Erfahrungsbericht
von P.

Liebes Team,

Ich hatte eine recht entspannte Schwangerschaft. Ab Mitte der Schwangerschaft beschäftigte ich mich immer weiter mit dem Thema Geburt und ab da kamen ganz viele ungefragte Ratschläge und Kurzzusammenfassungen wie: „Wenn ich jemanden sehe, der hochschwanger in Richtung Krankenhaus geht, tut er mir direkt leid.“

Meine Entspannung wich mit der Zeit und 3 Wochen vor Termin, war zugegebenermaßen mehr Angst als Vorfreude da. Vor allem, da ich keinerlei positive Geburtserfahrungen im Umkreis mitbekommen hatte, noch dazu von Erstgebärenden. Ich wurde oft mit mitleidigen Blicken angesehen und die Message war prinzipiell: „Da muss man als Frau leider durch.“ Daher entschloss ich 2,5 Wochen vor ET, mich für die friedliche Geburt anzumelden.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich alle Kommentare im Umkreis zum Thema Geburt ausgeblendet und mich zurückgezogen, um mich bestmöglich vorzubereiten. Alle Videos habe ich jedoch nicht geschafft, da ich eine Woche vor ET nachts um 3 Uhr aufgewacht bin und wohl etwas Fruchtwasser verloren habe.

Ganz sicher war ich mir nicht, aber nachdem ich eine halbe Stunde später ein leichtes Ziehen alle 15 Minuten gespürt habe, habe ich mich ins Wohnzimmer begeben und eine kurze Checkliste für meinen Freund geschrieben. Aufräumen, Ladekabel etc. in die Kliniktasche einpacken und im Krankenhaus anrufen.

Kurze Zeit später habe ich ihn geweckt, ihn gebeten all dies zu erledigen, während ich mich in Hypnose begeben habe und währenddessen sogar eingeschlafen bin. Ziel war, so viel Kraft wie möglich zu tanken, wer weiß wie lange die Geburt dauert.

Um 8 Uhr machten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus. Während der Fahrt hatte ich alle 7-10 Minuten sehr gut auszuhaltende Wehen, vor allem, wenn ich in Hypnose war. Alle Untersuchungen bestätigten den Blasensprung und das Köpfchen war bereits nach unten gerutscht sowie der Muttermund 3cm geöffnet.

Da jedoch abseits davon alles unspektakulär und ich freudestrahlend und tiefenentspannt war, wurden wir um 10 Uhr auf unser Zimmer geschickt. Wir verabschiedeten uns von der lieben Hebamme, da sie nur noch bis 17 Uhr Dienst hatte und besprachen weitere Schritte, wenn sich bis Abends keine stärkere Wehentätigkeit mehr einstellt.

Ich schickte meinen Freund, um Frühstück zu besorgen und begab mich wieder in Hypnose. Ich merkte nun verstärkte Wehentätigkeit und leider kamen sehr oft Personen in mein Zimmer und rissen mich immer wieder aus der Hypnose.

Um 11 Uhr kam mein Freund zurück. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits alle 2-3 Minuten starke Wehen. Nun etwas verunsichert, holten wir die sichtlich verwirrte Hebamme und gingen mit Unterbrechungen in den Kreißsaal. Dort stellte unsere Hebamme eine Muttermundöffnung von bereits 7cm fest. Ab da an ging es rasant weiter. Innerhalb von 30 Minuten war der Muttermund komplett geöffnet.

Leider kam ich nicht mehr in die Hypnose, konzentrierte mich aber auf mich und mein Baby. In den Wehenpausen war ich wie in Trance, ich konnte währenddessen so gut Kraft tanken. Das war Gold wert. Ich hatte nicht das Gefühl, bereits schieben zu müssen, habe aber meinen Hebammen komplett vertraut, vor allem da sie die Kinderärztin bereits zur Vorsorge herbestellen mussten.

Aufgrund meiner Epilepsie musste ich während der Schwangerschaft Medikamente einnehmen, die Anpassungsstörungen bei Babys auslösen kann. Die Austreibungssphase zog sich nun bereits 1,5 Stunden und die Kleine blieb mit ihrer Schulter stecken. Eile war nun geboten, daher halfen bei der nächsten Wehe ein Arzt und eine Hebamme, in dem sie meine Beine zu mir zogen und Druck mit ihrer Hand auf meinen Bauch ausübten. Die andere Hebamme manövrierte die Kleine mit ihren Händen auf die Welt.

Wie erwartet, hatte unser Baby Schwierigkeiten bei der Atmung und dem Ankommen auf der Welt. Daher wurde sie gleich beatmet und auf die Neonatologie gebracht. Kurz vorher hörten wir jedoch noch ihren ersten Schrei. Unsere Freudentränen flossen nun unaufhörlich und wir waren dankbar, dass eine der größten Komplikationen, ein epileptischer Anfall aufgrund von Schlafmangel, nicht eingetreten war und die Hebammen und Ärzte bereits gut zusprachen.

Wissend, dass unser Baby in besten Händen ist, konnte ich in Ruhe die Plazenta gebären und bekam laufend Nachrichten von meinem Freund, der abwechselnd nach unserem Baby und mir sah und mir die ersten Fotos zeigte. Die Prognose, ein eher zartes Baby zu bekommen, hat sich gar nicht bestätigt. Mit 3.800 Gramm und sehr breiten Schultern, hat sie dies klar widerlegt. Ich konnte sie 3 Stunden später zum ersten Mal in die Arme nehmen.

Ab dem dritten Tag war sie bereits komplett bei mir und wir konnten das Bonding nachholen. Rückblickend betrachtet kann ich sagen, dass die Geburt für mich zum Ende hin nicht schmerzarm war (vermutlich weil ich nicht mehr in Hypnose kam und den Kurs auch nicht zu Ende gebracht habe) aber gleichzeitig so schön war und ich das Gefühl hatte, als wären wir Frauen dafür geschaffen.

Tatsächlich habe ich bereits zwei Minuten nach der Geburt gedacht, dass ich nochmal gebären möchte. Es war die stärkste und intensivste Erfahrung meines Lebens, die ich nicht missen möchte. Danach habe ich meinen schwangeren Freundinnen davon berichtet. Sie waren so glücklich über diese Geschichte und meine aufmunternden Worte und hatten selbst auch sehr schöne Geburten!

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Journalistin
Nora Imlau22.09.2019
Hebamme
Nina