Hier kommt mein Bericht über meine VBAC-Reise. Ich wollte gerne nichts auslassen, weil mir solche Berichte den Mut gegeben haben, diesen Weg zu beschreiten.
Liebe Kristin, vielen Dank, dass Du deinen Weg mit uns geteilt hast! Die Vorbereitung mit deiner Methode hat mir Kraft, Ruhe, Zuversicht und Vertrauen gegeben. Immer, wenn Zweifel und Angst mich einholten, konnte ich mit deiner Hilfe bei mir und meinem Baby bleiben und in uns vertrauen. Die Geburt war dann wahnsinnig schnell und intensiv. Ich habe gebrüllt wie eine Löwin und mich ihr voll und ganz hingegeben
Das war ein wundervolles Erlebnis!
Meine VBAC-Reise
Nicht ganz 2 Jahre nach der Geburt unseres kleinen Sohnes, kündigte sich unerwartet ein kleines Geschwisterchen an. Zwar dachten wir hin und wieder über ein zweites Kind nach, aber wollten eigentlich noch etwas warten. Nach einem kleinen Schreck, freuten wir uns jedoch schnell über diese Nachricht.
Zur Freude gesellte sich leider auch die Angst, dass sich die Geschichte unserer ersten Geburt wiederholen könnte. Unser erstes Kind sollte im Geburtshaus auf die Welt kommen. Nach 36 h Wehen, in denen wir uns sehr alleingelassen fühlten, wurde unser Sohn in der nächstgelegenen Klinik per Kaiserschnitt geboren. Diese Erfahrung war traumatisch für mich und ich machte mir große Vorwürfe. Ich suchte Antworten und Hilfe, das Erlebte zu verarbeiten. Ich fand eine Psychologin, die mir half, Vertrauen in meinen Körper zu finden und die Liebe für mich und mein Kind zu finden. Zusätzlich saugte ich jegliches Wissen über die optimale Betreuung einer physiologischen Geburt auf, so dass ich verstand, warum es zum Kaiserschnitt kam. Nach und nach wurde ich eine sehr glückliche Frau, die ihr Kind, ihren Mann und sich selbst endlich (wieder) lieben konnte. Ich schloss das Kapitel Schwangerschaft und Geburt ab und genoss unser zauberhaftes Familienleben in unserer neuen Heimat auf einem ehemaligen Bauernhof in Thüringen.
Tja und dann war da plötzlich diese vorfreudige Ahnung. Mein Zyklus war noch etwas unregelmäßig und wir nicht immer ganz vernünftig. Und so zeigte der Test ganz eindeutig die zweite Schwangerschaft an. Dieses Mal sollte alles anders laufen. Ich war gut informiert und wollte mich optimal vorbereiten auf eine natürliche Geburt. Dass dies nach einem Kaiserschnitt nicht ganz einfach wird, war mir von vielen Erfahrungsberichten bewusst. Zuerst kontaktierte ich die beiden nächstgelegenen Geburtshäuser und begab mich auf die Suche nach einer neuen Gynäkologin. Ich sprach offen mein Trauma und meine Wünsche an und fand eine einfühlsame Ärztin in Gera und zuversichtliche Hebammen im Geburtshaus in Jena. Auch meine Psychologin, die mir nach der ersten Geburt so geholfen hatte, kontaktierte ich und bat sie, mich als Doula zu begleiten. Am liebsten hätte ich zuhause geboren, aber das schien irgendwie unvernünftig und meine Versuche, dafür eine Hebamme zu finden, waren auch zu zögerlich. Schon aus meiner ersten Schwangerschaft kannte ich den Podcast “Die friedliche Geburt”, der mir damals meine Angst vor den Geburtsschmerzen nahm. Dieses Mal buchte ich den dazugehörigen Kurs und verschlang teilweise zum zweiten Mal die Bücher “Die selbstbestimmte Geburt” von Ina May Gaskin, “Meine Wunschgeburt – Natürlich gebären nach Kaiserschnitt” und “Alleingeburt” von Sarah Schmid. Während der Aufarbeitung der ersten Geburt bin ich auf Spinning Babys von Gay Tully gestoßen und beschloss ,auch dieses Wissen zur Vorbereitung meiner zweiten Geburt zu nutzen. Die Vorsorgen ließ ich von meiner Ärztin und den Hebammen im Geburtshaus im Wechsel durchführen. Leider wurde ich mit einer der Hebammen nicht richtig warm und eine andere erinnerte mich etwas an die Hebamme meiner ersten Geburt. So bekam ich kurz vor Beginn der Rufbereitschaft Zweifel. Zur Sicherheit meldete ich mich in 3 Kliniken für ein Geburtsplanungsgespräch an und ließ eine Akte für mich anlegen. Während die Kliniken in Jena und Apolda viel Mitgefühl für meinen Wunsch einer natürlichen Geburt zeigten und mich dabei voll unterstützen wollten, erlebte ich in Borna sehr unsensible Ärztinnen, die mir eine primäre Sectio in der 39. Woche nahelegten. Als dann die Rufbereitschaftspauschale für die Hebammen fällig wurde, führte die 3. Hebamme die Vorsorge durch und nahm mir mit ihrer Art all meine Zweifel. Sie war perfekt für mich und ich musste es nur schaffen, dass die Geburt startet, wenn sie Dienst hat. So war ich wieder sicher in meiner Entscheidung und begann langsam, mich zu entspannen. Nun versuchte ich regelmäßig die Hypnosen zu üben und die Übungen von Spinning Babys durchzuführen, was mir nicht so richtig gelang. Besser motivieren konnte ich mich für die Yoga-Einheiten von Monkey Yoga und die Hypnosen nutzte ich zu gerne zur Einleitung kleiner Mittagsschläfchen. Unser neues Zuhause und der bald große Bruder forderten sehr viel Kraft und Energie. Zudem konnte ich meine Arbeit nicht ganz loslassen, weil meine Elternzeitvertretung kurz vor Arbeitsbeginn plötzlich abgesagt hat. Bis zum ET stand ich also noch fleißig auf der Baustelle und verputzte unsere Wände mit Lehmputz und unterstützte meine Kollegen im Büro. Dass meine Kleine nicht am ET kommen würde, sondern etwa eine Woche später, hatte ich schon zu Beginn der Schwangerschaft geahnt. Daher hatte ich diesen Termin kaum kommuniziert und ging ganz entspannt drüber. Nun zeigte mein Körper mir jedoch sehr deutlich, dass ich mich schonen sollte. Die Symphyse schmerzte ordentlich und ich war schnell aus der Puste. Ich konnte das nun gut annehmen und entspannte mich, packte die Tasche fürs Geburtshaus und eine eventuelle Verlegung in die Klinik, versuchte meinen Zuckerkonsum zu reduzieren, genoss die Zeit mit meinem Sohn und meinen Mann. Auch meine Schwester besuchte uns nochmal und gab mir viel Energie. Ich turnte nun täglich die Übungen von Spinning Babys und traute mich langsam, die Geburt zuzulassen. Ich legte fest, dass die Kleine an ET+6 kommen sollte und freute mich über jede Vorwehe. Am ET begannen die Vorwehen und wurden jeden Tag etwas mehr. An ET+5 sagte ich meinem Mann sehr überzeugt, dass unser Kind morgen da ist. Wir holten gemeinsam unseren Großen vom Kindergarten ab und ich schmiss mich für den Weg schon mal in mein Geburtskleid, damit ich mich später nicht umziehen müsste. Mein Mann lachte und nahm mich noch nicht so richtig ernst. Auf dem Spielplatz traf ich eine Freundin mit ihrer Mama, die zu Besuch war. Die Mama fragte mich dann, ob ich schon über Termin sei und teilte mir mit, dass sie spürt, dass die Kleine raus möchte und morgen geboren wird. Ich freute mich sehr, dass sie das auch spürte und ging freudig heim. Zuhause aßen wir gemeinsam Abendbrot und nachdem unser Sohn ins Bett gebracht wurde, liebten mein Mann und ich uns noch einmal. Anschließend ging ich in die Dusche und beschloss noch ein Heublumendampfbad und eine kleine Dammmassage zu machen. In der Dusche strahlten die Vorwehen plötzlich sehr heftig in die Oberschenkel. Nun wurde es also ernst… Ich sammelte meinen Mann von der Couch ein und wir legten uns gegen 01:00 Uhr zu unserem Sohn ins Familienbett. Ich machte mir eine Hypnose zur Geburtsvorbereitung an und schlief wie immer rasch ein. Wenig später wurde ich von einer ersten Wehe geweckt, die eindeutig beabsichtigte, meinen Muttermund zu öffnen. Ich schlief wieder ein und schon 15 min später weckte mich die nächste Wehe. Ich schaltete die Geburtshypnose ein und konzentrierte mich, entspannt zu bleiben und tief in den Bauch zu atmen. Dass die Wehen gleich so intensiv waren, ängstigte mich etwas, da ich wieder mit einer langen Eröffnung rechnete. Nach 2 h waren die Abstände so klein und die Intensität so hoch, dass ich beschloss, meiner Doula Bescheid zu geben und meinen Mann zu wecken. Er erkannte schnell, dass ich schon mitten in der Geburt war und arbeite zügig seine Liste ab. Nachdem er den Großen, der aufgrund meiner lauten Atmung wach geworden war, zu meinen Eltern ins Erdgeschoss gebracht hatte, führte er mich in unser Gästezimmer, das ich als Wehenzimmer eingerichtet hatte, packte das Auto und informierte die Hebammen. Kaum war ich jedoch gegen 03:30 Uhr im Wehenzimmer und wusste dass mein Sohn versorgt war, rollte die erste Presswehe an. Wie bei der ersten Geburt schob sich eine kleine Vorblase durch den Geburtskanal und platzte in der zweiten Presswehe. Ich brüllte wie eine Löwin und als das Wasser aus mir schoss, rief ich nur “Scheiße, was ist das denn jetzt?!” Das ging mir wirklich zu schnell, wir mussten doch noch 35 min ins Geburtshaus fahren. Ich nahm Kontakt zu meiner Tochter auf und bat sie, etwas langsamer zu machen. Mein Mann teilte mir mit, dass die Hebammen unterwegs zu uns waren und auch die Doula bald kommt. Das beruhigte mich und ich konnte in den Pausen gut entspannen, die Presswehen durchzogen meinen ganzen Körper und ich traute mich noch nicht recht sie zuzulassen. Als nach einer halben Stunde die Hebamme eintraf, war ich so erleichtert. Sie begrüßte mich liebevoll, legte sich alles zurecht und schlug vor mich vors Bett zu knien. Ich nahm den Vorschlag dankbar an. Das war genau, was ich mir gewünscht hatte – eine liebevolle und doch bestimmte Begleitung, damit ich mich ganz im Vertrauen der Geburt hingeben konnte. Die Zweithebamme und die Doula trafen auch bald ein und ich fühlte mich sehr geborgen. Mein Mann saß vor mir und ich konnte mich in ihn kuscheln. Während der Wehen hielt die Doula meine Hand und sprach mir gut zu. Die Hebamme massierte meinen Steiß und so durchritten wir Wehe für Wehe. Zwischendurch fragte ich die Hebamme, ob es meinem Baby noch gut geht, als sie mit dem Dopton die Herztöne kontrollierte. Dann suchte ich die Bestätigung meiner Doula, dass ich jetzt wirklich ein Baby bekomme. Irgendwann fragte ich die Hebamme, ob es vorangeht, was sie bejahte und so arbeitete ich mich Wehe für Wehe mit meiner Tochter voran. Hin und wieder überkamen mich Zweifel und ich brüllte, ich schaffe das nicht, dann brüllte ich, es sei gleich geschafft, dann die Angst, doch in die Klinik zu müssen, dann die Zuversicht und schließlich ganz viel Kampfeswillen. Ich wollte es unbedingt schaffen und presste und brüllte, während mein Team mich von allen Seiten anfeuerte. Wir wechselten noch 2mal die Position und schließlich hängte ich mich kniend, ein Bein aufgestellt, mit einem Tuch an meinen Mann und spürte, wie das Köpfchen tiefer trat. Die Hebamme fragte mich, ob ich mal das Köpfchen spüren möchte und ich antwortete nur, dass ich es sehr gut spüren kann. Dann kam der Ring of Fire, der wirklich heftig war und endlich war der Kopf geboren. Was für ein Gefühl! Die Kleine gluckste und ich wartete gespannt auf die nächste Wehe und gab nochmal alles. Die Hebamme führte die Kleine auf den Boden und es war geschafft. Um 05:49 Uhr kam R. mit den ersten Sonnenstrahlen auf die Welt. Mein Mann heulte und ich rief “Ich habe ein Baby geboren” und war überglücklich. Die Hebamme half mir aufs Bett und reichte mir das kleine Mäuschen. Wie schön warm und glitschig sie war! Ich liebte sie von der ersten Sekunde. Total selig bestaunten wir unsere kleine R. Alle beglückwünschten uns und begannen ganz ruhig aufzuräumen. Nach kurzer Zeit fragte ich nach der Nachgeburt, da mir mögliche Komplikationen damit noch etwas Sorge machten. Die Nabelschnur, die übrigens 2mal locker um den Hals gewickelt war, war inzwischen auspulsiert und so durfte mein Mann sie durchtrennen. Die Hebamme half mir dann noch einmal an den Bettrand und die Schwerkraft ließ mich die Plazenta mit einer sanften Wehe gebären. Danach kuschelten wir uns ins Bett und legten sie schon das erste Mal an. Mein Mann versorgte alle mit einem kleinen Frühstück und die Hebammen begannen ihre Schreibarbeit, während die Doula bei mir blieb und mir immer wieder gratulierte. Danach wurde ich auf Verletzungen untersucht und es musste ein Dammriss genäht werden. Das war ganz schön unangenehm, aber dank liebevoller Begleitung auch bald überstanden. Zur U1 wurde dann mein Mann hinzugeholt und es war alles in bester Ordnung. Unsere kleine Tochter wog 3540 Gramm auf 52 cm verteilt mit einem Kopfumfang von 36 cm. Der Kopf war so gut wie gar nicht zusammengedrückt und damit war der Satz “Enges schmales Becken, vorstehendes Promontorium” aus dem OP-Bericht vom Kaiserschnitt 2019 endgültig hinfällig. Mein Beckenboden sei sicher recht fest, aber mein Beckenskelett definitiv nicht zu schmal. “Da hätte locker auch ein größeres Kind durchgepasst.” Mein Mann holte dann unseren Sohn von den Großeltern ab und er freute sich riesig über seine kleine Schwester. Ganz zärtlich streichelte er sie und gab ihr einen Kuss. Ich bin so überglücklich und so verliebt in meine beiden Schätze