Erfahrungsbericht
von Sarah R.

16.3.2022
Nachdem die Geburt meines ersten Kindes leider ziemlich traumatisch verlaufen war (sekundärer Kaiserschnitt nach pathologischem CTG) und ich selbst Monate danach noch manchmal in Tränen darüber ausbrach, war mir klar, dass es bei Baby Nummer Zwei anders werden sollte.
Mir wurde von mehreren Seiten „Die Friedliche Geburt“ empfohlen und so war ich fest entschlossen, die Methode zu erlernen und eine positive Geburtserfahrung zu machen.

Die Monate der Vorbereitung haben mir viel Kraft und Vertrauen geschenkt und ließen mich auch mit der ersten Geburt besser abschließen. Oft übte ich die Hypnosen in der Mittagspause meiner Arbeit, was mal mehr, mal weniger gut klappte. Aber irgendwie vertraute ich einfach darauf, dass es während der Geburt schon klappen würde (der Vergleich mit der Wasserrutsche hat mir sehr geholfen).

Wie ich selbst schon erwartet hatte, verstrich der ET. Dies hatte mich bei meinem ersten Kind (ET+6) sehr verunsichert und mitunter verzweifeln lassen, aber diesmal blieb ich einfach entspannt - und das trotz der hohen Coronazahlen und der Wahrscheinlichkeit, sich kurz vor Geburt noch zu infizieren. Ich bin davon überzeugt, dass ich meine Gelassenheit der sorgfältigen Vorbereitung zu verdanken habe. Und so wartete ich, verspürte immer wieder Vorwehen und genoss die letzten Tage mit meinem Mann und Sohn, ohne mir allzu große Sorgen zu machen.

Bei ET+6 löste sich mein Schleimpfropf und ich spürte, jetzt tut sich was! Wir informierten die Großeltern, die sich um den großen Bruder kümmern würden und sich nun auf den Weg zu uns machten.

Mein Mann und ich machten noch mal einen „Ausflug“ zur Teststation, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein und bei Ankunft in der Klinik ein tagesaktuelles Testergebnis vorlegen zu können (was sich als gute Idee herausstellte). Hier hatte ich bereits unregelmäßige stärkere Wellen, die ich vornüber gebeugt an diversen Gartenzäunen, Laternenpfählen und Supermarkt-Gefriertruhen veratmen musste.

So verging der Tag, wir blieben allesamt entspannt und ich versuchte, mich noch so gut es ging auszuruhen. Wie auch bei der ersten Geburt nahm das Ganze in den späten Abendstunden Fahrt auf und ich stellte mich darauf ein, die Nacht nicht mehr schlafen zu können. So kam es auch, die Wellen kamen häufiger und wurden stärker. Ich wollte irgendwie noch nicht in Hypnose gehen, weil die Abstände noch so lang waren, das würde ich rückblickend vielleicht anders machen.

Gegen 5 Uhr morgens machten wir uns auf den Weg in die Klinik. Dort wurde ich aufgenommen, ein Arzt machte noch einen Ultraschall und schloss mich ans CTG an. Es stellt sich heraus, dass mein Muttermund bei etwa 3 cm war, was ich recht gelassen hinnahm. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, so lange wie möglich zuhause zu bleiben und dann erst „kurz vor knapp“ in die Klinik zu fahren. Dass ich aber noch nicht so „weit“ war, nahm ich - wieder einmal - gelassen hin. Nach etwa einer Stunde durfte nun auch mein Mann zu mir (dass er so lange nicht zu mir konnte, war mir nicht wirklich aufgefallen) und die Hebamme ließ mir ein Bad ein. Dort verbrachte ich einige Stunden in Hypnose, es funktionierte wunderbar.

Nach zwei, drei Stunden bat man mich für eine Untersuchung aus der Wanne zu steigen, ich flog aus der Hypnose. Mein Muttermund war nun bei 5 cm. Nicht die Welt, aber ich wusste, dass alles so seine Richtigkeit hatte. Es entmutigte mich nicht wirklich.

Wir bezogen nun unser Zimmer, beim Gang dahin war ich nicht mehr in Hypnose und die Schmerzen waren wirklich stark. Dort aß ich ein paar Bissen und wir schleppten uns zurück auf die Station. Rückblickend begann nun der schwierigste Teil der Geburt: Es begannen sich allmählich Zweifel breit zu machen, denn ich wollte, dass sich endlich mal was tut! Ich erkundigte mich nach einer PDA und die Hebamme brachte mir ein Tablet, wo ich mir das Aufklärungsvideo anschauen konnte. Sie schlug allerdings vor, es erstmal mit einem Buscopan-Zäpfchen und Entspannung auf dem Wasserbett zu versuchen. Das tat ich auch und es gelang mir (obwohl ich nicht in Hypnose war) mich etwas zu entspannen.

Das Veratmen der Wellen war allerdings doch recht kräftezehrend und ich verlor mehr und mehr den Mut. Nach einiger Zeit sollte wieder ein CTG geschrieben werden und ich kam zu einer simplen, aber entscheidenden Erkenntnis: Ich selbst habe in der Hand, wie diese Geburt verläuft. Ich habe nach monatelanger Vorbereitung die Mittel dazu und muss sie nur nutzen. Dies war der Wendepunkt: Endlich setzte ich wieder meine Schlafmaske auf und machte die Kopfhörer rein, während man mich ans CTG anschloss. Ich tauchte sofort ab und konnte von nun an sehr gut mit den Wellen umgehen, ich verspürte keinerlei Schmerzen mehr, sondern nur noch ein forderndes, intensives Körpergefühl. Mein Mann erzählte mir danach, dass er sich nicht sicher war, ob ich überhaupt noch Wellen hatte, da ich anscheinend prompt komplett ruhig und bewegungslos in kerzengerader Position dasaß. Dies war in der Eröffnungsphase die einzige Position, in der ich verweilen mochte.

Ab da an ging es nun richtig voran, wir zogen in den Kreißsaal um und ich durfte wieder in die Wanne. Aufgrund des vorangegangenen Kaiserschnitts war ich an ein mobiles Dauer-CTG angeschlossen, was mich aber nicht im Geringsten störte. Im Gegenteil: Es vermittelte mir Sicherheit, da die Herztöne meines Kindes stets gut waren.

Nach einem Schichtwechsel war nun die Hebamme da, die mich bis zum Ende begleiten sollte. Ich hätte mir keine bessere Hebamme wünschen können. Sie saß einfach am Beckenrand, guckte mir zu und ließ mich die meiste Zeit einfach in Ruhe. Ob sie wusste, dass ich gerade in Hypnose war oder was die Maske und die Kopfhörer zu bedeuten hatten, kann ich nicht sagen, wir hatten niemanden vorher über „Die Friedliche Geburt“ informiert. Sie fragte auch nicht danach, sondern ließ mich einfach machen.
Als dann die Presswellen einsetzten, hatte ich das Bedürfnis, aus der Hypnose aufzutauchen und mit meiner Hebamme zu kommunizieren. Im Nachhinein hätte ich auch hier länger noch in Hypnose bleiben können, aber ich bereue es dennoch nicht. Durch das aktive Mitschieben fühlten sich die Wellen auch im nicht-hypnotischen Zustand machbar an.

Die letzte Phase war kraftvoll, laut und lang. Das war fordernd, aber auch irgendwie schön. Ich erinnere mich gerne daran zurück und bin immer noch stolz auf mich. Ich weiß noch genau, als ich das Köpfchen das erste Mal gefühlt habe und die Erkenntnis durchsickerte, es kommt gleich wirklich ein Baby aus mir heraus.

Der Fruchtblase platze, was sich anfühlte, als wäre ein Sektkorken aus mir herausgeploppt, ein sehr komisches und irgendwie lustiges Gefühl. Die Hebamme und ich tauschten einen Blick und mir war klar, jetzt kommt er! Der mittlerweile hinzugerufene Arzt und die Hebamme schlugen mir nun vor, die Wanne zu verlassen, womit ich einverstanden war. Kaum hatte ich ein Bein über den Wannenrand gesetzt, schob sich das Köpfchen merklich tiefer. Irgendwie schaffte ich es noch aufs Kreißbett, wo ich im Vierfüßler den Kopf gebar. Ich sollte mich nun auf den Rücken legen und dann wurde in der nächsten Welle endlich mein Sohn geboren! Es war ein absolut magischer Moment, überwältigend und so ganz anders als bei meiner ersten Geburt. Er wurde mir sofort auf die Brust gelegt und ich konnte unser Glück kaum fassen.

Die Plazenta folgte kurz darauf und dann begann der Arzt meinen Dammriss zu nähen. Das war trotz Betäubungsspritze sehr schmerzhaft, aber ich kam dennoch gut damit klar, da ich noch so von Glück durchströmt war.

Die Geburt meines Sohnes war lang, fordernd, mit Höhen und Tiefen, selbstbestimmt und absolut wundervoll. Ich würde keinen einzigen Moment missen wollen und bin unendlich dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.

Vielen Dank, liebe Kristin und Team

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