Erfahrungsbericht
von Sonja Z.

Nachdem wir 2 Fehlgeburten und auf unsere erste Tochter so lange gewartet haben, kam das Schwesterchen als tolle Überraschung. Ich war so entspannt, bis ich diesmal schon im 5. Monat zur Pränataldiagnostik geschickt wurde.

Bei unserer ersten Tochter wurde im 8. Monat eine Gedeihstörung, furchtbares Wort, diagnostiziert. Ich sollte ab 38+0 eingeleitet werden, wenn ich keine Totgeburt provozieren möchte lt. Oberarzt. Unter strengen Coronaregeln und nach 6 Tagen Einleitung gebar ich Mai 2020 ein gesundes Kind mit 2350g. Sie war immer gesund und ist bis heute ein sehr zartes Mädchen.

Ich hatte 8h extreme Wehenstürme und nahm dankend eine PDA an, welche mir allerdings jegliches Körpergefühl nahm. Ich presste nur nach Anweisung der Hebamme und hatte später das Gefühl, als Frau versagt zu haben. All diese unnötigen Interventionen führten dazu, dass ich mich mit Wehenhemmer und Oxytoxin fühlte wie eine Marionette. Jetzt überkam mich plötzlich eine entsetzliche Angst, die nächste Geburt würde ähnlich verlaufen.

Zudem brach der Gedanke mir das Herz, nächtelang nicht mit meiner Tochter im Familienbett kuscheln zu können. Ich fand den Podcast, als ich nach Entspannungsübungen suchte. Sehr schnell fühlte ich mich so gut und motiviert, dass ich mir auch den Onlinekurs kaufte. Nun freute ich mich richtig auf die Geburt, wollte selbstbestimmt und so natürlich wie möglich gebären, ohne viele Interventionen.

Der Pränataldiagnostiker war toll und versprach mir, sich für mich einzusetzen, da er seine Praxis im gleichen Krankenhaus hatte und die Chefärztin der Gyn kannte, in dem ich angemeldet war. Zudem würde man in diesem Krankenhaus anders verfahren. Durch die „Risikoschwangerschaft“ durfte ich leider nicht zuhause oder im Geburtshaus entbinden. Doch schon bei der Anmeldung bekam ich den ersten Dämpfer, dass man dort auch nach Standard einleiten würde, wie in der Klinik zuvor.

Dann erhielt ich in der 33.Ssw die Diagnose, Cholestase. Zum Glück waren mir die Symptome aufgefallen und ich erbat ein schnelles Blutbild, so waren die Gallenwerte nicht so hoch und man konnte mich gut medikamentös einstellen. Leider wurde mir dann mitgeteilt, dass man nun schon bei 37+0 einleiten würde, um das Leben des Kindes nicht zu gefährden.

Kurz vorher hatte ich einen letzten Termin in der Pränataldiagnostik und wurde wieder darin bestärkt, mich nicht nur nach Standard einleiten zu lassen. Sicherlich hatte sich auch hier wieder bestätigt, dass meine 2. Tochter auch eher zart werden wird, allerdings gab es sonst keinen Grund zur Sorge. Meine Cholestase hatte einen niedrigen Wert und war gut eingestellt. Mit dem letzten Untersuchungsbericht und einer schriftlichen Einschätzung, dass seiner Ansicht nach kein Bedarf einer Einleitung besteht. Damit sollte ich in den Kreißsaal und alles weitere besprechen.

Nach einer weiteren Untersuchung, Labor und Gespräch im Kreißsaal dann die schöne Nachricht: Ok, alles sieht gut aus. Wir sehen uns in einer Woche zur Untersuchung wieder und sehen weiter. Die geplante Einleitung war nicht mehr im Gespräch. Ich war überglücklich und träumte schon davon, vielleicht sogar mal einen natürlichen Geburtsbeginn zu erleben. Allerdings hatten mein Mann und ich realistisch schon eher das Gefühl, dass man uns nur eine Woche geben wird. Ich bereitete mich und B. also schon moralisch darauf vor, dass wir nicht ewig Zeit haben.

Ich sprach viel mit B., wenn sie es selbst entscheiden möchte, dann hat sie leider nicht ewig Zeit, bis man sie „raus wirft“. Ich übte die Hypnosen und tiefe Atmung, so oft ich konnte und hoffte, dass es von alleine geschieht. Als ich am folgenden Freitag wieder ins Krankenhaus kam, wurde mir unmissverständlich mitgeteilt, dass ich mich entscheiden könne, ob ich Samstag oder Montag eingeleitet werden möchte. Ich war geschockt und bat darum, mich mit meinen Mann zu besprechen.

Wir wollten B. nicht gefährden und nahmen es an. Da die Oma das ganze Wochenende zu Besuch war, entschieden wir uns für den Samstag und ich sollte zwischen 7:30 und 8:30 Uhr da sein. Ich wurde aufgeklärt, mit welchem Medikament und lehnte die orale Einnahme ab, da diese bei meiner ersten Tochter keine Wirkung hatte und die Einleitung unnötig 5 Tage in die Länge gezogen hat. Ich bat sofort um Gel, da ich kein Vertrauen in die orale Einnahme habe.

Die Oberärztin wollte, dass ich nochmal eine Nacht darüber schlafe. Die Nacht war die Hölle, ich schlief kaum und war unruhig. Viel zu früh stand ich auf, packte, las oder meditierte. Als meine Tochter wach wurde und wir kuschelten, konnte ich meine Tränen nicht mehr halten. Die gesamte Autofahrt weinte ich, weil ich Angst hatte, das einfach nicht wieder wollte.

Im Krankenhaus hatte ich erneut eine Diskussion, dass ich sofort mit Gel eingeleitet werden möchte. Mein Wunsch wurde dann akzeptiert. Die Gabe erfolgte um 8:45Uhr, danach CTG, die ich mit Hypnose begleitete. Der Mumu war weich, aber noch geschlossen. Die Hebamme und eine Schülerin kannten die Friedliche Geburt, was super war und man sicherte mir den Raum mit der Wanne zu, wenn dieser nicht anderweitig belegt sein sollte.

Nach dem CTG ging ich müde auf mein Zimmer, fand aber leider keinen Schlaf. Also machte ich weiter Hypnosen und wartete auf die nächste Gabe gegen 14:45 inkl. CTG. Der Mumu war immer noch weich und 1cm geöffnet. Danach wartete ich auf den Besuch meines Mann und meiner Tochter. Ich versuchte, mich zu entspannen und dachte daran, dass es bestimmt nicht so schnell geht und ich zumindest noch etwas entspannen kann, bevor der Alltagswahnsinn mit 2 Kindern beginnt.

Ich konnte es annehmen, im Krankenhaus zu bleiben, obwohl ich meine Familie vermisste. Dann wurde ich unruhig und spürte eine Veränderung. Ich hatte schnell spürbare Wellen und versuchte, mich mit Stricken abzulenken. Ich weiß bis heute nicht, warum ich nicht mit der Hypnose begonnen habe, was Kristin statt Ablenkung so empfohlen hat. Was ich allerdings tat, war die tiefe Atmung, die ich sehr mochte.

Als mein Besuch gegen 17:15 da war, konnte ich es nicht genießen und bat darum, frühzeitig abzubrechen, weil ich in den Kreißsaal wollte. Dort angekommen, sah man im CTG auch die Wellen, die in 3min Abständen kamen, jedoch nur kurze Spitzen hatten und damit eher unwirksam lt. der Hebamme. Ich blieb noch eine Weile am CTG, während man mir die Wanne einließ. Ich versuchte die Hypnose ohne Audio und atmete bei jeder Welle so tief ich konnte und visualisierte die Öffnung meines Mumu.

Die Wanne war eingelassen und ich holte noch schnell meine Sachen für die Hypnose und die Energyballs, die ich selbstgemacht hatte und den Hebammen schenken wollte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich sie jetzt mitnehmen muss. Dann rief ich meinen Mann an und er gab an, dass er noch ein wenig zuhause bleibt, bis die Große bettfertig ist und wäre in 1-1,5Std, da.

Ich freute mich riesig auf die Wanne, da ich bei meiner ersten Tochter wegen der PDA leider nicht in die Wanne durfte. Der Mumu war nun 2cm geöffnet, das konnte also noch dauern. Die Wärme war herrlich und ich genoss es bis zur nächsten Welle, die deutlich stärker war. Irgendwie hatte ich mir das etwas anders vorgestellt...hatten andere Frauen nicht berichtet, dass es in der Wanne erträglicher ist?! Die Wellen kamen jetzt noch kürzer und waren sehr heftig. Ich bat um ein leichtes Schmerzmittel und erhielt Buscopan Supp.

Die Hebammenschülerin blieb eine Weile neben mir sitzen, was ich unangenehm fand. Ihr ging es ähnlich und sie versprach, nur noch einen Moment zu warten, bis sie sicher sei, dass es mir gut geht. Daher wartete ich noch, bis ich alleine war und startete erst dann die Hypnose unter Geburt. Bei jeder Welle versuchte ich, in der tiefen Hocke tief einzuatmen und zu visualisieren. Ich hatte wirklich Angst, dass sich alles wiederholt und ich nach etlichen Stunden wieder eine PDA brauche.

Ich hatte das Gefühl, ich schaffe es nicht mehr an meinen sicheren Ort und in die Tiefenentspannung. Ich wollte nicht mehr alleine sein und schrieb meinem Mann, er möge bitte eher kommen „nur so für mein Gefühl“. In einer kurzen Pause legte ich mich entspannt in die Wanne und hatte das Gefühl, einzuschlafen, weil ich einfach sehr erschöpft war. Die nächste Welle traf mich sehr überrascht und ich stemmte meine Füße gegen den gegenüberliegenden Wannenrand. Sie war so heftig, dass ich laut tönte. Nach ein paar weiteren Wellen merkte ich, dass es zu viel ist, ich Hilfe brauche und mich auch das Stirnband mit der Hypnose störte.

Die Hebammenschülerin kam wegen meines lauten Tönens zufällig gerade und fragte mich, ob alles gut sei und ich das Gefühl habe, zu pressen. Da kam schon die nächste Welle und meine Körpersprache beantwortete wohl ihre Frage. Sie wollten ein CTG messen, was allerdings scheiterte. Mein Mumu war nur nach 1Sts. jetzt 8cm geöffnet. Sie wollten mich schnell aus der Wanne haben für einen weiteren Versuch mit dem CTG. Die Hebammen hatten die Befürchtung, dem Baby wäre das jetzt zu schnell gegangen und ich spürte deutlich Nervosität, als man die Oberärztin dazu rief.

Ich hatte Angst um mein Baby und solche Wellen, dass ich mich kaum bewegen konnte. Die Hebamme bat mich, es aus der Wanne zu versuchen, da sie das Baby nicht auf der Treppe holen möchte. Jetzt war ich verwirrt, was so schnell geht es jetzt. Die Ärztin war da und ich brachte mich vor der Wanne in die Hocke. Die Wellen waren unglaublich stark und ich fühlte mich überfordert. Wie geht es B., wo bleibt mein Mann?

Ich kann nicht sagen, wie oft ich presste und ein starkes brennen spürte. Ich wusste, mein Damm würde wieder reißen, was total ok für mich war. Dann war mein Mann endlich da und die Hebamme sagte, du kannst das Baby jetzt bekommen. Doch ich war fertig und das äußerte ich auch lautstark. Ich begriff, dass ich eine Krise habe und B. gleich da sein wird.

Als ich 20:08 Uhr ihr Schreien hörte, war ich erschöpft und sehr glücklich, dass es ihr gut ging und ich es diesmal selbst geschafft hatte. Dieses starke Gefühl wird mich ewig begleiten. Ich hatte zwar Schmerzen, gleichzeitig erfüllte sich mein Wunsch nach einer selbstbestimmten und natürlichen Geburt trotz Einleitung. Ich bin überglücklich, dieses Körpergefühl unter Geburt erlebt zu haben und wahnsinnig stolz auf mich.

Positiv zu erwähnen ist zudem, dass mir bei Aufnahme nicht pauschal ein Zugang gelegt wurde, obwohl mich das nicht gestört hätte. Zum Schluss sagte die Ärztin mir, dass ich recht hatte mit dem Gel und es gut war, nicht nachzugeben. Die Hebammen gaben zu, mich anfangs nicht ernst genommen zu haben, weil es plötzlich so schnell ging und viele kurz nach der Gelgabe Wellen angeben. Das Team war unglaublich respektvoll im Umgang mit mir und das ist leider nicht mehr selbstverständlich.

Liebe Kristin, ich danke dir von Herzen dafür, dass ich das alles durch deine wundervolle Arbeit erleben durfte! Ich bin mir sicher, dass es so schnell ging, weil ich deine Hypnose und Atmung hatte. Zusätzlich hat deine Hypnose mit dem inneren Kind eine Angst in mir gelöst, die mich dann sehr entspannte, als meine Tochter zuhause während der Geburt betreut wurde. Lange Zeit plante ich die Geburt alleine, damit mein Mann zuhause bleiben kann. Lieben Dank an Dich und mache bitte weiter so ;)

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