Begonnen hat „die Geburt“ am 16.01. mit einem ersten Fehlalarm. Ich bin nachts von regelmäßigen Wellen wach geworden, die über ca. drei Stunden einen Abstand von ca. 5-7 Minuten behielten. Anschließend nahmen die Wellen allerdings wieder ab und es tat sich weiter nichts. Das war der Beginn eines sehr nervenaufreibenden Monats, in dem ca. zwei- bis viermal pro Woche sehr regelmäßige Wellen über Stunden hinweg auftraten und anschließend wieder verschwanden. Auch die klassischen Tipps und Tricks wie Badewanne, Bewegung, Petzi-Ball und Co konnten nicht den finalen Anstoß geben.
An ET+4 war ich zur Kontrolle im KH, bei der zum ersten Mal das Wort „Einleitung an ET+7“ viel, da Y. bereits auf 3800g geschätzt wurde. Meine Frauenärztin sprach sich jedoch gegen eine Einleitung an ET+7 aus, um Y. noch mindestens die weiteren drei Tage Puffer bis ET+10 zu geben und ggf. um eine Einleitung herum zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund bereits 2-3cm geöffnet.
Da sich aber weiterhin nichts tat, hatten wir an ET+9 erneut einen Termin im KH zur Besprechung des weiteren Vorgehens. Der nun anwesende Arzt klärte uns über die möglichen Risiken bei zu langer Übertragung auf und schätze das Gewicht von Y. mittlerweile laut US auf 4100g. Uns wurde jedoch auch klar gesagt, dass manche Eltern mit einer Einleitung bis ET+14 warten. Wir hatten das Gefühl, sehr neutral beraten zu werden ohne in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden, sodass wir uns mit gutem Gefühl für die Einleitung an ET+10 entschieden.
Am Abend vor und am Morgen der Einleitung hörte ich häufig die Hypnose bei Einleitungen, um mich auf das Kommende einzustellen und es mit gutem Gefühl annehmen zu können. Die Hypnose half mir sehr bei der Entspannung und nahm mir die aufkeimenden Ängste. Zusätzlich hatte ich bereits in den Tagen zuvor eine Vielzahl an positiven Geburtsberichten nach Einleitung gelesen.
Im KH angekommen, übergaben wir zunächst das kleine Präsent für die Hebammen (Obstkorb, Trockenfrüchte, Karte) und wurden sehr herzlich aufgenommen. Es folgte die Gabe der Testdosis an Prostaglandin. Bis mittags tat sich nichts, sodass mein Mann und ich noch im Park spazieren gingen. Die dritte und letzte Gabe am Abend zeigte eine geringe Wirkung, allerdings war die Intensität der Wellen vergleichbar mit den Wellen, die ich seit ca. einem Monat hatte.
In der Nacht kämpfte ich, wie schon die gesamte SS, mit Schlafstörungen. Ab drei Uhr morgens lag ich wach. Gegen fünf schlief ich endlich wieder ein, nur um dann gegen sechs von einem „Plöpp“ in meinem Oberbauch geweckt zu werden. Es klang wie ein Ei, das aufgeschlagen wurde. Ich dachte sofort an die Fruchtblase, was sich bestätigte. Mein Mann gab den Nachtschwestern Bescheid und wir sollten uns fertig machen und in den Kreißsaal gehen.
Während des Fertigmachens nahmen die Wellen schnell zu, sodass ich meinen Mann bat, die Hypnose für die Geburt zu starten. Im Kreißsaal begrüßte uns zu unserer Überraschung die Hebamme, bei der wir einige Wochen zuvor den Geburtsvorbereitungskurs gemacht und bei der wir uns sehr wohl gefühlt hatten. Wir wusste somit direkt, dass sie mit Frauen, die Hypnobirthing oder ähnliche Entspannungsmehtoden anwenden, sehr sensibel umgeht und wir ihr dahingehend überhaupt nichts erklären müssen.
Die Hebamme riet mir nach dem CTG, noch einmal auf’s Zimmer zu gehen, um noch zu frühstücken und gestärkt in die Geburt gehen zu können. Eigentlich war mir schon nicht mehr danach, noch einmal den Ort zu wechseln, ich wollte aber auf die Hebamme hören. Im Zimmer angekommen, hatte ich zum ersten Mal Schwierigkeiten, in der Hypnose zu bleiben und gut mit den Wellen umzugehen. Mit zunehmender Intensität konnte ich die zuvor geübte Atmung nicht mehr anwenden, da sie bei mir sehr unangenehm wurde und auch die in der Latenzphase noch angenehmen Geburtspositionen wie Vierfüßler und alle vornübergebeugten Stellungen wurden in der Eröffnungsphase auf einmal unerträglich. Zusätzlich wurde mir übel. Ich war mir unsicher, ob ich direkt wieder in den Kreißsaal zurück gehen sollte, mein Mann überzeugte mich dann allerdings, da ich so oder so nichts mehr gegessen hätte.
Im Kreißsaal angekommen, fühlte ich mich direkt wieder wohler. Die Hebamme breitete mir auf dem Boden eine Matte aus. Im Sitzen an meinen Mann angelehnt, der mich sanft hin und her schaukelte, konnte ich die Wellen am besten verarbeiten und gleichzeitig komplett entspannen und loslassen. Hilfreich war bei jeder Welle der Gedanke „das hier ist eine Dehnung. Es ist kraftvoll und gut.“ Eine konkrete Öffnung des Muttermundes, wie zuvor geübt, konnte ich nicht visualisieren, allerdings stellte ich mir vor, wie sich die Beckenknochen voneinander wegbewegen, denn genau dort spütre ich die Dehnung. Zusätzlich half mir Kristins Stimme, die immer wieder ans Loslassen erinnerte. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir wieder übel und während der nächsten Welle musste ich mich übergeben. Das war extrem hilfreich und angenehm und die Wellen waren anschließend deutlich leichter zu händeln.
Nebenbei bekam ich mit, dass die Hebamme wegen des Übergebens von einer Muttermundsöffnung von 4-5 cm ausging. Bei der Nachfrage, wie es mir gehe, konnte ich „Ich fühle mich wohl.“ antworten. Ich war wohl eine Stunde am Boden, mir kam es aber vor wie 10 min.
Ich hatte vorab überlegt, dass ich gerne die Gebärwanne ausprobieren würde. Diese wurde nun auf meinen Wunsch gefüllt. Bevor ich rein durfte, sollte ich aber nochmal untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass Y. fest schlief, sich somit nicht mit den Füßen abstieß und drohte, falsch ins Becken zu rutschen (Sternengucker). Daher musste ich eine Weile auf der linken Seite liegen, während die Hebamme Y. durch die Bauchdecke weckte. Da das Liegen eher unangenehm war, begann ich nun mit Tönen, was mir sehr half. Mein Mann drückte parallel bei jeder Welle auf meine Hüfte, was ebenfalls sehr angenehm war und das Körpergefühl stark abschwächte.
Auch hier konnte ich mir noch sagen, dass die Wellen sehr kraftvoll und gut sind und dass ich alles loslassen kann. Das fiel mir aber mittlerweile etwas schwerer und ich musste mich sehr konzentrieren. Y. wurde nun wach und ich bekam mit, dass ich nach zwei weiteren Wellen in die Wanne dürfe. Da mein Tönen zunahm, fragte mich die Hebamme, ob ich etwas Paracetamol haben wollen würde. Meine Antwort: „Warum nicht.“ Es half mir soweit, dass ich mich wieder besser auf das Loslassen und das positive Mantra „kraftvoll und gut“ konzentrieren konnte, sodass die Wellen wieder einfacher zu händeln waren.
Nun fing mein Bauch an, zu zucken (ähnlich, wie wenn man ein Niesen unterdrückt) und die Hebamme fragte mich, ob ich schon Pressdrang hätte. Ich wusste es nicht genau. Daher tastet sie den Muttermund. Da ich die Kopfhörer nach wie vor im Ohr hatte, konnte ich den Befund erst nicht hören. Im Nachhinein weiß ich, dass sie „vollständig“ gesagt hat und dass die Wellen zuvor die Übergangsphase waren. Die Hebamme teilte meinem Mann mit, dass sie davon ausgehe, dass die Geburt jetzt nur noch 30-60 min dauern würde. Ich wurde daher gefragt, ob ich wirklich noch in die Wanne wolle. Da ich diese Entscheidung irgendwie nicht mehr treffen konnte, schlug mir mein Mann vor, doch einfach liegen zu bleiben, womit ich einverstanden war.
Die Pressphase war für mich überhaupt nicht schmerzhaft. Ab dem Moment, in dem ich pressen durfte, war ich nicht mehr in Hypnose, was aber auch nicht mehr nötig war. Die Hebamme leitete mich an und in den Wellenpausen, die jetzt wieder vorhanden waren, konnte ich mich sehr gut entspannen. Informationen wie „Spürst Du den Druck? Das ist der Kopf!“ und „Ich sehe schon Haare!“ motivierten mich sehr.
Mit der zweiten Presswelle bemerkte ich ein Brennen. Es kam eine Ärztin dazu und erklärte mir, dass der Damm sehr lang sei und somit leider in jedem Fall reißen würde. Sie würden allerdings einen Dammschnitt bevorzugen, um meinen Schließmuskel zu schützen und gleichzeitig die Geburt zu beschleunigen, da nun die Herztöne des Kleinen nicht mehr ganz ideal seien. Da ich mich mithilfe des Podcasts und des Kurses auf Themen wie „Hingabe“, „Vertrauen in das medizinische Personal“ und „alles was medizinisch notwendig ist, wird auf jeden Fall gemacht und ist ok für mich“ eingestellt hatte, stimmte ich dem Eingriff sofort mit gutem Gefühl zu. Der Schnitt selbst tat nicht weh, sondern ich spürte lediglich ein heiß werden der Stelle und ein leichtes Brennen. Es musste sogar noch einmal nachgeschnitten werden.
Mit der nächsten Welle wurde der Kopf geboren und nach einem weiteren Atemzug wurde in derselben Welle der Rest des Körpers geboren. Besonders beeindruckend und irgendwie verrückt fand ich das Gefühl, wie die Schultern eine nach der anderen herauskamen. Die Pressphase betrug 20 min und ich hatte ca. 6-7 Presswellen. Vom Platzen der Fruchtblase bis zum Zeitpunkt der Geburt vergingen vier Stunden.
Ich richtete mich auf und konnte das erste Mal meinen kleinen Sohn sehen, hochnehmen und mir auf die Brust legen.
Die Plazenta wurde zehn Minuten später ohne zusätzliche Gabe von Oxitocin geboren und die Hebamme zeigte uns noch das „Zuhause“ des Kleinen (Eihaut, Plazentaaußenseite, Nabelschnur). Nachdem die Nabelschnur komplett auspulsiert war, durchtrennte mein Mann diese.
Anschließend hatten wir noch drei Stunden im Kreißsaal zum ersten Kennenlernen.
Ich bin unendlich dankbar für diese selbstbestimmte, schmerzreduzierte und wunderschöne Traumgeburt, die ich so – „trotz“ Einleitung – mithilfe von Kristins Methode erleben durfte. Gerade, wenn der Geburtsweg von dem vorher ausgemalten Weg abweicht (und das tut er vermutlich immer an irgendeinem Punkt), profitiert man sehr von dem Plan, den die Methode einem mit an die Hand gibt. In meinem Fall bin ich sogar im Nachhinein dankbar für die Einleitung, da ich sehr davon profitiert habe, nicht mehr den Ort wechseln zu müssen, die Hebammen schon zu kennen, direkt in den Kreißsaal durchgewunken zu werden, ohne mich noch anmelden und erklären zu müssen.