Geburtsbericht von

Christin

Schwangerwerden

Die Schwangerschaft mit unserem Sohn war leider sehr stressig. Es fing damit an, dass mein Körper nicht einfach so schwanger werden wollte. Ein Jahr nach dem Abstillen meiner großen Tochter hatte ich immer noch keinen Eisprung. Ich war gerade 30 Jahre alt, ernährte mich gesund und war mittelmäßig sportlich. Warum wollte es nicht klappen? Meine Frauenärztin verschrieb mir einen Östrogensupressor, welcher nach 5 Tagen Einnahme die körpereigene Östrogenproduktion stimulieren und somit einen Eisprung auslösen sollte. Dazu noch ein weiteres Präparat, um die Nebenwirkungen zu drosseln. Keine leichte Angelegenheit also. Beim ersten Zyklus hat alles wie vorhergesehen geklappt, jedoch fand keine Befruchtung statt. Kann ja mal passieren, also starteten wir einen Monat später den zweiten Versuch. Dieses Mal blieb der Eisprung aus.

Beim dritten Mal nahm meine Frauenärztin mir zusätzlich Blut ab und fand die Ursache: Nicht nur Östrogen, auch der FSH (Follikelstimulierendes Hormon) – Spiegel waren viel zu niedrig. Nur mit Östrogensupressor würde es nicht funktionieren. Ohne zu zögern überwies sie mich in die Kinderwunschabteilung der Uniklinik. Dort wurden mir nun Tabletten mit Gelbkörperhormonen verschrieben, da der Mutterkuchen wie auf dem Höhepunkt der Fruchtbarkeit stark aufgebaut war und ich erst einmal “abbluten” sollte. Die Nebenwirkungen waren noch heftiger. Durch die Übelkeit und Schwäche ging es mir einfach nur elend. Hormontabletten sind echtes Teufelszeug, dachte ich. Kinderwunschbehandlung ist halt kein Spaziergang. Jedoch blieb die Regelblutung aus. Wieder in der Klinik meinte noch die Ärztin: Wenn Sie keine Regel hatten, sind sie bestimmt schwanger. Klar doch, dachte ich ironisch. Doch tatsächlich zeigte ein Ultraschall, dass sich ein etwa 8 Wochen alter Embryo versteckt hatte. Ich war schwanger und die vermeintlich starken Nebenwirkungen der Tabletten waren Schwangerschaftssymptome. Wir waren überglücklich!

Schwangerschaft

Obwohl wir uns sehr über den blinden Passagier freuten, verkomplizierte die Schwangerschaft unsere derzeitige Situation zusätzlich: Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt noch 40 h in der Woche. Wir hatten eine Tochter, die mit 3 Jahren nicht mehr ganz klein war, jedoch noch viel Aufmerksamkeit brauchte. Mein Mann hatte kürzlich eine höhere Position eingenommen. Die Leitertätigkeit erforderte zusätzlich Zeit und Energie. Außerdem hatten wir wenige Monate davor ein Haus gekauft, welches wir nun renovierten. Unser Leistungspensum war enorm und obwohl wir sehr viel Hilfe von meiner Familie bekamen (mein Vater übernahm den Löwenanteil des Hausbaus, meine Mutter kochte und kümmerte sich oft um unsere Große), war die Situation eine unglaubliche Last. Die Mutter-Kind-Kur im 4. Monat war eine bitter notwendige Auszeit. Danach ging ich mit den Stunden runter auf 32, wodurch vieles leichter wurde. Auch die Hypnose-Einheiten von Kristin empfand ich als Erholung in dieser stressigen Zeit.

Zwei Monate vor dem Mutterschutz bekam ich die Diagnose Thrombose. Es war keine gefährliche, jedoch sehr schmerzhafte Form. Ohne Umschweife stellte mir meine Frauenärztin ein Beschäftigungsverbot aus (nie hätte ich das bei einem Büroarbeitsplatz für möglich gehalten). Meine Erleichterung ließ sich kaum in Worte fassen. Es hat so unglaublich viel Druck aus unserer Situation genommen.
Zunächst war mein Plan, wieder ins Geburtshaus zu gehen, jedoch hatte Corona die Personalsituation in den Geburtshäusern verschärft und die Kapazität war knapp. Schnell erschien uns eine Hausgeburt als gute Möglichkeit, schließlich war die erste Geburt komplikationsfrei verlaufen und auch die Versorgung unserer großen Tochter stellten wir uns dadurch einfacher vor. Bald hatte ich eine Hausgeburtshebamme kontaktiert und auch sie war guter Dinge.

Ein Thema, welches mich sehr belastete, war die Diskussion um B-Streptokokken. Als wegen einer Pilzinfektion ein Abstrich von mir untersucht und ohne mein Wissen auf B-Streptokokken getestet wurde, kam auch heraus, dass ich darauf positiv war. Nun drängte meine Frauenärztin darauf, dass ich unter der Geburt Antibiotika bekommen sollte. Als ich meine Hebamme darauf ansprach, sah sie den Plan “Hausgeburt” an sich nicht in Gefahr. Sie verwies auf neue Studien, welche einen Zusammenhang zwischen B-Streptokokken-Test und Neugeborenenspsis in Zweifel zogen. Den Podcast von Kristin habe ich mehrmals gehört und nach meinen eigenen Recherchen war auch ich der Meinung, dass das Risiko äußerst gering und vertretbar ist. Trotz allem konnte ich mich den Bedenken meiner Frauenärztin nicht verschließen und jedes Mal, wenn das Thema wieder zur Sprache kam, hatte ich Zweifel und Gewissensbisse.

Geburt

Genau zwei Wochen vor der Geburt wurde ich von starken Übungswehen in der Nacht im Haus meiner Eltern geweckt. Sie kamen regelmäßig, waren jedoch mit Hypnose auf den Ohren gut zu verarbeiten. Nach ein oder zwei Stunden flauten sie jedoch wieder ab. Unser eigenes Haus war damals noch zum Teil Baustelle, weshalb nur mein Mann dort schlief und ich mit unserer Tochter bei meinen Eltern einquartiert war. Während der Wehen dachte ich noch: “Wenn das echt ist, wie mache ich das denn jetzt? Wie komme ich in unser Haus oder holt mich mein Mann doch ab fürs Krankenhaus?” Am nächsten Tag packte ich unsere Sachen und wir zogen in unser Haus ein. Mir war egal, wie sehr es noch unfertig war, ich wollte, wenn es losging, bei meinem Mann sein. Bis zur Geburt wurden noch essentielle Dinge wie Badewanne und Bad-Heizkörper fertig gestellt, es konnte also losgehen.

Zwei Tage nach dem Termin (ich hatte schon vor einer Einleitung gebibbert) wurde ich in der Nacht (23:45 Uhr) von Wehen und Durchfall geweckt. Schnell hatte ich es mir in der Badewanne gemütlich gemacht und mein Mann, der glücklicherweise gerade wach war, nahm die Dauer und Abstände der Wehen auf. Er rief auch direkt die Hebamme an und sie machte sich auf den Weg. Als sie ankam, konnte ich auf ihr Hallo nur mit “Hm” antworten, ich war schon ziemlich weg. Mit der Geburts-Hypnose auf dem Ohr kam ich mit den Wehen gut zurecht.

Die Wellenatmung, wie von Kristin beschrieben, konnte ich gar nicht umsetzen, denn ich empfand sie als schmerzhaft. Intuitiv habe ich kurz und kräftig eingeatmet und lang und geräuschvoll ausgeatmet. Spontan kam mir ein neues Bild für die “Wehen” ein. (Ich konnte den Begriff Wellen nie ganz übernehmen, vor allem, da ich mein Umfeld damit nicht irritieren wollte.) Mir half die Vorstellung, dass sie “wie Wind durch mich hindurchwehen”. Da sich meine Atmung sehr laut angehört hat, war das so für mich in dem Moment sehr stimmig. Auch kam als Visualisierung in diesem Moment tatsächlich das Bild eines kahlen Baumes im Wind. Das hat nun alles nichts gemein mit den sonnigen positiven Bilder, die man im Kurs vermittelt bekommt, es hat aber für mich funktioniert: Bei Konzentration habe ich die Eröffnungsphase wirklich in erster Linie als seeeeehr starke Dehnung und nicht schmerzhaft erlebt. Diese Phase hat auch nur kurz gedauert. Beim ersten Tasten war ich schon bei 5 cm, ein unglaubliches Erfolgserlebnis!

Meine Hebamme empfahl bald, dass ich besser aus der Wanne herauskommen sollte, da mein Kreislauf sonst nicht mitmachen würde. Vor dem Bett hatte ich meine Yogamatte ausgebreitet und am Bettbein gegenüber ein Tragetuch festgemacht, sodass ich mich mit dem Oberkörper auf dem Bett liegend daran festhalten konnte. Die Wehen kamen nun teilweise ohne Pause dazwischen, was anstrengend, aber immer noch gut machbar war. Es folgte eine kurze Pause im Bett. Ein weiteres Tasten ergab, dass der Muttermund vollständig geöffnet war – und das nach nur 1,5 h nach der ersten Untersuchung. Im Bett auf der Seite liegend fing ich dann an, zu tönen – ich war raus aus der Hypnose und es war nun auch deutlich schmerzhaft. Ich merkte außerdem, dass die Geburt dadurch langsamer voranging.
Also hopp, wieder auf die Yogamatte vors Bett. Im Vergleich war ich bei dieser Geburt deutlich energischer. Während ich bei meiner ersten Geburt oft aus der Situation fliehen wollte “Könnt ihr nicht ohne mich weitermachen?!?” herrschte nun ein “Los, ich will jetzt fertig werden!” vor.

Mein Mann war inzwischen bei unserer Tochter im Zimmer, um ihr die Ohren zuzuhalten. Wir hatten uns darauf geeinigt, sie schlafen zu lassen und sie hat wie im Bilderbuch die ganze Geburt verschlafen. Da meine Hebamme aber noch eine zweite Person zur Hand haben wollte, rief sie ihre Kollegin dazu. Wir witzelten noch, ob sie es vor dem Kind schaffen würde – was nicht der Fall war. Kurz darauf platze die Fruchtblase und nur 10 min später (5:14 Uhr) war der Kleine da. Ich habe ihn sofort aufheben und mir im Bett auf den Bauch legen können. Die Plazentageburt war problemlos und an Geburtsverletzungen hatte ich nur einen kleinen Dammriss, der nicht genäht werden musste. Die große Schwester kam später ganz verschlafen ins Schlafzimmer und wollte vor lauter Staunen über ihr Brüderchen unbedingt im Bett frühstücken und überhaupt gar nicht in die Kita gehen (wozu wir sie aber doch überredeten).

Wochenbett

Die nächsten Tage verliefen entspannt. Der kleine Kerl hat schon am ersten Tag kräftig getrunken und der spätere Milcheinschuss war sehr mild. Kaum Verhärtungen, kein Milchstau, nur etwas wunde Brustwarzen, die sich aber schnell an die Beanspruchung gewöhnten. Ich war zunächst überraschend fit. Mein Kreislauf war stabil, ich konnte sicher zur Toilette gehen und ich hatte kein merkliches Stimmungstief. Erst nach 4 Tagen merkte ich die Erschöpfung deutlicher, es ging mir aber trotzdem gut.
Rückblickend empfinde ich sowohl die Geburt als auch das Wochenbett als sehr komplikationslos. Dass ich aus der Hypnose rausgekommen bin, war nicht schlimm. Auch meine Hebamme fand es gut, dass ich dadurch besser ansprechbar war.

Mit 5,5 h war die Geburt sehr kurz und dass ich zu Hause bleiben konnte, hat es für mich auch sehr angenehm gemacht. Ich danke meiner Familie für die große Unterstützung, ohne die wir die Hausrenovierung nicht geschafft hätten, meiner Frauenärztin für die umsichtige Betreuung, auch wenn sie oft sehr skeptisch war, unserer Hebamme für die tolle Betreuung und dass sie mich mit ihrer entspannten Sicht auf die Dinge sehr beruhigt hat. Besonders möchte ich meinem Mann dafür danken, dass er das Funktionieren-Müssen so tapfer ertragen hat, mich im Wochenbett so gut versorgt hat und für unsere Energiebündel so ein toller Papa ist. Und natürlich möchte ich Kristin für ihre tolle inspirierende Arbeit danken, die sicherlich noch ganz viel bewegen wird. 😉

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