Spontane, interventionsfreie Traumgeburt mit Maske in einer Level 1-Klinik bei 40+1 mit 4120g, 54cm Länge und 35cm Kopfumfang
Vorbereitung: Podcast und Kurs der Friedlichen Geburt, Akupunktur bei meiner Hebamme, Himbeerblättertee, Dammmassage mit dem Epi-No
Ich hatte recht früh in der Schwangerschaft begonnen den Podcast zu hören und um die SSW20 dann den Onlinekurs gebucht. Ab da übte ich recht regelmäßig mindestens 3x die Woche die Hypnosen. Ab dem Mutterschutz machte ich 1-2 Hypnosen täglich, während des CTGs beim Frauenarzt übte ich immer zwei Mal hintereinander das Selbsthypnosetraining. Die Verbindung zu meinem Baby war schon im Bauch durch die regelmäßigen Besuche in der Gebärmutter unheimlich stark. Ich kam mir selbst ein bisschen albern vor, aber das Baby reagierte wirklich jedes einzelne Mal, wenn ich sie innerlich ansprach – ob es mitten in der Nacht war und ich wissen wollte, ob es ihr gut geht oder ob ich sie fürs CTG sanft wecken wollte. Jedes Mal! Das genoss ich unheimlich und die Schwangerschaft war generell besonders im Hinblick auf die Geburt sehr unbeschwert. Ich konnte mich zu 100% auf die Methode einlassen und hatte immer Respekt vor dem Abenteuer, aber keine Angst. Nur bei dem Gedanken an die Übergangsphase wurde mir manchmal etwas mulmig. Wie muss es sich anfühlen, wirklich an seine Grenze zu stoßen? Innerlich Frieden konnte ich mit dem Gedanken schließen, dass diese großen Gefühle vielleicht auch einfach teilweise die des Babys sind. Schließlich steht da auch der anstrengendste Teil seiner Reise bevor und ich war mir vorher schon sicher ganz zart Gefühlsschwingungen des Babys mitbekommen zu haben. Und ruhig bleiben für mein Baby, wenn es an der Schwelle ins Leben Unruhe verspürt, das werde ich doch wohl können, sagte ich mir.
Am ET bei 40+0, dem 03.01.2022 schrieb das CTG bei der Frauenärztin noch keine Wellen. Sie sagte nach dem Tasten der Muttermund würde beginnen zu verstreichen, die Kleine säße schon sehr tief im Becken. Vorwellen hatte ich bis dahin noch nicht wirklich gehabt, ich hatte nur am ersten Weihnachtsfeiertag recht intensiv bemerkt, wie sie sich nochmal tiefer ins Becken gewühlt hatte. Auf dem Heimweg vom Arzt hatte ich tatsächlich plötzlich den 04.01. als Datum ganz fest im Kopf. ‘04.01., 04.01., 04.01.’ spukte es in mir herum. Meine Hebamme lud mich für den Folgetag auch nochmal zur Akupunktur ein und ich nahm mir vor, am Morgen mal zu versuchen meinen Mann zu verführen , wenn sich bis dahin weiterhin so gar nichts geregt hatte.
Am nächsten Morgen wachte ich wie immer so gegen 6 Uhr auf, ich hatte gut geschlafen und döste noch so vor mich hin. Mein Mann hatte seit Neujahr Urlaub und schlief neben mir. Gegen 8 Uhr bemerkte ich die erste zarte Welle. Es war so gemütlich im Bett, dass ich einfach liegen bleiben wollte. Gleichzeitig hatte ich aber eine Haarwäsche dringend nötig und der Gedanke ließ mich nicht los. Ein bisschen zögerte ich noch raus mit dem Gedanken, es könne ja wirklich nur eine Trockenübung sein, wozu jetzt der Aufwand, aber schließlich konnte ich mich dann doch aufraffen. Nach der Dusche war mir innerlich dann auch klar, hier geht es wohl los.
Mit meinem Handtuchturban noch auf dem Kopf startete ich die Geburtshypnose und wollte es mir auf dem Sofa bequem machen. Die Betonung liegt auf ‘wollte’, bequem war hier nämlich nichts, auch nicht in den Wellenpausen (die sich für mich wie eher stärkere Periodenkrämpfe anfühlten und die ich im Vergleich zu den Wellen selbst eher als unangenehm beschreiben würde). In den Wellen ging ich in den Vierfüßler, visualisierte und setzte die herrliche Bauchatmung um – klasse. In den ‘Pausen’ wollte ich entspannen, wusste aber nicht wohin mit mir. Zum Glück war ich so tief in Hypnose, dass mir das irgendwie nichts ausmachte. Ich hatte keine Gedanken in Richtung ‘sollte ich nicht richtige Pausen haben, was ist hier los’ oder ‘wie soll ich das ohne Pausen packen’, ich /war/ einfach nur und probierte mich durch unterschiedliche Positionen im Wohnzimmer durch.
Gegen halb 10 Uhr wachte mein Mann auf, den ich hatte ausschlafen lassen und brachte mir Toast mit Marmelade, von dem ich, ganz Körper, nur mit dem Finger die süße Marmelade runterschlecken wollte. Er versuchte, anhand meiner Atmung und kurzer Zeichen von mir, die Wellen zu tracken. Wegen der schmerzhaften Pausen und weil manchmal auch zwei Wellen direkt aufeinander folgten, gelang uns das mehr schlecht als recht, aber hier schlug er das erste Mal vor, ins Krankenhaus zu fahren. Ich winkte nur ab, ach was. Das geht doch gerade erst los hier.
Kurz darauf saß ich während der Pausen auf der Toilette und kniete in den Wellen auf dem Badvorleger. Hier müssen die Wellen doch schon recht knackig hintereinander gekommen sein, denn ich war gefühlt nur am Hinknien und wieder aufstehen, setzen und wieder hinknien, was mit dem dicken Bauch doch recht anstrengend war. Als mir das Geturne zu anstrengend wurde, ging ich in die Dusche (Wanne haben wir leider keine) und hier wurde es richtig schön. Während der nach wie vor anstrengenden Pausen ließ ich mir aufrecht stehend das warme Wasser über den Bauch laufen. Während der Wellen stützte ich mich auf dem Duschhocker ab und hielt den Wasserstrahl mit der anderen Hand auf meinen unteren Rücken gerichtet. Herrlich! Über das prasselnde Wasser konnte ich Kristins Stimme nicht mehr wirklich hören und als mir ein kabelloser Kopfhörer dann noch ins Duschwasser fiel, schmiss ich beide aus der Dusche raus. Ich war sowieso ganz, ganz tief in Hypnose und das blieb auch so.
Irgendwann kam mein Mann rein und merkte erneut an, uns jetzt im Krankenhaus ankündigen zu wollen, da war es wohl etwa 12 Uhr mittags. Die Wellen waren inzwischen sehr intensiv, also stimmte ich zu. Hier bekam ich kurz ein bisschen Angst und dachte wörtlich ‘Wenn die mir da jetzt sagen, ich bin erst bei zwei Zentimetern Muttermundöffnung, hab ich ein Problem’. Der Gedanke war mit Erinnerung an meinen Plan B aber auch schnell wieder weg gepustet. Die nächsten Herausforderungen waren das Aussteigen aus der Dusche, das Abtrocknen und Anziehen. Wobei das eher für meinen Mann herausfordernd war als für mich. Er hatte es doch plötzlich sehr eilig, wollte mich natürlich aber auch nicht drängen oder mir Angst machen. Das Krankenhaus selbst ist nur 2 Minuten mit dem Auto entfernt, aber wir brauchten fast eine Stunde, weil ich erst nicht wirklich aus der Dusche rauswollte und dann doch sehr viel Zeit brauchte, um die nun wirklich sehr nah beieinanderliegenden Wellen zu beatmen. Zwei Mal kam ich während des Anziehens mit der Bauchatmung aus dem Rhythmus und das war wirklich unangenehm. Mein Mann merkte das aber und hielt mir unseren Duftanker unter die Nase, der wirklich wirkte wie Magie. Sofort war mein Atem wieder regelmäßig.
Am Krankenhaus angekommen meldete mein Mann mich an und organisierte, dass einer der Securitymänner meine Tasche trug und mich zum Kreißsaal brachte. Das war super, nach dem Duschen hatten wir nämlich nicht an meine Brille gedacht und mit -4 Dioptrien konnte ich nicht wirklich viel sehen. In der tiefen Hypnose hab ich das allerdings nicht mal gemerkt, bzw. war es vielleicht sogar hilfreich! Ich atmete weiter fleißig, beugte mich in den Wellen immer vornüber und stützte mich irgendwo ab. Dabei dachte ich ganz intensiv ‘auf auf auf, ja ja ja’, das kam ganz von selbst. Die Wellen waren immer noch mit der richtigen Atmung und Pose super zu bewältigen. Es waren wirklich Druck und Dehnung, die sich gut und stark anfühlten.
Vor der Geburtsstation musste ich kurz warten, eine Hebammenschülerin kam raus zu mir und fragte mich nach dem Wellenabstand. “2 Minuten, oder 3, ich weiß es nicht.” Ich wusste es wirklich nicht und es war mir tatsächlich auch egal. Inzwischen war es 13 Uhr. Die Hebammenschülerin drängte irgendwann, ob wir denn nicht langsam reinkommen könnten? Ich glaube, ihr war klar, dass hier schon deutlich Geburt zugange war. Sobald ich in das Untersuchungszimmer kam, platzte unter einer weiteren Welle die Fruchtblase. Ich wurde gefragt, ob ich nochmal auf Toilette möchte. Nun, warum nicht, wenn man es mir vorschlägt. Auf Toilette half mir die Hebammenschülerin, die nassen Schuhe, Socken und Hose auszuziehen. Sie fing an, meine Stiefel aufzuschnüren und ich sagte ‘Die haben Reißverschluss’. Ich erzähle das so, weil ich wirklich trotzdem komplett in Hypnose war. Es war genau wie Kristin sagte, ich war wie ein Delfin. Und sonst wie eine Kuh 🙂
Natürlich hatte mein armer Mann vergessen, mir den Mutterpass mit hochzugeben, aber auch das schreckte mich nicht. Ich glaube, die Hebammen merkten schnell, dass ich nicht wirklich ansprechbar war und fragten auch nicht mehr als einmal nach dem Pass, obwohl ich da noch antwortete ‘Der ist in der Tasche’. Ich musste mich dann auf eine Liege legen, weil die Ärztin meinen Muttermund tasten wollte. Das Liegen war unter der Welle sehr unangenehm und ich fragte auch mehrfach, ob ich nicht aufstehen dürfe. Die Ärztin konnte nicht so richtig glauben, dass der Muttermund schon voll eröffnet war und bat eine Hebamme, nochmal nachzutasten. Die kam zu demselben Ergebnis. Wahnsinn! Aber auch das nahm ich in meiner tiefen Hypnose einfach nur zur Kenntnis. Ich dachte weder ‘wow wie klasse’, noch ‘oh Gott jetzt muss ich das Kind gebären’, es war einfach so und ich atmete.
Mir wurde ein Rollstuhl gebracht und kurz bevor ich mich reinplumpsen ließ, spürte ich das erste Mal Pressdrang! Setzen fühlte sich da total falsch an, also blieb ich stehen und sagte ‘Oh, Sekunde’. Die Hebamme sagte nur ‘Die haben wir nicht, ist Ihr Mann unten vor der Tür?’ und los ging es im Laufschritt in den Kreißsaal! Dort legte mich die Hebamme zunächst auf die Seite, das obere Bein auf eine Stütze gelegt. ‘Ich möchte aufstehen bitte’, gesagt, getan. Am Ende kniete ich auf dem Bett und die liebe Hebamme stellte mir das Kopfteil auf 90 Grad hoch und sagte mir, ich solle mich mit dem Oberkörper richtig schön drüber hängen. Und nun bei den Presswellen hatte ich plötzlich auch richtige Pausen! Ich sagte noch ‘Ach, mir geht es so gut!’ Inzwischen war dann auch mein Mann da, der erzählte mir nämlich im Nachhinein, dass der Hebamme bei meiner Bekundung die Augenbrauen bis zu den Haarwurzeln hochwanderten. Hier möchte ich nochmal deutlich betonen, ich habe nicht gemerkt, wann er reinkam. Ich habe nicht gewartet, ich habe geatmet. Er war mir zuhause eine unheimliche Hilfe mit dem Duftanker und natürlich hätte ich es auch nie allein ins Krankenhaus geschafft bzw. den richtigen Zeitpunkt höchstwahrscheinlich auch komplett verpasst. Es war auch toll, dass er im Kreißsaal dann, ohne zu fragen, Kristins Hypnose für die Austreibungsphase über die Bluetoothbox anstellte, die tat mir echt gut. Aber im Kreißsaal wirklich gebraucht (!) hätte ich ihn nicht. Ich dachte auch keine Sekunde daran, meine Maske abzunehmen, sie hat mich einfach nicht gestört, auch nicht als das Baby dann tatsächlich geboren wurde. Zwischendurch hieß es ‘Wir müssen noch einen Abstrich machen’ und ich dachte tatsächlich an einen Scheidenabstrich und dachte ‘Hä dann macht doch, also mehr Zugang kann ich euch echt nicht geben gerade’ bis mir dann jemand die Maske runterzog und vorsichtig in meiner Nase rumstocherte. Achja – Corona.
Die Hebamme sagte mir erst, ich sollte intuitiv mitschieben, und wenn kein Bedürfnis da sei, nur weiter atmen. Das zog sich dann so eine Weile und bezüglich Geburt tat sich nicht wirklich was. Der Pressdrang war gut zu spüren, wie bei Kristin mit einem Zittern in der Nierengegend. Zwischendurch kündigte ich auch an ‘hier gleich alles vollzukacken’ – ich hatte in den letzten Wochen vor Geburt mit Verstopfung zu tun und mich eigentlich fest darauf verlassen, während der Eröffnungsphase den Durchfall zu bekommen, von dem so viele berichten. Aber Pustekuchen, nicht mal die Presswellen reichten aus, um diese gigantische Verstopfung vollständig loszuwerden, dabei ‘störte’ die mich zum Teil mehr als der Babykopf im Geburtskanal.
Am Ende leitete die Hebamme mich dann doch sehr intensiv zum Pressen an. Ich sage pressen, weil das war kein schieben mehr. Ich dachte mir, versuch es mal und wenn es sich nicht gut anfühlt, hörst du halt wieder auf. Sobald ich richtig fest mitdrückte (und dabei meine ersten Geräusche unter Geburt machte, ich klang wie eine starke Gewichtheberin!), merkte ich, wie sich bei der Kleinen etwas tat und das war so berauschend, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Also drückte ich und drückte und ich spürte weder einen Ring of Fire, noch fühlte ich mich, als würde ich aufreißen oder ‘eine Melone kacken’. Klar drückte ich gegen einen Widerstand, aber das musste so, das fühlte sich gut an. Und dann war sie da! Und ich sagte nur ‘Oh Gott, oh Gott, gib sie mir, gib sie mir’, und man gab sie mir und es war perfekt. Die von mir vorher mit mulmigem Gefühl erwartete Übergangsphase habe ich entweder nicht mitbekommen oder sie fand dann statt, als ich beim Anziehen mit dem Atmen kurzzeitig aus dem Rhythmus kam. Ich erinnere mich, dass ich hier auch flüchtig das Bedürfnis hatte, mit der Faust einmal fest auf die Bettmatratze zu schlagen. Vorher half dann aber der Duftanker.
Es war dann noch ein bisschen Rummanövriererei, weil die Plazenta noch in mir war und ich mich vom abgewendeten Vierfüßler erst mal richtig ins Bett legen musste. Irgendwann hatte mir die Ärztin noch einen Zugang gelegt (den ich geplant hatte abzulehnen, aber am Ende war es mir dann doch egal) über den ich dann, wahrscheinlich unnötigerweise, Oxytocin bekam. War mir aber auch egal. Dann kam meine Riesenplazenta in einem Flutsch raus und die Ärztin diagnostizierte einen Mini-Scheidenriss, den sie nur mit einem Stich nähte, als er nach 30 Minuten nicht aufgehört hatte zu bluten. Hier merkte ich nicht mal die Betäubungsspritze. Ich machte noch Sprüche, dass ich ja noch nie genäht worden sei – was für ein Debut. Später beim Wiegen ließ mich dann die Hebamme das Geburtsgewicht schätzen, weil der Ultraschall vor einer Woche noch 3100g ausgerechnet hatte. Das Baby hatte dann exakt ein Kilo mehr, die Hebamme war entzückt über mein entsetztes Gesicht 🙂
Zwei Tage später kam meine Hebamme vom Geburtsvorbereitungskurs, die ich per Mail informiert hatte und die im selben Krankenhaus arbeitet, auf Station zu Besuch und wollte unbedingt hören, wie ich das denn gemacht hätte: So ein großes Kind als Erstgebärende und dann nicht nur die späte Ankunft im Krankenhaus, sondern auch die nahezu verletzungsfreie Geburt. Ich berichtete natürlich gerne von der Friedlichen Geburt.
Die Geburt war einfach nur wunderschön. Auch jetzt lasse ich sie gerne Revue passieren, wenn ich nachts im Bett mein kleines Baby stille. Sowas Großartiges. Im Nachhinein hätte ich vor dem Austritt gerne nach dem Köpfchen gefühlt, aber ich hatte nicht wirklich dran gedacht und es sprach mich auch niemand darauf an. Im Kreißsaal waren im Endeffekt übrigens drei Hebammen und zwei Ärztinnen anwesend. Hab ich nicht gemerkt, hat mich nicht gejuckt. Was für ein wundervolles Erlebnis. Mein Mann möchte gerne auch noch einen Bericht verfassen, er hat vieles natürlich nochmal anders wahrgenommen als ich und hat wohl auch den ein oder anderen Tipp für Geburtsbegleitende. Ich bin gespannt!
Vielen Dank Kristin, für dieses wundervolle Erlebnis.
Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn ich es denn erleben darf