Geburtsbericht
Unsere Tochter L. F. wurde am 01.06.2020 um 16:46Uhr mit 51cm, 2900g und 35cm KU bei uns zuhause geboren. (ET: 28.05.2020)
Vorweg: ich habe die Hypnose nicht durchgehend während der Geburt anwenden können. Dennoch war es eine wunderbare Geburt, die hoffentlich Mut macht, besonders den Frauen, die Sorge haben, was passiert, wenn es mit der Hypnose nicht so klappt wie in der Vorbereitung. Alles wird gut!
Sa, 30.05.2020
In der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich kaum geschlafen wegen Bauch-/ Unterleibsschmerzen? Geht es vielleicht bald los?
So, 31.05.2020
Da ich kaum schlafen konnte, bin ich um 7 Uhr aufgestanden und habe gemütlich auf der Terrasse gestrickt und die Ruhe am Morgen genossen.
Meinen Mann habe ich ausschlafen lassen (wer weiß, wie oft er noch die Gelegenheit haben würde ;)).
Um 11:00 Uhr habe ich zu ihm gesagt, dass es heute losgehen könnte. Ich hatte ein komisches Druckgefühl im Unterleib (als würde ich meine Tage bekommen) und erstmals Kreuzbeinschmerzen.
Wir haben dann noch gemütlich Brotteig vorbereitet und mein Gefühl, dass es losgehen könnte, verstärkte sich über den Tag. Also wusch ich meine langen Haare und flocht sie mir, damit sie bei einer ggfs. anstehenden Geburt nicht stören.
18:30: Wir gingen noch eine kleine Runde spazieren, dabei mussten wir einige Male anhalten, weil die ersten Wellen kamen. Ich war mir jedoch unsicher, ob es sich hierbei überhaupt um Wellen handelte. Wenn man noch nie Wellen hatte, weiß man ja eben nicht, wie es sich anfühlt. Es fühlte sich an, wie eine Mischung aus ziehen, drücken und dehnen.
19:30: Zuhause haben wir dann gegrillt, während des Essens hat mich das Gefühl von ziehen, drücken und dehnen in Schüben begleitet.
20:15: Nach dem Essen habe ich begonnen, die Wellen mit einem Wehen-Tracker zu messen. Inzwischen konnte es nichts anderes sein.
21:30: Anschließend entschieden mein Mann und ich uns, gemeinsam ein Bad zu nehmen, um zu schauen, ob es echte Wellen oder nur Übungswellen sind. Die Wellen hatten vor der Badewanne ca. 8 Min. Abstände. Durch das Bad kamen die Wellen dann plötzlich im 2-3 Min. Takt mit einer Länge von ca. 40-50 Sek.
22:00: Nach dem Bad begann ich mit der Geburtshypnose auf den Kopfhörern. Die Visualisierung gelang mir leider nicht so richtig, also konzentrierte ich mich auf die tiefe Bauchatmung und versuchte, entspannt zu bleiben.
Die ganze Nacht über habe ich die Wellen mit der tiefen Bauchatmung veratmet, was wunderbar funktioniert hat.
Mein Mann hat überall Kerzen angezündet, um eine kuschelige Atmosphäre für mich zu schaffen und die Wellenabstände gemessen. Ich gab ihm jeweils am Anfang und am Ende einer Welle ein kleines Zeichen.
Mo, 01.06.2020
00:00: mein Mann hat den Geburtspool aufgebaut. Ich veratmete die Wellen weiterhin mit der tiefen Bauchatmung, es gelang mir allerdings nicht in allen Positionen gleich gut.
04:30: Die Wellenpausen verlängerten sich auf ca. 5min., sodass ich zwischen den Wellen etwas dösen konnte.
07:30: Die Wellenpausen haben sich wieder auf ca. 1-3 Min verkürzt.
08:45: mein Mann hat A. (unsere Hebamme) angerufen und sie gebeten zu uns zu kommen.
09:30: A. kam zu uns, hat ihr Equipment mitgebracht und erst mal beobachtet, wie ich die Wellen veratme (habe ich gut gemacht, sagte sie :)).
10:00: Sie hat mich anschließend untersucht und festgestellt, dass mein Muttermund bereits 6 cm geöffnet war (Hurra!). Allerdings war mein Muttermund mittelweich, weshalb sie mir ein Buscopan spritzte und mich in den Pool bat, um den Muttermund etwas weicher zu bekommen. An dieser Stelle haben wir die Hypnose abgebrochen, da ich mich mit der Anwesenheit von A. nicht mehr richtig darauf einlassen/ konzentrieren konnte und Schwierigkeiten hatte, mich selbst runterzuzählen. Der Unterschied zwischen der langen (geführten) Geburtsvorbereitung und der Hypnose während der Geburt (die ich dort erstmalig anhörte) war für mich zu groß – ich bin damit nicht richtig warm geworden, weil ich Schwierigkeiten hatte, mich selbst schnell runterzuzählen.
Ich habe dann verschiedene Positionen in- und außerhalb des Pools versucht. Dabei hatte ich allerdings immer größere Schwierigkeiten, die tiefe Bauchatmung umzusetzen.
12:00: A. untersuchte mich erneut und stellte 8 cm fest. Sie sagte mir, dass der Druck bald deutlich zunehmen würde, was er auch tat. Ich wechselte, wie von A. angeleitet, von der Bauchatmung ins lange Ausatmen und Tönen auf A. Das hat sich passend angefühlt.
12:30: Ich verließ den Pool, in der Hoffnung, dass etwas Bewegung förderlich sein könnte. Dabei wurden der Druck und die Dehnung schon sehr intensiv und fordernd. Selbst in den Wellenpausen hatte ich ein starkes Druckgefühl, sodass ich mich nicht mehr richtig zwischen den Wellen entspannen konnte.
Mein Mann hat mich die ganze Zeit mit Wasser und gutem Zuspruch unterstützt. Er hat mir auch immer mal wieder selbstgemachte energy balls angeboten, doch ich hatte die ganze Geburt über absolut keinen Hunger.
13:30: Ich ging wieder in den Pool, den mein Mann in der Zwischenzeit wieder auf Temperatur gebracht hatte, um den Druck zu lindern, damit ich besser entspannen konnte.
14:00: A. untersuchte mich im Pool auch während einer Welle (sehr unangenehm) und stellte fest, dass der Muttermund nun bis auf einen Saum komplett geöffnet war. Dabei platzte dann auch endlich die Fruchtblase. A. sagte mir, dass es nun bald losgehen könne und wenn ich einen Pressdrang verspüren sollte, auch pressen dürfte.
Mein Mann und A. deckten dann die Couch- und den Teppichbereich mit Abdeckplanen ab. A. bat mich aus dem Pool, da es dort nicht so recht weiterzugehen schien.
14:30: A. machte jetzt die letzten Vorbereitungen und sagte der zweiten Hebamme Bescheid, dass es jetzt bald bei uns losgehen würde. Das gab mir auch das Gefühl, das ich es jetzt bald „geschafft“ habe.
Ich wechselte in die Seitenlage auf dem Sofa, wobei A. mir während der Welle half, den Saum am Muttermund wegzudrücken, damit das Köpfchen durchrutschen konnte. Dies war schmerzhaft und anstrengend, es gelang erst nach einigen Versuchen. In der Situation hab ich das erste Mal das Gefühl gehabt, dass ich es nicht schaffen könnte. Ich war müde und erschöpft (kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ich nun schon zwei Nächte kaum geschlafen hatte). Mein Mann und A. lobten mich und sprachen mir Mut zu. Das tat gut.
Gegen 15 Uhr kam die zweite Hebamme dazu. Die Austreibungsphase hatte ich mir immer kurz vorgestellt, sodass ich mit der Dauer immer zweifelnder mit mir wurde. Wir probierten mehrere Positionen aus, wie z.B. die Hocke, wobei ich den Druck und die Dehnung dort unerträglich fand und mir vor allem Halt fehlte. Das klassische Gefühl von Pressdrang stellte sich bei mir nicht ein, sodass A. mir während der Wellen half, die Richtung, wohin gepresst werden muss, zu finden. Ich schob also mit den Wellen zu ihren Fingern, ohne aber großen Pressdrang zu spüren.
Dies ging ca. eine Stunde so in verschiedenen Positionen, auch mit Hilfe meines Mannes, der sich z.B. hinter mir positionierte, damit ich mich anlehnen konnte. Letztendlich haben wir den besten Fortschritt im Liegen erzielt, da ich mich dabei am besten festhalten/abstützen konnte, um zu schieben. A. hat vorgeschlagen, die Position noch einmal zu wechseln, um der Kleinen eine Art Rutsche durch den Geburtskanal zu bieten. So saß ich also gehockt zwischen den Beinen meines Mannes (der auf dem Sofa saß)… Hierbei machte ich mit jeder Welle größere Fortschritte, wobei ich diese lautstark begleitet habe, um all meine letzte Energie zusammen zu nehmen. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal laut werden würde unter Geburt, es kam ganz intuitiv und ohne darüber nachzudenken.
Die Hebammen bestärkten mich nach jeder Welle, wie gut ich das machen würde und dass man nun das Köpfchen hinten im Geburtskanal kommen sehen könnte. Dabei hatte ich schon die ganze Zeit das Gefühl, dass der Kopf gleich geboren werden müsste.
Etwas frustrierend fand ich, dass es mit jeder Welle zwei Schritte vor und einen zurück ging, da ich einfach schon so erschöpft war.
16:30: Der Kopf war nun ganz unten und war bei den Wellen auch von außen sichtbar. Die Hebammen machten ein Foto für mich, da ich mich nicht im Stande fühlte, während der Wellen einen Handspiegel zu halten. In den nächsten zwei Wellen wurde das Köpfchen geboren, wobei ich ein Brennen spürte.
16:46: Ich schob jetzt auch während der Pausen (ein Pressdrang hatte sich nach wie vor nicht eingestellt), obwohl A. sagte, ich solle mich nochmal ausruhen. Ich wollte, dass die Kleine endlich geboren wird. Nach zwei, drei kurzen Schüben war sie geboren. A. half ihr bei der Drehung durch den Geburtskanal und nahm sie mit warmen Handtüchern entgegen.
Sie war zu Beginn ganz lila und man konnte sehen, wie sie mit jedem Herzschlag mehr und mehr Farbe bekam. Sie öffnete sofort die Augen, nur um festzustellen, dass es draußen viel zu hell ist. Ich hatte eigentlich erwartet, vor Erleichterung und Glück los zu weinen, stattdessen war ich so perplex, weil ich in dem Moment realisierte, dass das unsere Tochter ist und sie für immer zu uns gehören wird – es war überwältigend!
Nach dem A. die Kleine abgerubbelt hatte, kam sie auf meine Brust, wo dann auch die Nabelschnur auspulsierte. Wir entschieden uns, erst abzunabeln, wenn die Plazenta geboren ist. Dies geschah wenige Minuten später ganz unkompliziert und schmerzfrei. Mein Mann durchschnitt dann die Nabelschnur.
17:00: Mein Mann sollte dann plötzlich die Kleine halten, weil beide Hebammen an mir rumdrückten, um “meine Gebärmutter festzuhalten”. Es wurde dann auch ein bisschen hektisch, weil ich doch mehr Blut verloren habe, als üblich. Aber das stellte sich alles relativ schnell ein, sodass ich mich mit meiner Tochter auf der Brust für das erste Anlegen auf die Couch kuscheln konnte.
17:15: Die Hebammen haben uns noch ausgiebig umsorgt und innerhalb weniger Minuten alle Spuren der Geburt beseitigt. A. blieb bis 18 Uhr zur Nachsorge bei uns. Trotz starken Brennens hatte ich lediglich zwei Schürfwunden, die nicht genäht werden mussten, und ansonsten keinerlei Geburtsverletzungen.
In der Schwangerschaft habe ich regelmäßig Himbeerblättertee getrunken, Datteln gegessen, Heublumendampfbäder und die letzten 6 Wochen die Louwen-Diät sowie ziemlich unmotiviert/selten die Dammmassage gemacht.
19:30: Mein Mann ließ es sich nicht nehmen, noch am selben Tag L.s Lebensbaum mit Plazenta zu pflanzen.
20:00: Mein Mann holte Sushi – die größte Belohnung neben diesem wundervollen Geschenk, dass wir empfangen durften.
Abschließend:
Auch wenn ich gehofft hatte, dass die Hypnose bei mir unter Geburt ebenso gut funktioniert, wie zuvor in den Monaten beim Üben, so war es eine schöne, selbstbestimmte und natürliche, wenn auch intensive, Geburt – erstaunlich, was die weibliche Urkraft in uns schafft. Ich habe durch Kristins Methode meine Ängste vor der Geburt abgelegt und mich sogar darauf gefreut – allein das ist doch ein super Erfolg! Ich würde mich auf jeden Fall wieder mit der Methode vorbereiten, wenn ich erneut schwanger werde.
Jederzeit würde ich außerdem wieder zuhause gebären, in der gewohnten Wohlfühl-Atmosphäre. Ich kann jedem nur empfehlen, eine Hausgeburt zu planen, wenn es die Rahmenbedingungen erlauben.