Geburtsbericht Ava Luna
Ava ist unsere zweite Tochter, die am 08.05.21 um 05.14 Uhr das Licht der Welt erblickt hat.
Geboren wurde unser kleines Vielfraß im Krankenhaus. Ihre Geburt verlief schneller als die ihrer Schwester und war in vielerlei Hinsicht entspannter, bzw. mit weniger Ungewissheit verbunden.
Ava entschied sich eine Woche nach ET, bereit zu sein, um sich auf den Weg zu machen. Am Freitagmorgen, 07.05.21, zeigte mein Körper erste Anzeichen davon; ich verspürte noch sehr unregelmäßige, sanfte Wellen und entdeckte beim Toilettengang den abgegangenen Schleimpfropf. Still lächelte ich in mich hinein, noch wollte ich meinen Mann, der zufällig frei hatte, nicht informieren.
Die Wellen kamen im Verlaufe des Tages immer regelmäßiger, nach dem Abendessen musste ich sie erstmals veratmen. Unterdessen wussten auch mein Mann & meine Mama, die bereits ein paar Tage bei uns war, um für Ava‘s große Schwester (15 Mt) da zu sein, Bescheid. Um 21.00 Uhr entschieden wir uns, zur Kontrolle ins KH zu fahren; hauptsächlich zur Beruhigung meines Mannes. Ich war dort etwas verblüfft, als man mir sagte, dass der MuMu bereits 4cm offen ist und wir noch ein wenig spazieren gehen sollen. Mir ging‘s blendend; wir spazierten 2,3 Mal um die Anlage, wobei ich immer wieder inne hielt, um die Wellen zu veratmen. Sie waren intensiver geworden und jede einzelne freute mich so sehr.
Um 23.00 Uhr bezogen wir den Gebärsaal. Ich glaubte irgendwie immer noch nicht, dass wir schon sehr nahe vor der Geburt standen, weil ich mich so gut fühlte. MuMu 5cm. Die Hebamme schlug dann vor, die Fruchtblase aufzustechen, um den Prozess etwas zu beschleunigen. Ich bejahte, weil ich mir eine schnelle Geburt wünschte.
Ab da wurden die Wellen zum 1. Mal tough. Sie kamen in kurzen Abständen und brachten mich nun sehr schnell in „Geburtsmodus“. Ich veratmete Welle für Welle und bewegte mich ausgiebig dabei. Irgendwann meinte die Hebamme, dass ich ihr einfach sagen solle, wenn ich irgendwelche Schmerzmittel bräuchte. – Bis heute frage ich mich, was geschehen wäre, hätte sie das nicht gesagt. – Mein Verstand sprang sofort darauf an und ich wollte wissen, welche Optionen ich denn hätte. Kurze Zeit später probierte ich Lachgas aus, warf den Schlauch allerdings sogleich wieder weg, weil mir total übel davon wurde. Danach wollte ich in die Wanne, konnte mich darin aber zu wenig bewegen. Die Wellen wurden stärker und stärker und mein Kopf meldete: Du musst jetzt eine Pause haben, sonst schaffst du‘s niemals bis zum Schluss. Vgl.: meine erste Geburt war sehr lange und eine PDA brachte mir ein paar wundervolle Stunden der Erholung. Also entschied ich mich für eine PDA. MuMu 8cm offen.
Ich merkte der Hebamme an, dass 8cm eigentlich nicht der Befund war, um noch eine PDA zu bekommen. Dennoch entschied sie nach meinem Wunsch. Die PDA war dann, wider meiner Erwartung, nicht wirklich toll. Anders als beim 1. Mal (in einem anderen KH), ging es eine halbe Ewigkeit, bis ich etwas davon spürte und auch dann waren die Wellen immer noch schwierig zu veratmen. Hin und wieder schaffte ich es, mich zu entspannen. Da die Herztöne unserer Kleinen aber immer dann schlechter wurden, wenn ich mich wohler fühlte; zB als ich auf dem
Klo saß oder in Bewegung war, war ich irgendwann gezwungen, auf der rechten Seite liegen zu bleiben. Das stimmte so überhaupt nicht mit meiner Intuition überein, aber ich traute mich nicht, mein Ego über das Wohl meines Kindes zu stellen. Auch hier: ob dem wirklich so gewesen wäre, steht für mich heute nicht fest.
Also meisterte ich Welle für Welle, verlor dabei allerdings immer mehr meine Sicherheit. Als es dann hieß, ich könne nun mit Pressen starten und unsere Kleine nicht richtig runter rutschen wollte, kam die Saugglocke zur Sprache. Das wollte ich ganz klar nicht. Weshalb auch immer, verlangte ich stattdessen nach einem Kaiserschnitt. Vgl.: bei der 1. Geburt dauerte die Geburtsphase gut 3h und war für mich sehr fordernd. Natürlich war mir klar, dass ein Kaiserschnitt völlig sinnfrei gewesen wäre, dennoch steigerte ich mich rein und diskutierte mit meinem Mann, der Hebamme und der Assistenzärztin gut 30‘ lang. Wobei ich mir eher wie ein trotzendes Kleinkind vorkam, mich aber überhaupt nicht dafür genierte. Das ganze Tamtam hatte jedenfalls durchaus seinen Zweck; 15‘ nachdem ich dann wutentbrannt einwilligte, es noch ein einziges Mal selber zu probieren, purzelte Ava auf die Welt.
Ich war völlig überrascht, weil meine Erfahrung mir doch sagte, dass es super streng ist, das Köpfchen zu gebären. Das Gefühl, welches ich bei Ava hatte, war in gewisser Weise sogar angenehm. Eine starke Dehnung ja, aber überhaupt nicht schlimm. Und anders als beim 1. Mal rutschte sie nicht wieder zurück, sondern stetig weiter nach unten.
Unterdessen war es 05.14 Uhr geworden. Als ich nach unten blickte, wurde ich direkt angeschrien und konnte mich endlich wieder fallen lassen. Der Freude hingeben und meinen Verstand stumm schalten. Dass Ava‘s Hals und Körper doppelt von der Nabelschnur umwickelt waren, habe ich erst nachher erfahren. Dies war wohl der Grund, weshalb sie anfänglich nicht runter rutschen konnte.
Dass meine Herausforderung mein Verstand sein würde, der meinem Körper reinreden will, habe ich schon vor der Geburt gewusst. Ich habe mich intensiv mental vorbereitet. Dennoch könnt ihr meinem Bericht entnehmen, dass ich mich immer wieder von diesem habe irritieren lassen. Was okay ist. Alles ist okay, jedes Geburtserlebnis einer jeden Frau. Jedenfalls wünsche ich mir, dass Du, wenn es zu deiner Situation passt, dich nicht zu sehr von deinem Erfahrungswissen, leiten lässt.
Dieses Geburtserlebnis ist für mich in vielerlei Hinsicht positiv: Ich habe mich so sehr in die Vorfreude stürzen können, auch wenn die Kleine sich 7 Tage seit ET Zeit ließ. Ich habe Präsenz im Augenblick total gelebt, insbesondere zu Hause mit unserer 1. Tochter und in den Stunden nach der Geburt mit Ava und meinem Mann. Bis auf den Schmerzmittel-Teil war ich immer bei mir, in Liebe, bei meinem Körper und bei Ava. Die Geburt verlief – für mich – ziemlich schnell und ich trug keine Verletzungen davon. Und nun schläft da dieses kleine Wunder auf meinem Bauch und ich kann nur wiederholen: Alles ist okay.