Erfahrungsbericht
von Stephanie
Eine Freundin hat mir schon recht früh in meiner Schwangerschaft „Die Friedliche Geburt“ empfohlen. Ich habe zuerst in den Podcast reingehört und hab recht bald das Gefühl gehabt, dass die Methode gut für mich passen könnte.
Im dritten Monat habe ich mit dem Onlinekurs begonnen und bis zum sechsten Monat hatte ich die meisten Podcastfolgen durch. Allein die waren für mich schon sehr viel wert, weil ich auf ganz viele Themen gestoßen bin, die mich weiter interessierten (zum Beispiel Tragen, Stoffwindeln, Abhalten, Louwen-Ernährung...). Ich habe dann versucht, zumindest hin und wieder eine Meditation in meinen Alltag einzubauen oder die Schwangerschaftshypnose zu machen.
Mit meinem Mann habe ich ein paar Podcastfolgen zusammen gehört und auch die relevanten Kursmodule gemeinsam absolviert. Den Kurs selbst hatte ich dann eine Weile vergessen und erst um die 32. SSW abgeschlossen. Aus den ganzen möglichen Vorbereitungsmethoden habe ich die rausgepickt, die mir am besten gefielen. Mit regelmäßigen Hypnosen habe ich in der 34. SSW begonnen, ich hielt mich dabei an den Übungsplan.
Ab der 35. habe ich mich nach Louwen ernährt, also weitestgehend auf Zucker und alles mit hohem glykämischem Index verzichtet, das fiel mir zum Glück ziemlich leicht (nur auswärts essen war problematisch), außerdem habe ich jeden Tag zwei Esslöffel Leinsamen gegessen. Mit der Dammvorbereitung startete ich in der 36. SSW, mit Damm-Massagen, Heublumen-Dampfbädern und dem Epi-No. Von meiner Wochenbett-Hebamme habe ich eine Geburtsvorbereitende Akupunktur bekommen. Vielleicht hab ich es etwas übertrieben, aber für mich hat es so gepasst und ich hab mich gut vorbereitet gefühlt. ;)
Mir und dem Baby ging es die ganze Schwangerschaft hindurch sehr gut. Ich hatte leider gegen Ende hin ziemliche Probleme mit der Symphyse und konnte kaum noch gehen. Ich war sehr ungeduldig, als der ET näher rückte. Ich hatte schon mehrmals regelmäßige Vorwehen im 2-3 Minuten-Abstand in den letzten Wochen, aber es wurde leider nicht mehr daraus. Mein Bauch war extrem groß und fast jeder in unserem Bekanntenkreis meinte, unser Baby würde auf alle Fälle früher kommen, weil ich ja so klein und schmal bin. Ich weiß zwar, dass die Statur wenig aussagt, aber gehofft hab ich es auch.
Unsere Tochter wurde bei den letzten Ultraschallterminen schon groß und schwer geschätzt, im Verhältnis zu mir, und in der Woche vorm ET war schon eine Einleitung im Gespräch, auch ein Kaiserschnitt wurde mir empfohlen (wobei das eher fürs Protokoll war, die Ärztin, die mich aufklärte meinte, wir können die Geburt ja natürlich starten und im Bedarfsfall mit einem KS beenden). Es wurde sogar extra die Oberärztin hinzugezogen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Der ET verging, die Kleine hatte es aber noch immer gemütlich. Die Hypnosen hab ich zum Schluss seltener gemacht, ich hatte irgendwie keine Lust mehr. Am Vormittag bei ET+2 wurde sie auf knapp 4kg geschätzt und es wurde eine Eipollösung gemacht. Die war für mich eine gute Option, sie war schnell erledigt und weh getan hat sie auch überhaupt nicht. Sollte die nichts bringen, haben wir einen Termin zur Einleitung bei ET+6 bekommen.
In der folgenden Nacht, gegen halb 1, haben wie schon öfter in den vergangenen Wochen wieder regelmäßige Wellen mit kurzen Abständen eingesetzt. Ich hab gleich die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ angemacht und gehofft, dass es dieses Mal richtig losgeht.
Um 1 Uhr hab ich meinen Mann informiert, dass er besser schlafen gehen sollte, wenn er ausgeruht sein will. Ich hab bald auf die „Eröffnungsphase“ gewechselt und mir die Badewanne eingelassen. Nachträglich betrachtet, hätte ich das meinen Mann machen lassen sollen, aber ich wollte ihn zu dem Zeitpunkt schlafen lassen.
Ab halb 4 war ich in der Wanne. Die Wellen waren schon recht regelmäßig, ich hatte die Hypnose mit Stirnband auf den Ohren und versuchte, zu visualisieren und die Atemtechnik anzuwenden. Die Visualisierung gelang mir mittelmäßig, aber ich glaub, das war nicht so relevant. Ich war einfach entspannt genug.
Die Atmung, mit der ich beim Üben überhaupt keine Probleme hatte, musste ich adaptieren. Ich hatte das Gefühl, mehr Gegendruck zu brauchen, deswegen hab ich nicht langsam eingeatmet, sondern eher schnell und dann durch Luftanhalten den Druck aufrechterhalten. Ich hab über die gesamte Geburt immer wieder variiert, kam aber gut zurecht.
Um 4:20 trackte ich die Wellen, sie kamen regelmäßig im 3-Minuten-Abstand für je eine Minute. Die Geburt hat sich also nicht langsam eingependelt, sondern gleich recht ordentlich begonnen. Ich rief meinen Mann und ließ ihn fertig packen, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Die Checkliste hatte ich schon vor Wochen geschrieben. Er trackte nochmal, mit demselben Ergebnis, und rief im Kreißsaal an. Die meinten natürlich, dass wir sofort kommen können. Auf der 20 minütigen Fahrt dorthin musste ich gefühlt zehn Wellen veratmen, auch beim Weg von der Tiefgarage bis zum Kreißsaal mussten wir einige Stopps einlegen.
Um 6:15 waren wir im Untersuchungszimmer. Mein Mann hat den Hebammen ein Geschenkspacktl (mit Trockenobst, Studentenfutter und Schokolade – keine Merci ;) ) und meinen Geburtsplan (meine Wunschliste) überreicht. Er hat dann zu Beginn wie geplant die Kommunikation übernommen, komplett abgekapselt hab ich mich jedoch nicht. Beim Legen vom Venenzugang waren zwei Anläufe nötig. Ich wollte den Venflon an der Hand und nicht in der Armbeuge, weil mich das gestört hätte.
Kein Zugang war leider keine Option, weil ich positiv auf B-Streptokokken getestet wurde und Antibiotika bekam. Die Hebamme hat sich erst verstochen und als ich mal kurz geblinzelt hab, war der Boden voller Blut und die Hebamme schon ganz nervös, aber das hat mich zum Glück überhaupt nicht gestört. Das CTG hat die Wellen regelmäßig aufgezeichnet und der MM war weich, aber erst bei 2-3cm.
Eventuell hab ich etwas zu entspannt gewirkt, jedenfalls wurden wir vorerst auf die Wochenstation geschickt, um noch etwas Zeit totzuschlagen. Leider war die wegen Renovierungsarbeiten auf der anderen Seite vom Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin bin ich etwas aus der Entspannung rausgeflogen. In dem Zimmer, das auch die nächsten Tage meins sein sollte, war noch eine frisch gebackene Mutter mit ihrem Baby, das war für mich ziemlich hart. Wir haben dann eine Weile mit Massagebällen gearbeitet, ich kam dann aber recht gut zurecht und mein Mann hat sogar auf dem Stuhl neben mir geschlafen.
Um 10:30 gingen wir zurück zum Kreißsaal, weil ich mich allein auf der Wochenstation nicht mehr wohl fühlte. Auf dem Weg dorthin brauchte ich wieder viele Stopps, ich bin sogar auf allen Vieren vor dem Lift gekniet, es war mir komplett egal, was die Leute denken. Ich wurde nochmal untersucht, der MM war bei 4-5cm und mir wurde ein Einlauf angeboten, weil ich so ein diffuses Druckgefühl hatte. Der war kein Spaß, aber danach fühlte ich mich besser.
Um 11:20 durfte ich in die Wanne, ich hatte mir eine Wassergeburt gewünscht. Dort ging es mir sehr gut, ich hatte nach wie vor die Hypnose auf den Ohren. Unsere Hebamme ließ uns allein, sie war aber direkt vor der Tür und jederzeit erreichbar.
Zwischendrin ging mein Mann noch was aus dem Zimmer holen und hat vergessen, mein Handy da zu lassen. Dadurch brach die Bluetooth-Verbindung ab. Das hat mich etwas rausgebracht, aber durch die Ortswechsel vorher und dadurch, dass ich doch mehr kommunizierte als gedacht, war ich eh nicht so tief drin. Ich glaub aber, dass ich generell ganz gut im Entspannungszustand war.
Gegen 13:00 hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwie Unterstützung brauche. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich Schmerzen hatte, aber das Körpergefühl war schon recht überwältigend und es war einfach extrem anstrengend. Deshalb ließ ich meinen Mann die Hebamme holen, sie bot mir ein Opioid, Nalbuphin, an. Ich hatte auch schon Pressdrang, aber der MM war erst bei 6cm. Ich wechselte auf die SCH-Atmung, um die Wellen zu veratmen. Ohne das Opioid wäre es sehr schwer gewesen, dem Pressdrang zu widerstehen, aber so fühlte ich mich ganz gut.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mit den Audiohypnosen komplett aufgehört habe, aber irgendwann zu dem Zeitpunkt müsste es gewesen sein. Durch das Veratmen passte die für die Eröffnungsphase für mich nicht mehr, für die Austrittsphasen-Hypnose war es aber auch noch zu früh.
Gegen halb vier musste ich die Wanne verlassen. Ich war ja schon sehr lange drinnen und das CTG zeigte eine sinkende Herzfrequenz vom Baby während der Wellen. Da war für mich schon klar, dass es leider keine Wassergeburt geben würde, aber es war für mich okay. Ich hatte mir ja vorgenommen, offen gegenüber Planänderungen zu sein. Die Wellen wurden außerhalb von der Wanne gleich viel heftiger und ich bekam Lachgas als Unterstützung.
Es wurde ein Arzt hinzugezogen und ein Ultraschall gemacht, das war während den Wellen nicht sehr angenehm, doch mit dem Lachgas ging es. Ich durfte noch immer nicht mitpressen, bekam aber gleichzeitig einen Wehentropf, weil die Wellen etwas nachließen und das Baby nicht länger als nötig warten sollte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich meinem Mann zwischen den Wellen sagte, dass es mir gut geht. Ich konnte vom Lachgas kaum geradeausschauen und hatte den Rausch meines Lebens. ;)
Ab 17:00 konnte ich nicht mehr verhindern, mit zu pressen, ab da wechselte ich mit Unterstützung der Hebamme immer wieder die Positionen im Bett, Rückenlage, Seitenlage, Vierfüßler… Es war so anstrengend, dass ich mich kaum noch drehen konnte, aber an Schmerzen kann ich mich nicht erinnern. Mein Mann musste mir nach jeder Welle die Wasserflasche reichen, weil mein Mund so trocken war.
Die letzte Phase war extrem anstrengend, ich war laut (schon seitdem ich die Wellen veratmen musste), hab aber nie geschrien. Irgendwann meinte die Hebamme, dass ich mal nach dem Köpfchen fühlen könnte. Ich konnte ganz viele Haare spüren. Das hat mir nochmal Kraft gegeben, auch wenn es echt grenzwertig anstrengend wurde. Als das Köpfchen rauskam, war wirklich der einzige Moment, in dem ich Schmerzen spürte, da dachte ich, jetzt ist sicher was kaputt gegangen.
Mit der Welle, in der der Kopf geboren wurde, half die Hebamme etwas mit und zog gleich den kompletten Körper in einem Flutsch heraus. Ich hab in dem Moment gespürt, wie unser Baby nochmal in mir gezappelt hat und war der Hebamme unendlich dankbar, dass ich nicht nochmal pressen musste. Unsere Tochter wurde um 17:51 Uhr geboren, mit 52cm und 3920g.
Aus der Rückenlage heraus, von der ich dachte, dass diese Geburtsposition für mich sicher nicht in Frage käme. Aber für uns war dies schlussendlich der Weg, der funktioniert hat.
Ich wollte sie eigentlich selbst aufnehmen, bin dann aber nur noch im Bett gelegen und hab sie angestarrt, ich hatte keine Kraft mehr (ich hab mich aber super gefühlt!). Sie begann sofort, zu schreien und wurde mir auf die Brust gelegt, recht weit unten, weil die Nabelschnur sehr kurz war. Es war ein wirklich wunderbares, einmaliges Gefühl. Wir warteten, bis die Nabelschnur auspulsiert war, dann durfte sie mein Mann durchschneiden.
Danach durfte ich sie sofort anlegen, sie hat auch gleich getrunken. Die Plazenta kam mit einmal pressen leicht raus, dafür war gar keine Welle mehr nötig. Die Hebamme hat sie uns noch gezeigt und erklärt. Wir durften zwei Stunden kuscheln, bevor wir auf die Wochenstation verlegt wurden (wo natürlich weitergekuschelt wurde).
Überraschenderweise hatte ich keine Geburtsverletzungen. Natürlich spürte ich die Strapazen in den Tagen und Wochen nach der Geburt und ich hatte einen gewaltigen Muskelkater, besonders im Oberkörper, aber es war wirklich okay. Ich bin mir sicher, dass die Vorbereitungen und die lange Eröffnungsphase zu diesem super Outcome wesentlich beigetragen haben. Am meisten haben meine Bauchmuskeln gelitten (Rektusdiastase), aber das hat man nun wirklich nicht in der Hand.
Die Probleme mit der Symphyse waren direkt nach der Geburt zum Glück komplett verschwunden. Unsere Tochter wird im Sommer zwei, ich hab es nur immer wieder versäumt, diesen Geburtsbericht einzureichen, obwohl es mir wichtig war. Geschrieben hab ich ihn zum Glück gleich nach ein paar Tagen, sonst hätt ich viel vergessen.
Wenn ich das Glück einer weiteren Schwangerschaft erleben darf, werde ich versuchen, es wieder so zu machen mit der Vorbereitung. Ich würde nur meinen Mann mehr einteilen und ihn auch dazu animieren, während der Geburt mehr zu tun. Er war für mich da und eine großartige Unterstützung, mit den Ankern hätte er aber auch noch mehr erreichen können, die hat er leider gar nicht genutzt. Ich glaube, er hätte auch gern mehr getan, hat sich aber irgendwie verloren gefühlt.
Ich kann für mich jedenfalls sagen, dass mich eine weitere Geburt überhaupt nicht schreckt, danke dafür!