Der Morgen des 29.2.24 begann direkt mit Übelkeit, die ich schon die ganze Nacht verspürt hatte. Ich musste mich übergeben und fühlte mich ausgelaugt und schlapp. Nachdem ich meinen Sohn in die Kita gebracht hatte, legte ich mich in die Badewanne und döste vor mich hin. Ich konnte nichts essen und fühlte mich elend. Dann ein Anruf von der Kita, mein Sohn hat sich übergeben und ich solle ihn bitte abholen. Ich dachte mir schon, oh weh, jetzt haben wir uns was eingefangen – und das so kurz vor dem ET (38+6).
Tagsüber verspürte ich zudem alle halbe Stunde / Stunde Senk- bzw. Übungswehen, dachte mir aber nichts dabei, da ich das seit Wochen immer wieder hatte. Ich war mir sicher, dass mein Körper das Richtige tun würde und die Geburt in diesem Zustand nicht losgehen kann. Trotzdem bat ich meinen Mann an diesem Tag, früher vom Büro nach Hause zu kommen, da mein Sohn immer fitter wurde und ich nach wie vor komplett erschöpft war und nun dauernd zur Toilette rennen musste. Der Körper entleert sich, dachte ich noch.
Um 18 Uhr ging ich zu Bett und ruhte mich aus. Auch das sagte mir mein Körper ganz genau. Gegen 19 Uhr kam mein Sohn dazu und wir beide schliefen zusammen wieder ein. Gegen halb 12 Uhr kam mein Mann nach Hause, der nochmal zum Sport losgefahren war und ich verspürte nach wie vor die “Senkwehen”- sagte ihm aber nichts. Gegen 12 Uhr in der Nacht wurden die Wehen plötzlich intensiv und ich verspürte das Bedürfnis, aufzustehen und zu meiner großen Verwunderung waren die Übelkeit und die “Schlappheit” verschwunden. Ich ging ins Bad zur Toilette und rätselte, ob das nun der Start für die Geburt ist.
Die Wellen fühlten sich ganz anders an als bei meinem ersten Kind. Sie kamen direkt mit einer ziemlichen Wucht und fühlten sich nicht so wellenförmig an wie damals. Ich holte meine Kopfhörer heraus und begann die Hypnose für die Eröffnungsphase. Ich bewegte mich so, wie es sich richtig anfühlte. Becken kreisen. An der Armatur festhalten. Auf Toilette – schnell wieder aufstehen und Becken kreisen. Schließlich stieg ich in die Badewanne. Es gelang mir nicht, in die Tiefenentspannung bzw. an meinen sicheren Ort zu kommen und trotzdem fokussierte ich mich voll auf Kristins Stimme, die mir eine wahre Stütze bei dieser Wellenhöhe war. Ich musste immer wieder daran denken, dass wir 40 min ins Geburtshaus fahren müssen und wie ich diese Autofahrt “aushalten” sollte, da ich mich dann nicht mehr frei bewegen können würde.
Ich stieg in die Badewanne und das warme Wasser linderte die Wucht, sodass ich dachte, ok vielleicht bin ich doch noch nicht so weit.
Vielleicht doch nochmal ins Bett? Ich stieg aus der Wanne und die Wellenhöhe nahm so abrupt zu, wie sie in der Wanne abgenommen hatte. Ich hatte das Bedürfnis, meinen Mann zu wecken. Auf dem Weg ins Schlafzimmer überkam mich wieder der Brechreiz (das hatte ich bei meinem ersten Sohn schon gegen Ende der Eröffnungsphase). Ich hatte das Gefühl, dass die Geburt doch schon weiter voran geschritten ist.
Ich eilte zurück ins Badezimmer, gab dem Brechreiz nach und weckte gegen 2 Uhr nachts meinen Mann, mit den Worten: die Geburt hat begonnen. Aber er braucht erstmal nicht aufstehen. Noch immer war ich verunsichert. Ich ging ins Zimmer meines Sohnes und kniete mich vors Bett (er schläft bei uns, das Bett war also leer). Bei jeder Welle stützte ich mich in den 4 Füßler stand hoch. Und ruhte dann auf dem Bett. Mein Mann kam ins Zimmer und sagte, nachdem er mich so sah, dass er die Oma und das Geburtshaus anrufen wird.
Er begann, alles einzupacken was noch auf den Checklisten stand, während ich alleine im Zimmer Welle um Welle annahm. Ich wusste schon innerlich, dass wir es nicht mehr ins Geburtshaus schaffen würden. Ich wusste es insgeheim schon seit Beginn der ersten Wellen. Gegen Viertel vor 3 hatte ich den Impuls, loszugehen. In einer Wellenpause eilte ich nach unten ins Wohnzimmer und kniete dann vor dem Sofa, als auch schon die erste Presswehe durch meinen Körper fegte. Ich rief nach meinem Mann wann die Oma endlich kommt und sprach es dann laut aus: wir werden es nicht mehr ins Geburtshaus schaffen. Er soll uns bitte sofort ins 7 min entfernte Krankenhaus bringen (in das ich ursprünglich auf gar keinen Fall gehen wollte).
Ich eilte in der nächsten Pause zum Auto vor unserer Haustüre und kniete am Autositz nieder. Ich begann zu tönen, was mir unheimlich half. An sitzen war nicht mehr zu denken, ich kniete auf dem Autositz und tönte der Kopfstütze entgegen. Gegen 3 Uhr fuhren wir los. Um 03.07 Uhr fuhren wir an der Notaufnahme vor. Mein Mann eilte mit einem Rollstuhl an, aber ich konnte definitv nicht mehr sitzen und auch nicht mehr gehen. Die Diensthabenden in der Notaufnahme kamen mit einer Liege geeilt und ich konnte mich im 4-füßler-Stand darauf knien. Sie brachten mich in den Kreißsaal.
Dort angekommen, empfingen mich die Hebamme und ein Arzt, der sich jedoch komplett im Hintergrund hielt. Die Hebamme ermutigte mich, dass das Köpfchen gleich kommt – was ich bestimmt wisse, als sie die Hose entfernt hatte. Ich freute mich und wusste nun, bald habe ich meine Tochter im Arm. Ich presste bei jeder Wehe nun noch motivierter mit, spürte alles so intensiv, wie ich mir das erhofft hatte. Ich war vollkommen klar im Kopf und doch hoch konzentriert. Der Kopf kam nun durchs Becken. Ich fühlte das Köpfchen mit meinen Fingern – so weich und zart – ich musste lächeln, trotz des wohl intensivsten Drucks überhaupt, den ich jedoch von der ersten Geburt kannte und der mich nun nicht mehr überraschte – presste noch ein letztes Mal mit aller Kraft und die Hebamme ließ meine Tochter unter mich auf die Liege gleiten. Somit konnte ich sie um 03.19 Uhr selbst hochnehmen.
Ich war überwältigt. Sie schrie nicht – sie schaute mich nur an, kerngesund. Meine Tochter L.
Diese Geburt war so selbstbestimmt, wie ich es mir erträumt hatte. Keine Interventionen – wir hatten es geschafft. Ich war so unfassbar stolz auf uns. Ich hatte nur eine kleine Schürfung, die mit 2 Stichen genäht wurde und war ansonsten top fit. Mein Mann könnte es gar nicht glauben – so hatte ich ihn doch erst vor 1 h 19 geweckt und nun hielt er seine gesunde Tochter in den Armen.
Ich bin vollkommen überzeugt, dass mir die mentale Vorbereitung diese Traumgeburt ermöglichte. Auch wenn ich zu Beginn der Wellen kurz zweifelte, da ich weder in die Hypnose kam noch die Atmung richtig umsetzen konnte und mich kurz fragte, wie ich das durchhalten soll (meine erste Geburt ging 11h) blieb ich bei dem was ich in dem Moment brauchte: Bewegung und Alleinsein. Genau so wie ich es wollte. Auch im Krankenhaus konnte ich alles umsetzen wie ich es mir vorgenommen hatte. Die Position selbst bestimmen und auch Oxytocin zur Plazentageburt lehnte ich entschieden ab, da ich einfach wusste dass es nicht notwendig sein wird. Wir durften uns ausruhen und die kennen lern Zeit genießen und um halb 1 am Mittag lief ich mit meinem Mann und L. ohne Hilfe aus dem Krankenhaus raus um meinem Sohn (zu Hause bei Oma) stolz unser neuestes Familienmitglied vorzustellen. Der Beginn eines wundervollen Wochenbetts ohne Probleme, voller Liebe und der größten Dankbarkeit für diese Geburt und das was mein Körper da geleistet hat.
Dank dir Kristin und deinem Team konnte ich diese Geburt so selbstbestimmt erleben wie ich es nur zu träumen wagte. Ich habe mich mit deinem Podcast und deinem Kurs vorbereitet. Hatte eine große Vorfreude und viel wichtiger: ein unerschütterliches Vertrauen in meinen Körper vor der Geburt entwickelt. Ohne diese Vorbereitung hätte ich diese kurze aber sehr knackige Geburt nicht so erleben dürfen und ich bin sicher, dass die Vorbereitung auch dazu führte so ein beschwerdefreies und einfach wunderschönes Wochenbett zu erleben.
P.s. das Baby ist super entspannt 🙂