Geburtsbericht Anika und Christoph S.
A., geboren 4.3.22
Die Geburt unseres Sohnes A. begann am Abend des 2.3.22. Wir hatten eine Hausgeburt geplant, bei der uns S. sowie unsere Doula C. betreuen sollten. Ich spürte ab 19:00 Uhr ca. alle 20 min Wellen, die relativ schwach und sehr gut zu veratmen waren.
Dazwischen konnte ich mich gut erholen und meist auch etwas schlafen. Als die Wellen dann am nächsten Morgen um 6:00 Uhr wieder aufhörten, war ich etwas enttäuscht über den „Fehlstart“. Ich bin am Vormittag dann zur letzten geburtsvorbereitenden Akupunktur zu meiner Hebamme gefahren. Als sie mich nach der Behandlung untersuchte, hat sie erstaunt festgestellt, dass mein Muttermund bereits 4 cm geöffnet war!
Ich bin also voller Vorfreude auf die Geburt und hoffnungsvoll, dass es bald richtig losgehen würde, wieder nach Hause gefahren. Eigentlich wollte ich mich noch etwas schlafen legen und Energie tanken, doch keine Stunde, nachdem ich zuhause war, setzten die Wellen ca. um 11:00 Uhr wieder ein. Sie kamen wieder etwa alle 20 Minuten. Ich war sehr entspannt, habe mich über die nahende Geburt gefreut und ging immer mal wieder bewusst in Hypnose.
Am Nachmittag jedoch wurde mir bei jeder Welle übel und ich musste mich übergeben. Die Übelkeit wurde erst besser, als ich mich gegen 16:00 Uhr in die Badewanne legte. Wellen und Übelkeit hörten schlagartig auf und ich konnte etwa anderthalb Stunden schlafen. Als ich aus der Wanne stieg, kam beides wieder zurück. Ich veratmete dann weiterhin meine Wellen und war immer mal wieder in Hypnose. Entgegen meiner Erwartung konnte ich die Wellen zeitlich jedoch gar nicht richtig festmachen. Ich konnte also nicht genau sagen, wann eine begann und wieder vorbei war. Stattdessen spürte ich einen permanenten starken Druck nach unten, der alle 20 min stärker und von Übelkeit begleitet wurde. Das machte es mir nicht ganz leicht, während der Welle den zuvor so gut geübten und ausgetretenen Weg vom Kraftort in die Gebärmutter zu gehen. Ich stellte mir also nach Gefühl und Bedürfnis immer mal wieder meine Gebärmutter und den sich öffnenden Muttermund vor und konnte damit trotzdem sehr gut in meiner Entspannung bleiben.
Ein zweites Bad gegen 20:00 Uhr stoppte nochmals die Wellen und ließen mich erneut für eine gute Stunde schlafen.
Gegen 22:00 Uhr entschieden wir uns dann dazu, dass mein Mann alles für die Geburt vorbereiten sollte. Eine Stunde später legten wir uns dann auf das ausgeklappte und abgedeckte Sofa und versuchten, etwas zu schlafen. Mein Schlaf wurde alle 20 Minuten unterbrochen, bis ich schließlich um 1:00 Uhr aufschreckte und ins Bad rannte, wo meine Fruchtblase filmreif platzte. Mit den knappen Worten „Meine Fruchtblase ist geplatzt, bitte Bad wischen“, habe ich meinen schlafenden Mann geweckt. Er freute sich sehr darüber, dass die Geburt wohl wirklich nahte. Ich war komischerweise weiterhin der Meinung, dass es noch Stunden dauern würde, bis etwas passieren könnte. Aus Angst davor, auch noch das Wohnzimmer mit Fruchtwasser zu versauen, blieb ich nun vorerst im Bad, ging dort umher und setzte mich immer wieder auf die Toilette. Dies war tatsächlich die angenehmste Position, während die Wellen nun immer stärker wurden. Gegen 1:45 Uhr habe ich dann meinen Mann gebeten, unsere Hebamme zu rufen, da ich nicht mehr wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Circa 25 Minuten später traf sie dann bei uns ein und war total ruhig und entspannt.
Das gab mir sofort Kraft und wir entschieden gemeinsam, dass sie mich zunächst untersuchen würde. Sie stellte dabei fest, dass mein Muttermund fast vollständig geöffnet war. Doch auch jetzt war ich irgendwie der Meinung, dass die Geburt nach wie vor in weiter Ferne liege. Dennoch freute ich mich sehr und rückblickend ist mir klar, dass ich in der Zeit zwischen dem Blasensprung bis unsere Hebamme kam, in der Übergangsphase war.
Direkt nach der Untersuchung gingen dann auch die Presswehen los und gegen 2:30 Uhr traf auch unsere Doula bei uns ein.
Da mein Sohn nicht richtig im Geburtskanal saß, was auch die Erklärung für den dauerhaften Druck nach unten darstellte, sollte ich einige Wellen auf der Seite liegend veratmen. Dies hat auch gut funktioniert, der Kleine hat seine Position etwas verändert und der Druck nach unten war plötzlich deutlich schwächer.
Nach etwa 1,5 h Presswehen wurde der Kopf von unserem A. geboren. Meistens benötigt es danach nur noch eine weitere Welle, um den Rest des Körpers zu gebären. Dies ging bei mir allerdings nicht ganz so flott und reibungslos. Um den Kleinen auf seinen letzten cm zu unterstützen, mobilisierten meine Hebamme und meine Doula mein Becken. Meine Hebamme hat dabei so ruhig mit uns gesprochen, dass wir beide uns keinerlei Sorgen machten. Dass eine seiner Schultern zu hängen schien, verunsicherte uns glücklicherweise auch nicht. Ich war weiterhin sehr entspannt und voller Freude darauf, unseren Sohn bald bei uns zu haben. Nach ein paar weiteren Wellen war es endlich soweit und 12 min nach dem Kopf wurde um 4:12 Uhr am 4.3. 2022 auch der Rest von A. geboren. Meine Hebamme hat ihn mir sofort auf den Bauch gelegt und wir waren ganz hin und weg. Er war natürlich etwas blau und nur ein wenig mit Käseschmiere bedeckt. Mein Mann und ich waren beide überglücklich.
Da die Nabelschnur recht kurz war, nabelte mein Mann nach etwa 30 Minuten bereits ab. Die Plazenta wurde einige Minuten später geboren. Wir verbrachten eine ganze Weile zu dritt kuschelnd auf dem Sofa und genossen den Zauber und das Wunder der Geburt. Gegen 6:00 Uhr klopfte meine Mama, bei der wir im Haus wohnen, an der Tür, die tränenüberströmt und total aufgelöst zum ersten Mal ihren Enkel sehen durfte. Natürlich hatte sie die ganze Nacht mitgelitten (vermutlich mehr als wir) und dabei kein Auge zugetan.
Die Ärzte hatten mir prophezeit, dass wir ein relativ großes Kind bekommen würden. Dem war auch so: mit 54 cm, 4330 g und 36 cm Kopfumfang war der Kleine tatsächlich ein relativ Großer. Dennoch hatte ich keinerlei Geburtsverletzungen und die Geburt ist abgesehen von der Schulterdystokie sehr gut verlaufen. Dies hat mich auch nochmal darin bestätigt, auf mein eigenes Gefühl zu vertrauen und mich nicht zu sehr von Ärzten verunsichern zu lassen.
Die Geburt von A. war ein absolut wundervolles Erlebnis, von dem ich keine Sekunde jemals vergessen möchte. Ich war völlig angstfrei und fast die ganze Zeit über sehr entspannt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt ein Bedürfnis nach Schmerzlinderung oder danach, in einem Krankenhaus zu sein. Ich fühlte mich in unseren eigenen vier Wänden, betreut von Hebamme, Doula und Ehemann so sicher und geborgen. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich die Geburt so positiv erleben durfte. Ich kann zwar nicht von einer schmerzfreien Geburt sprechen, aber ich kann auch nicht von einer schmerzhaften Geburt sprechen. Tatsächlich habe ich nicht mehr als ein kurzes Brennen gespürt.
Die mentale Geburtsvorbereitung hat mir dabei sehr geholfen, auch wenn ich nicht permanent in Hypnose war. Auch das Yoga, das ich im letzten Trimester praktiziert habe, hat mich nochmals geerdet und mich mir selbst näher gebracht. Ich hatte ein solches Urvertrauen in meinen Körper und meine Fähigkeiten, ein starkes Mindset und ein positives Bild von Geburten entwickelt, dass ich mich unbesiegbar fühlte und ganz bei mir sein konnte.