Geburtsbericht von M. (25.11.2021 um 08:03, 53cm und 3340g)
Vorab: Ich habe mir Kristins Kurs Anfang Oktober -in der SSW 33- gekauft und für mich war das ein super Zeitpunkt. Seit dem Sommer habe ich Schwangerenyoga gemacht und hatte bis auf einen leichten Gestationsdiabetes und ein paar kleine Wehwehchen eine beschwerdefreie SW. Dafür bin ich sehr dankbar.
Seit über 15 Jahren (bin aktuell 30) habe ich eine starke Blut-Spritzen-Verletzungsphobie, die ich vor fünf Jahren in einer Therapie bearbeitet habe. Dennoch falle ich vereinzelt in Ohnmacht, was aber kein Vergleich mehr zu früher ist. Wegen der Phobie hatte ich jahrelang Bedenken, dass ich unter der Geburt in Ohnmacht fallen könnte, es ein traumatisches Erlebnis für mich werden würde oder ich gar nicht erst eine vaginale/ spontane Geburt zu versuchen brauche. Dass es mal so ein schönes und friedliches Ereignis werden würde, hätte ich gerne früher gewusst.
Am 24.11.21 habe ich beim Aufstehen bemerkt, dass mein Schleimpfropf abgegangen war und war direkt vorfreudig aufgeregt. Gleichzeitig wusste ich, dass es noch einige Tage dauern konnte, bis die Geburt tatsächlich losgeht. Von meinem Nickerchen am späten Nachmittag bin ich dann um 17:45 Uhr durch einen vorzeitigen Blasensprung aufgewacht. Da wusste ich: Nun geht es wirklich innerhalb der nächsten 24h los, juppie!
Ca. 1,5h später begannen die Wehen und um 22:00 Uhr habe ich meine Beleghebamme kurz in ihrer Praxis getroffen, um zu schauen, wie weit der Muttermund bereits geöffnet war. Das hatten wir im Vorfeld vereinbart, damit ich ein Gefühl dafür bekommen konnte und dann selber entscheiden konnte, ob wir schon in die Klinik fahren wollten oder nicht (aufgrund einer Brückensperrung 50min entfernt). Sowieso war die Geburt total selbstbestimmt und ich hab‘s geliebt! Wir waren bei 3cm und sind noch einmal nach Hause gefahren. Ich fand die Wehen schon intensiv, weil die Abstände bereits sehr früh ganz kurz waren (3-5 Minuten). Aber habe mich auf die Anweisung meiner Hebamme verlassen, erst dann in die Klinik zu fahren, wenn sich das Gefühl verändert und ich mich zuhause nicht mehr gut fühle.
Um 1:30 Uhr war es soweit und wir haben vereinbart, sie ca. 1h später in der Klinik zu treffen. Gegen 3:00 Uhr kamen wir im Kreissaal an, weil ich ein paar Pausen zum Veratmen der Wehen brauchte. Zu meiner Begeisterung waren wir bei 7-8cm. Der gemütliche Raum mit der Wanne zwischen den beiden Kreissälen war frei und so habe ich die nächsten vier Stunden in der Wanne verbracht. Bereits das Einsteigen war eine wahre Wohltat! An dieser Stelle kam (nach Rücksprache mit mir) auch eine Hebammenschülerin dazu, die ich erst nach der Geburt so richtig anschauen und wahrnehmen konnte, deren Unterstützung und Zuspruch aber schon während der Geburt sehr schön waren. Ich war einfach so in mir versunken, dass ich im Außen nicht viel mitbekommen habe. Konnte mich gut selber runter zählen, weil ich das viel geübt hatte (auch gerne vorm Einschlafen).
Die restlichen Zentimeter haben sich auch recht fix geöffnet und ich habe gemerkt, wie danach der Pressdrang eingesetzt hat. Dass so eine lange Pressphase (von knapp 3 Stunden) vor mir liegen würde, hatte ich nicht geahnt. Leider wurden meine Wehen unregelmäßiger und weniger stark, sodass ich ein paar kleine Interventionen wie einen Venenzugang, ein Antibiotikum und ein Wehenmittel brauchte. In dem Moment haben die langen Pausen zwischendurch mich fast ein bisschen gefreut, weil ich gut wieder Kraft tanken konnte. Das kann ich auch ganz allgemein sagen: Kristins Methode hat mir sehr geholfen, die Wehenpausen gut zu nutzen und richtig tief zu entspannen. So hatte ich letztlich genug Kraft für die lange Austreibungsphase.
Als die Geburt in der Wanne nicht mehr weiter ging, habe ich einen Einmalkatheter zum Entleeren der Blase bekommen und wir haben es „an Land“ weiter probiert. Meine Hebamme hat mich sehr ermutigt, dass jede Wehe etwas bringt -allerdings ist unsere Tochter immer wieder zurück gerutscht und ich merkte auch, wie mein Körper durch das viele Pressen müde wurde. Was mir wichtig ist, zu betonen: Ich habe zu keinem Zeitpunkt während der Geburt gedacht, dass es unaushaltbare Schmerzen wären, ich lieber nach Hause gehen oder gar sterben würde (was man ja manchmal mit einem zwinkernden Auge erzählt bekommt). Ich habe nicht einmal daran gedacht, dass ich ja auch eine PDA haben könnte. Ich war einfach fokussiert, habe mich im Vertrauen dem Prozess hingegeben und so gut mitgearbeitet, wie ich konnte.
Als dann morgens Schichtwechsel war, kamen um 7:45 Uhr zum ersten Mal ein Chefarzt und eine Oberärztin dazu. Der Chefarzt machte mir deutlich, dass wir es nun einmal mit der Saugglocke probieren könnten und sonst ein Kaiserschnitt nötig sei (im Nachhinein habe ich erfahren, dass das CTG wohl auffällig war). Nach dem ersten Versuch mit der Saugglocke, der nicht direkt funktioniert hat, habe ich einen zweiten Versuch gewollt und hörte bei diesem nach dem zweiten Pressen plötzlich meine Hebamme rufen: „Der Kopf ist da!“ Ich konnte es kaum fassen! Der Kopf war da – wir waren einen großen Schritt weiter! Nach etwas Aushalten und Warten auf die nächste Wehe, wurde dann auch der Körper geboren. Dieses Gefühl fand ich unbeschreiblich schön. Mein Mann hat hinterher noch schmunzelnd gesagt, dass ich so inbrünstig und voller Freude gerufen hätte: „Sie ist da, sie ist da!“ Ich habe richtig gemerkt, wie sie aus mir heraus geboren wurde. So schön.
Sofort wurde sie mir auf meine Brust gelegt und ich wurde komplett hormongeflutet. Dieses Gefühl ist so unglaublich, wie alle sagen. Die Geburt der Plazenta habe ich beim nächsten Pressen quasi gar nicht gemerkt und mich erstmal vergewissert, ob sie schon da war.
Im Folgenden hat die Oberärztin meinen Dammschnitt versorgt und ich habe unsere kleine Maus gekuschelt und bestaunt. Unter der Geburt habe ich minimal gemerkt, dass ein Schnitt gemacht wurde, fand das aber überhaupt nicht schlimm oder schmerzhaft. Das habe ich mir im Vorfeld immer anders vorgestellt: Auch die ganze kommende Zeit, in der die Wunde verheilt ist, fand ich keineswegs schlimm oder besonders schmerzlich. Ich war (vor allem in den ersten zwei Wochen) einfach stolz auf meinen Körper und die komplikationslose Heilung und der Oberärztin dankbar für ihre sorgfältige Arbeit bei der Wundversorgung.
Schon kurz nach der Geburt, als wir noch im Kreissaal waren, habe ich zu meinem Mann gesagt: Das können wir nochmal machen. Denn dieses Gefühl, wenn das Baby da ist, war mir die Anstrengung der Geburt und die Monate der Schwangerschaft vollkommen wert. Ich bin die nächsten Tage wie auf Wolken geschwebt. Wir hatten riesiges Glück und durften zu dritt in ein Familienzimmer mit Blick auf den See ziehen – nur wenige Stunden später war die gesamte Station voll, weil es so viele Geburten gab. Mir wurde nach der Geburt gesagt, dass ich recht viel Blut verloren hätte und mein Kreislauf schwach sein könnte. Davon habe ich gar nichts gemerkt – ich, die mit dem sonst so schwachen Kreislauf und der Ohnmacht. Unfassbar.
Ich hatte mir im Vorfeld offen gelassen, ob ich die Audio-Aufnahmen von Kristins Kurs unter der Geburt höre oder nicht. Ich hatte sie kurz zu Beginn auf den Ohren, habe mich dann aber schnell dagegen entschieden, weil sie ja nicht synchron zu meinen Wehen sein konnten und mich das eher rausgebracht hat. Durch den Kurs hatte ich es im Vorfeld geschafft, mit allen Optionen im Reinen zu sein: spontane Geburt, vaginal-operativ, Kaiserschnitt. Ich hatte verinnerlicht, dass es die ganz individuelle Geburt meiner kleinen Maus sein würde und dass es seine Richtigkeit hat, wie es kommt. Danke, Kristin – dein Kurs hat über die Geburt hinaus mein Leben bereichert. Ich freue mich schon auf die nächste Geburt und genieße aktuell das (späte) Wochenbett. Wünsche euch allen ein frohes, gesundes und glückliches neues Jahr 2022 und tolle, selbstbestimmte Geburten. Ihr seid viel stärker als ihr denkt!