Geburtsbericht von

Hannah

Geburtsbericht von unserer Tochter M. C.

Ich hätte zu Beginn meiner Schwangerschaft nicht damit gerechnet, so einen positiven Geburtsbericht verfassen zu dürfen. Denn meine Erfahrungen mit Geburtserzählungen waren eher sehr negativ. Meine eigene Geburt muss für meine Mutter traumatisch gewesen sein. Sie erzählte oft von einem Gefühl des Ausgeliefertseins, höllischen Schmerzen, einer unglaublich langen Geburt und am Ende wurde ich per Kaiserschnitt geboren. Sie sei in den Tagen danach völlig erschöpft und froh gewesen, wenn ich nach einer Zeit bei ihr von den Kinderkrankenschwestern wieder mitgenommen wurde. Mein jüngerer Bruder kam dann geplant per Sectio. Auch meine Tanten berichteten von stärksten Schmerzen und schauten bei Verkündung meiner Schwangerschaft recht sorgenvoll, aufgrund meines „schmalen Beckens“ und der Geburtsgeschichte meiner Mutter.

Während meines Medizinstudiums fand ich die Geburtshilfe trotzdem sehr faszinierend und machte einige Praktika im Kreissaal, sowohl bei den Hebammen als auch bei den ÄrztInnen. Denn der Zauber des Augenblicks, wenn ein Kind geboren wird, berührte mich sehr. Obwohl ich an einem kleinen Krankenhaus war, sah ich gefühlt viele schwere Geburten, Dammschnitte, viele Interventionen inkl. Mikrobluntersuchungen und Austrittsphasen in Rückenlage. Leider spürte ich auch den Druck, unter dem das Personal oft stand. Da wurde aufgrund der schlechten Besetzung im Nachmittagsdienst schon mal auf einen Kaiserschnitt gedrängt, obwohl man der Frau noch hätte Zeit geben können.

Als einziges richtig positives Erlebnis stach heraus, dass während meiner Zeit dort meine Cousine ihr drittes Kind bekam. Ich durfte sie ganz eng begleiten (weil in der Nacht unglaublich viele Geburten geschahen und wenig Personal vorhanden war, waren wir die meiste Zeit mit ihrem Mann alleine). Sie hatte ja bereits die Vorerfahrungen aus den anderen Geburten und war ganz routiniert und ruhig. Für mich sah es so aus, als sei sie jederzeit vollkommen „Herrin der Lage“ und sie bestätigte mir später auch, dass sie zu keinem Zeitpunkt Angst oder eine unangenehme Überwältigung verspürt hatte, sondern sich wie schon bei den vorherigen Geburten auf ihre Instinkte verlassen habe.

Ich hatte also zu Beginn meiner Schwangerschaft verschiedene Eindrücke von Geburten im Kopf und dachte aber insgesamt mit einem eher mulmigen Gefühl an die bevorstehende Geburt. Meine größte Angst war eigentlich, dass sich die „Prophezeiungen“ erfüllten und das Baby einfach nicht durch mein Becken passen würde (wie angeblich ich bei meiner Mutter) oder dass ich die Schmerzen nicht aushalten könnte und dann vor Erschöpfung einen Kaiserschnitt brauchen würde.

Ansonsten ging es mir, bis auf starke Übelkeit zu Beginn, während der Schwangerschaft echt gut. Ich merkte, wie dort ein biologischer Prozess ablief, der perfekt geplant war von der Natur und hatte die ganze Zeit Vertrauen, dass es dem Baby gut ginge und sich die kleine Maus gut entwickeln würde. Eine Arbeitskollegin empfahl mir dann den Podcast und den Kurs von Kristin. Nach anfänglicher Skepsis kaufte ich mir den Kurs und begann, mit den Hypnosen zu üben. Das Vertrauen, dass ich in meine Schwangerschaft hatte, übertrug sich nach und nach auch auf meine Gefühle gegenüber der Geburt.

Das im Kurs vermittelte Wissen (was auch für mich als Ärztin teilweise noch echt spannendes Neues bereithielt) gab mir zunehmend Selbstvertrauen und Vertrauen in meinen Körper, der ja schon die Schwangerschaft so toll meisterte. Durch die Hypnosen spürte ich auch eine zunehmend engere Verbindung zu meiner Tochter. Ich hatte zwar beim Üben nie das Gefühl, ganz stark in die Trance zu kommen, aber mich beruhigte Kristins Aussage, dass bei der Geburt der Körper diesen Zustand von alleine herstellen möchte und es dann viel leichter sei.

Mein Mann unterstütze mich bei der Vorbereitung und übte die Anker mit mir. Ihm als Sportler half es sehr, dass Kristin die Geburt mit einem Marathon verglich und er konnte sich gut in der Rolle des Trainers bzw. Begleiters einfinden. Wenn ich doch mal wieder etwas verunsichert war (zum Beispiel nach unserem analogen Geburtsvorbereitungskurs, wo eher ein negatives Bild gezeichnet wurde), half er mir, wieder positiv zu denken. Seine Aufgaben während der Geburt besprachen wir vorher immer mal wieder.

Je näher der Geburtstermin rückte, desto neugieriger und freudiger wurde ich. Mein Gefühl sagte mir schon früh, dass unsere Babymaus sich eher ein bisschen früher auf den Weg machen würde. Der errechnete Termin war der 9.8.22. Am 1.8.22 sollte mein Mann aber noch vormittags seine Masterarbeit verteidigen und ich war mir sicher, dass sie auch nicht davor kommen würde. Im Vorfeld hatten wir uns um eine Beleghebamme gekümmert und diese auch schon zusammen kennengelernt, was ich sehr beruhigend fand.

Bereits Ende Juli hatte ich zunehmend weniger Lust, mich zu bewegen. Zuvor war ich noch regelmäßig beim Spinning mit moderater Intensität gewesen und auch Schwimmen gegangen. Das Wochenende kam und den Samstagnachmittag verbrachte ich tatsächlich trotz schönen Wetters im Bett, genoss diese luxuriös faule Ausnahmesituation und schaute mir viele schöne Hypnobirthing Videos an. Am Sonntag hatte ich dann (im Nachhinein echt klischeemäßig) auf einmal unglaublicher Weise LUST, das Bad zu putzen und die Wohnung nochmal komplett aufzuräumen. Abends schauten wir das EM-Finale, wo die deutsche Frauennationalmannschaft leider nur Vizeeuropameister wurde. Ich fieberte sehr mit und witzelte während des Spiels schon immer, „dass ich hier noch einen Blasensprung kriege vor lauter Aufregung“.

Als wir uns dann abends ins Bett legten, bemerkte ich leichte Unterbauchschmerzen, so ähnlich wie bei der Periode. Ich sagte das kurz meinem Mann, hielt es aber für nicht relevant.

Gegen 1 Uhr hatte ich immer noch nicht geschlafen und ich hatte das Gefühl von unregelmäßigen Wellen. Das hatte ich aber seit drei Wochen immer ca. einmal pro Woche gehabt, was wohl Senkwehen gewesen sein müssen. Die hatten sich schon recht intensiv angefühlt, weswegen ich da auch schon die Bauchatmung verwendet hatte. So dachte ich mir in diesem Moment dann aber auch, dass es eher etwas stärkere Übungswellen sein müssten. Doch es hörte nicht auf. Ich hatte Sorge, meinen Mann vor der Verteidigung am nächsten Morgen vom Schlafen abzuhalten und wollte keinen „Fehlalarm“ auslösen. Ich machte mir die Übungshypnose an, weil ich noch gar nicht glauben konnte, dass es wirklich losgehen könnte und versuchte, einzuschlafen.

Gegen drei Uhr mochte ich aber nicht mehr liegen und mir fiel ein, dass man ja mit warmem Wasser herausfinden könnte, ob es nun Übungswellen waren oder mehr. Mein Mann hatte auch nicht richtig geschlafen und ließ mir dann die Badewanne ein. Ich sagte ihm, dass er vielleicht doch mal seine Tasche für die Klinik packen solle. In der Badewanne begann ich mit der Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“. Das warme Wasser war sehr angenehm, die Wellen fühlten sich weniger intensiv an, weg gingen sie aber nicht. Witziger Weise hatte ich in meinem Putzwahn am Vortag noch den Duschvorhang mit Backpulver eingeschmiert (soll angeblich gegen Stockflecken helfen, hilft aber nicht) und weil ich nun doch dachte, dass es vielleicht losgehen könnte, schmissen wir den noch schnell in die Waschmaschine.

Während ich badete, reagierte aber irgendwie das Backpulver über und es quollen die ganze Zeit Schaumlawinen aus der Maschine im Bad. Ich musste ziemlich über die absurde Situation lachen: Ich mit Wehen in der Wanne, nachts um 4, laufende röhrende Waschmaschine und F., der die ganze Zeit mit Handtüchern am Wischen ist. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mehr und mehr in die Hypnose „gezogen“ zu werden. Auch wenn mein Gefühl mir zunehmend sagte, dass hier nun wirklich was passierte, trackten wir die Wellen mit einer App und als die sagte, dass es nur Übungswehen seien, schickte ich F. wieder ins Bett.

Ich selber zog mich aus der Wanne zurück und legte mich aufs Sofa, so wie ich es mir immer vorgestellt hatte, wenn ich die Geburt visualisiert hatte. Mittlerweile war es 5 Uhr morgens. Ich dachte mir: „Okay, selbst wenn es Übungswellen sind, sind sie schon recht intensiv und ich kann sie nutzen, um mich einzuschwingen, vielleicht wird es einfach eine lange Latenzphase.“ Ich erlaubte mir also, im Kopf auf Geburt zu schalten und machte die Geburtshypnose an.

Während ich dort lag und Kristins Stimme lauschte, wurden die Wellen immer regelmäßiger. Ich trackte das zwar nicht mehr, war mir aber total sicher. Ich freute mich, machte mir aber in einem kleinen Winkel meines Kopfes noch Gedanken, was dann wohl mit F.s Verteidigung passieren würde.
Gegen sieben stand er wieder auf und trackte anhand meines Händedrucks noch einmal die Wellen. Ich sagte ihm auch, dass ich mir jetzt relativ sicher war, dass es zumindest mit der Latenzphase losging. Ich ermutigte ihn dann, den Videocall um 10 noch zu machen, aber er meinte, er könne sich da gar nicht konzentrieren und nahm Kontakt zur Uni und zu seiner Arbeit auf, wo er sich schonmal abmeldete. Das alles bekam ich aber nur am Rande mit. Gegen acht fand ich, dass es ein humaner Zeitpunkt war, um doch mal die Beleghebamme zu informieren. Wie besprochen übernahm das F. und berichtete ihr, was bei uns los war und dass ich mich noch sehr wohl fühlte zu Hause. Sie vereinbarten dann, gegen 10 Uhr wieder zu sprechen. Sie hielt es aber auch für wahrscheinlich, dass die Geburt losginge.

Das hatte ich beim Visualisieren der Geburt immer so vor mir gesehen, dass ich möglichst lange zu Hause bleiben wollte, um im Kreissaal beim Personal nicht das Gefühl auszulösen, dass ich schon lange da sei und es nur schleppend voran ginge. Die Wellen waren nicht schmerzlos, aber ich spürte das Gefühl vor allem am Muttermund, was mich glücklich machte, da ich mir so recht sicher war, dass sich dort schon etwas tat. Während ich weiter auf dem Sofa lag und die Bauchatmung anwendete, wurde genau vor dem Fenster (wir wohnen im Erdgeschoss) ein Baugerüst aufgebaut und die Arbeiter unterhielten sich und machten Witze, die ich genau verstehen konnte. Ich konzentrierte mich aber nicht darauf, nahm es eher im Hintergrund wahr und ließ die Hypnose gepaart mit langsam einsetzender Müdigkeit die Führung übernehmen.

Ich schmunzelte nur dann und wann, da ich mir sicher war, dass die Leute mich hören mussten, denn mittlerweile verwendete ich neben der Bauchatmung auch schon ein leichtes Tönen beim Ausatmen, was mir unglaublich gut tat.
F. gab mir ein paar Esslöffel Müsli, die mir nicht wirklich schmeckten und trackte weiter die Wellen und sie waren nie länger als 45 Sekunden, vielleicht aber auch, weil ich durch die Hypnose nicht so richtig gut Bescheid geben konnte. Die Hebamme hatte gesagt, dass wir uns melden sollten, wenn die Wellen 60 Sekunden lang sein würden. Obwohl dies um 10 Uhr immer noch nicht der Fall war, empfahl sie uns, langsam loszufahren.

Vor der Autofahrt, die recht lang war, hatte ich immer etwas Sorge gehabt, da ich es mir unangenehm vorstellte, mit Wellen angeschnallt zu sitzen. Zudem würde tagsüber die Fahrtzeit durch den Berliner Stadtverkehr nochmal verlängert werden. F. bereitete alles wie besprochen vor und packte unsere Sachen ins Auto. Er führte mich dann langsam vorbei an den Arbeitern vorm Haus. Hier kam ich kurz aus der Hypnose und bekam direkt eine Welle. Ich klammerte mich an F. und hier war es auch mal kurz sehr unangenehm, weil ich mich in meiner Jogginghose (zu mehr Ankleiden hatte ich mich nicht mehr imstande gefühlt) mit ungeputzen Zähnen dann doch irgendwie unwohl fühlte draußen und durch diese Gedanken „in den Kopf“ zurückgeholt wurde. Im Auto ging es mir dann aber erstaunlicherweise richtig gut. Wie Kristin beschrieben hatte, wurden die Wellen nach dem Verlassen der „sicheren Höhle“ zunächst etwas weniger und ich verbrachte die Autofahrt mit zurückgestellter Rückenlehne und genoss regelrecht die Fahrt mit angeschalteter Sitzheizung. Durch diese Phase der weniger intensiven Wellen konnte ich dann nochmal richtig auftanken.

Im Krankenhaus angekommen (ca. 11.30 Uhr), mussten wir zunächst auf unsere Hebamme P. warten, mit der wir uns dort verabredet hatten. In der Zeit standen wir im hell erleuchteten Flur, wo Durchgangsverkehr herrschte, und ich fand keinen guten Platz für mich. Deswegen lehnte ich mich an F. und legte mein Gesicht an seinen Hals, um mich abzuschirmen, was gut half. Die Kopfhörer hatte ich weiter im Ohr, sehnte mich aber wieder nach einem Ort, wo ich für mich sein konnte. Als unsere Hebamme dann kam, hatte ich gerade eine Welle und sie sagte mir, dass sie sich, so wie ich atmete, sicher sei, dass die Geburt begonnen habe. Das sollte wahrscheinlich ermunternd klingen, ich dachte mir aber nur: „Oh man, ich hoffe, dass da schon mehr passiert ist, als bloß der Beginn, sonst wird das vielleicht doch zu krass“. Sie führte uns ins Vorwehenzimmer und ich sagte nochmal schnell, dass ich die Kopfhörer drin behalten würde. Da wir das im Vorgespräch schon abgeklärt hatten, wusste sie Bescheid.

Ich nahm dann aber im weiteren Verlauf immer einen Kopfhörer raus, wenn ich angesprochen wurde, damit kam ich gut zurecht. Ich bat auch gleich um eine Untersuchung, weil ich gerne wissen wollte, wo ich stand. Ganz beeindruckt sagte mir P., dass der Muttermund bei 4-5 cm sei, aber richtig butterweich. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht und das ermutigte mich nochmal total. Vor allem, weil P. meinte, dass man bei dem Befund sagen könne, dass die Hälfte schon geschafft sei. Für eine kurze Zeit wurde ich ans CTG angeschlossen und mir wurde der Zugang gelegt, der gut verbunden wurde und mich im Verlauf zum Glück gar nicht störte. Währenddessen musste ich halbsitzend an ein Kissen gestützt auf dem Bett sein, was aber total okay für mich war. Ich fragte P. im Scherz dann noch, ob das Kind noch am 1.8. kommen würde und dass ich das Geburtstagsdatum total schön finde würde. P. erwiderte, dass das Kind sicherlich vor 22 Uhr da sei und ich einfach alles so weiter machen solle wie bisher.

Ich besprach mit P., dass ich gerne baden wollen würde und mir eventuell auch eine Wassergeburt vorstellen könnte. Da aktuell alle Kreissäle belegt waren, musste ich allerdings noch etwas abwarten. Da P. an dem Morgen schon eine Geburt betreut hatte und noch etwas dokumentieren musste, ließ sie uns erstmal wieder alleine und F. ging das Auto umparken. In dieser Zeit war ich alleine im Vorwehenraum, hatte mittlerweile Position im Sitzen auf dem Gymnastikball bezogen und merkte, dass es mir während der Wellen im Gegensatz zu meiner Erwartung sehr guttat, einen Buckel zu machen, also den Rücken zu runden. Das machte ich dann immer gepaart mit Beckenkreisen. Plötzlich merkte ich Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen in der Vorlage, die P. mir gegeben hatte. Ganz aufgeregt dachte ich zunächst an den Blasensprung, fand dann auf Toilette aber den Schleimpfropf mit etwas Blut. Wieder im Vorwehenraum kam aber noch mehr Blut und auch wenn ich innerlich das Gefühl hatte, dass alles okay war, klingelte ich und P. kam.

Sie sagte mir ebenfalls, dass es nur eine geringe Menge Blut sei, aber sie trotzdem zur Sicherheit nochmal eine Ärztin für einen Ultraschall holen wollte. Sie untersuchte mich dann nochmal, fand aber keine Ursache für die Blutung. Der Muttermund war nun aber schon bei 8 cm, was P. richtig überraschte und bei mir richtige Euphorie auslöste. Ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war und mir kam der Gedanke: „Das läuft hier glatt durch, da wird nichts mehr kommen mit Interventionen usw. Ich kann es schaffen.“ P. korrigierte die Uhrzeit dann nochmal scherzhaft auf 18 Uhr und ging wieder raus, um sich jetzt nochmal um einen Kreissaal mit Badewanne zu bemühen. Als F. wieder kam, berichtete ich ihm freudestrahlend von dem fortgeschrittenen Befund. Ich war so glücklich. Es gelang mir jetzt noch besser, jede Wehe zu bejahen und F. erzählte später, dass mir während der Wellen oft ein Lächeln übers Gesicht gehuscht sei. Es wurde nochmals für ca. 15 Minuten ein CTG geschrieben.

Die Zeit bis die Ärztin zum Ultraschall kam, war dann doch gefühlt recht lang und ich dachte mir zwischendurch, als die Wellen nochmal intensiver wurden, dass die sich eigentlich mal beeilen müssten, weil sich das sonst eventuell nicht mehr lohnen würde mit dem Schall. Als die Ärztin dann kam und ich mich auf den Rücken legen sollte, war das wirklich unangenehm und ich musste zwischendurch bei einer Welle auf die Seite hechten und mich in den Vierfüßlerstand hochdrücken. Mir wurde aber jederzeit das Gefühl gegeben, dass das total okay sei. Die Plazenta war dann zum Glück völlig unauffällig, also auch keine Ursache für die leichte Blutung. Ich blieb nach der Ultraschalluntersuchung dann im Vierfüßlerstand und hatte so langsam das Gefühl, dass es Richtung Steißbein „schob“. Das sagte ich P. und bat sie, mich nochmal zu untersuchen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich doch deutlich mehr kommunizierte, als ich mir vorgenommen hatte. Es fühlte sich für mich aber gut an.

Die Anker, die wir ja eigentlich gewissenhaft geübt hatten, hatten F. und ich total vergessen und haben sie nach den Störungen leider gar nicht verwendet. Ich denke, dass es mir schon nochmal geholfen hätte, auch wenn es mir so recht gut gelang, in Trance zu bleiben. Während der Geburt fühlte ich mich eigentlich gar nicht so weit weg, aber wenn ich im Nachhinein daran denke, muss ich doch in Trance gewesen sein, da alle Ereignisse irgendwie an mir „vorbeigeflossen sind“ und ich ganz viele Dinge auch nicht wahrgenommen hab. Ich war wirklich „im Flow“ und ganz bei mir und meinem Baby.

Die erneute Untersuchung ergab dann weiterhin 8 cm, was mich kurz deprimierte – allerdings war auch gar nicht so viel Zeit vergangen zur vorherigen Untersuchung. Ich formulierte innerlich gerade den Wunsch nach einer Buscopaninfusion, als eine erneute Welle kam, die nochmals intensiver war und irgendwie am Becken drückte. P. bot an, mich dann während einer Welle zu untersuchen, was laut ihrer Aussage wohl ein bisschen unangenehmer sein könnte, aber dann könnte sie mal fühlen, was der Kopf so mache während der Welle. In der nächsten Welle begann sie nun also die Untersuchung, als plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig passierten: Die Fruchtblase platze, was sich wie eine Explosion anfühlte und P. wurde nass. Ich lag ebenfalls augenblicklich bis zu den Schultern im Fruchtwasser. Direkt an die normale Welle, wie ich sie kannte, schloss sich etwas an, was ein völlig neues Gefühl für mich darstellte. Mich überkam ein mächtiger Pressdrang und eine ganz neue Art von Welle. Zeitgleich bekam ich einen richtigen Anflug von Panik. Ich hechtete wieder in den Vierfüßlerstand, weil ich keine Milisekunde länger liegen konnte (irgendwann muss P. ihre Finger aus mir rausgezogen haben ;)) und war völlig überrumpelt von dem Gefühl.

Ich versuchte gerade noch einzuordnen, was da passiert war und kommentierte nur, dass gerade etwas ganz ganz anders geworden sei. P. erklärte mir schnell, dass die Presswellen anfingen und der Kopf jetzt durchs Becken kommen würde. Da kam schon die nächste Presswelle und ich fühlte mich total überrollt und die Panik wuchs an. Ich musste so laut tönen, was wie automatisch mit aller Macht aus mir herausbrach. Ich glaube, hier schrie ich auch kurz auf und sagte, dass ich das nicht aushalten könne. Und ab diesem Punkt übernahm P. die Führung, die sich ja bis dahin total zurückgehalten hatte. Das war Gold wert. Mit ihrer erfahrenen Art sprach sie einem ganz ruhigen, aber bestimmten Ton mit mir und ihr gelang es, mich wieder einzufangen. Sie sagte mir, dass wir auf der Zielgeraden seien, ich bisher alles total super gemacht hätte und ich es jetzt definitiv zu Ende schaffen würde und dass das Kind bald da sei.

Mit klaren Kommandos zum Atmen und Anfeuerung leitete sie mich durch die nächsten Presswellen, was mir unglaublich guttat. Die Presswellen empfand ich als so mächtig, dass ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte und ihre klaren Anweisungen waren extrem hilfreich für mich. F. feuert mich ebenfalls an und ermutigte mich. In den Wellenpausen hörte der Schmerz zum Glück komplett auf und ich konnte mich entspannen. Zwischendurch hörte ich, wie P. telefonierte und die Ärztin bat, alles für eine Geburt im Vorwehenraum vorzubereiten. F. machte dann noch schnell die Hypnose für die Austrittsphase an und auch, wenn ich überhaupt nichts inhaltlich verstand, tat mir der veränderte Tonfall von Kristin total gut. Mir gelang es dann auch, zwischen den Presswellen Kraft zu tanken. Denn körperlich war diese Phase wirklich extrem herausfordernd für mich.

Blöd war auch, dass ich ja immer noch im Vorwehenraum war, in dem es lediglich ein nicht verstellbares Doppelbett und einen Gymnastikball gab. Ich kniete also weiterhin im Vierfüßler auf dem Bett und hätte so gerne meinen Oberkörper hochgelagert, wie ich es mir bei der Visualisierung vorgestellt hatte. Leider blieb nur der weiche und wackelige Ball dafür, den F. mir aufs Bett hievte und ich lehnte darüber und drückte auf der anderen Seite seine Hände. Leider trotzdem keine optimale Position für mich, da ich mich während der mächtigen Presswellen gerne an etwas unbeweglichem festgehalten hätte, um dem Druck im Körper etwas entgegen zu setzen (letztendlich der einzige Negativpunkt im ganzen Geburtsgeschehen ;)).

P. ermunterte mich weiter und sagte mir, dass alles total schnell ginge und das Baby bald da sei und alles laufen würde wie bei einer Mehrgebährenden. Das gab mir immer wieder neue Kraft und ich konnte zunehmend besser mit den Presswellen umgehen. Da der Kopf sich nicht so richtig gut einstellte, sollte ich dann irgendwann in Seitenlage gehen und mein Bein in den Wellen zu mir ranziehen. Nicht meine Wunschposition, aber das war mir in dem Moment egal, da ich ganz meiner Hebamme vertraute. Irgendwann spürte ich das, was mich bei der Dammmassage immer gestört hatte: ein brennendes Gefühl. Darüber war ich plötzlich total erleichtert, denn ich wusste nun, dass der Kopf schon sehr tief sein musste. Für die nächsten zwei Wellen sollte ich nicht pressen, was unfassbar schwierig war. Ich merkte, wie P. die ganze Zeit das Gewebe meines Dammes massierte und weitete. Ich glaube, ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass ich am Ende trotz der schnellen Austrittsphase (insgesamt nur eine knappe Stunde) keine Verletzungen hatte.

Dann hieß es plötzlich, dass der Kopf in der nächsten Wehe kommen würde und ich riss mir schnell den Kopfhörer aus den Ohren und fasst mit einer Hand nach unten. Da war tatsächlich etwas zu spüren und ich war total erleichtert. Eine weitere Person, die ich zunächst gar nicht wahrgenommen hatte (die Gynäkologin wurde scheinbar zwischendurch gerufen), half mir schnell das T-Shirt und den BH hochzuschieben. Mit der nächsten Welle wurde das Köpfchen geboren. Ich war langsam am Ende meiner Kräfte. P. erinnerte mich daran, dass ich doch den Wunsch geäußert hatte, unser Mädchen selber auf zu nehmen, aber mir war das in dem Moment vor Erschöpfung fast egal. Ich wandte mich zu F. und sagte, er solle sie hochheben, aber er und P. riefen „Nimm sie, nimm sie“ als die nächste Welle kam und ich streckte meine Hände aus und mit der Unterstützung von F. hoben wir unsere kleine Tochter auf meine Brust. Dieses Gefühl ihres warmen, glitschigen Körpers auf mir war unglaublich. F. freute sich so sehr und konnte sich auf dem Bett direkt neben uns legen. Ich war überglücklich, aber auch super froh, dass diese letzte anstrengende Phase vorbei war. Alles weitere nahm ich nur noch durch einen Schleier wahr. Es war übrigens 15.13 Uhr statt der zwischendurch prognostizierten 18 Uhr. Die nette Gynäkologin stellte sich vor und gab mir das Oxytocin. Die Geburt der Plazenta (vielleicht 15 Minuten später) war unproblematisch. Hier fanden sich allerdings zwei kleine blutende Stellen als Ursache für die zwischenzeitlichen Blutungen.

Als es dann auch noch hieß, ich hätte keine Verletzungen, konnte ich das gar nicht glauben und mir wurde so richtig klar, wie gut alles gelaufen war und wie viel Glück ich hatte. Ich war unglaublich dankbar. Wir bekamen dann in Ruhe Zeit zum Kuscheln und Bonden. Ich hatte immer gedacht, dass ich bestimmt wie ein Schlosshund heulen müsste, wenn unsere Maus geboren werden würde, aber ich grinste einfach nur übers ganze Gesicht und konnte es nicht fassen.
Ich bin so dankbar für dieses überwältigende Erlebnis und dass alles so gut gelaufen ist. Die Geburt verlief nicht schmerzfrei und die letzte Phase hat mich auch echt extrem gefordert, aber ich hatte zu jeder Zeit (außer die ersten beiden Presswellen) das Gefühl, völlig bei mir zu sein und mit allem was kam, umgehen zu können. Die Hebamme sagte danach noch mehrmals, dass sie von dem Verlauf total überrascht war und sie gar nicht fassen konnte, dass eine Geburt so gut und ohne PDA bei einer Erstgebärenden laufen würde.

Insgesamt war es natürlich auch echt super, so eng betreut zu werden, insbesondere von einer bekannten Person. P. besuchte mich im Anschluss noch auf der Wochenbettstation und als ich ihr die Situation schilderte, in der ich die Panik gefühlt hatte, meinte sie, dass im Moment des Blasensprungs der Kopf unseres Mausmädchens richtig runter in mein Becken gerauscht sei. Vielleicht hat sich einfach auch die Kleine total erschrocken und man sagt ja, dass die Stresshormone auch in den mütterlichen Kreislauf übergehen können.
Die Arbeit von Kristin und ihrem Team war unglaublich wertvoll für mich und hat mir wirklich geholfen, mich gut auf die Geburt vorzubereiten und vor allem mit dem richtigen Mindset da ran zu gehen.
Ich wünsche allen Frauen, dass sie die nötige Unterstützung für ein tolles Geburtserlebnis bekommen können. Und ein riesiges Danke an Kristin für ihre Arbeit!

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