Geburtsbericht vom kleinen Leif 13.7.2020
Ungeplante, schmerzarme, fantastische Hausgeburt
Im vierten Monat meiner Schwangerschaft begann ich mit Kristins Methode zu üben. Nachdem eine Freundin von mir zwar Kristins Podcast zur Geburtsvorbereitung gehört hatte, sich aber aus finanziellen Gründen gegen den Kurs entschied und das sehr bereute, wollte ich nicht den gleichen „Fehler“ machen.
Da noch viel Zeit übrig war, gab es Phasen, in denen ich intensiver übte und Phasen, in denen ich mich weniger zum Üben überwinden konnte. In den letzten beiden Monaten fing ich an, meinen Partner intensiv in seine Aufgabe einzuweihen, wobei auch die Kursabende, wenn auch nur online, sehr hilfreich waren. Ich hatte das große Glück, dass er sich voll und ganz auf die Methode einließ und mich unglaublich darin bestärkte, zu üben und mich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Mir half es immer sehr, ganz genau Plan A, Plan B und C parat zu haben, dass dann alles ganz anders kommen würde, hätte ich nie gedacht. Mein Mann meinte immer wieder, dass es bei der Geburt ja auch sehr schnell gehen könnte und wir diese ganzen detaillierten Pläne dann nicht brauchen würden. Aber mir gab es viel Sicherheit, alles genau zu beschreiben sowie mir Plan A (eine Geburt im Geburtshaus) immer wieder vorzustellen.
Am 12.7. ging es damit los, dass ich am Nachmittag einen feuchten Fleck in der Unterhose hatte und mir nicht sicher war, ob das nicht Fruchtwasser ist, schließlich war in 2 Tagen ET… Da ich mir in der Schwangerschaft öfters unsicher war, was es mit feuchter Unterwäsche so auf sich hat, hatte ich immer PH-Stäbchen daheim. Bloß jetzt hatte ich sie irgendwie aufgebraucht… Hmmm, sonntags haben die Apotheken nicht offen, die nächste Notfallapotheke war mir dann doch zu weit weg. Wir hatten nämlich noch Besuch von den Schwiegereltern aus der Schweiz. Als der Besuch gegen 20 Uhr gegangen war, hatte ich etwas blutigen Schleim in der Unterwäsche. Hmmm… nach langem Überlegen, ob es nötig wäre, die Hebammen wegen sowas an einem Sonntagabend zu stören, bequatschte mich mein Mann, anzurufen. Wellen hatte ich noch keine ernsthaften, zumindest waren sie nicht von den Übungswellen, die ich schon ab dem 6. Monat immer wieder mal hatte, nicht zu unterscheiden. Meine Lieblingshebamme Coco hatte Dienst. Das war schonmal super. Besonders gerne mochte ich diese Hebamme, weil sie im Vorgespräch sehr ernst genommen hatte, dass die Geburten in meiner Familie sehr schnell gehen können. Dick und fett hatte sie auf meine Akte geschrieben ACHTUNG SCHNELLE GEBURT. Während ich bei den anderen Hebammen oft das Gefühl hatte, dass sie sich nicht vorstellen können, dass eine Geburt gerade beim ersten Kind so schnell gehen kann. Da bei meiner Schwester und meiner Mutter die Geburten immer unter 3 Stunden gedauert haben, dachte ich, es könnte bei mir auch sehr schnell gehen, andererseits dachte ich auch immer wieder, dass es bei mir ja auch ganz anders sein kann, um mich vor einer Enttäuschung bei einer langen, anstrengend Geburt zu bewahren.
Coco meinte, dass das bestimmt der Schleimpfropf war, was aber nicht bedeuten müsse, dass die Geburt losgehe. Ich solle aber gut auf meinen Körper hören und mich unbedingt frühzeitig melden, wenn ich stärkere Wellen bekommen würde. Irgendwie hoffte ich natürlich, dass das der Beginn der Geburt ist, vor allem, weil die Coco Dienst hatte. Da ich aber auch großen Respekt vor dem Mama sein hatte, hätte ich auch nichts dagegen gehabt, wenn es noch etwas dauert. Um 21 Uhr ging ich noch in die Badewanne um festzustellen, ob die Wellen stärker werden. Ich glaube, ich war schon in einem leicht meditativen Zustand, denn ich wusste nach dem Baden nicht, ob sie stärker oder schwächer geworden waren und dachte mir, wenn ich es nicht weiß, werden sie wohl nicht stärker geworden sein. Als ich mich schlafen legen wollte, merkte ich, dass das gar nicht geht. Also kuschelte ich mich in Schlafklamotten und blind, weil ich die Kontaktlinsen schon rausgenommen hatte, auf die Couch. Ich meditierte auf der Couch genauso, wie ich mir immer den Beginn meiner Traumgeburt vorgestellt habe. Zunächst meditierte ich mit der ganz normalen Geburtsvorbereitung lang. Gegen 23.00 Uhr war ich mir dann doch relativ sicher, dass das vielleicht doch richtige Wellen sein könnten. Also schaltete ich auf die Geburtsmeditation um, ich kannte sie noch nicht und bin dann etwas über das schnelle Runterzählen erschrocken und kam erst gar nicht gut zurecht und war nervös. Ich blieb aber dran und erinnerte mich an das schnelle Runterzählen bei der Selbsthypnose, mit der ich gegen Ende der SSW soviel geübt hatte und dann ging es besser. Die Wellen wurden deutlich höher, aber ich konnte sie meistens gut veratmen. Mir tat die Bauchatmung gut, auch wenn ich mich sehr konzentrieren musste, um sie anwenden zu können. Visualisiert habe ich zunächst eine rote Tulpe, die sich öffnet, später wurde es tatsächlich der schwarze Kreis, der immer größer wird. Ansonsten war ich immer wieder bei meinem Baby in der Gebärmutter, da ich zwei Tage vor der Geburt plötzlich nichts mehr mit meinem Kraftort anfangen konnte. Ich dachte, ich hätte vielleicht eine halbe Stunde mit der Geburtsmeditation meditiert, während mein Mann nebenan schnarchte. Ich beschloss schließlich, ihn zu wecken, da die Wellen doch recht hoch schienen. In Wirklichkeit waren bereits 1,5 Stunden vergangen. Es war also 0.30 Uhr und mein Mann sollte wie geplant mit der Wehen-App meine Wellen zählen. Ich merkte selber, dass ich den Beginn und das Ende der Wellen oft gar nicht richtig sagen konnte. Im Nachhinein ist mir klar, dass es daran lag, dass es kaum noch Pausen zwischen den Wellen gab. Dennoch zählte er, so gut er mich verstand mit, woraufhin ihm die App bereits nach 10 Minuten sagte, „sofort ins Krankenhaus fahren“. Daraufhin rief er die Coco an, die dann auch meinte, wir sollen losfahren. Während mein Mann mit der Hebamme telefonierte, geriet ich etwas aus der Hypnose, vor Aufregung, dass es losgeht und auch, weil ich plötzlich ganz dringend auf Toilette musste. Dort platze noch während des Telefonats die Fruchtblase und die Toilette sollte für die nächste Zeit mein bester Freund werden. Plötzlich wurden die Wellen sehr hoch. Ich ging wieder in Hypnose, aber mir wurde klar, dass ich mit diesen Wellen auf keinen Fall das Haus verlassen konnte. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, die Toilette zu verlassen, an größere Strecken war gar nicht zu denken. Also entschied ich, dass die Coco herkommen sollte und es eine Hausgeburt werden soll. Es hieß, in 20 Minuten könne sie da sein, sie musste ja nur einmal quer durch München fahren. Zum Glück war es ja mitten in der Nacht, so dass kein Verkehr war…
Diese Entscheidung warf mich natürlich erstmal aus der Hypnose und ich merkte zum ersten Mal etwas Schmerzähnliches, ich nehme an, es war die Übergangsphase. Ich schaffte es aber schnell, wieder abzutauchen und bei meinem Baby in der Gebärmutter zu sein. Allerdings tauchte ich auch bald wieder auf, weil ich Presswehen hatte. Die waren ganz eindeutig und da ich von Anfang an am meisten Respekt vor der Austreibungsphase hatte, bekam ich Angst um den kleinen Leif: was, wenn etwas mit den Herztönen nicht stimmt? Was, wenn ich ihn auf der Toilette auf die Welt bringen muss. 😉 Ich traute mich wegen meines Kreislaufs nicht in die Wanne, da ich Angst hatte, dass mich mein Mann da nicht mehr rausbekommt, wenn mir schwindelig wird. Außerdem wollte ich auf keinen Fall pressen, um dem Leif nicht zu schaden, wusste aber zunächst nicht, wie ich diesem Drang widerstehen sollte. Hier half mir mein Mann, in dem er mir das Kreuzbein massierte und mir nochmal sagte, dass die Coco gleich da sein würde. Ganz automatisch begann ich zu tönen, was mir half, nicht wirklich zu pressen. Ich hätte nie gedacht, dass ich solche Laute von mir gebe, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wie das klingt, noch dazu in unserer Wohnung mit den dünnen Wänden. Die Nachbarn waren mir tatsächlich komplett egal. Ich war aber trotzdem noch sehr im Kopf, da half mir der Gedanke, dass ich mein Baby beruhigen muss und für es da sein muss, weil es bestimmt noch viel mehr Angst hat als ich. Also versuchte ich, wieder abzutauchen. Allerdings war die Gebärmutter plötzlich leer. Das verunsicherte mich und warf mich wieder aus der Hypnose. Wieder spürte ich so etwas wie Schmerzen und warf wohl etwas im Badezimmer um, woraufhin mein Mann anfing, aufzuräumen, was mich sehr wütend machte. Nach kurzem Schimpfen hörte er sofort auf damit und war wieder bei mir. Ich hatte auch wieder Angst um die Herztöne von meinem Leif und fragte meinen Mann dann tatsächlich, ob er den Krankenwagen rufen kann. Er meinte, er kann das gerne machen, aber es sind nur noch 15 Minuten bis die Coco da ist und der Krankenwagen ist vielleicht nicht schneller. Ich überlegte nochmal kurz und entschied mich dagegen. Ich wollte nochmal abtauchen und wusste kurz nicht recht wohin. Dann begann ich mich auf Kristins Stimme zu konzentrieren und sah einfach nur mein Baby im Dunklen und versuchte es zu beruhigen. In den Wellenpausen tauchte ich immer wieder auf und fragte meinen Mann, wie viel Zeit vergangen wäre. Ich fragte ziemlich genau alle fünf Minuten, bis die Coco endlich nach 20 Minuten kam und ich war erleichtert, wie schnell die Zeit verging. Ich bin ziemlich stolz, dass ich trotz dieser Entscheidungen immer wieder sehr tief in die Hypnose abtauchen konnte. Da hat sich das Üben der Selbsthypnose ausgezahlt. In einer Wehenpause überredete die Hebamme mich dann, vom Klo in die Wanne zu wechseln, ich denke der Leif wird ihr dafür sehr dankbar sein, dass er nicht auf dem Klo geboren wurde. Dort konnte ich mich tief entspannen und bat meinen Mann kurz, die Hypnose zur Austreibungsphase an zu schalten. Ich wollte noch kurz wissen, ob die Herztöne, um die ich mir so Sorgen gemacht hatte, in Ordnung waren, ja das waren sie und das Köpfchen war auch schon in der Tiefe zu sehen.
Jetzt traute ich mich endlich, bei den Wellen mit zu schieben und steckte auf Empfehlung der Hebamme keine Energie mehr ins Tönen, sondern wurde eher ruhig. Zwischendurch sollte ich Wellen veratmen, wobei mir die Coco half und was tatsächlich sehr gut klappte. Wie ich es schon richtig im Gefühl gehabt hatte, waren die Herztöne in den Wellen nicht ideal. Wenn ich kurzzeitig wieder Angst um den Leif bekam, hörte ich wieder mehr auf Kristins Stimme, was mir sehr half. Woran ich mich nicht erinnere, ist, dass ich wohl in den Wellenpausen die Hebammen und meinen Mann anlächelte. Ich war so glücklich, dass ich mich jetzt endlich gut betreut und sicher fühlte, außerdem fand ich es wohl ein bisschen lustig, dass ich jetzt doch eine Hausgeburt hatte. Als das Köpfchen durchtrat, hatte ich leider ein Missverständnis mit meiner Hebamme, sie meinte der Leif will jetzt raus ich darf jetzt wieder pressen und soll nicht mehr veratmen. Und ich dachte ich soll jetzt sofort pressen, obwohl keine Welle da war. Das war dann doch schmerzhaft und ich glaube, so kam es auch zu Geburtsverletzungen. Nach dieser kurzen Verwirrung kam dann auch das Köpfchen diesmal mit der Welle begleitet von leichten Schmerzen hinaus und die Coco musste dem kleinen Leif erstmal den Mund zu halten, da er gleich das Wannenwasser trinken wollte. Um 1.47 Uhr wurde auch der Körper geboren und nachdem die Nabelschnur, die in seinem Nacken noch eingeklemmt war, gelöst wurde, konnte die Coco den Leif auf meinen Bauch legen. Ich war so verdattert, weil alles so schnell ging, dass ich ihn mit einem freudigen „Hallo Baby“ begrüßte. Er weinte kurz und sah mir dann sofort ganz intensiv in die Augen. Ein wunderschöner Augenblick. So konnten wir den Leif gleich zum Kuscheln mit ins Bett nehmen, wo die U1 stattfand, bei der ich zuschauen durfte, während ich genäht wurde. Vom Nähen habe ich fast nichts mitbekommen und hatte keinerlei Schmerzen, weil ich nur Augen für den kleinen Leif hatte, soweit ich ihn ohne meine Kontaktlinsen und Brille überhaupt sehen konnte. So richtig glauben konnte ich immer noch nicht, dass da nach so kurzer Zeit plötzlich mein Baby da ist. Ich hatte die ganze Nacht meine Hand auf seinem Köpfchen liegen und versuchte emotional hinterher zukommen, was da passiert war. Verrückterweise ist der Leif genau am selben Tag eine Minute nach und eine Minute vor den Zwillingsschwestern meines Mannes geboren worden. Erst am nächsten Morgen, als mein Mann per Skype seinen Zwillingsschwestern zu ihrem Geburtstag ihren Neffen zeigte, kamen bei mir die Freudentränen und ich wusste, ich hatte wirklich eine Traumgeburt gehabt, auch wenn alles anders gelaufen ist als gedacht. Vielen, vielen Dank an Dich Kristin und dein Team, dass ihr mir so eine verrückte Traumgeburt ermöglicht habt!!!