Triggerwarnung: Geburt durch Einleitung
Geburtsbericht einer friedlichen Geburt im Krankenhaus nach medikamentöser Geburtseinleitung aufgrund von Präeklampsie
Vor gut einem Jahr kam meine Tochter in einer großen Geburtsklinik zur Welt. Ich habe der Geburt Dank der Vorbereitung mit Der friedlichen Geburt als schöne Erfahrung wahrgenommen und möchte gerne mehr davon erzählen.
Ich bin durch den Blog der Hebamme Jana Friedrich schon auf Die friedliche Geburt aufmerksam geworden, bevor ich schwanger wurde, und habe deshalb schon früh in der Schwangerschaft angefangen, Kristins Podcast zu hören.
In ca. der 12. Woche habe ich mit dem Onlinekurs begonnen. Zunächst hat es ein bisschen gedauert, bis ich eine echte Übungsroutine entwickelt hatte. Dann aber waren die Hypnosen eine echte Bereicherung für meine Schwangerschaft. Ich habe die Hypnosen als Ruheinseln für mich und mein Kind sehr geschätzt und konnte der Geburt freudig und positiv entgegentreten.
Neben der mentalen Geburtsvorbereitung habe ich mich mit Yoga und Dammmassagen sowie mithilfe des Epi-No auf die Geburt vorbereitet.
Zum Ende meiner eigentlich sehr schönen und beschwerdefreien Schwangerschaft entwickelte ich Bluthochdruck und hatte im Verlauf auch Eiweiß im Urin. Da meine Blutwerte auf eine Präeklampsie (früher und umgangssprachlich auch Schwangerschaftsvergiftung genannt) hindeuteten, wurde ich in der 38. SSW stationär im Krankenhaus aufgenommen. Ich hatte keine Beschwerden und auch meine Tochter war laut Ultraschallbefund gesund und munter. Aufgrund der Risiken für Mutter und Kind, die mit einer Präeklampsie einhergehen können, wurde die Geburt nach Vollendung der 38. SSW jedoch vorsichtshalber eingeleitet.
Ich hatte in den Tagen zuvor schon viel unternommen, um dem Geburtsbeginn einen letzten Stups zu geben, denn ich hatte großen Respekt vor einer Geburt nach Einleitung. Jedoch hatten weder Treppensteigen, Himbeerblättertee, Leinsamen, Spazieren gehen und die entsprechende Hypnose von Kristin Erfolg.
Morgens um zehn Uhr bekam ich eine Eipol-Lösung sowie eine Art hormonbeschichtetes Tampon vaginal eingesetzt. Die Hormone auf dem Tampon sind chemisch dem bekannten Medikament Cytotec nahe und sollen den Muttermund öffnen und Wehen induzieren. Da mein Muttermund schon ca. 1 cm geöffnet war, war die Eipol-Lösung auch viel weniger schmerzhaft als ich erwartet hatte.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit Spazierengehen und Treppensteigen sowie der Geburtsbeginn fördernden Hypnose von Kristin. Als mein Mann am frühen Nachmittag zu Besuch kam, hatte ich ein ganz leichtes Ziehen im Unterbauch, das ich aber noch nicht als Wehenschmerz eingeordnet habe. Auch auf dem darauffolgenden Kontroll-CTG war noch keine Wehentätigkeit zu sehen. Erst abends gegen 18 Uhr bemerkte ich stärkere Kontraktionen, die am Anfang sehr unregelmäßig kamen.
Ich habe mich dann komplett in die Hypnose “Während der Geburt” sinken lassen und war insgesamt sehr gut gestimmt und voller Vorfreude. Ich war froh, dass es endlich los ging und ich nicht tagelang unter immer mehr Medikation auf die Wehen warten musste, wie es sonst manchmal bei eingeleiteten Geburten der Fall sein kann.
Mit der Hypnose auf den Ohren und der Atemtechnik konnte ich die Wehen sehr gut verarbeiten. Ich lag in meinem Bett auf dem Krankenzimmer, lag dort wie im Dämmerschlaf, habe mich vollkommen an meinen Kraftort zurück gezogen und mich auf die Atmung konzentriert. Durch die Atemtechnik konnte ich bei jeder Wehe einen angenehmen Gegendruck erzeugen, sodass ich zwar ein großes, kraftvolles Gefühl im Bauch bemerkt hatte, jedoch kaum Schmerzen empfand. Es hat sich eher so angefühlt wie ein enormes Ziehen.
Irgendwann jedoch, zwischen 23 und 24 Uhr, hatte ich das Bedürfnis, mich mehr zu bewegen. Die Wehen wurden heftiger und ich hatte erstmals das Gefühl von Schmerz. So ging ich durch die nächtlichen Krankenhausflure, immer noch mit der Hypnose auf den Ohren, jedoch nicht mehr ganz so tief in der Hypnose versunken. Trotzdem tat die Bewegung sehr gut. Ich schaukelte viel mit den Hüften und stützte mich während der Kontraktionen an der Wand ab.
Relativ plötzlich kamen die Wehen dann sehr sehr schnell aufeinander folgend und wurden nochmal intensiver, sodass ich mich auf in den Kreißsaal machte. Dort angekommen, es war mittlerweile nachts um halb eins, war ich schon ziemlich fertig, da die Wehen mir gefühlt wenige Pausen ließen und ich durch den Ortswechsel zunächst auch komplett aus der Hypnose heraus kam. Während die Hebamme ein CTG laufen ließ, versuchte ich, wieder in die Hypnose zu gelangen. Dies fiel mir aber sehr schwer, zum Einen wegen der mittlerweile sehr starken Schmerzen und zum Anderen, weil ich einen enormen Bewegungsdrang hatte.
Jedoch sollte ich unbedingt still liegen, damit das CTG ordentlich aufzeichnen konnte. Ein mobiles CTG war auf meine Nachfrage nicht verfügbar. Ursprünglich sollte das CTG nur 30 Minuten dauern, ich lag aber länger dran und wurde immer wieder angehalten, still zu liegen. Das empfand ich als äußerst unangenehm. Ich bat um ein Schmerzmittel und bekam Paracetamol über den Tropf. Leider hatte mir auch die Atemtechnik nicht mehr helfen können. Ich habe zwar tapfer tief in den Bauch geatmet, und während des Einatmen ging der Schmerz auch gut weg.
Aber als ich ausatmen musste, kam der Schmerz dann mit voller Wucht zurück und leider verkrampfte ich darunter so, dass ich es nicht mehr schaffte, erneut langsam und tief einzuatmen. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde man mit leicht überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve fahren und erst denken, man kriegt die Kurve noch gut, dann aber am Scheitelpunkt merken, dass man die Kurve nicht mehr kriegt und dann aus der Kurve fliegen. Als mir die Hebamme dann kurz darauf eröffnete, dass die Wehen auf dem CTG noch sehr klein und schwach aussehen würden und sie mir nicht sagen könnte, ob die Geburt jetzt überhaupt weiter geht oder ob sich die Wehen wieder von selbst zurückziehen und am nächsten Morgen wieder eingeleitet werden muss, war ich kurz den Tränen nahe.
Ich war aber froh, dass ich endlich aufstehen durfte, und ging zuallererst auf die Toilette. Dort löste sich wohl auch der Tampon von selbst aus der Vagina, denn er lag danach in der Toilettenschüssel. Ich machte die Hebamme darauf aufmerksam und bat sie, meinen Muttermund zu tasten. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass die Geburt noch gar nicht richtig angefangen haben sollte, und wollte Gewissheit, wie weit der Muttermund auf ist. Sie meinte erst, dass sie es sich nicht vorstellen könnte, dass sich schon viel getan hat, tastete dann aber. Und siehe da – der Muttermund war bei sieben Zentimetern und ich sollte meinen Mann anrufen, damit er zur Geburt dazukommen kann (Pandemie bedingt durften die Partner erst spät in den Kreißsaal).
Das tat ich dann auch und war heilfroh, dass ich bald seine Hand halten durfte. Ein Entpannungsbad durfte ich dann nicht mehr nehmen und eine Wassergeburt kam wohl wegen der Einleitung nicht infrage. Kurz fragte ich dann halb im Scherz nach einer PDA, obwohl ich wusste, dass es wohl auch dafür zu spät war, was mir dann die Hebamme auch bestätigte. Schade, denn Wanne und PDA waren meine Pläne B und C gewesen, und ich war schon ziemlich schmerzgeplagt.
Allerdings half es mir sehr, jetzt wieder mit den Hüften kreisen zu dürfen und mich auf dem Kreisbett hinzuknien und mit den Armen am Kopfteil abzustützen. Kurz darauf kam mein Mann durch die Tür. Er merkte, dass ich nicht in Hypnose war, und wollte mich zuerst aufmuntern (“Der Mond scheint hell, es ist eine wunderbare Nacht, um ein Kind zu kriegen”) und dann mich mit Ankersetzung unterstützen, so wie wir es geübt haben. Ich habe dann aber abgewunken, denn ich war schon so lange nicht mehr in der Hypnose, dass ich nicht glaubte, dort wieder reinzufinden.
Aber die Atemtechnik habe ich tapfer weiter benutzt, und zusammen mit leichter Bewegung und der Anwesenheit meines Mannes sorgte dies dafür, dass die Schmerzen wieder erträglicher waren.
Die Hebamme fragte mich, ob sie die Fruchtblase eröffnen dürfe, da diese eh nur im Weg sei. Ich stimmte zu und sie wies mich kurz darauf an, leicht mitzupressen. Ich hatte noch gar keinen Pressdrang und traute mich nicht so recht, musste mich erst mehrfach bei ihr vergewissern, dass der Muttermund weit genug geöffnet sei. Nachdem ich nicht so gut ins Pressen reinkam, schlug sie mir vor, mich auf den Rücken zu legen. Ich war zwar nicht begeistert davon, da ich eigentlich lieber in einer aufrechten Position gebären wollte, hab es dann aber gemacht, da auch ich gemerkt habe, dass sich das Pressen im Vierfüßlerstand nicht so richtig gut angefühlt hatte.
Und als ich dann auf dem Rücken lag, ging es plötzlich viel besser. Ich habe gut mitpressen können mit den Wehen. Das Gefühl war überwältigend, ein großer Druck und ein mittelgradiger Schmerz. Ich musste dem irgendwie Raum geben und habe das erste Mal während der Geburt richtig laut geschrien, was aber sehr gut getan hat – nur meinem armen Mann nicht, ich glaube, er war sehr schockiert. Es kam dann noch eine Ärztin hinzu, die mich mit der Hebamme zusammen für die letzten Wehen anfeuerte. Sie ließ mich auch mit den Händen nach dem Kopf meiner Tochter tasten, als dieser schon fast am Scheideneingang war. Dieses Gefühl beflügelte mich zudem unglaublich, ich spürte eine große Konzentration und Kraft in mir, und wenige Wehen später war mein Kind auf der Welt.
Zunächst lag ich ermattet auf dem Kreißbett und war froh, dass der Druck und der Schmerz nachließen. Ich konnte es kaum glauben, dass mein Kind nun wirklich auf der Welt war. Die viel geschilderten Momente des Glücks und der vollkommenen Verzückung blieben bei mir zunächst aus. Erst als wir zu dritt alleine in einem Nebenraum waren und ich meine Tochter zum ersten Mal an die Brust anlegte, konnte ich es begreifen – sie war wirklich bei uns, ich habe es geschafft! Und dann erfüllte mich tatsächlich großer Stolz und unendliche Liebe.
Ich bin sehr froh, dass es Die friedliche Geburt gibt und ich mir die Methode angeeignet habe. Denn:
– ich habe die Schwangerschaft voller Vorfreude und achtsam genießen können, ich habe Kontakt mit meinem Körper und mit meinem Kind aufnehmen können
– ich fühlte mich gut vorbereitet, sodass ich keine Angst vor der Geburt hatte, auch als es hieß, dass ich eine Einleitung bräuchte
– ich habe die ersten Stunden der Geburtsarbeit in vollkommenen Frieden und Ruhe ganz für mich alleine geleistet, war in dieser Zeit tief in der Hypnose und gänzlich schmerzfrei und zufrieden
– die Bauchatmung hatte mir unglaublich geholfen. Ich war während der Vorbereitung erst skeptisch und dachte, das kann ja wohl nicht das Allheilmittel sein. Aber tatsächlich hat sie mir während der Wehen unglaublich gut getan und mir jedes Schmerzempfinden genommen, zudem habe ich dadurch das Gefühl gehabt, aktiv sein zu können und stark wie eine Löwin zu sein. Zusammen mit einer speziellen Visualisierung von Wellen, die an den Strand branden, hat mir das sehr gut getan. Ohne die Bauchatmung hätte ich definitiv viel eher die Schmerzen nicht mehr ertragen können. Schade, dass sie mir gegen Ende nicht mehr so gut helfen konnte. Ich empfehle nur allen Anwenderinnen, übt die Bauchatmung, bis ihr in alle Ewigkeit nur einatmen könnt.
– ich bin der festen Überzeugung, dass die Hypnosen und die sanfte Geburtsarbeit auch meinem Kind zu Gute gekommen sind. Es hatte keine Anzeichen von Stress gezeigt während der ganzen Geburt, obwohl die Geburt ja eingeleitet wurde und es nicht nach seinem Zeitplan vonstatten ging 😉
– ich habe auch über die Geburtsvorbereitung hinaus mit der Selbsthypnose eine Methode gefunden, mit der ich mich schnell und wirksam entspannen kann. Das empfinde ich als unglaublich wertvoll.
Vielen Dank liebe Kristin für deine unglaublich wertvolle Arbeit!