Geburtsbericht von

Anja

Meine friedliche Geburt 2.0

Nachdem ich mich schon bei meiner ersten Geburt mit Hypnobirthing vorbereitet habe und eine sehr positive Geburtserfahrung machen durfte, habe ich mich bei meiner zweiten Geburt für die Methode von Kristin entschieden, um noch einmal eine andere Herangehensweise zu probieren. Wie auch beim Hypnobirthing habe ich mir aus ihrer Methode das herausgepickt, was für mich gepasst hat, und das dann auch fleißig geübt.

Ab der 32. SSW etwa habe ich immer zum Einschlafen die Geburtsvorbereitung oder eine andere Hypnose gehört. Wenn ich Zeit für Mittagsruhe hatte, habe ich auch in dieser Zeit noch einmal eine Hypnose eingebunden. Das tat mir gut und hat mich mental bestärkt und voller positiver Erwartung in die nächste Geburt gehen lassen. Aufgrund meiner guten ersten Erfahrung hatte ich keine großen Ängste, nur gewisse Bedenken, dass es vielleicht nicht noch einmal so gut laufen könnte, aber ich habe versucht, mich auf alle Eventualitäten mental vorzubereiten.

Im Endeffekt lief es dann aber ähnlich ab wie beim ersten Mal, nur schneller:
– 2:00 Uhr nachts – Ich werde von einem Ziehen im Unterbauch geweckt, das sich anfühlt, als müsse ich mal aufs Klo. Aber als das Ziehen nach dem Toilettengang in rhythmischen Abständen wiederkehrt, wird mir klar, dass es sich um Wellen handelt. Bin sehr aufgeregt.

– Ich lege mich aufs Sofa in eine entspannte, halb aufrechte Position und mache die Geburtshypnose an. Da die Wellen in etwa 10 Minuten Abstand kommen, wecke ich gegen 3 Uhr meinen Mann, um ihn zu informieren. Jetzt werde ich ruhiger, da ich nicht mehr die Einzige bin, die es weiß.

– Weise meinen Mann an, die Abstände der Wellen zu messen. Dabei werden die Abstände wieder größer und unregelmäßiger – etwas, das sich durch die gesamten nächsten Stunden ziehen wird. Also schicke ich ihn noch einmal ins Bett, während ich selbst auf dem Sofa liegen bleibe.

– Während ich mich mit der Hypnose entspanne, werden die Abstände sehr groß, bis zu 30 min. Ich döse ein bisschen, schlafe aber nicht richtig.

– Am Morgen informiere ich meine Hebamme, sage ihr aber, dass ich noch abwarte.

– Nach dem Frühstück bringt mein Mann unseren Großen zur Oma, wo er den ganzen Tag bleiben kann, falls es wirklich heute losgeht.

– Ich mache Yoga, ruhe mich aus, esse eine Kleinigkeit zu Mittag und messe immer wieder die Abstände der Wellen. Es bleibt dabei, dass sie bei Entspannung größer werden, als wenn ich in aufrechter Position und aktiv bin. Dadurch steigt die Unsicherheit – sind es nun wirklich Geburtswellen oder nur Übungswellen? Allerdings sind die Wellen zwischendurch schon recht stark, besonders nach einer längeren Pause. Ich kann sie aber immer gut veratmen, sofern ich mich rechtzeitig zurücklehne und tief in den Bauch atme.

– Am späten Nachmittag wissen wir immer noch nicht, was Sache ist. Da empfiehlt meine Hebamme, es mal mit einer warmen Dusche zu versuchen. Und das gibt wirklich den entscheidenden Schubs. Beim Duschen kommen drei knackige Kontraktionen kurz hintereinander mit starkem Druck nach unten. Ich kann mich kaum noch aufrecht halten, da es so unerwartet ist. Schnell komme ich raus und trockne mich ab. Dann rufe ich meine Hebamme noch einmal an und sage ihr, dass wir uns jetzt auf den Weg machen.

– Wir schnappen unsere Tasche und steigen ins Auto. Jetzt bin ich wieder aufgeregt. Während der Fahrt werden die Wellen immer intensiver. Ich kann den Druck nach unten aber dadurch vermindern, dass ich den Beifahrersitz so weit nach hinten lehne wie möglich und die Beine hochlege. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde und ich muss schon ordentlich arbeiten, um den Druck zu veratmen. Zum Glück kommen wir gut durch, trotz Berufsverkehr. Ich habe die ganze Zeit die Hypnose im Ohr und versuche, nicht zu oft auf die Uhr zu schauen.

– Kurz vor 18 Uhr erreichen wir das Geburtshaus. Dort muss ich mich direkt einmal auf die Bank im Vorzimmer legen, bevor ich überhaupt meine Hebamme begrüße, da die nächste Welle schon anrollt. Dann gehe ich noch einmal aufs Klo und lasse mich untersuchen. Sie sagt, alles sei schön weit und weich, Muttermund bei 7 cm (da ich das ausdrücklich wissen will). Ich stelle mich also auf eine entspannte, längere Zeit in der Badewanne ein, so wie beim ersten Kind.

– Bis die Wanne jedoch voll ist, was etwa 10 Minuten dauert, werden die Wellen schon mit jedem Mal intensiver. Ich kann richtig spüren, wie mein Baby sich mit den Beinen am rechten Rippenbogen abdrückt. Es ist jetzt schon eine Herausforderung, mich ganz auf jede Welle und die Atmung zu konzentrieren. Meine Beine zittern vor Aufregung und Anspannung. Die Kopfhörer habe ich zwar noch im Ohr, aber ich bin mit meiner Aufmerksamkeit eher im Außen.

– Dann, endlich, kann ich ins warme Wasser schlüpfen. Ich lehne mich zurück, doch anstatt mich wieder entspannen zu können, wird auf einmal der Druck auf den Enddarm deutlich spürbar – das Gefühl, unbedingt mal aufs Klo zu müssen –, aber nur innerhalb der Welle. Daher ist es wohl nur das Köpfchen, das schon darauf drückt.

– Nun kommt auch die zweite Hebamme, ein Zeichen, dass die Geburt bald bevorsteht. Ich wechsle in den knienden Vierfüßer und halte mich am Wannenrand fest. Sofort wird der Drang, zu schieben übermächtig. Ich muss einfach mitdrücken und tönen. Ein wenig Stuhl wird dabei auch herausgedrückt. Maximal zwei Wellen später spüre ich auch schon das Köpfchen im Geburtskanal, dann am Scheidenausgang. Ich merke richtig, wie es runterrutscht. Die Fruchtblase platzt mit einem spürbaren Plopp, ich melde es der Hebamme.

– Eine Welle später wird das Köpfchen geboren. Ich kann es aus meiner Position nicht sehen und will auch nicht den Wannenrand loslassen, um es zu fühlen. Aber ich weiß ja, schon mit der nächsten Welle ist es geschafft. Und wirklich, der Körper flutscht mit Hilfe der Hebamme hinterher und ich darf mein Baby aus dem Wasser heben und direkt auf meine Brust legen. Ein kleines, glitschiges Etwas mit noch leicht bläulicher Haut. Erst regt es sich nicht viel, aber nach einigen Sekunden kommt dann der erste kurze Schrei und die Haut wird rosiger. Wir schauen uns an und ich bin so glücklich, dass ich wieder eine so tolle, komplikationslose Geburt erleben durfte, und auch erleichtert, dass die anstrengende letzte Phase diesmal so schnell ging. Wir sind gerade einmal seit einer Dreiviertelstunde im Geburtshaus.

– Wir steigen dann zügig aus dem Wasser, noch immer verbunden durch die noch pulsierende Nabelschnur, und kuscheln uns ins Bett. Dort wird auch die Plazenta geboren, nach nochmaligem Schieben und leichtem Ziehen an der Nabelschnur durch die Hebamme.

– Rückblickend würde ich sagen, dass ich nicht während der gesamten Geburt in tiefer Trance war, aber das war auch nicht mein Anspruch. Für mich ist die mentale Geburtsvorbereitung vor allem deshalb hilfreich, weil sie mir erlaubt hat, ohne Angst und voller Zuversicht in beide Geburten zu gehen. Ich hatte einfach Vertrauen, dass es schon klappen wird und ich es gut meistern werde, egal was kommt. Die Kontraktionen waren zwar gegen Ende heftig, aber immer aushaltbar. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, es nicht mehr allein zu schaffen. Und ich würde sie nicht als schmerzhaft bezeichnen, sondern als extrem starkes Zusammenziehen oder eben einen Druck nach unten. Während der intensivsten Wellen habe ich richtig gespürt, wie sich mein Muttermund aufdehnt. Aber da ich wusste, dass das so sein soll, konnte ich dieses intensive Gefühl annehmen und habe es nicht als Schmerz eingeordnet. Die Technik der tiefen Bauchatmung ist da wirklich Gold wert.

– Mein Mann hat mir wie beim ersten Mal auch sehr gut zur Seite gestanden, er war ja ebenfalls gut vorbereitet. Nur, dass er diesmal noch weniger zu tun hatte. Bei der ersten Geburt waren wir fünf Stunden im Geburtshaus, in denen ich in der Wanne lag und er mir Wasser und Snacks gereicht und meinen Bauch mit warmem Wasser übergossen hat. In der letzten Phase habe ich mich damals an seinem Arm festgeklammert, diesmal hat mir der Wannenrand gereicht. Ich glaube, er war froh darüber, denn die Kraft, die man als Frau da entwickelt, ist schon enorm ;).

– Die Hebammen meinten ebenfalls, diese Geburt sei ein Geschenk für sie alle und waren ganz beseelt. Ich bin mir durchaus bewusst darüber, dass auch viel Glück dabei ist, wenn alles so glatt und reibungslos abläuft und genauso, wie ich es mir gewünscht habe. Allerdings glaube ich, dass auch die Vorbereitung einen großen Anteil hat und bin sehr dankbar, dass es Menschen wie Kristin gibt, die mich in dieser Zeit so bestärkt und begleitet haben.

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