Trigger: keine schmerzfreie Geburt, negative Erfahrung erste Geburt, für mich aber eine sehr positive Geburtserfahrung
Unser kleiner L. kam am 27.10.2021 als unser zweites Kind sehr kraftvoll und zügig, innerhalb einer Stunde vor Ort, im Geburtshaus zur Welt. Für uns und vor allem für mich als Mutter war es unglaublich schön, diese so natürliche Geburtserfahrung machen zu können. Ohne jegliche medizinische Intervention. Es brauchte zu dem Zeitpunkt nur eine Wärmeflasche, den Zuspruch der Hebamme und meines Mannes sowie die entspannende Wirkung der Geburtswanne, um L. zur Welt zu bringen.
Unsere Vorerfahrung: Unser erstes Kind war knapp ein Frühchen (4 Wochen zu früh), sodass wir damals gezwungen waren, in die Klinik zu fahren und sogar nach stundenlangem Untersuchen mitten in der Nacht noch in eine weiter entfernte Stadt geschickt wurden, da die Kinderklinik voll war. Auch diese Geburt passierte dann in der 60km entfernten Klinik auf natürliche Weise, aber ich habe damals deutlich gespürt, dass mich die Ortswechsel, die ständigen Untersuchungen und das fehlende Personal rausbrachten. Raus aus meinen Versuchen, mich mit Atemtechniken auf die Geburt einzulassen, raus aus dem Natürlichen. Es fühlte sich alles andere als selbstbestimmt an.
Unsere Vorbereitung: Das sollte bei dieser Geburt anders werden und so meldete ich mich schon früh in der Schwangerschaft bei der Hebamme, die wir schön in der Vor- und Nachsorge bei unserer Tochter hatten. Diesmal sollte das Kind im Geburtshaus auf die Welt kommen. So fanden mit ihr und anderen Hebammen einmal im Monat Vorsorgetermine statt. Zudem bereitete ich mich mit „Die friedliche Geburt“ ab dem dritten Trimester auch mental auf diese Geburt vor. Jeden Tag meditierte ich so angeleitet, konnte auch im Alltag mit Kleinkind Entspannung finden und kam gut in Kontakt mit dem Kleinen im Bauch. Mein Mantra war sehr oft auch: „Lass dir noch Zeit bis zur Geburt, mein Kleiner“. Ich wünschte mir diesmal so sehr eine Geburt im Geburtshaus! Und er wartete… Und nach Beginn der 38. SSW wartete ich dann plötzlich auch auf ihn. In den letzten beiden Wochen vor Geburt kam ich leider nicht mehr so einfach in die Hypnosen. Ich glaube, ich war sehr aufgeregt…dennoch half es mir, mich positiv und recht gelassen auf die anstehende Geburt vorzubereiten.
Die Geburt: Als dann ein paar Tage vor Geburt abends immer mal wieder Senkwehen zu spüren waren und sogar einen Abend über drei Stunden, dachte ich, es müsse nun losgehen. Ich rief die Rufbereitschaft an und es meldete sich eine mir bekannte Hebamme (eine von zehn, die im Geburtshaus Bereitschaft haben), was mich sehr freute. Nach drei Stunden ließen die Wehen dann aber nach und es hieß, weiter zu warten. Am Morgen der Geburt (5 Tage später, 39.2 SSW) spürte ich wieder stärkeren Druck nach unten und brachte unsere ältere Tochter eher etwas mühsam in die Kita. Der Druck verstärkte sich weiter und es stellten sich gegen 10:00 Uhr leichtere Wehen ein. Ich erledigte den Haushalt weiter, hatte aber ein Gefühl, dass es diesmal so weit sein könnte. So begab ich mich mithilfe der Aufnahme „Während der Geburt“ so gut es ging in die Tiefenentspannung. Um 10:30 Uhr wollte ich dann doch meinen Mann und die Schwiegereltern informieren, dass sie unsere Tochter auf jeden Fall heute von der Kita abholen gehen. Mein Mann machte sich gegen 11 Uhr auf den Weg nach Hause und ich rief wieder die Rufbereitschaft an. Und ich wurde wieder positiv überrascht, als Julia S. sich erneut meldete. Ich gab ihr Bescheid, dass es heute wohl losgehen könne. Nun war ich mir aber nach der Erfahrung am Freitag erstmal unsicher. Die Telefonate und Gedanken brachten mich erstmal wieder etwas heraus aus der Entspannung. Nach einer halben Stunde spürte ich (trotz Atemübungen und Meditation) so starke Wehen, dass es keinen Zweifel mehr gab. Wir riefen unsere Hebamme wieder an und ich beschrieb ihr alles und, dass wir nun besser ins Geburtshaus kämen, damit der Kleine nicht zu Hause zur Welt komme. Und so machten wir uns 15 Min. später auf den zum Glück sehr kurzen Weg zum Geburtshaus. Dort kamen wir gegen 12 Uhr an. Dort erwarteten uns zwei Hebammen schon mit einem abgedunkelten Raum im Kerzenschein. Ich begab mich gleich in den Vierfüßlerstand, unfähig, viel zu Sprechen und veratmetete die nun im kürzeren Abstand auftretenden Wehen. Ich hörte weiter entspannende Meditationsmusik und konzentrierte mich auf die Atmung. Gleichzeitig merkte ich: „Junge, Junge…der Kleine gibt Gas!“ Dies bemerkte auch die Hebamme nur durch Beobachtung, stellte in einer Wehenpause die gesunden Herztöne fest und erkannte anhand der Stellung im Bauch und meines Verhaltens, dass bald die Austreibungsphase folgen würde. So ließ sie auch gleich schon das Badewasser ein. Die Schmerzen wurden in der Wanne etwas weniger, dafür intensivierte sich der Rhythmus der Wehen nochmal deutlich. Und dann platzte auch schon die Fruchtblase. Ich ließ die Schmerzen heraus und tönte und schrie aus Leibeskräften. Mein Mann und die Hebamme sprachen mir gut zu. Die zweite Hebamme kam hinzu. Und so kam dann nach nur einer Stunde im Geburtshaus mit kräftigen Wehen unser kleiner L. in unsere Arme geschwommen. Ich weinte vor Glück und konnte es nicht ganz fassen, dass wir es geschafft hatten. Wir ließen die Nabelschnur auspulsieren und eine Stunde später kam auch die Plazenta. Es folgten ein paar Untersuchungen und vor allen Dingen ganz viel Kuscheln zu dritt. Die Hebammen halfen uns bei der Pflege von Baby und Mama und es gab dann noch einen kleinen Umtrunk mit ihnen und einen Minikuchen mit Kerze. Wir stießen auf alle Beteiligten an und bliesen die Kerze mit guten Wünschen für unseren Kleinen aus. Nach nur vier Stunden im Hebammenhaus konnten wir dann unser zweites kleines Wunder mit nach Hause nehmen.
Auch wenn ich während der Geburt aufgrund des schnellen Verlaufs und Intensität der Wellen Mühe hatte, in der Tiefenentspannung zu bleiben, bin ich mir ganz sicher, dass die Vorbereitung mit „Die friedliche Geburt“ zu dieser kraftvollen, positiven Geburtserfahrung beigetragen hat.
Herzlichen Dank an Kerstin für die wertvolle Arbeit.
Martina