Erfahrungsbericht
von Lisa H.
Hi liebes Team, hier ist mein Bericht! Vielen Dank für euren Einsatz! Geburtsbericht L.
Ich möchte niemals vergessen, was für ein magisches, wunderschönes Erlebnis unsere Geburt war. Deshalb versuche ich, in Worte zu fassen, was in Vergessenheit geraten könnte. Erstmal ein Paar Zeilen zum Verlauf der Schwangerschaft und der Vorbereitung, denn ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur so dieses wundervolle Erlebnis erfahren konnten.
Schwangerschaft: Bereits vor einigen Jahren bin ich auf den Podcast und das Konzept der “Friedlichen Geburt” gestoßen. Damals durch den Geburtsbericht von Juli (Solandpepper/ SockeninSandalen). Ab hier war meine Angst vor Geburt direkt verflogen, die ich, weit bevor es in die konkrete Kinderplaning ging, durchaus hatte. Ab hier wusste ich, das will ich auch und das kann ich auch. Ich fand schon immer das Konzept Geburt in Verbindung mit Schmerz, Qual und Trauma nicht stimmig und nun wusste ich, dass dieses Gefühl richtig war.
Ich hörte immer mal wieder in Kristins Podcast rein, nicht weil es mich betraf, sondern weil ich das Thema Körper und Geburt einfach spannend und wissenswert finde. Ich wusste, wenn ich schwanger werde, werde ich genau dieses Program nutzen. Jahre später war es nun soweit. Wir sind direkt im ersten Zyklus schwanger geworden. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich eine Person des Bauchgefühls bin. Ich bin sehr im Vertrauen mit mir und verlasse mich immer auf meine Intuition. Und so auch jetzt wieder. Ich wusste zwei Tage nach der Befruchtung, dass ich schwanger bin und so habe ich, als ich endlich konnte, nur noch einen Schwangerschaftstest als Beweis für die anderen gemacht.
Dieses Bauchgefühl und Vertrauen sollte in der späteren Schwangerschaft noch eine große Rolle spielen, dazu aber später mehr. Ersteinmal kann ich aber noch weitere Punkte nennen, in denen ich mir einfach sicher war. Ich wusste, dass unser Kind ein Junge wird und ich wusste, dass er in der 29. SSW zur Welt kommen wird. So hatte ich auch mehr Zeit als mein Mann, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, kein Mädchen zu bekommen. Nicht, dass uns das Geschlecht wichtig gewesen wäre, aber ich dachte, mit Mädchen kenne ich mich aus, da fühle ich mich sicherer.
Nun aber zurück zur Schwangerschaft. Ich wusste also nun offiziell, dass ich schwanger bin. Nachdem ich also meine beste Freundin und meinen Mann von der Bestätigung berichtet habe, ging nun die Planung los. Denn ich liebe es, Ereignisse zu Planen. Urlaub, Hochzeit oder dieses mal halt die Geburt (ich verstehe nicht, wie man in das Thema Geburt nicht die gleiche Planungsintensivität stecken kann).
Direkt rief ich beim Frauenarzt an und machte einen Termin (hier wusste ich noch nicht, dass die Vorsorge komplett durch die Hebamme gemacht werden kann). Zeitgleich suchte ich mir eine Hebamme. Da ja schon fest stand, wir wollen eine Hausgeburt (mein Mann war da direkt auf meiner Seite und wollte mich einfach unterstützen), stieß ich auf das Hebammen-Team “Hand in Hand”. Auf der Website war mir das Foto von G. direkt Sympathisch und sie hatte auch noch Zeit. Ich wusste nämlich, ich brauche jemanden, bei dem ich mich wohl fühle und der mich und meinen Geburtsplan versteht und genau so war es bei G.
Ab Beginn der Schwangerschaft hatte ich stark mit Übelkeit zu kämpfen. Bei zu doller Belastung bekam ich Unterleibsschmerzen. Ich konnte aber gut auf meinen Körper hören und mied alles, was mir nicht gut tat. So auch meine damalige Frauenärztin. Ich suchte mir eine neue, einfühlsame Ärztin und ging ins Beschäftigungsverbot. Nun konnte ich mich endlich auf uns konzentrieren. Ich hörte weiter sehr intensiv den Podcast und machte die Übungs-Hypnosen im Program.
Ansonsten lief meine Schwangerschaft komplikationslos, so empfand ich es zumindest. Denn durch eine Zufallsdiagnose stellte meine Frauenärztin einen zu kurzen Gebärmutterhals fest. Nun begann das Chaos der Gefühle, denn ICH wusste, mit mir und dem Baby ist alles gut, trotzdem fiel es mir schwer, mich gegen die Ärztin zu behaupten. Sie war sehr freundlich und ich wollte nicht, dass sie sich nicht wertgeschätzt fühlt und natürlich machte ich mir einerseits auch Gedanke, ob mein Bauchgefühl wirklich richtig ist.
Auf Anraten fuhren wir also ins Krankenhaus, ein weiterer Ultraschall, CTG und Fobronektin Test. Ergenis: Verkürzter Gebärmutterhals mit Trichterbildung, keine Wehen und ein negativer Test. Das alles war mir schon zu viel, mir ging es gut, meinem Kind ging es gut. Nach diesen Ergebnissen wurde uns geraten, im Krankenhaus zu bleiben, Lungenreife und Wehenhemmer sollten verabreicht werden. Wir entschieden uns gegen diesen ärztlichen Rat. Ich musste unterschreiben, gegen Anraten, das Krankenhaus wieder zu verlassen. Ein komisches Gefühl, auch wenn es sich richtig angefühlt hat.
Trotzdem vereinbarten wir, in 2 Tagen wieder zu kommen. In dieser Zeit horchte ich noch tiefer in mich hinein, ich war verunsichert, aber immernoch entschlossen, dass alles gut ist. Ich besprach ebenso alles mit Gesa, die mir viel Ruhe schenken konnte. Zudem nahm ich hochdosiert Magnesium und ein homöopathisches Mittel. Nun waren wir gespannt auf den nächsten Krankenhaus Termin, wenn auch widerwillig.
Ich hatte vorsichtshalber meine Krankenhaustasche mitgenommen, wir hatten uns überlegt, wenn der Gebärmutterhals sich weiter verkürzt hat, würden wir wohl die Lungenreife spritzen lassen, jedoch keinen Wehenhemmer ohne Wehen. Dieses mal waren wir bei einer anderen Ärztin. Wieder CTG und Ultraschall. Keine Wehen und der Gebärmutterhals war wieder länger. Sie riet uns, einfach wieder nach Hause zu fahren und gab Entwarnung.
Endlich wieder aufatmen und glücklich sein, auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. Denn ich bin mir sicher, das dies sonst der Anfang einer Interventionsspirale hätte sein können. Das wollte ich auf keinen Fall und es ist so schwierig, nein zu sagen. Aber man darf nein sagen. So nahm die Schwangeschaft ihren Lauf, mein Gang glich immer mehr dem eines Pinguins und die Symphysenschmerzen wurden immer doller. Trotzdem konnte ich meine Schwangerschaft total genießen. Dieses Wesen in sich heranwachsen zu lassen, unbeschreibliche Gefühle.
Außerdem übte ich immer mehr meine Meditationen des “Die friedliche Geburt” Programms. Einfach so, wenn ich mal unruhig war oder um morgens gut in den Tag zu starten. Wir haben beide getippt, dass unser Baby in der 39 SSW zur Welt kommen wird. Und so war es auch. Morgens war unsere zauberhafte Hebamme noch da, derer Tipp war jedoch: Das wird noch dauern, euer Baby hat noch Zeit. Das fühlte sich für mich aber irgendwie nicht mehr so an.
Trotzdem nahm ich es auch nicht ganz so ernst, ich war nämlich noch in den letzten Zügen der Vorbereitungen. Kliniktasche für eine Verlegung ins Krankenhaus, inklusive Geburtsplan war gepackt, Briefe für die Hebammen geschrieben, mein Mann eingewiesen, was zu tun sei, wenn die Geburt startet. Geburt: Den Tag über habe ich noch letzte Alltags-To- dos abgearbeitet.
Abends war ich einkaufen und sagte noch zu einer Kollegin. Jetzt ist alles erledigt, ich hau mich jetzt mit Snacks ins Bett. Erledigt vom Tag tat ich das, kein Gedanke mehr an die Geburt, dass sie bald losgehen würde. Doch ich hatte Magengrummeln, oh nein, nicht, dass ich mir den Magen verdorben habe. Ich ging mehrfach aufs Klo. Trotzdem war etwas anders. Einfach nur ein Gefühl.
Aus diesem Gefühl heraus bat ich meinen Mann, die Badewanne ein zulassen. Nur mal kurz testen, ob sich das noch wohlig anfühlt oder meine “Magen-Darm-Beschwerden” doller werden. Zu diesem Zeitpunkt war ihm wohl schon klarer als mir, dass unsere Geburt los ging.
Als ich im Wasser sehr schnell merkte, dass es nur noch intensiver wurde, verließ ich die Wanne sofort wieder und startete einfach mal den Wehen Tracker. Komisch, Magen Darm Beschwerden in Intervallen. Moment mal: ”Schatz, die Geburt geht los!”
Jetzt lief alles wie vorher geplant, ich tauchte direkt in meine Meditation ab und mein Mann fing an, seinen Plan der Vorbereitungen abzuarbeiten. Die Hebamme informieren, Licht aus, Lichterkette an, usw. Es war 23 Uhr. Ich hatte immer stärkeren Druck nach unten, wirklich vergleichbar mit auf Klo müssen, nur dass ich halt nicht musste. Er richtete mir von der Hebamme aus, ich solle entspannt bleiben und Bescheid sagen, wenn es los geht. Bei mir dachte ich, woher weiß ich denn, dass es los geht. Dieses Gefühl war schon so intensiv.
Kurze Zeit später bat ich meinen Mann, der Hebamme zu sagen, sie solle jetzt kommen. Es fühlte sich so an, dass es wirklich Zeit ist, dass sie kommt. Ich hatte einen großen Bewegungsdrang, ging langsam in der Wohnung umher und probierte unterschiedliche Positionen während der Wehen. Ganz intuitiv. Das was sich gut anfühlt. Nur einmal bin ich aus meiner Ruhe gerissen worden, eine Deo Wolke zur unbedachten Vorbereitung meines Mannes. Durch seinen Einsatz, die Wolke wieder weg zu wedeln, hat sich das aber schnell wieder gefangen. Im Nachhinein eine lustige Anekdote.
Mein Mann trackte nebenbei die Wehen, alle 5 Minuten eine Wehe von einer Minute. Das bekam ich aber gar nicht mit. Außer unserer kurzen Kommunikation über die Hebamme war ich total in mir versunken. Als die Hebamme die Wehenabstände hörte, kam sie schnell vorbei.
Um 23.50 Uhr war sie da, schnell das Equipment ausgepackt und um 0.00Uhr platze die Fruchtblase. Ich bat meine Hebamme, nach dem Muttermund-Status zu schauen, es fühlte sich alles schon so intensiv an, ich wollte einfach einordnen können, was da vielleicht noch alles kommt. Ich weiß, der Muttermund öffnet sich nicht linear. Trotzdem hoffte ich, ein bisschen abschätzen zu können.
Und dann kam die Überraschung: 9cm. Das gab mir Bestätigung. Einfach so weiter machen und hier wusste ich, kein Problem, das bekomm ich hin! Tief in meiner Meditation hatte ich überhaupt kein Zeitgefühl. Ich ließ meinen Körper einfach seine Arbeit tun. Zwischendurch dachte ich nur “ wenn ich jetzt still sitzen müsste, um ins Krankenhaus zu fahren, unvorstellbar.” Denn ich musste mich bewegen. Auf und ab gehen, die Wehen verbrachte ich mal kniend vor dem Bett, mal am Schreibtisch abstützend.
Ich dachte mir: und wann fängt es jetzt an, weh zu tun? Spoiler: gar nicht mehr. Ich will damit nicht sagen, dass das alles ein erholsamer Strandspaziergang war, eher ein Marathon. Aber ein schöner, voller Endorphine, Stärke, über sich hinaus wachsen. Ich hatte bei jeder Wehe unglaublich starken Druck nach unten. Meine Hebamme hatte mittlerweile die Zweithebamme angerufen, welche bereits auch eingetroffen ist.
Dies bekam ich aber alles nur am Rand mit. Quasi so, wie wenn man ganz vertieft in eine Fernsehsendung oder in ein Buch ist. Man vergisst einfach Raum und Zeit. Zwischendurch äußerte ich kurz meine Bedürfnisse. Trinken! Kalter Lappen für die Stirn! Anderer Kopfhörer! Meine Hebammen und mein Mann hielten sich zurück. Unterhielten sich nur leise, hörten zwischendurch nach Babys Herz, gaben mir Bestätigung, wenn ich diese brauchte und gaben mir Empfehlungen zu Positionen, wenn sich Babys Herztöne im Stand änderten.
So kam es dazu, dass mein Mann zwei Stunden mein Bein hielt, weil ich bei fortschreitender Geburt auf der Seite liegen wollte und Babys Herztöne so tiptop waren. Und irgendwo musste ich nunmal mein Bein abstellen. Auch unsere Babybay hat sich bereits in dieser Nacht bezahlt gemacht, denn sie diente mir als Griff, an dem ich ziehen konnte, um den Druck der Wehe zu verarbeiten. Danach haben wir sie nur noch als Nachtisch Ablage benutzt.
Zwischendurch stand ich auf, weil ich auf Toilette musste. Mir kam ein anderer Geburtsbericht in den Kopf, und so fühlte ich danach im Stehen nach Babys Köpfchen. Krass, ich fühle Haare. Ist das etwa der Kopf, fragte ich: ”Ja das ist dein Baby. Alles gut!“ Alles gut. Okay, ich kann da nichts kaputt machen. Einfach so weitermachen, das schaffen wir. Obwohl ich nicht kraftlos war, gab mir das nochmal neue Kraft.
Der Begriff labour trifft es für mich schon ganz gut. Ich arbeitete das Baby immer weiter nach unten. Ich merkte, wie irgendwann Spannung entstand, und Babys Köpfchen sich immer wieder hin und her bewegte. Irgendwann verließ mich ein bisschen die Geduld. Ein Bein aufgestellt vor meinem Mann kniend, wurde unser Sohn nun in einer kraftvollen Wehe geboren. Dabei sagte ich nun kurz autsch. Das erste Mal so etwas wie Schmerz. Aber quasi so wie mit einem Blatt Papier in den Finger schneiden, nur ein kleines Ziehen und schon wieder vorbei. Hätte ich mehr Geduld gehabt, hätte ich auch das sicher umgehen können.
Die Hebamme half, unseren Sohn hochzunehmen und ich wünschte mir, dass mein Mann ihn zuerst auf den Arm nimmt. Ich musste erstmal zwei Atemzüge nehmen, um zu realisieren, was hier einfach mal so grad passiert ist. Danach nahm ich dieses wunderschöne Wesen auf meine Brust. WOW!
Nach der Geburt: Ich war völlig begeistert! Wann machen wir das wieder, fragte ich. Alle lachten. Nach einer halben Stunde durchtrennte mein Mann die Nabelschnur. Ich musste pinkeln und schon wollte auch die Plazenta geboren werden. Meine Hebamme fragte, ob ich mal versuchen wollte, ihn an die Brust anzulegen. Achja, da war ja was. Ich war so im Oxytocin Rausch, ich hätte es fast vergessen. Ich habe mich bereits im Vorhinein auch hierzu viel informiert. Also trank mein Sohn eine Stunde nach seiner Geburt das erste Mal Milch.
Im Anschluss wurde meine Geburtsverletzung versorgt. Wir erinnern uns an das kleine Autsch. Aber auch das war Dank Betäubungscreme und Spritze kein Problem. Ich merkte nichts. Auch hierbei lief wieder eine Meditation. Aber dieses mal war ich nicht so versunken. Wir unterhielten uns über dieses magische Erlebnis, und darüber, wie lange die Naht noch dauert, ich musste nämlich schon wieder dringend pinkeln.
Schlusswort: Mich selbst hat es so sehr bestärkt, während der Schwangerschaft positive Geburtsberichte zu lesen. Denn es gibt sie, und zwar nicht wenige. Also möchte ich auch meinen teilen. Geburt will nicht pathologisch, voller Schmerz, Kontrollverlust und Trauma sein, wie sie meistens dargestellt wird. Ob in Filmen oder von Verwandten. Geburt ist so viel mehr. Sie ist Ermächtigung, Selbstbestimmung und Urkraft.