Geburtsbericht von

Kristin W.

Liebe Kristin,

da meine 7 Wochen alten Zwillinge L. und M. gerade schlafen und auch sonst der Rest der Familie „ausgeflogen“ ist, schaffe ich es endlich einmal, meinen Geburtsbericht für dich aufzuschreiben.

Ich habe mit deinem Online-Kurs in der 28. Schwangerschaftswoche begonnen und es war genau das, wonach ich schon länger gesucht habe. Vielen Dank für den wunderbar liebevoll und gleichzeitig so kompetent gestalteten Kurs! Er hat mir sehr dabei geholfen, mich auf die Geburt auf allen möglichen Ebenen vorzubereiten. Außerdem habe ich schon einige Folgen deines Podcasts vorab angehört. Derzeit nutze ich letzteren vor allem und ich finde eigentlich immer zu den gerade anstehenden Themen eine Folge und fühle mich danach immer sehr bereichert. Vielen Dank dafür!!

Ich habe in der Vorbereitung auch schon den Videobericht von Susanns Zwillingsgeburt gehört, der mich sehr berührt hat. Im Nachhinein habe ich auch noch euer Interview gehört und das hat mich noch einmal bestärkt, auch meine Geschichte aufzuschreiben. Denn es ist tatsächlich kein Einzelfall, dass eine schöne Geburt auch mit Zwillingen möglich ist, auch wenn das von außen häufig anders transportiert wird. Mir wurde beispielsweise von der Chefärztin der Klinik im Vorfeld sehr ans Herz gelegt, auf alle Fälle von Anfang an eine PDA zu nehmen, weil eine Zwillingsgeburt schon sehr schwer und schmerzhaft sei. Ihrer Meinung nach müsse man da auch nichts fühlen oder spüren…

Der Geburtsprozess ging in der Woche 35+2 verfrüht mit einem Blasensprung um ca. 11.30 Uhr los. Mein siebenjähriger Sohn sollte um 13 Uhr seine Geburtstagsparty mit seinen Freunden feiern und mein Mann war eben gerade noch einmal in den Wald (ohne Handy) aufgebrochen, um dort noch einmal ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Ich war also mit meinem Sohn allein, der mich tatkräftig dabei unterstützt hat, das Telefon zu suchen und herbeizuholen, damit ich im Klinikum anrufen konnte. Dann rief ich noch unsere Nachbarin an, damit sie mich dorthin fahren würde. Zum Glück war diese gerade auf dem Nachhauseweg und entdeckte gerade noch meinen Mann, der sich (völlig untypisch) von einer anderen Nachbarin aufhalten gelassen hatte, um sich ihre zwei aus ihrer Sicht furchtbaren Geburtserlebnisse anzuhören. Als er wieder zurück war, wollte er erst einmal den Kindergeburtstag absagen, worauf mein Sohn in Tränen ausbrach. Ich muss dazu ergänzen, dass ich schon seit langer Zeit das Gefühl hatte, dass ich die Geburt vielleicht allein ohne Geburtsbegleiter durchleben würde, so dass ich in dem Moment gar nicht so erschrocken war und darauf bestand, dass mein Mann den Kindergeburtstag wie geplant durchführen sollte. Ihm war es aber wichtig, mich vorher noch ins Krankenhaus zu fahren, mein Sohn konnte solange bei unseren Nachbarn bleiben. Im Auto konnte ich dann endlich die Kopfhörer aufsetzen und mit der Meditation für die Geburt beginnen. Das hat mir wirklich noch einmal geholfen, innerlich zur Ruhe und zu mir zu kommen, nachdem doch einiges zu organisieren gewesen war. Im Klinikum sind wir dann gegen 12 Uhr angekommen und dort wurde auch ziemlich schnell von der Hebamme festgestellt, dass der Gebärmutterhals schon komplett verstrichen und der Muttermund schon sehr weit offen war, ich kann leider nicht mehr genau sagen, wie weit. Im Vorfeld hatte ich mir immer wieder einmal Gedanken darüber gemacht, wie die Hebamme auf meine Kopfhörer und die Karte mit der Erklärung zur „friedlichen Geburt“ reagieren würde, aber die Sorgen hätte ich mir sparen können. Die Hebamme meinte nur lakonisch: „Wir haben hier schon alles gesehen – mich wundert hier gar nichts mehr!“ Ich glaube, meine Karte hat sie gar nicht gelesen, aber es war tatsächlich überhaupt kein Problem, dass ich die Kopfhörer aufhatte. Was mir dennoch schwergefallen ist, war, die Kommunikation an meinen Partner abzugeben, ich habe dann doch das meiste mit dem Personal vor Ort geregelt, so dass ich immer wieder in der Hypnose unterbrochen wurde, aber auch immer wieder gut hineingekommen bin. Da ich vorher schon zu einzelnen Untersuchungen in der Klinik gewesen war und, wann immer es ging, deine Hypnosen in dieser Umgebung angehört hatte (z.B. während des CTGs), fand ich die Störungen nicht hinderlich.

Die Wellen waren übrigens schon im Fahrstuhl losgegangen und die Hebamme meinte immer wieder, dass die Geburt wohl recht schnell gehen würde, aber ich hatte ja mit meinem Mann vereinbart, dass er zum Kindergeburtstag gehen sollte, so dass er dann gegen 12.30 Uhr aufbrach. Für mich war es tatsächlich absolut in Ordnung, ohne Begleiter zu sein. Ich glaube, es hat mir im Endeffekt geholfen, auf mich allein gestellt zu sein und gar nicht erst in eine Rollenkonstellation zu verfallen, in der ich mein Gegenüber als helfenden Beschützer genutzt hätte, um vielleicht in die Rolle der „schwachen Frau“ zu verfallen, wie du es in einem der Videos beschrieben hast. Wahrscheinlich habe ich instinktiv diese Situation so gesucht, dass ich die Geburt aus eigener Kraft bewältige, um diese Erfahrung für mich zu machen, dass ich tatsächlich dazu in der Lage bin. Jeder hat ja so seine Themen und das ist dann wohl eines der meinigen…

Mir wurde dann noch ein Zugang von der Ärztin gelegt (darauf hatten sie bei der Zwillingsgeburt bestanden), während bei mir weiterhin die Wellen kamen. Wenn ich sie mit meiner ersten Geburt von vor 7 Jahren vergleiche, dann waren sie wesentlich schwächer als Schmerzen fühlbar. Was ich mir schon vorher vorgenommen hatte und was sich, glaube ich, auch als entscheidend herausgestellt hat, war die innere Einstellung, die Wellen dieses Mal nicht „wegatmen“ zu wollen und Angst vor ihnen aufzubauen, sondern jeder sich nur von Ferne nähernden Welle gleich innerlich entgegenzugehen, sie zu bejahen, sich darüber zu freuen und mit ihr zu arbeiten. Ich muss sagen, dass ich da eher nach dem Prinzip „Fake it, until you make it“ gehandelt habe, denn als angenehm habe ich sie nicht empfunden, aber wie gesagt, die Körperempfindung war im Nachhinein nur als relativ leichter Schmerz zu beschreiben. Du hast ja empfohlen, die Wellen gar nicht erst als „Schmerz“ zu definieren, deshalb habe ich solche Gedanken auch gar nicht erst aufkommen lassen, auch wenn ich ganz zu Beginn doch für einen kurzen Moment dachte: „Oha, das ist ja doch stärker, als ich dachte!“, aber ich habe diesen Gedanken dann schlichtweg zur Seite geschoben und mich darauf konzentriert, dass diese Wellen genau das Richtige sind, um den Muttermund weiter zu öffnen und die Kinder zu gebären. Das hat, glaube ich, wirklich DEN entscheidenden Unterschied für mich gemacht.

Um ca. 13 Uhr war ich dann endlich im Kreißsaal und nach ein paar weiteren Wellen zur Eröffnung kam dann schon ziemlich bald die Austreibungsphase. Meine Hebamme bat mich dann auch, die Kopfhörer abzunehmen und in dieser Phase hätte ich mich tatsächlich auch nicht mehr auf deine Worte konzentrieren können, die ja auch dafür dann nicht mehr gedacht sind. Diese Zäsur hat also für mich durchaus gepasst. Wie beim letzten Mal ist es mir nicht so einfach gefallen, instinktiv in den „Pressmodus“ zu gehen und ich benötigte dafür die Anleitung der Hebammen. Das ist, wenn ich darüber nachdenke, auch eine charakterliche Sache, dass mir das eher „weiche“ Atmen mit den Wellen in der Eröffnungsphase leichter fällt, als das bestimmte und entschiedene Pressen am Ende. Ich staune immer wieder, wie einem die eigenen Themen innerhalb der Geburt und auch danach begegnen… Aber dieses Mal ging es doch wesentlich leichter und schneller und schon um 13.35 Uhr kam L. zur Welt. Ich durfte ihn dann auch ein bisschen im Arm halten und die Nabelschnur wurde recht zügig durchtrennt. Auf meine Nachfrage, ob man diese auch noch länger auspulsieren lassen könne, reagierte die Hebamme erstaunt, davon hatte sie noch nie etwas gehört. Als dann L. zur Untersuchung mitgenommen wurde, kam in der Zeit gleich mein zweiter Sohn M. mit nur ca. 2-3 Presswehen um 13.45 Uhr zur Welt. Es ging also alles ziemlich schnell!

Als beide untersucht worden waren, durfte ich sie noch kurz beide im Arm halten. Dann wurde aber festgestellt (wann genau, kann ich gar nicht mehr sagen), dass ihre Temperatur zu niedrig war, bei ca. 35,5 Grad, wenn ich mich recht erinnere. Es gibt ja so Sätze, die man nicht vergisst und die immer wieder ins Gedächtnis schießen. Meine Sätze sind die des Kinderarztes, der meinte: „Also, wenn ich die Temperaturen so vor zur Chefärztin gebe, dann kommen sie gleich auf die Frühchenstation“ und der Hebamme: „Die beiden sehen so vital aus, gib uns noch eine halbe Stunde, wir kriegen die Temperatur noch hoch“. Die Hebamme und ihre Schülerin haben dann, obwohl an dem Tag die Kreißsäle heillos überfüllt waren, die beiden erst im Wärmebettchen und dann dick eingepackt unter der Wärmelampe auf Normaltemperatur bekommen und mussten dafür aber immer wieder den Arzt um mehr Zeit bitten, insgesamt, meine ich, um etwa 90 Minuten. Dann war irgendwann klar, dass wir doch auf die normale Wochenbettstation wechseln dürften. Ich habe das Ganze nur halb mitverfolgt, weil es mir nach der doch recht raschen, schnellen und unkomplizierten Geburt doch recht schlecht ging. Mir war kalt und ich hatte Schüttelfrost. Das war wohl bei der letzten Geburt auch so gewesen und scheint auch nicht unnormal zu sein. Ich habe mir dagegen dann tatsächlich ein kleines Schmerzmittel geben lassen, so dass es bald wieder besser ging. Erst im Nachhinein haben mich diese Sätze nicht losgelassen, weil es für mich so eine Art Urangst darstellte, von meinen Kindern getrennt zu sein. Als kleines Baby war ich selbst krankheitsbedingt ziemlich oft und lange (teilweise für mehrere Wochen) allein im Krankenhaus und konnte nur einmal die Woche für eine Stunde besucht werden, was damals, in der ehemaligen DDR, so üblich war. Wieder eines meiner Themen – für mich war die Vorstellung furchtbar, dass sich so etwas bei meinen Kindern wiederholen könnte, auch wenn die Umstände heutzutage ganz anders sind. Mir hat da übrigens das Interview mit Susann und ihre Beschreibung von der liebevollen Betreuung auf der Frühchenstation im Nachhinein sehr gutgetan.

Irgendwann kam dann auch mein Mann hinzu und wir konnten uns gemeinsam über unsere Jungs freuen. Nach einer Woche auf der Wochenbettstation durften wir dann nach Hause. L. und M. sind jetzt, wie gesagt, 7 Wochen alt und wiegen beide ca. 4 kg, sind also keine Frühchen mehr und entwickeln sich ganz toll. Auch im Wochenbett und der Zeit danach begegnen mir immer wieder meine Themen in allen möglichen Facetten – es ist, als wenn durch so ein ursprüngliches Naturereignis auch gleich die eigene Geschichte noch einmal aufgewirbelt wird und dadurch ein stückweit weiterverarbeitet werden kann. Mir hat dabei die Arbeit mit dem Kurs und dem Podcast ganz immens geholfen, immer wieder genauer hinzuschauen, was gerade los ist und von außen Impulse zu bekommen, wie ich damit umgehen kann. Danke für deine wunderbare Arbeit. Ohne die „friedliche Geburt“ wäre meine Geburt und die Zeit danach ganz anders verlaufen. Und allen werdenden Zwillingsmamas möchte ich von ganzen Herzen Mut machen und Susanns Geburtsbericht bestätigen: Eine schöne, intensive und unkomplizierte Geburt auf natürlichem Weg und ohne Schmerzmittel ist durchaus möglich.

Ganz liebe Grüße und alles Gute wünscht deine Namensvetterin

Kristin

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