Geburtsbericht von

Christine

Vaginale Zwillingsgeburt in BEL – vaginale Geburt nach Dammriss

Hoffentlich kann dieser Bericht Zuversicht und Vertrauen an viele (werdende) Mütter schicken.

Die ganze Schwangerschaft über wurde mir – mal mehr, mal weniger direkt – gesagt, dass meine Geburt ein Kaiserschnitt sein sollte. Dies hatte verschiedene Gründe:
– Meine erste Geburt hatte einen Dammriss Grades zur Folge. Eine Leitlinie besagt, dass Folgegeburten nicht vaginal empfohlen werden.
– Ich war schwanger mit Zwillingen
– der führende Zwilling war in BEL, der zweite Zwilling möglicherweise auch

Alles Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprachen. Ich begann, mich auch mit dieser Option anzufreunden, denn ich wusste nicht wie das alles funktionieren wird. Natürlich verunsicherte mich all das. Bis zuletzt hätte ich mich dem auch nicht verwehrt, wenn es wirklich notwendig gewesen wäre, natürlich nicht. Doch von vornherein eine Bauchgeburt zu planen, hat sich für mich einfach nicht richtig angefühlt. Erst recht nicht, als ich die Leitlinie zu Folgegeburten nach Dammriss mal selber gelesen habe und gelernt habe, dass 95% aller Frauen, die einen höhergradigen Dammriss erlitten, dies bei einer vaginalen Folgegeburt nicht nochmal tun. Das wurde mir davor von keinem medizinischen Personal jemals erklärt oder dazu gesagt.

-> Mit diesem Risiko in Bezug auf einen möglichen Dammriss konnte ich leben.
-> Die Tatsache, dass ich Zwillinge habe, war für mich nie ein valider Grund für einen Kaiserschnitt (komplikationslose Schwangerschaft, di-di Zwillinge, mehrgebärend).
-> Blieb nur noch das Thema mit der Beckenendlage. Wer würde in meinem Umkreis eine vaginale Zwillingsgeburt begleiten, mit potentiell beiden Babies in BEL?

Dank meiner Nachsorge-Hebamme bekam ich den Kontakt einer tollen Hebamme, die mich in einer Klinik in Wien begleiten kann, in der das Personal nicht nur sehr erfahren mit Zwillingsgeburten, sondern auch mit Beckenendlagen ist. Jackpot!
Also plante ich meine Geburt dort, wurde bestens betreut und beraten und hatte zum 1. Mal in dieser Schwangerschaft das Gefühl gebärfähig zu sein, nachdem mir über Monate in der Schwangerschaft eigentlich etwas anderes suggeriert wurde.

In SSW36+6 hatten wir mit der Hebamme und der Oberärztin, die die Geburt begleiten wollte und die ich einfach auch top fand, ein “Teaming” bzw. eine Geburtsvorbesprechung geplant. Innerlich hoffte ich sehr, dass wir an dem Tag gleich dort bleiben konnten, denn ich war schon sehr bereit, die Schwangerschaft gehen zu lassen, meine Große war im Kindergarten und danach von den Großeltern betreut und alle, die ich für die Geburt bräuchte (mein Mann, die Hebamme und die Oberärztin) würden an dem Tag da sein.

Am Vorabend ging mir etwas Schleim ab und ich hatte etwas Herzrasen, aber spürte keine Wehen. Trotzdem hoffte ich, dass es bald losgeht. Bei unserem Termin in der Klinik an 36+6 in der Früh spürte ich nichts mehr dergleichen. Nachdem meine Hebamme CTG schrieb, tastete sie noch meinen Muttermund und meinte: “Du bist schon 5cm offen, die Kinder kommen heute. Mit dem Befund kann ich euch sowieso nicht mehr heimgehen lassen.”

Juhu, genau das was ich wollte aber ich bekam auch richtig Angst – etwas womit ich mich die Schwangerschaft über schon viel beschäftigte und mental vorbereitete – vor allem mit der Friedlichen Geburt. Jetzt sollte es also losgehen. lch bat um ein bisschen Zeit alleine im Kreißsaal und hörte mir die Geburtsaffirmationen an. Das beruhigte mich sehr und ich zählte mich über die nächsten Stunden herunter und ging immer wieder an meinen sicheren Ort. Da ich viel geübt hatte, konnte ich das irgendwie gut so abrufen und hatte auch nicht das Bedürfnis, mir die Hypnosen über Kopfhörer anzuhören. Ich blieb die meiste Zeit einfach ganz bei mir und war sehr ruhig und am Atmen.

In der Eröffnungsphase habe ich Kristins Atemtechnik verwendet. Lustigerweise wurde mir danach auch gesagt, dass die Kinder eine Sauerstoff”vergiftung” hatten, weil die Werte so gut waren. Das ist wohl ein schöner Nebeneffekt dieser Technik, den Kristin auch angesprochen hatte.
Die Eröffnungsphase ging ca. 4h lang mit Unterstützung durch Nelkenöl, Globuli, Wehenmittel und letztendlich durch Fruchtblasenöffnung durch die Hebamme. Der Popo des führenden Zwillings übte nicht so viel Druck aus, wie ein Schädel das täte, um weiter nach unten zu kommen und so beschlossen wir, dass meine Hebamme die Blase aufmachen sollte.

Von da an ging es dann deutlich schneller voran, die Wehen wurden intensiver, ich veratmete viel im Vierfüßler und in Seitenlage.

Als die Austreibungsphase losging, wechselte ich in den Kniestand am Bett und tönte jetzt mit, um besser nach unten mitschreiben zu können. Das Feedback der Hebamme half mir sehr z.B. “Lass den Druck zu”, dann konnte ich es wieder besser zulassen und es ging voran. Manchmal war nämlich die Intensität der Wehen so groß, dass ich gefühlt mehr in die Anspannung und ins Zurückhalten kam.

Die Austreibungsphase empfand ich weniger als schmerzvoll, sondern vielmehr als wahnsinnig intensiv und anstrengend. Sie dauerte in Summe ca. 30 Minuten. Meine Tochter kam in vollkommener Steißlage (Klappmesser) auf die Welt (nach dem Popo kam der Kopf mit der nächsten Wehe nach). Dann war kurze Anspannung im Kreißsaal, da die Herztöne von meinem Sohn runtergingen und sie checken mussten, ob er sich nun in eine geburtsfähige Lage begeben hatte. 6 Minuten später kam er mit den Füßen zuerst aus mir heraus. Beide sind zum Glück vollkommen gesund und ich hatte auch nur einen Dammriss.

So glücklich und dankbar bin ich über dieses Geburtserlebnis und dass ich es gewagt habe, diesen natürlichen Modus anzustreben! Es war ein kraftvoller, weiblicher und wunderschöner, wenn auch intensiver und unglaublich anstrengender Akt. Mein Mann beschreibt die Geburt im Nachhinein als wahnsinnig friedlich und einfach als “coolen Tag” – das kann ich nur unterschreiben. 🙂 Danke von Herzen, Kristin für deine Arbeit, die so ermächtigt!

Alles Liebe,
Christine

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