht vorgestellt: ich dachte, ich sei eher der Bewegungstyp. Irgendwann wusste ich: Jetzt soll S. kommen. Da war es ca. halb zwölf und nun hätte T. sie sowieso angerufen. Also genau das richtige Timing.

Ankunft der Hebammen & Übergangsphase

Gegen halb eins kamen S. und J., die Hebammenstudentin. Sie kamen kurz rein und untersuchten mich. Ich war froh, wieder alleine zu sein und dass ich wirklich komplett ungestört mit geschlossenen Türen im Schlafzimmer sein konnte. Diese erste Stunde, als die Hebammen da waren und ich alleine im Zimmer war, habe ich noch ganz deutlich vor Augen: das dunkle Zimmer, das Flackern von der dicken weißen Kerze und das sanfte rote Licht.

Ich war voll drin in der Geburtsarbeit, aber hatte auch kurze Zeit Bedenken, Angst vor der nächsten Wehe zu entwickeln. Es brauchte meine ganze Konzentration, um mich weiter zu entspannen. Ein Glück hielten diese Gedanken nicht lange an. Gegen 1:30 Uhr fragte T., ob ich noch in den Pool möchte – für mich eine riesige Erleichterung.

Bevor ich reingehen durfte, wollten sie mich nochmals untersuchen. Im Nachhinein war ich dort bereits bei 8-9 cm. Muttermundsöffnung.

Geburt im Wasser

Gegen 02 Uhr tauchte ich in das warme Wasser ein – das Zittern hörte sofort auf, und ich spürte die Erleichterung. Es war so herrlich und genau, wie ich es mir vorgestellt hatte, mein Element, umgeben von dem warmen Wasser, mit viel mehr Platz als in der normalen Badewanne.

Plötzlich fühlten sich die Wellen anders an: Ein starkes Ziehen nach unten, das ich nicht mehr wie üblich veratmen konnte. Nach drei dieser neuen Wellen rief T. S. dazu und fortan saßen mir die Hebammen gegenüber. Ich hörte weiter meine Hypnose und hatte die Augen durchgehend zu. Ich sagte T. noch, er solle bitte die entsprechende Hypnose zum Austritt anmachen.

Die Wellen wurden heftiger und ich klammerte mich an Tristan fest, der durchweg hinter mir saß. Irgendwann hörte ich ein Knacken – die Fruchtblase platzte. Ich schaute S. zwischendurch immer an, um mich zu vergewissern, dass alles OK ist. Sie lächelte jedes Mal und nickte mir ermutigend zu.

Einmal fragte sie, ob ich die Position wechseln möchte, aber ich war froh, weiter auf dem Rücken liegen bleiben zu können. Ich spürte lediglich einen durchgehenden Druck, als er im Geburtskanal war und sich immer mehr vordrückte. S. ermutigte mich, mit zu schieben.

Um 3:20 Uhr kam U. dazu, die zweite Hebamme. Dies war für mich auch eine der Kriterien für die Hausgeburt bei S. gewesen, dass sie bei der letzten Phase immer zu zweit sind. Dann endlich, mit einer heftigen langen Wehe, kam sein Kopf durch.

Beim zweiten Schieben folgte sein Körper und beim Nachdrücken, kam er ganz raus. Um 4:26 Uhr wurde unser Sohn geboren! Sie holten ihn aus dem Wasser und er schrie direkt. Beim Hochnehmen sagte T.: "Oh, ein Junge!", und ich konnte nun auch das Geschlecht sehen. Wir hatten uns bis dato überraschen lassen. Als er auf meiner Brust lag, wurde er sofort ganz ruhig.

Dieser Moment war surreal – ich konnte es kaum glauben. Nachgeburt & erste Momente Nach 10 Minuten halfen mir die Hebammen ins Schlafzimmer, unser Baby weiterhin auf meiner Brust. Wenig später kam die Plazenta. Nachdem wir mind. eine halbe Std. zu dritt ankommen konnten, half mir die Hebamme beim Anlegen.

T. durchtrennte die Nabelschnur mit einem Stoffband und die U1 wurde auf unserem Bett neben uns durchgeführt: 3.700g, übertragen und kerngesund. Ich wurde mit drei kleinen Stichen genäht – alles gut auszuhalten. Dann wurde mir bewusst: Ich darf wieder Süßes essen! T. brachte mir Lebkuchenherzen, die mich nun immer an diesen Moment erinnern werden.

Rückblickend war die Geburt genau richtig für mich – ruhig, ganz bei mir und im Vertrauen. Die eine Sache, die völlig anders ablief als gedacht, war die Dauer von 24 Stunden. Mit allem möglichen hatte ich gerechnet, aber damit überhaupt nicht. Was mich außerdem zutiefst bewegte, war die Reaktion von S. und U.: Sie waren so gerührt, dass sie Tränen in den Augen hatten und sagten, wie toll ich alles gemeistert habe. Sie hatten noch nie jemanden gesehen, der wirklich bis zum Schluss die Köpfhörer aufhatte.

Ich bin unendlich stolz auf diese Erfahrung und dankbar für die liebevolle Unterstützung von T. und den Hebammen. Ein unvergesslicher Tag, an dem unser Sohn auf die Welt kam.

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Journalistin
Nora Imlau22.09.2019
Hebamme
Nina