Erfahrungsbericht
von Jessica
Die friedliche Geburt unserer Tochter F. im Krankenhaus (ET + 9)
Ich habe kurz vor meinem Mutterschutz das Buch von Kristin gelesen, da ich auf der Suche nach “Halt” und einer positiven Herangehensweise an die Geburt war. Meine Schwangerschaft begann sehr anstrengend, denn ich hatte nicht mit der extremen Übelkeit und Erschöpfung gerechnet. Deswegen habe ich mich auch lange nicht mit dem Ende der Schwangerschaft beschäftigt, da ich mental voll eingenommen war von meinen Beschwerden.
Ich dachte lange, dass ich die Geburt einfach auf mich zukommen lassen werde und mich lieber nicht “zu viel” informiere, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mir das Thema Geburt immer mehr Angst gemacht hat. Meine Mutter hatte zwar zwei sehr gute Geburten, aber sonst kannte ich eigentlich nur negative Geburtsberichte. Ich kenne mich zwar mit extremen Schmerzen aus (Endometriose), aber ich merkte immer mehr, wie unsicher ich mich fühlte, ohne “Recherchearbeit” in die Geburt zu gehen.
Also habe ich mich für den Online-Kurs von Kristin entschieden. Ich begann mit den Hypnosen erst zu Beginn des Mutterschutzes und habe oft mit mir gehadert, dass ich nicht oft genug übe oder nicht in der Lage war, wirklich in Trance zu gelangen. Im Nachhinein ist das wirklich doof von mir gewesen, ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte und es hat mir so VIEL gebracht. Ich hatte wirklich irgendwann keine Angst mehr vor der Geburt und hatte auch keinerlei negative Szenarien im Kopf. Die Geburtsberichte von den anderen Teilnehmerinnen haben mir so ein gutes Gefühl gegeben: egal wie die Geburt abläuft, sie kann friedlich sein.
Ab ET war ich dann bis + 9 alle zwei Tage im Krankenhaus. Unsere Tochter brauchte wohl noch etwas Zeit. Vielleicht war die zusätzliche Zeit aber auch für mich wichtig - so konnte ich die Hebammen und den Ort viel besser kennenlernen und mich mental super auf die Geburt einstimmen.
Am Abend bevor unsere Tochter geboren wurde, hatte ich dann das erste Mal das Gefühl, dass es keine Übungswehen mehr sind. Da es nur so ein leichtes Ziehen im Bauch war, war ich mir aber auch irgendwie nicht sicher. Die Abstände, in denen ich diese extrem leichten Wellen spürte, waren auch noch sehr groß.
Mein Mann und ich gingen ins Bett mit der Hoffnung, dass der nächste Tag endlich der große Tag sein wird. Ich schlief tief und fest und wachte ab und an von einer Welle auf aber war sofort wieder eingeschlafen. Mein Körper hat nochmal so richtig Kraft getankt.
Am nächsten Morgen begann ich dann mit der Hypnose und diese lief bis 16 Uhr durch. Ich will hier auch vielen die Angst vor so einer langen Phase mit Wellen nehmen. Diese Zeit war für mich extrem schön und wirklich gar nicht schmerzhaft, der Körper hat sich einfach lange aber dafür super sanft vorbereitet. Es fühlte sich an, als würde mein Körper sich einschwingen und ich machte dasselbe mit der Hypnose. Ich schlief sogar nochmal eine Stunde.
Gegen 13 Uhr ging ich dann duschen und merkte direkt danach, dass die Wellen blieben und nun auch ca. jede fünfte etwas intensiver wurde. Mein Mann begann dann damit, während einer Welle auf mein Steißbein Druck auszuüben. In der ersten Stunde spürte ich die Wellen dadurch gar nicht mehr.
Mein Mann wurde immer ruheloser, da er (wie ich) nicht so genau wusste, wann wir jetzt ins Krankenhaus sollten, denn ich hatte Wellen im Abstand von 20 bis 8 Minuten. Immer wieder in sehr unterschiedlicher Intensität.
Doch dann wurde es 16 Uhr und ich hatte plötzlich das Gefühl: Ich will los. Ich bin froh, dass ich durch den positiven Zuspruch im Online-Kurs mir sehr viel mehr vertraut habe. Wenn wir später gefahren wären, dann wäre die Autofahrt nicht mehr so leicht gewesen. Wir machten uns also entspannt fertig und ich hatte die ersten Wellen im Stehen und empfand alles als sehr angenehm. Die Maske zog ich nie auf und hatte auch nicht das Bedürfnis, mich zu “zwingen”, in Trance zu kommen.
Ich sprach weiterhin mit meinem Mann und wollte auch alles sehen. Die Autofahrt war wie ein Willkommensgruß für unser Kind: den ganzen Tag war es sehr windig gewesen (das hatte ich im dunklen Schlafzimmer schon ab und an gehört) und als wir losfuhren, stand die Sonne schon tiefer und der Himmel war so blau, wie seit Tagen nicht mehr. Ich kam nicht aus dem Staunen heraus, irgendwie fand ich das alles so toll in dem Moment.
Wahrscheinlich nahm ich alles auch so viel intensiver wahr, weil ich die Kopfhörer auf hatte. Während der Fahrt hatte ich auch nur zwei stärkere Wellen und sonst nur sehr schwache - mein Kopf wollte mir schon einreden, dass sie uns wahrscheinlich sowieso wieder heimschicken werden.
Als wir ankamen, begrüßte uns die Hebamme H., die ich durch Zufall schon kannte. Sie hatte uns nachts betreut, als wir vor ein paar Monaten wegen einem stechenden Schmerz im Bauch zur Abklärung ins Krankenhaus gefahren sind. Man merkte ihr an, dass sie sich total auf die bevorstehende Geburt freute, als wir ankamen. Ich wollte auch hier selber mit ihr sprechen und gab ihr unser Geschenk + Karte selbst und machte es nicht so, wie geplant. Eigentlich wollte ich die Maske auf haben und meinen Mann alles klären lassen. Aber das fühle ich so gar nicht in dem Moment.
Sie hat mich dann erst einmal an das CTG angeschlossen und währenddessen hörte ich weiter die Hypnose auf den Kopfhörern. Mein Körper reagierte entweder auf das Krankenhaus oder es war wirklich meiner Intuition geschuldet, dass wir rechtzeitig vor Ort waren: ich hatte, als das CTG begann, plötzlich Wellen, die alle 2 - 3 Minuten kamen und alle intensiv waren. Ich hatte also kein einziges Mal Wellen im Abstand der magischen 5 Minuten. ;)
Mein Mann half mir wieder, mit Gegendruck auf das Steißbein die Wellen zu veratmen. Ich wollte außerdem, dass er das noise cancelling meiner Kopfhörer ausmacht. Ich wollte ganz nah bei ihm sein und hörte aber weiterhin die Hypnose, die ich nun gefühlt schon auswendig konnte. H. kontrollierte dann meinen Muttermund. Dieser war schon bei 4 cm und wir wechselten in das Wehen Zimmer mit Wehenwanne.
Dieses Zimmer mochte ich sehr, da ich dort sehr oft zur Kontrolle war und es gut kannte. Wir stellten die Hypnose um auf meine Bluetooth Box und ich stieg in das warme Wasser. Dies war gegen 18 Uhr. Die erste halbe Stunde half das Wasser extrem und die Wellen wurden nicht intensiver und ich genoss die Zeit mit meinem Mann und dem schönen Licht der untergehenden Sonne, die durch die Vorhänge strahlte.
Dann kam die Phase der Geburt, die ich durch die friedliche Geburt so viel besser meistern konnte. Ich hatte mir gar nicht vorstellen können, was der Druck der Fruchtblase auslösen kann: die Wellen kamen in Abständen von wahrscheinlich unter 60 Sekunden, ich spürte einen extremen Druck nach unten. Mein Mann kam dann in dieser Zeit an meine rechte Seite und hielt mich bei jeder Welle sehr stark fest, was mir so viel Halt gab. Er meinte zu mir, dass ich einmal gesagt habe: “Ich kann das nicht!”, aber mich sofort korrigiert habe und Sachen gesagt habe wie “Es ist nur eine Wehe.”, “Ich pack das!”, “Jede Wehe bringt mich näher zu meinem Baby!”.
In dieser Zeit hätte ich auch gern Schmerzlinderung erhalten. Ich hatte auch zwei Schmerztabletten von H. bekommen, aber die konnten wahrscheinlich gar nicht mehr wirken. Mein Mann hat dann auch Lachgas angesprochen für mich, jedoch wäre das in der Wanne nicht gegangen und alles in mir wollte auf keinen Fall aus der tollen Badewanne raus. Hier konnte ich auf alle Viere gehen und die angenehme Wärme vom Wasser spüren.
In dieser Phase wollte ich unbedingt, dass H. nochmal meinen Muttermund überprüft, denn mir war schon irgendwie klar, dass das alles extrem schnell geht gerade. Sie tastete und meinte 6 cm. Später erzählte sie mir, dass sich der Muttermund in diesem Moment auf 8 cm weitete, als eine weitere Welle kam.
Das war auch der Zeitpunkt, in dem beschlossen wurde, dass das Kind in der Wehenwanne kommen wird. Das Krankenhaus hat 12 Stunden Schichten und um kurz nach 19 Uhr kam die zweite Hebamme hinzu, die mich ab da noch zusätzlich begleitete. Denn um 20 Uhr war Schichtwechsel.
V. kannte ich auch schon, auch wieder ein toller Zufall. Sie hatte eine der Übertragungskontrollen gemacht. Sie kam in den Raum und strahlte sofort so eine Freude darüber aus, bei meiner Geburt dabei sein zu dürfen. Das war wie ein neuer Kraftschub für mich.
Ich bekam auch nebenbei mit, wie die Hebammen sich leise darüber unterhielten, wie wundervoll sie es finden, dass sie eine Wassergeburt mit der friedlichen Geburt machen können. Denn siehe da, sie kannten die Methode und den Kurs von Kristin und hatten auch eine Fortbildung bei ihr gemacht. Ich weiß noch, wie beruhigend das auf mich gewirkt hat, dass hat mir nochmal so ein gutes Gefühl gegeben.
Es wurde nun etwas voll im Raum, aber ich war weiterhin voll bei mir, auch wenn ich die Hypnose nicht mehr gut hören konnte - sie hatte sich aber über den Tag hinweg regelrecht in meinem Kopf eingebrannt. Denn ich war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon in der Übergangsphase, aber war mir dessen nicht bewusst, da ich davon ausging, dass sich der Muttermund bei mir bestimmt nicht so schnell öffnen wird.
Ich bekam aber gegen 19:20 Uhr durch das extreme Druckgefühl einen Pressdrang. Ich äußerte diesen auch und war überrascht, dass H. sagte: “Dann gib dem nach!” Und ich tat das auch sofort. Um 19:24 Uhr platzte meine Fruchtblase mit einem richtigen Knall. Und es tat so gut! Das war der Moment, in dem ich realisierte, ich werde gleich ein Kind auf die Welt bringen und ich habe es so gut schon bis hier hin geschafft und werde das jetzt mit links machen. Auch war das Druckgefühl nun viel weniger ausgeprägt.
Irgendwann in dieser Zeit wurde mir sogar noch ein Zugang gelegt. Dieser „Eingriff“ war während der starken Wellen wirklich nicht angenehm, aber ich konnte das super ausblenden. Denn es war nun so weit: ich durfte pressen. V. wies meinen Mann noch an, auf die Hypnose zur Austrittsphase umzustellen (wie cool ist das bitte??) und er wechselte das Audio.
Diese Phase fühlte sich unfassbar stark an und ich weiß noch, dass das einzige, dass ich von der Hypnose mitbekam, die Worte “pressen, pressen, pressen” waren und ich nutzte dann auch Ausrufe, wie “Ich presse!” oder “Mein Baby, komm!”.
Ich weiß auch noch, dass ich mir in dem Moment schon dachte: „Ach man, ich wollte doch nicht rumschreien…“ Aber jetzt verstehe ich auch, wieso viele Frauen „so laut“ werden. Es hat sich einfach richtig angefühlt und durch die Arbeit von Kristin und auch den Geburtsvorbereitungskurs meiner tollen Wochenbetthebamme, habe ich das Gefühl schnell abgeschüttelt und einfach weiter gemacht. H. meinte im Nachhinein auch zu mir, dass das nicht laut war, sondern man die Kraft darin gespürt hat.
Der Kopf unserer Tochter kam langsam, aber sicher, als ich in der Hocke war und ich durfte ihn berühren und selbst festhalten. Mit dem Rücken an das Ende der Wanne gelehnt, kamen die Schultern und der Körper. Somit kam unsere Tochter um 20:01 Uhr auf die Welt. Ich wurde noch gefragt, ob ich sie hochnehmen will aber ich glaube ich war in dem Moment etwas überfordert, da alles so schnell ging.
Also legte H. sie mir auf den Bauch und wies mich an, sie zu mir hochzuziehen. Das tat ich dann auch - so ein surrealer Moment. Die Plazenta kam auch in der Wanne und mein Mann konnte unsere Tochter dann nehmen und in den Kreißsaal bringen, in dem ich dann nachversorgt wurde. Dort fand dann auch das Bonding statt. Ich hätte mir die Geburt nicht schöner vorstellen können - auch wenn es ganz anders verlief, als ich dachte (besonders mein Drang, zu kommunizieren), war es perfekt.
Im Nachhinein, als ich Freunden von der Geburt erzählte, fiel mir auf, dass ich wirklich keinen Gedanken daran verschwendet habe, dass die Geburt nicht gut sein wird. Ich war überzeugt, dass alles gut wird, egal was passieren wird. Ein weiterer besonderer Dank geht an das Kreißsaal-Team vom Helios Amper-Klinikum Dachau. Dass die Hebammen die friedliche Geburt kennen und unterstützen, war echt nochmal das Sahnehäubchen on top.
Es war wunderbar, so selbstbestimmt und flexibel in einem Krankenhaus entbinden zu dürfen. Das Wehenzimmer mit der Wanne hat sich eher wie ein kleines Zuhause angefühlt.