Erfahrungsbericht
von Nikola

Mein Geburtsbericht

Hallo liebe Kristin, liebes Team,
mein Name ist Nikola, ich bin 26 Jahre alt und ich bin seit nun fast 5 Jahren von Beruf Hebamme. Nach nun 6 ½ Monaten nach der Geburt meiner Tochter möchte ich mit diesem Bericht meine Erlebnisse mit der 'friedlichen Geburt' zusammenfassen und teilen.

Man kommt in meinem Beruf immer wieder mit Hypnobirthing in Kontakt. Ich persönlich konnte jedoch nie wirklich positive Erfahrungen damit sammeln, weshalb ich auch sehr skeptisch an die Sache herangegangen bin. Von deinem Podcast habe ich auch immer wieder gehört, ich hatte aber im Beruf nie die Zeit und das Bedürfnis, da mal reinzuhören, da ich eben auch dachte, dass es in die Richtung Hypnobirthing geht.

Als ich dann selbst schwanger wurde und im vorzeitigen Mutterschutz war, hatte ich genug Zeit und ich habe mir gedacht, ich höre mir jetzt an, was du zu sagen hast. In der Folge, in der du die Geburt deiner Tochter beschreibst, war ich dann total geflasht, weil du genau das beschrieben hast, was ich mir immer ausgemalt habe, wie die Geburt meines Kindes mal sein wird. Den Dingen, die für mich für eine schöne positive Geburt immer wichtig waren und sind, hast du einen Namen gegeben und verständlich zusammengefasst. Mir wurde auch klar, dass sich deine Methode deutlich vom Hypnobirthing unterschiedet und dass es vor allem um mentale Geburtsvorbereitung geht. Die Einstellung und eine realistische Erwartungshaltung sind das Wichtigste, um eine Geburt positiv erleben zu können. Und das war genau das, was ich gesucht habe. Ich brauchte etwas zur mentalen Geburtsvorbereitung, denn das Wissen über alle geburtsrelevanten Prozesse bringt ja mein Beruf bereits mit.

Als Hebamme hatte ich auch zu einem gewissen Grad Angst, zu versagen. Angst davor, meinen eigenen Vorstellungen nicht gerecht zu werden und die Geburt nicht so hinnehmen zu können, wie sie ist. Ich wusste, ich brauche ein Tool, das mir hilft, emotional gelassener an die Sache ran gehen zu können und genau das habe ich mit der ‚friedlichen Geburt‘ gefunden.

Ich habe mich nun dazu entschlossen, den Kurs zu kaufen. Als ich ihn dann hatte, hatte ich absolut kein Bedürfnis, damit zu starten. Erst um die 22. SSW herum habe ich dann langsam begonnen, die ersten Hypnosen zu machen, da ich schon sehr früh Übungswehen hatte und die stärkenden Worte sehr hilfreich waren. Richtig intensiv und regelmäßig geübt habe ich ab der 35. SSW und ab da fiel es mir auch deutlich leichter, mich zu konzentrieren und mich voll und ganz auf die Hypnosen einzulassen.

Gegen Ende der Schwangerschaft machte ich 1–2-mal tägliche eine Hypnose, was mir sehr gut tat und auch mein Baby hatte Spaß daran. Vor allem auf die Atemübungen hat sie immer stark reagiert. Durch die Hypnosen hatte ich das Gefühl, mich stärker mit meinem Kind verbinden zu können.
Auch das Ankersetzen und das Aufstehen in Hypnose habe ich mehrmals geübt, was ich aber schlussendlich für die Geburt gar nicht benötigte.

Meine Tochter kam im Krankenhaus zur Welt. Ich hätte mir auch sehr gut eine Hausgeburt vorstellen können. Damit fühlte sich mein Freund jedoch nicht wohl. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, in das KH zu gehen, in dem ich selbst arbeite. Da ich dort sowieso die Hälfte meine Zeit verbracht habe, ist es wie ein zweites zu Hause für mich und ein großer Pluspunkt war, dass ich mir eine liebe Freundin und Kollegin als Hebamme aussuchen konnte. Sie war für mich Rufbereit und es war vereinbart, dass sie uns bereits zu Hause begleitet, solange sie selbst nicht im Dienst ist.

3 Tage über dem errechneten Geburtstermin hat sich meine Tochter dann entschlossen, sich auf den Weg zu machen. In dieser extrem heißen Juli-Woche hat sie sich klassisch den Tag des Wetterumschwungs ausgesucht, an dem es netterweise auf 25°C abgekühlt hatte. Um 1 Uhr früh weckte mich die erste Wehe (ich werde weiterhin bei Wehe bleiben, weil das Wort für mich nicht negativ behaftet ist). Ich habe mir dabei noch nicht viel gedacht und habe versucht, weiter zu schlafen.

15 min später kam die nächste. Die Wehen kamen regelmäßig in großen Abständen, aber doch recht intensiv. Ich musste sie jedoch noch nicht veratmen und das Bedürfnis nach einer Hypnose hatte ich auch noch nicht. Ich konnte nicht mehr schlafen, deshalb stand ich auf. Mein Körper entleerte sich und ich habe mir dann eine Wehenapp runtergeladen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich extrem große Wehenabstände hatte (da waren sie aber schon bei alle 8 min).

Bei meinem Herumgewusel wurde schließlich mein Freund wach. Er fragte mich, was los sei. Ich habe ihm gesagt, dass ich glaube, dass es losgehen könnte. Er meinte nur: „ok, dann schlaf ich noch ein bisschen“. Ich dachte mir, ja bitte ruh dich noch aus, wenn du kannst. Natürlich konnte er nicht mehr schlafen und er war nun auch munter. Er fragte mich, was jetzt mein Plan ist. Da ich bis dato damit beschäftigt war, zu schauen, ob ich überhaupt regelmäßige Wehen habe, habe ich darüber eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Ich habe dann beschlossen, duschen zu gehen und danach mit der Geburtshypnose zu starten.

In der Dusche wurden die Wehen plötzlich deutlich regelmäßiger, so alle 5 min, und die Intensität nahm auch deutlich zu. Ich musste die ersten Wehen veratmen und dabei war die bereits gelernte Atemtechnik sehr hilfreich. Ich habe versucht, mein Baby nach unten zu atmen und mir dabei vorgestellt, dass alles weich und weit wird und visualisiert, dass mein Muttermund aufgeht. Ich war total beeindruckt, was für eine Kraft da in meinem Körper war, um mein Kind auf die Welt zu bringen. Um 3:30h musste ich mich das erste Mal übergeben. Im Anschluss habe ich dann auch eine leichte Blutung festgestellt und ab da war mir dann klar: Ja, ich bin nun unter der Geburt!

Ich habe meinen Freund gebeten, unsere Hebamme anzurufen und ihr einmal Bescheid zu geben. Da ich wusste, dass sie Tagdienst hatte, wollte ich sie noch etwas schlafen lassen und er hat mit ihr vereinbart, dass sie um 5:30h vorbeikommt und bleibt, bis sie in den Dienst muss.
In der Zwischenzeit saß ich im Schneidersitz am Boden, mit Wärmekissen am Kreuz und habe mich auf die Hypnose und Geburt konzentriert. Diese beruhigende Stimme im Ohr war wirklich sehr angenehm und schaffte eine sehr entspannte Atmosphäre für mich.
Mein Freund saß über mir auf der Couch, was auch sehr angenehm war. Mir reichte seine pure Anwesenheit als Unterstützung. Mehr war nicht nötig.

Irgendwann meinte er dann: ‚du hast ja kaum Wehen, oder?‘
Ich konnte seine Frage überhaupt nicht nachvollziehen, weil ich alle 4 Minuten eine Wehe veratmete. Ich habe mich währenddessen immer wieder gefragt, ob ich eigentlich in Hypnose bin, weil ich mich total anwesend fühlte. Aber die Erkenntnis, dass ich nach außen absolut nicht wehend wirkte, hat mir gezeigt, dass ich es wohl sein musste. Offensichtlich war ich so entspannt, dass ich während einer Wehe so ruhig atmete, dass sie sich kaum von meiner normalen Atmung unterschied.

Um 5:30h kam wie vereinbart meine Hebamme vorbei. Es war für mich problemlos möglich, mit ihr ganz normal zu reden und zu erzählen, was bisher so passiert ist. Wenn eine Wehe kam, konnte ich mich wieder konzentrieren und dann konnte ich wieder reden. Da war mein Muttermund bereits bei 4-5 cm. Ich war sehr erleichtert, da ich es für möglich gehalten habe, noch in der Latenzphase zu sein und sich der Muttermund noch nicht öffnet.

Um 6:30h verließ sie uns dann wieder, um in den Dienst zu gehen. Ich habe mich dazu entschlossen, noch zu Hause zu bleiben, da es mir noch sehr gut ging und es sich nicht richtig anfühlte, schon ins KH zu fahren. Im Kopf dachte ich mir, bis 8:00h schaffe ich es noch zu Hause und dann fahren wir. Ich hatte zunehmend Kreuzweh, leider auch in den Wehenpausen, weshalb ich auf einem Stuhl saß und den Kopf auf einem Polster am Tisch ablegte. Das hat mein Kreuz etwas entspannt. Ab 7:30h wurden die Wehen sehr intensiv. So intensiv, dass mein Freund die Wehen nun bemerkte und plötzlich etwas panisch wurde und Angst hatte, dass wir es nicht rechtzeitig ins KH schaffen.

Er arbeitete nun meine ‚Last-Minute-Liste‘ ab und holte schon mal das Auto. Währenddessen versuchte ich, mich auch fertig zu machen. Dann kam mit Abstand die unangenehmste Phase der Geburt. Mein Freund nahm leider mein Handy mit ins Auto, weshalb die Verbindung zu den Kopfhörern abgebrochen ist. Die Wehen kamen alle 1-2 Minuten und wurden durch die stehende Position bzw. das Gehen nur noch stärker. Diese Umstände haben dazu geführt, dass ich kurz aus der Hypnose rausgefallen bin und mich wieder mehrmals übergeben musste. Das Wehen veratmen und locker lassen, fiel mir relativ schwer. Im Auto angekommen, hat sich alles wieder etwas beruhigt. Durch die sitzende Position fand ich wieder zurück in die Hypnose und Entspannung. Der Weg vom Auto in den Kreißsaal war wieder etwas mühsamer, aber im Kreißsaal angekommen, fand ich dann erneut zurück in die Hypnose und konnte mich wieder voll und ganz der Geburt hingeben. Ab diesem Zeitpunkt war ich wieder ganz bei mir.

Am liebsten wollte ich die ganze Zeit nur sitzen. Am besten asymmetrisch mit Rundrücken und abgestützten Armen. Ich muss ehrlich sagen meine Positionen, die ich unter der Geburt eingenommen habe, habe ich in meinem gesamten Hebammendasein bei keiner Frau gesehen. Ich versuchte, mich immer wieder in den Pausen hinzulegen, um ein bisschen rasten zu können, das war aber aufgrund der Rückenschmerzen unmöglich. Meine Hebamme hat mich dann gegen 9:00h untersucht. Mein Muttermund war auf 8-9 cm eröffnet. Ich habe mir nur gedacht: ‚Ja super, 3 h Wehen schaff ich noch‘.

Sie hat mir dann vorgeschlagen, in die Badewanne zu gehen, obwohl ich mir das nie wirklich vorstellen konnte. Ich habe mich dann in die Wanne gesetzt und es war einfach nur großartig. Das warme Wasser hat die Wehenabstände auf 3 Minuten verlängert und ich konnte eine waagrechte Position einnehmen, was meinen Rücken total entlastet hat. Ich hatte das Gefühl, richtig Kraft tanken zu können. Mit der Annahme, so noch einige Stunden in der Wanne zu verbringen, habe ich meine Wehen weiter veratmet.

Nach 3 Wehen hatte ich plötzlich einen starken Pressdrang. Instinktiv habe ich mich selbst untersucht und konnte noch einen dünnen Saum des Muttermundes tasten. Das Köpfchen, dass schon sehr tief ins Becken gerutscht ist. Meine Hebamme hat diesen Befund dann bestätigt und gemeint, ich solle die Wehen noch versuchen zu veratmen, wenn das noch möglich ist. Und was soll ich sagen. Es war absolut nicht möglich, nicht mit zu drücken. Ich habe ja nicht aktiv gepresst, sondern mein Körper machte das von ganz allein.

Das aller Interessanteste und Beste daran war, dass ich durch den massiven Druck, den ich jetzt hatte, die Wehe überhaupt nicht mehr gespürt habe. Ich war in dieser Phase der Geburt fast schmerzfrei. Ich hatte nur einen extrem starken Druck. Ich war so beeindruckt von dieser Kraft, die mein Körper da aufbrachte, um meine Tochter auf die Welt zu bringen. Und obwohl jede Wehe so kraftvoll war, konnte ich durch die Schmerzfreiheit richtig Energie sammeln. Dieser Tunnelblick, den ich in der Übergangphase hatte, verschwand und ich konnte in den Wehenpausen wieder reden, wenn ich das wollte.

Weil ich mich gegen Ende der Geburt, wegen der zunehmende Kreuzschmerzen, in Seitenlage nicht mehr so gut entspannen konnte, hat mir meine Hebamme empfohlen, den Vierfüßlerstand auszuprobieren. Nach der ersten Wehe in dieser Position war der Kopf fast da und mit der 2. Wehe wurde meine Tochter ganz friedlich ins Wasser geboren. Meine Hebamme reichte mir mein Kind durch die Beine durch und ich selbst konnte meine Tochter aus dem Wasser heben. Ganz rosig und mit lautem Geschrei begrüßte sie uns nach nur 45 Minuten Austreibungsphase. Dieser Moment war so surreal.

Sie war nicht das erste Kind, das ich aus dem Wasser heben und auf der Welt begrüßen durfte. Aber dieses Mal war es mein Kind. Ich hielt mein Kind in den Händen, das mit noch stark pulsierender Nabelschnur an mir dran hing. Ich konnte in diesem Moment überhaupt nicht realisieren, was die letzten Stunden so passiert ist und noch weniger konnte ich fassen, dass ich mein Baby zur Welt gebracht habe. Ich habe die ganze Geburt lang immer auf den Moment gewartet, an dem ich an meine Grenzen komme und diese überschreiten muss. Der Moment, an dem ich denke, ich kann und will nicht mehr. Aber bevor dieser Moment kam, kam meine Tochter.

Auch nach der Geburt ging alles so großartig weiter. Ich war total fit. Unsere kleine Maus ebenso. Sie trank 1,5 h an der Brust. Erst 3 h nach der Geburt wurde sie gewogen und gemessen und ließ uns lautstark wissen, wenn ihr etwas grad nicht passte. Das macht sie übrigens heute noch.
Ein paar Stunden später waren wir auch schon zu dritt zu Hause und starteten unser Wochenbett.

Es war etwas ganz Besonderes für mich, als Hebamme eine Geburt selbst zu erleben. Ich habe während der Geburt mein Hebammenhirn nicht, wie angenommen, ausschalten wollen. Ich habe mich stattdessen selbst beobachtet. Ich dachte eigentlich, dass es kontraproduktiv ist, meinen Kopf nicht auszuschalten, aber ich muss sagen, er war absolut nicht hinderlich. Ich war einfach so neugierig, ob mein Empfinden und Intuition auch der Realität entsprechen. Ich forderte auch des Öfteren von meiner Hebamme Feedback ein, um zu sehen, ob sie von außen das Gleiche wahrnimmt, wie ich.

Ich war die ganze Geburt über total anwesend und wach. Ich habe eher damit gerechnet, abwesend und in meiner eigenen Welt zu sein, aber das traf nicht zu. Deshalb war ich mir auch nie wirklich sicher, ob ich in Hypnose bin oder nicht. Aber die Tatsache, dass ich fast die ganze Geburt ruhig und konzentriert bleiben konnte und absolut nie das Gefühl hatte, ich bin nicht mehr Frau meines Körpers, spricht sehr dafür. Ich war immer Eins mit mir und meinem Baby.

Auch wenn ich jetzt rückblickend davon berichte, kann ich es immer noch nicht ganz fassen, was mein Körper da geleistet hat. Es war wirklich meine absolute Traumgeburt und die mentale Vorbereitung mit den Hypnosen war bestimmt ein wichtiger Teil davon. Vor allem in der Schwangerschaft habe ich dadurch mein Vertrauen in mich und meinen Körper und auch in mein Baby so stärken können, dass ich wusste: Egal was passieren wird, ich werde es schaffen, mein Kind zur Welt zu bringen!

In Liebe, Nikola

VideoberichteMehr Videoberichte
Journalistin
Nora Imlau22.09.2019
Hebamme
Nina