Hausgeburtsbericht 21.07.2021 – ET+7 – Gewicht 4110g – Größe 52cm – Kopfumfang 36cm
Vorbereitung: Dammmassage – Hypnosen Kristin – Fahrrad fahren – Yoga – Himbeerblättertee – Datteln
Langer und ausführlicher Bericht: Viel Spaß beim Lesen!
Nachdem die Geburt meiner Tochter im April 2019 mehr oder weniger traumatisch verlaufen ist, bzw. ich durch einen frühen Blasensprung mit Klinikprotokollen, Druck und Interventionen zu kämpfen hatte, habe ich mir geschworen: Dieses Mal machst du es anders. Es kann nicht sein, dass du am Ende alles aus der Hand geben musst und andere bringen dein Kind auf die Welt.
So habe ich mich lange mit dem Thema Hausgeburt auseinandergesetzt. Die Für und Wider abgewogen. Mit Menschen gesprochen, die diese Erfahrung bereits gemacht haben, mich mit anderen auseinandergesetzt, die mir Horrorgeschichten erzählen und Angst machen wollten.
Letzten Endes habe ich aber immer mehr Vertrauen in mich und meinen Körper gewonnen. Ich war so felsenfest sicher, dass das alles einen guten Verlauf nehmen wird.
Meine Tochter vor zwei Jahren kam 2,5 Wochen zu früh, was für mich damals total plötzlich und überraschend war. Ich war noch nicht bereit. Hatte keinen Plan B ausgearbeitet, keine Tasche gepackt etc. Aber ich habe dadurch gelernt, dass nichts planbar ist, und dass dieses Kind schon von Anfang an seinen eigenen Kopf hatte.
So schien es dieses Mal auch zu laufen. Der Frauenarzt wollte mich um eine Woche vordatieren, die Hebammen gingen davon aus, dass der Kleine früher kommt, weil alles schon so bereit schien. So hab ich also auf den Tag hingebibbert, dass er auf keinen Fall zu früh kommt. Habe alles rechtzeitig vorbereitet und dann gewartet…. Der vordatierte ET verstrich, der ET verstrich, ich wurde immer ungeduldiger. Alles um mich herum fragte: ja isses denn schon da? Darf man denn schon gratulieren? ….. NEIN! Ich war wirklich ziemlich gefrustet irgendwann. Und dann fragte mich eine meiner Hebammen, ob ich vor irgendetwas Angst hätte, ob es etwas gibt, was mich noch hält, was noch erledigt werden musste… Mir ist da nichts eingefallen, ich habe nichts gefunden… In einem emotionalen Gespräch drei Tage vor der Geburt unseres kleinen Matteos habe ich dann gemerkt – Ich HABE Angst – Ich habe Angst, wieder in einen Zeitdruck zu geraten. Ich habe Angst, nochmal zum Frauenarzt zu müssen, Angst vor der Pistole auf der Brust: Du musst zur Einleitung. In der Nacht von Montag auf Dienstag habe ich mir dann die Hypnose „Angst abfließen lassen“ auf die Ohren gesetzt und dachte, das probierst du jetzt einfach, auch wenn du es nicht recht greifen kannst.
Ich war überrascht, wie schnell ich diesen Angstknoten in meiner linken Hüfte fühlen und wie ich ihn dann einfach gehen lassen konnte. Als ich die Hypnose nochmals wiederholen wollte, war keine Angst mehr da..
Am nächsten Morgen dann endlich Fortschritt: Juhuuuu! Der Schleimpfropf!
Ganz aufgeregt hab ich meine Schwester informiert, die im Falle des Falles zu uns fahren und auf unsere große Tochter aufpassen sollte. Im Verlauf des Tages habe ich immer wieder Wellen gespürt und zum Abend hin wurden sie immer intensiver, so dass ich mich gegen 7 ins Bett zurückzog. Ich habe erst „Geburtsbeginn mental fördern“ ein paar mal gehört und dann aber gemerkt, ich brauch was stetiges und bin dann in die Hypnose „Während der Geburt“ gegangen.
Damit war ich dann bis ca. 20 Uhr beschäftigt, als mein Mann hereinkam und mich fragte, ob ich nicht etwas essen möchte. Tatsächlich habe ich mich dann mit Mann und Tochter an den Tisch gesetzt und ein wenig gegessen und zwischendurch die Wellen veratmet, die dann jetzt schon gut eine Minute lang waren mit Abständen von 7 – 8 Minuten. Habe meine Hebamme informiert, dass ich muttermundswirksame Wehen habe und meiner Schwester geschrieben, sie kann erstmal ins Bett gehen, ich melde mich dann… war gefühlt noch alles sehr entspannt.
Wir sind dann um halb 10 alle gemeinsam ins Familienbett, ich wieder die Hypnose aufs Ohr und meine Kleine ist ohne Murren friedlich eingeschlafen. Mein Mann hat sich ebenfalls zum Schlafen hingelegt und ich hab fröhlich vor mich hin geatmet. Gegen 01.00 Uhr hab ich meinen Mann geweckt, weil die Wellen doch so stark und häufig waren, dass ich Angst hatte, unsere Tochter durch das laute ins Kissen tönen zu wecken.
Also ab ins Wohnzimmer, dort ließ mein Mann Wasser in den Geburtspool. Voller Vorfreude bin ich eingestiegen und habe das warme Wasser genossen. Mein Mann übernahm das Tracken der Wellen und versorgte mich mit kühlen Getränken. Gegen 02.15 Uhr rief er die Hebamme an, um nachzufragen, wie wir weiter vorgehen. Ich hatte keine Ahnung, wie weit wir im Geburtsprozess sind, da ich das bei meiner Tochter gar nicht so wahrnehmen konnte. Und nichts war so stark, wie damals die Wehen durch den Wehentropf. Ich hab nur irgendwann gesagt, also 5h schaff ich das glaub so nicht mehr. Um 2.45 Uhr war die Hebamme da, um 03.19 Uhr unser kleines Wunder.
Sie hat mich nur einmal untersucht und kurz die Herztöne gehört, ansonsten hat sie mich ganz in Ruhe gelassen. Ich war total in meinem Flow. Ich war laut, ich war aktiv und ich kann nur sagen, es war eine so selbstbestimmte und so kraftvolle Geburt. Eine sehr tiefgreifende und heilsame Erfahrung für mich. Ich bin total erfüllt und das alles wird mich lange tragen und hat mir neue Räume geöffnet sowie ein unerschütterliches Vertrauen in meine eigene Kraft beschert.
Ich bin bis zur Plazentageburt im Pool sitzen geblieben (ca. 45 Minuten) und habe einfach das warme Wasser und das entspannte und ruhige Kind auf meinem Arm genossen. Auch jetzt zwei Wochen nach der Geburt ist alles so natürlich, so entspannt, so „normal“. Ich freu mich schon jetzt auf die Geburt unseres dritten Kindes, wenn es dann irgendwann soweit sein soll.
Unsere Tochter hat alles verschlafen, sie kam um halb 6, als die Hebammen gerade gegangen sind.
Ich wünsche jeder Frau, eine solche Erfahrung machen zu dürfen. Selbst zu bestimmen, wie sie ihr Kind zur Welt bringen möchte. Ich wünsche jeder Frau, dass sie das Vertrauen in sich, in ihre Urkraft finden und erfahren darf. Wir sind dafür gemacht! Wenn all das so gefährlich und dramatisch wäre, wie man uns immer vormachen will, hätten wir längst nicht überlebt.
Vielen Dank an Kristin für diese wundervolle, wertvolle und soooo wichtige Arbeit! Und Dank auch an alle hier, die ihre Geburtsberichte posten, die ich so gerne lese.