Ganz durcheinander und trotzdem ein Traum
ET war der 02.08. und obwohl es vorher anders aussah, verstrich dieser Tag ohne Baby. Unser Plan war es, im Geburtshaus zu entbinden. Relativ am Anfang der Schwangerschaft habe ich erfahren, dass meine Lieblingshebamme selber schwanger ist mit ET Ende August, die wollte uns aber trotzdem gerne durch die Geburt begleiten, wenn es geht. Für den Fall, dass es ihr nicht mehr gut geht, standen zwei Kolleginnen zur Verfügung. Die erste kannte ich bereits aus meiner zweiten Geburt, wir waren da aber nicht so auf einer Wellenlänge und die zweite habe ich im Laufe der Schwangerschaft kennen gelernt und fand sie super nett, ich wusste aber, dass sie bis zum 07.08. Urlaub hat. Durch die Vorbereitung mit der friedlichen Geburt fühlte ich mich aber doch so bei mir, dass ich für alle drei offen war.
Am Freitag bei ET+3 war ich noch bei einer Vorsorge beim Frauenarzt, wo bereits auf dem CTG Wehen aufgezeichnet wurden. Befund Mumu 1-2 cm und alles weich. Das kannte ich bereits von K1 und K2 und es hat dann jeweils noch gedauert. In der Nacht von Freitag auf Samstag begannen die Wehen um 3 Uhr nachts. Ich fühlte mich im Familienbett nicht mehr wohl und lag dann im Bett des großen, dann auf dem Sofa und hatte etwa alle 15 min Wehen, auf die ich mich schon gut konzentrieren musste. Wegen der großen Abstände fühlte sich die Geburtshypnose nicht richtig an und ich hörte “Geburtsbeginn mental fordern” und die Geburtsvorbereitung zum Einschlafen.
Im Laufe des Morgens blieben die Wehen gleichmäßig. Am Vormittag wurden die Abstände noch einmal größer und wir machten am Nachmittag noch einen großen Spaziergang, bei dem ich immer wieder stehen bleiben musste, um mich auf die Wehen zu konzentrieren.
Zum ins Bett bringen der großen Geschwister wurden die Wehen wieder regelmäßiger und stärker. Ich wurschtelte noch zu Hause rum und wollte mich um 22 Uhr hinlegen. Ich machte zum ersten Mal die Geburtshypnose an und wegen der großen Abstände von immer noch 15 min konnte ich weder schlafen noch mich richtig auf die Hypnose konzentrieren. Diese lange Latenzphase kannte ich bereits von den anderen Kindern, es war aber wegen der zweiten Nacht in Folge ohne richtigen Schlaf echt kräftezehrend. Ich versuchte trotzdem, positiv zu bleiben, denn zumindest hatte ich es beim zweiten Kind auf natürlichem Wege geschafft.
Im Liegen waren die Wehen weniger auszuhalten als im Stehen, sodass ich immer wieder rumlief. Um 6 Uhr weckte ich meinen Freund, ich wollte irgendwie nicht mehr alleine sein, denn langsam schwanden Kraft und positive Gedanken. Wir beschlossen, dass die Kinder von meiner Mutter abgeholt werden sollten, sie machte sich sofort auf den Weg.
Am Freitag noch hatte meine eigentliche Hebamme für die Geburt abgesagt, es ging ihr wieder Erwarten schlecht, es war aber auch super warm draußen und sie befand sich ja selber bereits im dritten Trimester, also absolut verständlich. Die zweite Hebamme war noch einen Tag im Urlaub und so würde mich die dritte begleiten, zu der ich einen nicht so guten Draht hatte. Es stand also im Raum, diese Hebamme des Geburtshauses anzurufen. Um 10 Uhr würde sie eh vorbei kommen zur Vorsorge zu uns nach Hause. Und plötzlich konnte ich mir nicht mehr vorstellen, sie während der Geburt an meiner Seite zu haben. Sie war ja eh “nur” die Vertretung und mir nicht so sehr vertraut. Nach der ganzen Anstrengung die schon hinter mir lag, konnte ich mir gut vorstellen, auf Plan B oder C zurück greifen zu müssen. Ich kam total in meinen Kopf und verlor mich etwas. Die Wehen wurden viel schwächer und seltener, waren fast ganz weg und ich habe die Zuversicht total verloren. Ich war mir plötzlich ganz sicher, es nicht zu schaffen und noch eine Nacht vor mir zu haben. Ich wollte unbedingt ins Krankenhaus und einen Kaiserschnitt machen. Also riefen wir im Krankenhaus an und kündigten uns an. Glücklicherweise hatte ich mich dort als Back-up eh angemeldet.
Auf dem Weg zum Krankenhaus wurden die Wehen wieder stärker. Dort angekommen hat man uns ganz freundlich empfangen. Da die Wehen immer noch nicht so super regelmäßig waren, war ich nicht in Hypnose bewusst und habe selber mit dem Geburtspersonal gesprochen, was auch total okay für mich war. Dann wurde erstmal CTG geschrieben. Ich habe während dem CTG auch die Geburtshypnose gehört und dort kamen die Wehen dann wieder alle 5 Minuten.
Durch die sehr lange Latenzphase mit den großen Abständen fiel es mir leichter, während der Wehen etwas abzutauchen, war aber in den Wehenpausen oft im Hier und Jetzt. Es waren auch immer andere Frauen mit im CTG Raum und eine telefonierte zum Beispiel nebenbei. Nach dem CTG hatte ich eine Untersuchung und Ultraschall beim Arzt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Er hat ganz klar und freundlich mit mir geredet und gesagt, mir und dem Baby geht es gut und es gibt keinen medizinischen Grund für einen Kaiserschnitt jetzt, wegen der Sectio 2015 könne ich aber am nächsten Tag einen geplanten Kaiserschnitt haben, er glaube aber, dass ich es auch so schaffen würde. Der Muttermund war weiterhin wie die Tage vorher bei 2 cm. Wir besprachen noch weitere Optionen, wie eine Einleitung, um das ganze zu beschleunigen und Schmerzmittel, um mir eine Pause zu verschaffen. Das lehnte ich aber ab, weil ich weiß, dass mir solche Sachen sehr auf den Kreislauf schlagen und es bei der ersten Geburt viel schlimmer gemacht haben.
Nach dem Gespräch war ich sehr verzweifelt, ich wusste einfach nicht, wie ich das weiter aushalten sollte. Ich wurde erstmal auf Station aufgenommen und durfte aufs Zimmer und sollte mich dort ausruhen. Dort war es leider unerträglich warm und meine Bettnachbarin hat Mittag gegessen, sodass mir extrem übel geworden ist. Mich übergeben musste ich dann aber doch nicht. Ich habe dann versucht, wieder in Hypnose zu gehen, das gelang mir mehr schlecht als recht, zwischendurch habe ich immer überlegt, wie ich doch zu dem Kaiserschnitt kommen kann.
Um 14 Uhr war dann Besuchszeit und mein Freund durfte kommen und dann begann irgendwie die Erlösung. Wir sind draußen spazieren gegangen, er hat immer wieder den Berührungs- und Sprachanker gesetzt und es hat total geholfen. Zumindest kam die Zuversicht zurück, auch wenn ich nicht super tief in Hypnose war. Die Wehen wurden deutlich stärker, ich kam aber wieder viel besser mit ihnen klar. Wir waren dann eine Stunde draußen und noch etwas auf der Toilette und ich merkte irgendwie, es tut sich was. Wir sind dann zum Kreißsaal, wo wieder ein CTG geschrieben wurde und ich anschließend untersucht wurde. Dort hatte ich die Hypnose auf den Ohren, konnte aber weiterhin nicht liegen und mich zwischen den Wehen ausruhen. Es war aber kein Problem, das CTG im Stehen zu schreiben. Die Untersuchung ergab einen Muttermund von 3 cm, Wehen etwa alle 4 bis 5 Minuten. Mir haben die Untersuchungen sowie das CTG komischerweise total die Sicherheit und Kraft gegeben.
Wir durften dann dort bleiben im Kreißsaal und ich bin in die Badewanne gegangen. Um den Glauben in mich zu behalten, habe ich mir zwischendurch immer kleine Ziele gesetzt, zum Beispiel 12 Wehen (also etwa 1 Stunde) in der Wanne. Das klang irgendwie wieder schaffbar. Während der Wehen habe ich meine positiven Affirmationen laut vertönt und dem Baby immer gesagt, es darf jetzt kommen. Mein Freund hat zwischendurch immer wieder die Anker gesetzt und viele von Kristins Worten/Sätzen gesagt. Wir haben die Hypnose abends oft zusammen gemacht und er hatte noch so viel davon auswendig im Kopf.
Irgendwann bin ich raus aus der Badewanne und habe noch ein paar Wehen im Stehen wieder gemeistert. Sie sind dann doch sehr intensiv geworden und ich habe einen Druck auf den Darm verspürt. Die Hebamme hat mich untersucht, das war gegen 17 Uhr inzwischen und wir waren bei 7 cm. Irgendwie war dann klar, das Baby kommt auf jeden Fall heute und es hat mir so eine Motivation gegeben. Ich wollte dann unbedingt noch eine PDA, weil die Wehen doch sehr intensiv waren und ich war total im Reinen mit diesem Plan B und es hat mir auch niemand mehr reingeredet (das hatte ich bei der zweiten Geburt, da hat mich kaum einer ernst genommen). Es wurde dann die PDA vorbereitet und ich habe die Wehen im Stehen, an meinem Freund hängend, genommen. Auch hier hat mir die Aussicht auf Hilfe durch die PDA die Zuversicht gegeben, es bis dahin auf jeden Fall zu schaffen.
Die PDA wurde dann gelegt und ich musste kurz auf das Bett, damit sie sich im Rücken verteilen kann. Ich habe etwas geschimpft, dann aber irgendwie mich dem hingegeben und an ein Pferd gedacht, wie es während der Geburt friedlich auf der Seite liegt. Ich sollte zwei Wehen rechts, zwei links liegend machen. Wieder ein schaffbares Ziel. Während der dritten Wehe ist dann die Fruchtblase geplatzt und die Hebamme hat noch einmal untersucht. Der Muttermund war bis auf einen kleinen Saum vollständig offen.
Es kamen dann auch die Presswehen, die ich wie bei der zweiten Geburt auch, als super erleichternd empfunden habe. Ich lag dann dort auf dem Bett und habe mitgepresst. Nach 3 oder 4 Presswehen meinte die Hebamme plötzlich, sie kann den Kopf sehen. Nach 2 weiteren Presswehen war der Kopf geboren und der Körper kam mit noch einer Wehe um 19.15 Uhr hinterher. Der Kleine durfte direkt zu mir auf die Brust und ich hatte endlich dieses überwältigende Glücksgefühl nach der Geburt, von dem viele sprechen. Die Plazenta wurde dann auch sehr schnell nach 10 Minuten geboren und ich war einfach nur glücklich, es geschafft zu haben, weil ich lange nicht daran geglaubt habe.
In der Zeit der richtigen Geburt zwischen 14 und 19.15 Uhr bin ich mir absolut sicher, eine für mich friedliche und heilsame Geburt gehabt zu haben, auch wenn es schmerzhaft war und ich nicht die ganze Zeit in Hypnose war. Aber dank der Vorbereitung mit Die Friedliche Geburt, meinem Freund, der mich perfekt unterstützt hat, und dem unglaublich lieben und klaren Geburtspersonal war es endlich ein schönes Erlebnis.