Erfahrungsbericht
von Marie Z.
Schon nach der Geburt meiner ersten Tochter 2022 war mir klar, dass ich es beim nächsten Mal „besser“ machen wollte. Die Geburt meiner ersten Tochter dauerte 21h und ich fühlte mich unter der Geburt sehr verloren. Am Ende war ich natürlich trotzdem dankbar und stolz auf mich, dass ich durchgehalten hatte!
Ich beschäftigte mich aber seitdem viel mit weiteren Methoden der Geburtsvorbereitung. Daher aß ich ab ca. 8 Wochen vor der Geburt weder Industriezucker noch Weizen, aß ab der 36. SSW täglich Datteln, trank Himbeerblättertee und aß Leinsamen, hatte 4x Akupunktur und rieb meinen Bauch ab der 38. SSW mit Ut-Öl ein. Dazu bereitete ich mich mit „Die friedliche Geburt“ und Meditationsmusik intensiv auf den großen Tag vor.
Am 15.9. löste sich am Morgen der Schleimpfropf, los ging es aber erst am 16.9. gegen späten Nachmittag. Nachdem ich noch die Wäsche gemacht und alles aufgeräumt hatte, zog ich mich gegen 17:30 Uhr mit Gospelmusik ins Schlafzimmer zurück (das hatte ich so gelernt - ähnlich wie im Tierreich wollte ich mich zurückziehen und fokussieren) und nahm verschiedene beckenöffnende und asymmetrische Haltungen ein. Mein Mann ging in der Zeit mit meiner großen Tochter auf den Spielplatz.
Gegen 18:30 Uhr informierten wir meine Eltern, dass meine Tochter heute bei ihnen schlafen würde. Sie und und meine Tochter freuten sich sehr! Meine Tochter verabschiedete sich von mir: „Tschüss, Mama und Baby komm raus!“. Meine Mama klärte, dass sie Montag und Dienstag frei bekam (es war ein Sonntag) und mein Mann meldete meine Tochter von der Kita ab. Alles war geregelt.
Ich konzentrierte mich auf die ersten Wellen und befürchtete jedoch immer wieder, dass diese vielleicht doch nicht ausreichten. Dies war ich von der ersten Geburt gewohnt, denn da hatte ich nach ca. 10h Wehen gerade erst einmal 1cm geschafft, trotz Wehen, die alle 1-2min kamen. Die Wellen kamen bald ca. alle 5min für ca. 45-60sek. Auf dem Sofa schauten mein Mann und ich nun How I Met Your mother und stoppten für jede Welle die Serie, sodass ich mich konzentrieren kann.
Bald merke ich jedoch, dass ich lieber Musik hören und mich dauerhaft konzentrieren möchte. Mein Mann aß noch etwas und ich ging gegen 20 Uhr bei Kerzenlicht und Musik in die Wanne, es folgten 2 schnelle intensivere Wellen, gefolgt von weniger werdenden Wellen. Ich konnte mich auch nicht recht entspannen und verließ die Wanne gegen 20:45 Uhr wieder.
Auf dem Klo sitzend, veratmete ich einige Wellen, die wieder stärker wurden. Ich achte darauf, häufig meine Position zu ändern, mich asymmetrisch zu bewegen und atme die Luft immer wieder bewusst zum Baby und sage mir im Kopf, dass das Baby keine Angst haben muss und sich auf den Weg machen kann, da wir bereit sind. Auf einmal löste sich viel Blut, aber nach Rücksprache mit meine Hebamme wussten wir, dass es nur eine Zeichnungsblutung gewesen sein muss, ein Hinweis, dass sich der Muttermund öffnet.
Gegen 21 Uhr legen mein Mann und ich uns ins Bett, um noch einmal zur Ruhe zu kommen. Er fragt in einer sehr langen Wehenpause, was los sei, ich bin auch ratlos, ob wir nun weiter ausruhen oder ob ich aktiv werden sollte. Ich bleibe aber ganz entspannt und sage, wir warten einfach.
Kurz darauf geht es weiter mit intensiven Wellen. Zwei weitere Male löst sich Blut ab. Mein Mann fragt immer wieder ob wir in den Kreißsaal gehen sollen - er befürchtet, dass es auf einmal sehr schnell gehen könnte und das Baby zu Hause kommt. Trotzdem bleibe ich in meinem „inneren Raum“ ganz bei mir und meinem Baby.
Gegen 22:30 Uhr bitte ich meinen Mann, nochmal im Kreißsaal anzurufen und wegen des roten Schleims nachzufragen. Die Hebamme dort sagt, dass das Blut kein Grund zur Sorge darstellt und wenn wir kommen wollen, sollen wir kommen. Wir bleiben noch etwas daheim, weil ich denke, dass das alles noch Latenzphase sei und eventuell noch gar kein Geburtsfortschritt erreicht ist.
Ich wechsle nun wieder auf das Sofa und merke, dass ich nun mehr mentale Unterstützung brauche und starte die Geburtsaffirmationen, die meine Schwester mir aufgesprochen hatte. Diese begleiten mich in den nächsten Stunden! Außerdem habe ich immer das Bild von Bergen in meinem Kopf, da meine Schwiegereltern aktuell im Urlaub waren und mir und meiner Tochter Videos von den Bergen gesendet haben.
Ab ca. 23:00 habe ich regelmäßig alle 2-3 min eine ca. 40sek Welle. Ich bitte meinen Mann um einen Eimer, da mir schlecht ist, jedoch muss ich mich nicht übergeben. Gegen 23:30 Uhr sage ich „Los“ zu meinem Mann und versuche, in meiner Meditation zu bleiben. Es gelingt mir sehr gut. Ich denke aber, dass es Zeit ist, in den Kreißsaal zu wechseln und eventuell ein Schmerzmittel zu bekommen.
Auf dem Weg zum Auto (bei vollem Regen) muss ich 2x anhalten, um eine Welle zu veratmen. Mein Hund hält Abstand und beschnuppert mich nicht, wie er es sonst tut. Im Auto setze ich mich verkehrt herum auf den Sitz. Als mein Mann einsteigt, sage ich: „Das Baby kommt!!!“ und direkt danach „Scherz“. Mir ging es in den Wellenpausen immer sehr gut!
Wir halten auf dem Weg ins Krankenhaus weitere zwei Male an, sodass ich in Ruhe meine Wellen veratmen kann. (Wir haben es zum Glück nur 3km bis zum Krankenhaus). Auf dem Storchenparkplatz veratme ich noch eine Welle und habe die nächste bereits zwischen den Glastüren des Krankenhauses. Dabei stehe ich genau zwischen beiden Lichtschranken, sodass beide Türen ständig auf- und zugehen. Ein Moment, der meinen Mann zum Lachen bringt und den auch ich komisch finde.
Bis zum Kreißsaal veratme ich noch zwei weitere Wellen und bin so dankbar, dass die Geburt nachts und nicht tagsüber ist, wenn viele Leute im Gang sitzen. Im Kreißsaal begrüßt uns die Hebamme und bringt uns in den „roten Kreißsaal“, den wir bereits bei der Geburt meiner ersten Tochter hatten. Auf dem Weg stellt die Hebamme einige Fragen, die mein Mann beantwortet, da ich versuche, mich auf die Affirmationen zu konzentrieren.
Im Kreißsaal knie ich mich direkt vor das Bett und veratme die nächste Welle, die Hebamme fragt mich, ob ich mich schlapp fühle und ich weiß nicht genau, was ich darauf antworten soll und lächle nur müde. Sie sagt, dass die Ärztin dann kommt, um einen Ultraschall zu machen und die Flexüle zu legen, außerdem soll ein CTG geschrieben werden. Sie lässt mir Zeit, um aufs Bett zu kommen und mich in meinem Tempo auf die neue Situation einzustellen.
Die Ärztin kommt, mit den Händen in den Taschen etwas genervt herein und stellt sich kurz vor. Da ich gegen 00:15 Uhr bei der Hebamme nach einem Schmerzmittel frage, sagt sie, dass sie erst einmal den Muttermund ertasten möchte. Nun war der Moment da: waren die Wellen bereits muttermundwirksam oder wartete wieder eine lange Geburt auf uns? Die Hebamme untersucht und schüttelt den Kopf leicht, dann sagt sie „das sind 8cm“. Mein Mann hüpft vor Freude fast vom Stuhl und ich bin ebenfalls absolut euphorisch!
Nun soll die Flexüle gelegt werden, ich ziehe zweimal den Arm weg, die Ärztin ist genervt und sagt mir, ich soll mich hinlegen. Bald ist es geschafft und ich merke die Nadel nicht in meinem Arm.
Gegen 00:35 Uhr schlägt die Hebamme vor, die Fruchtblase zu öffnen, da es sonst sein kann, dass das Kind in der Blase geboren wird und alles etwas länger dauert. Da ich noch von meiner Mama weiß, dass es bei der Geburt meines Bruders ewig nicht vorwärts ging in der Austreibungsphase, da die Fruchtblase ihn drin behielt, stimme ich sofort zu!
Sie öffnet die Blase und ich spüre eine extreme Erleichterung! Die Hebamme meint, die Wellen könnten nun unangenehmer werden und wo ich gern entbinden möchte - ich sage auf dem Geburtshocker. Gegen 00:40 Uhr werden die Wellen immer intensiver, ich gehe auf allen Vieren auf den Boden vor den Geburtshocker. Die Hebamme fragt nach Veränderungen und wie sich die Wellen anfühlen. Irgendwie kann ich ihr wieder nicht antworten, da ich nicht weiß, wie ich es beschreiben soll und da ich mich auf mich und meine Gedanken und nicht auf das Gefühl und eine passende Antwort konzentrieren will.
Die Hebamme drängt mich jedoch auch nie zu einer Antwort! Nach manchen Wellen sage ich zu meinem Mann, dass ich jetzt nicht mehr möchte und ich eine Pause will! Aber ich versuche jedes Mal, schnell wieder zu positiven Gedanken zu kommen! Ich atme 2sek Zählzeiten ein und 4-6 Zählzeiten aus. Dabei konzentriere ich mich auf das Zählen und verleihe jeder Zählzeit Nachdruck. Manche Wellen benötigen trotz 10cm MM kaum intensive Veratmung von mir und verlaufen fast schmerzfrei - absoluter Wahnsinn!
00:50 Uhr möchte ich Lachgas probieren, dazu soll ich aufs Bett kommen, da der Schlauch kurz ist. Jedoch ist mir schlecht und so lasse ich es nach 2 Atemzügen auch wieder sein - ich hatte auch keinen Unterschied gespürt, als ich das Lachgas versuchte.
Um 1 Uhr (ich lag noch auf der Seite) brülle ich auf einmal wie ein Löwe eine Welle heraus, es fühlt sich absolut befreiend an und ich weiß: jetzt kommt mein Baby! Die Hand meines Mannes halte ich bei jeder Welle ganz fest, ich kann über seine Hand unglaublich viel Schmerz abgeben! Die Hebamme ist da und ich spüre bald einen Pressdrang. Ich frage die Hebamme, was zu tun sei: Mund zu, Luft anhalten und nach unten schieben. Ich folge ihrem Rat und merke, wie ich das Baby nach unten schiebe. Ich fühle mich richtig stark!
Nur wenige Presswehen und ich fasse zum ersten Mal zwischen meine Beine - noch nichts zu fühlen, eine weitere Welle, nun spüre ich den Kopf! Eine weitere Welle, der Kopf ist nun da, sagte die Hebamme. Die letzte Welle ließ auf sich warten und ich schiebe noch einmal kräftig mit! Und auf einmal warst du da! Ein kleines gesundes Mädchen! Die Freude war riesig! Sie legten meine Tochter auf meine Brust nachdem, ich schnell mein Kleid ausgezogen hatte.
Auch die Nachgeburt kommt und ich lege mein Baby zum Stillen an meine Brust. Sie trinkt fast eine Stunde lang, erst dann wurde gewogen und gemessen. Mir geht es richtig gut, noch im Kreißsaal gehe ich das erste Mal aufs Klo, um mich etwas sauber zu machen. Die Hebamme meinte, das dritte Kind kann eine Hausgeburt werden. Na mal sehen. :-)