Erfahrungsbericht
von Lydia
Ich denke, es lohnt sich, meinen Geburtsbericht hier einzureichen, da ich – glaube ich – einen eher unkonventionellen Weg mit der Friedlichen Geburt gegangen bin.
Ich wurde im September 2024 unerwartet schwanger und fing ziemlich früh an, den Podcast zur friedlichen Geburt zu hören, der mir von einer Bekannten empfohlen wurde. Es war mir eine große Hilfe, mich damit an die Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft heranzutasten, da ich mich ziemlich überrumpelt fühlte und zugegebenermaßen auch damit zu kämpfen hatte, dass mein Leben, wie ich es kannte, bald eine andere Färbung annehmen würde.
Nach dem ersten Ultraschall, wo man sah, wie wild das kleine Herzchen klopfte, fasste ich aber zunehmend Mut und war auch schlichtweg sehr beeindruckt von diesem winzig kleinen Wesen, das in mir heranwuchs und so dafür kämpfte, am Leben teilhaben zu dürfen. Nach und nach wurde ich dankbarer, demütiger und verliebter in unser Baby. Ich überlegte hin- und her, ob ich mir auch den Kurszugang kaufen sollte, doch ich fand ihn einfach viel zu teuer.
Irgendwann beschlossen mein Partner und ich dann doch, uns den Zugang zu leisten. Ein Ortswechsel - der Umzug in die erste gemeinsame Wohnung – stand uns bevor und ich hoffte, durch die Hypnosen einen Anker in diesem neuen Zuhause zu finden. Ich hörte so oft es ging die Hypnosen und hatte das Gefühl, durch sie unterbewusst immer selbstbewusster und zuversichtlicher zu werden, was den Geburtsprozess anging.
Ich wusste bald, ich kann das gut schaffen. Kurz vor der Geburt, als es in die "heiße Phase" ging, schlug bei mir jedoch alles in eine andere Richtung um: Ich konnte die Hypnosen einfach nicht mehr hören, war auch sehr abgeneigt gegenüber dem "Geschäftsmodell" und konnte mit den Kursinhalten wenig anfangen. Ich fand, es war keine lohnenswerte Investition gewesen.
Als die Geburt losging, hatte ich dann das Pech, in eine total zermürbende Latenzphase zu geraten: Ich hatte 3 1/2 Tage sehr, sehr schmerzhafte Wehen, die jedoch nicht muttermundswirksam waren. Von den Schmerzen war ich sehr geschockt. Da half kein Veratmen, keine Hypnosen. Rückblickend denke ich, dass das bei mir bestimmt auch psychosomatisch bedingt war.
Ich verspürte keine Freude, als die Wehen losgingen, sondern vor allem Angst. Angst vor dem Unbekannten – vor dem Krankenhaus, dem Krankenhauspersonal, der Geburt als solcher, der Zeit mit Kind danach.
Ich hatte immer antizipiert, dass ich mich, wenn es denn mal losgehen würde (ich war 4 Tage über ET) darüber freuen würde, auch darüber, zu wissen „wie es sich anfühlt“. Aber als es dann wirklich losging, war ich starr vor lauter Angst.
Die Latenzphase startete Freitagabend. Diese Nacht schlief ich nicht, weil ich Wehen veratmete, den Tag darauf auch, jedoch kamen die Wehen nie so regelmäßig, dass es sich „gelohnt“ hätte, ins Krankenhaus zu fahren.
Samstagnacht gegen 1 Uhr fuhren wir dann das erste Mal ins Krankenhaus, als ich sehr starke, regelmäßigere Wehen hatte. Ich hörte bei der Autofahrt die Hypnose für die Eröffnungsphase, doch hatte solche Schmerzen, dass ich mich nicht darauf einlassen konnte und es auch ein wenig unangenehm fand, mich so abzuschotten.
Das CTG zeigte sehr potente Wehen an, doch der Muttermund war nur 1 cm offen. Wir kamen also nicht in den Kreißsaal, sollten noch ein wenig nachts über das gespenstische Krankenhausgelände spazieren.
Als ich gegen 5 Uhr morgens noch einmal untersucht wurde, war ich bei 3 cm, jedoch auch völlig am Ende. Ich war komplett ausgelaugt, hatte zwei Nächte nicht geschlafen und musste mich bei jeder stärkeren Wehe übergeben. Man legte mir nahe, ein Opioid zu nehmen, damit ich ein paar Stunden ausruhen und zu Kräften kommen konnte.
Da wir einen weiten Anfahrtsweg hatten, stellten uns die Hebammen freundlicherweise zwei Betten in deren Hebammensprechzimmer. Hier konnten mein Partner und ich ein paar Stunden schlafen. Am nächsten Morgen wurde mein Muttermund erneut getastet: Er hatte sich wieder geschlossen. Welch ein Rückschlag, nach 1 1/2 Tagen schmerzhaften Wehen!
Auch war die Wehentätigtkeit komplett zum Erliegen gekommen. Wir gingen ein paar Stunden spazieren, doch die Wehen kamen nun in so großen Abständen, dass uns nahegelegt wurde, wieder nach Hause zu fahren. Wir waren sehr deprimiert. Die Heimfahrt mit einem Uberfahrer, der richtig laute Diskomusik hörte, war unheimlich anstrengend für mich. Leider steigerte sich die Wehentätigkeit auch am Sonntag nicht merklich.
Nachts ging sie wieder hoch, doch sie war nie so weit, dass sich eine Regelmäßigkeit einstellte. Ich konnte kein Essen mehr zu mir nehmen, von allem wurde mir übel. Am Montag besuchte uns die Hebamme, machte mir Mut und gab uns ein paar Tipps, wie wir die Nacht nutzen konnten, um aus der Latenzphase rauszukommen. Und tatsächlich, in der Nacht von Tag 4 konnten wir endlich mit regelmäßiger Wehentätigkeit ins Krankenhaus fahren. Der Muttermund war bei 4 cm – wir durften in den Kreissaal!
Nun war ich jedoch wirklich nur noch ein Häuflein Elend, völlig ermattet, mir fielen ständig die Augen zu – ich konnte nicht mehr. Ich wurde an den Topf gehängt und bat um eine PDA. Alleine schon der Tropf brachte mir so sehr die Lebensgeister zurück – ich musste völlig dehydriert gewesen sein. Zu wissen, dass ich nun eine PDA bekommen sollte, dass ich endlich etwas gegen die Schmerzen „tun konnte“ war unheimlich motivierend für mich.
Wir hatten uns für einen Hebammengeführten Kreißsaal entschieden und bereits die Hebamme, die uns aufnahm, war unheimlich nett zu uns. Wir schliefen zwei Stunden. Als ich aufwachte, hatte ich große Angst, dass sich der Muttermund wieder geschlossen hatte. Doch ich war bei 6 cm! Ich war hochmotiviert. Jedoch war zu diesem Zeitpunkt, wie auch nach dem Opioid, die Wehentätigkeit etwas verlangsamt.
Die Hebammen hatten Schichtwechsel und die neue, ebenfalls sehr nette Hebamme, bereitete mich schon darauf vor, dass man über einen Wehentropf nachdenken sollte. Was mich zuvor sehr beunruhigt hätte, machte mir in diesem Moment keine Angst mehr – auf einmal war ich ganz dem Prozess ergeben. Ich wusste aber auch, ich will erst einmal so versuchen, die Wehentätigkeit wieder von alleine zu steigern. Rückblickend denke ich, dass die Hebammen nicht wirklich daran glaubten, dass ich das schaffen würde. Doch man gab uns den Raum.
Mein Freund und ich bewegten uns ganz viel, tanzten miteinander, was sehr, sehr schön war. Irgendwann merkte ich jedoch, dass ich eigentlich sehr erschöpft war, also legten wir uns ins Bett und ich machte zum ersten Mal seit langem wieder die friedliche Geburt an. Ich hörte die Hypnose zur Eröffnungsphase. Zwischendurch kam die Hebamme rein und sprach nochmal den Wehentropf an, aber ich konnte noch einmal deutlich machen, dass ich noch ein wenig Zeit brauchte.
Auf einmal konnte ich mich sehr gut in Trance versetzen und vor allem die Visualisierung klappte wirklich gut. Immer wieder stellte ich mir vor, wie sich mein Muttermund weiter öffnete. Ich konnte nun, mit Unterstützung der PDA, auch die Wehen viel besser nehmen und veratmen. Und sieh da, die Wehentätigkeit steigerte und steigerte sich. Ich wurde noch einmal getastet und der Muttermund war komplett offen.
Nun platzte auch meine Fruchtblase, was ein ziemlich lustiger Moment war. Durch unser Lachen war ich kurz nochmal „raus“, und auch die Wehen wurden wieder weniger.
Aber ich fand auch hier mithilfe der Friedlichen Geburt wieder zurück zu der Konzentration auf mich selbst und die Wehen kamen zurück. Es war wirklich magisch!
Schlussendlich war es eine wunderschöne Geburt für mich und rückblickend würde ich nun sagen, der Kurs war jeden Cent wert. Die Hingabe, die Visualisierung und die Atmung haben den Geburtsprozess für mich am Schluss maßgeblich mitgestaltet und vorangebracht. Ich bin sehr sehr beeindruckt davon, wie sehr ich meinen Körper durch die Visualisierung, die Entspannung in Hingabe beim Geburtsprozess unterstützen konnte. Dafür bin ich sehr sehr dankbar!