Geburtsbericht von

A.

Liebe Kristin und Team,

im April 2023 habe ich unsere erste Tochter bekommen und mich im Vorhinein sehr stark eingelesen und vertieft in die Thematik Schwangerschaft / Geburt / Wochenbett. Mein Mann hat sich ebenfalls eingelesen, Podcasts gehört und wir haben viel zusammen diskutiert und besprochen. Dass er ebenfalls so viel wusste, war dann auch für die Geburt äußerst hilfreich, speziell, um auf Augenhöhe mit dem Fachpersonal sprechen zu können. Ich selbst habe Physiotherapie studiert und die ganze Anatomie, Physiologie und Körperprozesse sowie die Verbindung zur Psyche waren für mich schon immer faszinierend und ich bilde mich in diesem Bereich stets weiter. 

Ein sehr wichtiger Baustein der Vorbereitungen war dabei dein Kurs, den mein Mann und ich zusammen gemacht haben. Die Hypnosen habe ich ab ca. dem 6. Monat praktisch täglich geübt (v.a. die Atemtechniken, das Runterzählen, mein sicherer Ort). Und je mehr ich wusste und übte, desto ruhiger wurde ich und die Vorfreude auf die Geburt stieg.

Leider hatte ich eine sehr anstrengende Schwangerschaft mit einer Hyperemesis. Die täglichen Entspannungszeiten haben etwas Erleichterung gebracht.

Schon einige Wochen vor der Geburt hatte ich immer wieder Senkwehen und deutliche Vorbereitungszeichen. Eine Nacht vor der Geburt – in der 40. SSW – waren diese schon so stark, dass ich mit Veratmen arbeitete, was super gelang und mir weiter Mut machte, dass dies klappen wird. Ich hatte in der Vornacht auch helle Blutungen und spürte meine Tochter nicht mehr. Deshalb rief ich in der Klinik an und es wurde ein Kontrolltermin vereinbart. Es stellte sich heraus, dass ich einen hohen Blasensprung hatte. 

Da mit dem Baby alles in Ordnung war, wollte ich wieder nach Hause und versuchte noch alle Hausmittel, damit es möglichst natürlich starten würde. Ich glaube an Gott und auch, dass das Gebet sehr kraftvoll ist. Mein Mann und ich beteten also vor dem Zubettgehen nochmals, dass die Geburt natürlich starten dürfte. Knapp eine Stunde später, um 22:00 Uhr, kamen die ersten Wellen und ich wusste instinktiv, dass diese nun “die richtigen” sind und freute mich riesig, da ich großen Respekt vor einer Einleitung hatte. 

Schon bald musste ich vom Bett ins Wohnzimmer wechseln, da ich mich im Liegen auf dem Bett zu wenig wohl fühlte. Im Wohnzimmer richtete ich mein “Nest” ein und freute mich über die knöchelhohen Wellen. Ich folgte meinem Gefühl und wandte alle Techniken an, die ich in den letzten Monaten gelernt hatte und setzte bald deine Hypnose auf. Schon sehr bald wurden die Wellen intensiver, stiegen an, und um Mitternacht kam mein Mann dazu. Zuvor habe ich ihn gebeten, selbst noch zu schlafen und Kraft zu tanken. Dann aber war ich froh, als er bei mir war und blieb. Er begann, die Abstände zu tracken (ich war schon zu konzentriert, um dies noch zu machen) und mich bei jeder Welle zu unterstützen. Er war absolut heldenhaft, ist mir nicht von der Seite gewichen, hat meinen Anker gesetzt, zum Trinken gegeben und mich zur Toilette begleitet. Alles, was wir zusammen – auch Dank deinem Kurs – geübt hatten. Kurz darauf wechselte ich in die Badewanne, wo die Intensität weiter zunahm.

Nach etwas mehr als zwei Stunden machte mich mein Mann darauf aufmerksam, dass ich seit zwei Stunden 3-Minutentakt hätte und wir riefen in der Klinik an. Die Hebamme am Telefon nahm mich leider nicht so ernst und es schien, als glaubte sie kaum, was wir ihr erzählten. Sie meinte nur, wir sollen doch weiter Zuhause zu bleiben. Dies löste in mir den Gedanken aus, dass sie wohl keinen Platz hätten und mich als “wohl eher übertreibende Erstgebärende” noch etwas Zuhause lassen wollten. Ich schob die Angst, keinen Platz zu erhalten, weg und vertraute meinem Körper, dass ich noch gut Zuhause weitermachen kann. Es war sowieso mein Wunsch, so lange wie möglich Zuhause zu bleiben. Somit widmete ich mich wieder meiner Geburtsarbeit. Immer nur die eine Welle, immer nur die eine Pause. Die Anleitung auf dem Kopfhörer war für mich absolut grossartig und ich versank tiefenentspannt an meinem sicheren Ort. Während meinen Pausen betete ich auch häufig zu Jesus und versank total tief geborgen und fühlte mich sicher gehalten und getragen.

Wieder zwei Stunden später wurde die Intensität deutlich mehr und mein Mann rief wieder in der Klinik an. Ich bat ihn, direkt zu fragen, ob noch Platz vorhanden sei oder nicht und es wurde klar, dass in dieser Nacht “Rambazamba” war! Ich war die 7te Frau, die in dieser Nacht bzw. Morgen gebar (die letzte wohlbemerkt…). Die Klinik verfügt nur über 3 Kreißsäle. Normalerweise haben sie eine oder maximal zwei Frauen, die pro Tag gebären. Das war für mich der emotionale Tiefpunkt der ganzen Geburt und ich fühlte mich ganz alleine wie auf einem riesigen, stürmischen Ozean während eines Schiffbruchs. Ich musste alles loslassen und vertrauen. Wir beteten inbrünstig, Gott möge uns eine Pause und einen Kreißsaal schenken. Ich wusste einfach, dass ich zurück in eine Wanne musste, das warme Wasser tat mir so unglaublich gut. 

Und dann passierte für mich das grösste Wunder überhaupt (ganz ehrlich, hätte ich es nicht erlebt, ich würde es wohl nicht glauben…): Die nächste Welle war acht Minuten auseinander und die Intensität wurde nicht mehr stärker. So ging es fast 1 1/2 Stunden lang. Ich konnte während der Pausen nochmals schlafen, Kraft tanken und wir gewannen Zeit. Kurz vor 6 Uhr morgens wurde die Intensität der Wellen wieder mehr und auch regelmässiger. Ich wusste, nun müssen wir gehen, falls ich keine Hausgeburt möchte (da ich einen Herzfehler habe, war dies medizinisch ausgeschlossen und die Ärzte waren sowieso schon sehr vorsichtig. Ich hatte auch einige zusätzliche Voruntersuchungen, bis mir dann mein behandelnder Kardiologe freie Hand gab bzgl. Geburtsort sowie eigene Entscheidungsgewalt bzgl. Interventionen etc.). Vor dem Transfer hatte ich Respekt. Es war eine sehr anstrengende, ca. 30 minütige Autofahrt – zum Glück ohne viel Verkehr dank der frühen Uhrzeit – und ich war dankbar, als wir dort ankamen. Auch sehr dankbar war ich für meine Augenbinde. So konnte ich weiter in meiner Welt, an meinem sicheren Ort verweilen, auch wenn es schon langsam dämmrig wurde.

In der Klinik war gerade Schichtwechsel um 7 Uhr morgens, als wir eintrafen und nach einem 10-minütigen Aufenthalt in einem Zimmer ohne Wanne, wurde ein Kreißsaal frei. Das war erneut ein unglaublich emotionaler Moment und ich weinte vor Dankbarkeit. Nachdem ein CTG geschrieben wurde und alles in Ordnung war, konnte ich endlich zurück in meine ersehnte, warme Wanne. Ich war zu diesem Zeitpunkt 6cm eröffnet und arbeitete weiter, hoch konzentriert. Und vor allem: ich genoss die Pausen. Einige Male kam eine kurze Angst auf, ob ich die nächste Welle noch schaffen würde, aber deine Stimme im Hintergrund, “immer die eine Welle, immer die eine Pause”, half mir so unglaublich, um weiter entspannen zu können. Mein Mann erzählte mir im Nachhinein, dass sich die Hebammen unterhielten und meine tief entspannte Art in dieser Badewanne sehr bemerkenswert fanden. 

Man merke kaum, dass ich gerade voll im Geburtsprozess sei und tatsächlich döste ich in den kurzen Pausen häufig weg und sammelte Kraft. Ich war auch während der gesamten Geburt extrem klar. Wechselte von meinem sicheren Ort auch “in den Kopf” (wenn es wegen Entscheidungen etc. nötig war) und mein Mann lacht bis heute, da meine eher direkte Persönlichkeit definitiv zum Vorschein kam. Ich fachsimpelte mit der Hebammen-Studierenden, die uns während der gesamten Zeit im Kreißsaal begleitete (von anatomischen Bezeichnungen hin zu Konzepten wie neurogenes Zittern, was ich übrigens sehr intensiv erlebte und mich so freute, dass mein Körper sein eigenes Entspannungsprogramm einfach wie ganz von selbst abspielte :-)). 

Gegen Ende der Geburt wollte die leitende diplomierte Hebamme, dass ich aus der Wanne komme. Dies kommentierte ich nur mit einem “Warum?” und sie ließ mich dann in der Wanne bleiben. Rückblickend bin ich einfach nur dankbar, mich so intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben, dass ich mich im Stande fühlte auch unter der Geburt, auf Augenhöhe zu kommunizieren oder – wenn ich es nicht konnte – mein Mann dies für mich übernahm, da wir alles besprochen hatten und er wusste, was ich möchte und was nicht.

Auf jeden Fall kam der Moment, an dem ich gedacht habe, dass ich nicht mehr kann. Nicht mehr kann und nicht mehr will. Die Übergangsphase war also erreicht! Ich traute mich kaum, den Gedanken auszusprechen, da ich Angst hatte, dass es doch nicht so sei. Im gleichen Moment äusserte eine der Hebammen, dass ich mich melden soll, falls ich Unterstützung brauche. Ich solle vor allem auch an mein Herz denken. Diese Aussage machte mich zuerst richtig wütend. Sie raubte mir noch meine “letzte Energie”. Aber gleichzeitig dachte ich, dass ich noch Kraft benötige für die Schlussphase und auch, dass es in Ordnung sei, Hilfe anzunehmen. Auf meinem Geburtsplan hatte ich mir Lachgas als Möglichkeit notiert, was sie mir dann auch angeboten hatten. Dies hatte leicht die Spitze der Welle gebrochen, was mir in diesem Moment sehr half. 

Kurz darauf wurde ich nochmals untersucht und ich war vollständig eröffnet. Der erste Pressdrang überwältigte mich dann auch so stark, dass ich kurz aus dem Konzept gebracht wurde und auch kein Lachgas mehr einsetzte. Eine solche Intensität hatte ich noch nie erlebt und ich sah mich von oben, außerhalb meines Körpers. Ich war jedoch weiterhin sehr klar und konnte meinen Mann bitten, die Hypnose umzustellen. Diese half mir wieder während dieser letzten Phase. Die Hebamme leitete mich dann auch gut an, um diese Energie kanalisieren zu können, was sehr gut gelang. Ich hatte lange Pausen zwischen dem Pressen, was sich als hilfreich herausgestellt hatte. Eine Hebamme wollte mir dann noch etwas Oxytocin geben, da es aus ihrer Sicht eine sekundäre Weheninsuffizienz gab. 

Ich war unschlüssig, wollte ich eigentlich keine Interventionen und wusste, dass es vor der letzten Phase häufig eine physiologische Pause gab. Ich bejahte dann jedoch (nur, da in diesem Moment deine Stimme kam, die sagte, dass ich auf die Hebamme hören sollte. Glaube, rückblickend war das kräftetechnisch sicher auch gut so ;-)). Nach einer Stunde war es dann soweit, die letzte Welle stand an und unsere gesunde Tochter kam um 11 Uhr in einem Schwung, Kopf und Körper in einer friedlichen Wassergeburt zur Welt. Sie schaute sich so neugierig um und wurde mir direkt auf die Brust gegeben. Ihren Blick und dieses unglaubliche Gefühl, dieses nasse Bündel auf mir, in meinen Armen, werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen und hat sich tief bei mir eingebrannt.

Ich könnte dir noch so viele Details erzählen, was so unglaublich war an dieser Geburt. Zusammenfassend war es für mich eine positive, kraftvolle Wassergeburt, eine absolut crazy und gleichzeitig wunderbare Grenzerfahrung, die ich nicht missen möchte. Im Gegenteil! Ich bin unglaublich dankbar, dass ich es so erleben durfte. Es hat meine Gottesbeziehung extrem vertieft und das Wissen, so etwas geschafft zu haben, stärkt mich als Frau immens. Ich danke Gott für diese wunderbare Erfahrung und möchte mich auch bei dir und dem Team ganz herzlich bedanken für eure Arbeit. Diese hat mich enorm unterstützt. Auch heute, 10 Monate später, nutze ich die Entspannungsmeditationen sehr gerne, um etwas runterzufahren und mich mental zu fokussieren.

Also: Nochmals vielen, vielen Dank und ich wünsche Dir von Herzen nur das Allerbeste. Falls wir noch weitere Kinder haben werden, weiß ich bestimmt, was ich als erstes wieder reaktiviere 🙂

Herzliche Grüße

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