Geburtsbericht von

Jennifer

Als ich an ET+2 begann, meinen Geburtsberg zu besteigen, wusste ich noch nicht, dass es sich bereits um die erste Anhöhe handelte. Ab 3:30 Uhr bemerkte ich leichte Kontraktionen, die sich als Druck nach unten, gefolgt von Rückenschmerzen äußerten und regelmäßig auftraten. Dieses Körpergefühl wurde im Verlauf des Tages zunehmend intensiver. Begleitet wurde ich auf dieser ersten Anhöhe zunächst von zwei positiven Geburtsberichten aus dem Podcast der friedlichen Geburt. Am Nachmittag gesellte sich auch meine Vor- und Nachsorgehebamme dazu, die mir während eines CTGs und einer geburtsvorbereitenden Akupunktur gut zuredete. Auch meine Partnerin reichte mir die Hand und wanderte auf dieser Anhöhe mit mir mit.

Als die Kontraktionen gegen 22 Uhr stärker wurden, verstand ich, dass der Weg, auf dem ich mich schon den ganzen Tag befand, tatsächlich zu meinem Geburtsberg gehörte. Ich entschied mich, einen Teil des Weges allein weiterzugehen und zog mich ins Wohnzimmer zurück. Allerdings war ich nicht ganz allein. Kristin begleitete mich fortan mit der Geburtshypnose. Dadurch blieb der Weg trotz einiger steiler Anstiege machbar und so wanderte ich weiter bis 4:30 Uhr. Nun entschied ich mich dazu, meine Partnerin wieder dazu zu holen. Ich weckte und informierte sie, dass wir nun losfahren sollten.

Anschließend zog ich mich wieder ins Wohnzimmer zurück und wartet gemeinsam mit Kristin auf die Abzweigung „Fahrt in die Klinik“. Um 5:15 Uhr hatte meine Partnerin alle restlichen Vorbereitungen abgeschlossen. Von nun an wanderten wir Seite an Seite. Sie brachte mich zum Auto und wir fuhren los. Ich hatte mir die „Fahrt in die Klinik“ sehr steil vorgestellt. Glücklicherweise waren die Straßen an diesem Samstagmorgen frei und nur einige Ampeln erwiesen sich als holprig. Mit Kristin im Ohr, konnte ich aber auch diese Stolpersteine gut meistern.

In der Klinik angekommen, ging es zunächst weiter bergauf. Es wurde ein CTG geschrieben, während ich weitere Wellen veratmete. Zwischenzeitlich musste ich aufgrund des Akkus von meinen Kopfhörern auf meine Bluetoothbox wechseln. Ein kurzer knackiger Anstieg zeigte mir bei diesem Wechsel, dass die Hypnose ihrer Aufgabe gerecht wurde.

Das Ergebnis des CTGs waren regelmäßige Wellen. Dennoch stellte die Hebamme in Frage, ob wir zu diesem Zeitpunkt schon in der Klinik bleiben oder nochmal nach Hause fahren sollten. Ich gehe davon aus, dass ich unter Hypnose sehr ruhig wirkte. Aber nochmal den ganzen Weg „Fahrt in die Klink“ zurückzugehen, das wäre herausfordernd gewesen, zumal er beim zweiten Anstieg möglicherweise bewanderter und somit unangenehmer geworden wäre.

Umso erfreulicher als es nicht zurück ging, sondern weiter geradeaus Richtung Berggipfel. Noch erfreulicher war, dass es sogar kurz bergab ging, denn die Hebamme war selbst ganz überrascht, als sie feststellte, dass der Muttermund zu diesem Zeitpunkt bereits 9 cm geöffnet war. Wir wurden um 6:30 Uhr in den Kreißsaal begleitet.

Im Kreißsaal ging es etwa zwei Stunden weiter bergauf. Die Hebamme ertastet den Muttermund erneut. Er war bis auf einen kleinen Saum vollständig eröffnet. Nun standen wir aber plötzlich vor einer Gabelung. Ein Weg sah lang und gemächlich steigend aus. Wie er genau verlief, werde ich nie wissen, denn wir entschieden uns für den zweiten Weg. Dieser führte steil bergauf. Die Fruchtblase wurde manuell geöffnet und das Baby rutschte mit einem Mal tiefer ins Becken. Die Wellen veränderten sich. Sie wurden intensiver und forderten meinen gesamten Körper zur Mitarbeit. Ich bat meine Partnerin, die Hypnose zur Austreibungsphase anzumachen und genoss Kristins Stimme, die mich mit kraftvollen Worten bestärkte.

Auch der Geruchsanker brachte mich mehrere Male zurück zu meiner Konzentration. Meine Partnerin bot ihn mir immer wieder unaufgefordert an. Etwa zwei weitere Stunden wanderte ich auf diesem immer steiler werdenden Weg, ehe ich vor einer Felswand stand. Das Baby bewegte sich kein Stück weiter und seine Herztöne wurden schwächer. Neben mir vor dieser Felswand standen nun zwei Hebammen, die sich beratschlagten. Allerdings hatten sie keine Mittel, die mir geholfen hätten, diese Felswand zu besteigen. Ein Arzt kam dazu. Er hatte eine Kletterausrüstung für mich dabei. Eine Saugglocke wurde geholt und ein Dammschnitt wurde gemacht. Es kostete enorme mentale und körperliche Anstrengung diese Kletterwand zu besteigen.

Von unten konnte ich immer noch Kristins Stimme hören, die mir durch ihre Worte enorm viel Mut und Kraft zusprach. Neben mir an der Kletterwand befanden sich die beiden Hebammen und leiteten mich an, denn zuvor war ich noch nie geklettert. Und auch meine Partnerin kletterte hinter mir und stützte meinen Kopf beim Pressen in Rückenlage. Diese Geburtsposition hatte ich entgegen aller Ratschläge stets visualisiert. Für mich war sie nach dem zuletzt sehr steilen Anstieg genau die richtige.

Es muss etwa gegen 10:40 Uhr gewesen sein, als ich den ersten Vorsprung der Kletterwand erreicht hatte. Das Köpfchen wurde geboren. Ich durfte kurz verschnaufen und sah plötzlich den Gipfel des Berges vor mir. Wenige Minuten später um 10:48 Uhr wurde unsere Tochter A. geboren. Der Gipfel war erreicht.

Liebe Kristin, ich danke dir von Herzen für deine Begleitung während meiner Schwangerschaft und der Geburt unserer Tochter. Ich habe die Eröffnungsphase nicht als schmerzhaft in Erinnerung. Ich hatte aufgrund der mentalen Vorbereitung großes Vertrauen in mich und meinen Körper. Dieses Vertrauen übertrug sich auch auf meine Partnerin. Die Austreibungsphase war sehr herausfordernd, aber auch in dieser konntest du mich durch deine Worte bestärken. Die Geburt ging mit einem hohen Blutverlust und recht starken Geburtsverletzungen einher. Trotzdem fühle ich mich nicht traumatisiert. Ich kann den Aufstieg auf meinen Geburtsberg genauso annehmen, wie er verlief und stolz darauf zurückblicken.

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