Geburtsbericht von

Anja D.

Geburtsbericht

Am 07. April wurde meine Tochter durch eine selbstbestimmte, friedliche und kraftvolle Geburt zur Welt gebracht. Bevor mein Partner und ich uns für ein Baby entschieden hatten, war für mich u.a. die Geburt, und wie sie von der Gesellschaft und den Medien hauptsächlich vermittelt wird, mit ein Grund, kein Kind zu bekommen. Mit der Zeit und auch durch eine Freundin lernte ich andere Herangehensweisen zum Thema Geburt kennen und war überaus fasziniert. Ich bin überzeugt davon, dass mein angeeignetes Wissen über Geburtsabläufe und meine Vorbereitung mit „Die Friedliche Geburt“ überaus zu dieser angstfreien tollen Erfahrung beigetragen haben. Dafür bin ich sehr dankbar! Aus diesem Grund möchte ich meinen Geburtsbericht teilen:

6. April, ca. 3:30Uhr: Beginn der Wellen

Meine Geburt begann am Morgen des 6. April. Gegen 3:30 Uhr wachte ich wegen periodenartiger Schmerzen im Unterleib auf. Natürlich wusste ich nicht, wie sich Wellen anfühlen, aber ich hatte von eben diesem Vergleich gelesen. Ich ging erst einmal auf die Toilette und legte mich wieder ins Bett. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie regelmäßig auftraten, also startete ich einen Wellentracker, und siehe da, ungefähr alle 10 Minuten kamen Wellen. Ich trackte weiter und versuchte, zwischendurch zu schlafen.

Als um 6:30 Uhr dann der Wecker meines Partners klingelte und er wach wurde, meinte ich nur: „Ich glaube, das Baby möchte heute kommen, aber schlaf ruhig erst einmal weiter.“ Was er natürlich nicht konnte vor Aufregung.
Wir sind dann in Ruhe in den Tag gestartet. Ich habe erst einmal gefrühstückt und geduscht. Während der Wellen konnte ich noch ganz entspannt reden und Dinge tun.

Als ich gegen 8 Uhr auf Toilette ging, sah ich, dass der Schleimpfropf abgegangen war! Das war für mich dann doch ein eindeutiges Zeichen, dass es sich bei den Wellen nicht um Senkwellen handelte, sondern die Geburt losging. Tatsächlich hatte ich auch während der ganzen Schwangerschaft keinerlei Senkwellen.

Gegen 9:45 Uhr rief ich dann die Hebamme an und berichtete. Diese war tiefenentspannt und meinte, ich soll noch Dinge tun, die mir gut tun. Also ließ ich Wasser in die Badewanne und entspannte dort. Die Wellen waren noch nicht wirklich intensiv, ich trackte die Abstände weiterhin nebenbei. In der Badewanne merkte ich dann, dass ich müde wurde und ich beschloss, mich noch hinzulegen, und zwischen den Wellen zu schlafen. Im Nachhinein war das wirklich eine gute Entscheidung, denn ich hatte tatsächlich zu keinem Zeitpunkt der Geburt das Gefühl, nicht mehr zu können oder keine Kraft mehr zu haben.

Bezogen auf die im Kurs empfohlene Atmung: Ich weiß tatsächlich nicht, in welchem Moment ich es feststellte, aber diese funktionierte für mich gar nicht. Sie intensivierte die Welle ungemein und ich dachte nur so „Mh nein, ich suche mir was anderes“ – und habe mich für die Atmung entschieden, die sich in dem Moment gut angefühlt hat. Es war ein scharfes, langes Ausatmen während einer Welle.

Ich lag auf jeden Fall eine Weile auf der Couch und ruhte so vor mich hin. Die Wellen wurden dann mit der Zeit auch immer intensiver. Als ich später aufstand, stellte ich fest, dass die Wellen im Stehen noch intensiver waren als im Liegen und auch öfter kamen. Ich weiß nicht genau, an welchem Punkt ich den (grobzinkigen) Kamm zur Hilfe nahm, aber er verblieb bis zu den Presswellen in meiner linken Hand. Die Idee des Kamms (man kann aber auch einen Igelball o.ä. nehmen) ist, dass man durch den Druck der Zinken einen Gegenreiz zu den Wellen schafft. Für mich hat diese Technik wirklich gut funktioniert.

Der Tag floss dann tatsächlich so dahin und mein Zeitgefühl war quasi nicht mehr vorhanden. Es gelang mir von Anfang an gut, ruhig zu bleiben und mich auf die Wellen einzulassen, auch weil einem als Erstgebärende oft gesagt wird, dass es eher länger dauert. Diese Gelassenheit und Zuversicht hätte ich durch den Kurs und das erworbene Wissen rund um Geburt sicherlich nicht gehabt!

Gegen 18 Uhr wollte ich mich aus der stehenden Position in die liegende begeben. Dies war jedoch mit einer intensiven Welle verbunden, von der mir übel wurde und ich mich übergeben musste. Ich wusste jedoch, dass dies nicht ungewöhnlich ist für den Geburtsprozess und habe versucht, mich nicht dagegen zu wehren – Stichwort Hingabe. Mein Partner wurde unruhig und rief die Hebamme an, weil er sah, dass alles nun intensiver wurde und wir eventuell langsam ins Geburtshaus fahren sollten.

6. April, ca. 20:15 Uhr: Fahrt ins Geburtshaus

Gegen 20:15 Uhr begaben wir uns dann ins Geburtshaus, da die Wellen im Stehen sehr intensiv waren und ca. alle 4 Minuten kamen. Im Stehen waren die Welle wesentlich intensiver als im Liegen, sodass der Weg zum Auto sehr unangenehm war. Im Auto musste ich mich dann auch direkt wieder übergeben. In weiser Voraussicht hatten wir aber einen Beutel dabei.

Im Geburtshaus angekommen, begab ich mich ins Geburtszimmer, setzte mich angelehnt aufs Bett und startete die Meditation für die Eröffnungsphase. Eine meiner größten Herausforderungen war es, tatsächlich im Trancezustand zu bleiben, denn – trotz Unwahrscheinlichkeit – befand sich im zweiten Raum eine andere Gebärende. Obwohl uns mehr als zwei Wände trennten, drangen ihre wirklich angsteinflößenden Schreie auch in unseren Raum.

Zuerst wollte ich einen Kopfhörer rausnehmen, damit ich meine Hebamme und meinen Partner besser hören kann. Aber die Schreie der anderen Gebärenden waren einfach so krass, dass ich mich schnell dazu entschloss, beide Kopfhörer in den Ohren zu haben. Teilweise hörte ich die Schreie auch an ruhigen Momenten während der Meditation durch die Kopfhörer. Dank der Meditation gelang es mir aber, bei mir zu bleiben und mich auf meine Wellen und meinen Geburtsvorgang zu konzentrieren!

Nachdem ich eine Weile auf dem Bett meine Wellen veratmete, schlug meine Hebamme vor, dass ich in die Wanne gehe. Das Wasser war sehr angenehm und auch hier verbrachte ich einige Zeit. Wieviel genau weiß ich tatsächlich nicht, denn ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Mein Partner war die ganze Zeit neben mir und bei jeder Welle griff ich nach seiner Hand und drückte meinen Kamm in der anderen. Nach der Wanne begab ich mich erneut aufs Bett neben meinen Partner. Ich weiß nicht mehr genau ab welchem Punkt, aber ich meine, dass ich in der Wanne aufgrund der Intensität der Wellen angefangen habe zusätzlich zum intensiven Ausatmen, zu tönen.

Nun verbrachte ich noch etwas Zeit auf dem Bett. In dieser Position, halb liegend angelehnt an meinen Partner, hatte ich dann eine überaus intensive Welle mit leichtem Druck im unteren Rücken.

7. April, ca. 1:15 Uhr: Beginn der Presswellen

Meine Hebamme merkte, dass die Wellen intensiver wurden und schlug vor, dass ich nochmal auf Toilette gehe und dann in die Wanne. Ich stimmte zu, da ich wusste, dass es hilfreich fürs Loslassen ist, wenn man sich auf der Toilette befindet. Als ich aufstand und meine Arme um meinen Partner hatte, kam die nächste Welle, die mit starkem Druck und tatsächlich Pressdrang einherging. Ich wusste also, dass ich nun in der Austrittsphase war. Auf Toilette angekommen, bat ich meine Geburtshelfer*innen um ein stabiles Kissen zum Abstützen. Dies stellte ich vor mich, um mich während der Presswelle darauf abstützen zu können. Mein Partner wechselte zur Meditation für die Austrittsphase.

Doch ehrlich gesagt, bekam ich davon nicht mehr allzu viel mit. Die Presswellen haben meinen Körper übernommen und ich gab mich dem körperlichen Vorgang hin, ähnlich wie beim Übergeben. Dann kam mir die tolle Idee, zu fühlen, ob ich schon etwas im Geburtskanal merken kann. Und tatsächlich, nach einer Zeigefingerlänge spürte ich etwas schleimiges und meinte zu meinem Partner, dass ich glaube, den Kopf zu fühlen. Ich kann jeder Gebärenden nur ans Herz legen, in dieser Geburtsphase nachzufühlen. Es ist ein unglaublich bekräftigendes Gefühl!

Nach einigen Presswellen half mir dann meine Hebamme in die Badewanne. Dort kniete ich zunächst und stützte mich auf meinem Partner außerhalb der Wanne ab. Meine Hebamme schlug vor, mich lieber auf meine Beine zu setzen und dies tat ich. Als ich erneut mit meinem Finger nachfühlte, war der Kopf nur noch eine Fingerspitze vom Ausgang entfernt! Da ich vom sogenannten „Ring of Fire“ wusste, welcher das brennende Gefühl ist, das durch die Spannung der Vulva beim Durchtritt des Kopfes entsteht, bemerkte ich eben dieses Spannungsgefühl. Doch tatsächlich war es bei mir nicht sonderlich intensiv.

Mit der nächsten Presswelle kam dann auch der Kopf und die Hebammen (mittlerweile war eine Zweite anwesend) freuten sich: „Der Kopf ist da!“ Und auch in diesem Moment fühlte ich nach und spürte mit meiner Hand einen weichen haarigen Hinterkopf. Wenige Sekunden später kam mit dem nächsten Pressen der Rest des Körpers – mittlerweile war es 2 Uhr – hinterher geflutscht. Die Hebamme entfernte rasch die Nabelschnur um den Hals und legte mir das Baby direkt auf die Brust!

Eine Wassergeburt, genau wie ich es mir visualisiert hatte! Da sich das Wasser rasch rot färbte und die Hebammen sicher gehen wollten, dass ich nicht zu viel Blut verloren habe, halfen sie mir direkt auf und brachte mich zum Bett. Die Blutung kam tatsächlich von der bereits gelösten Plazenta, welche ich mit wenig Aufwand schließlich auch rausschob. Nun konnten wir uns auf dem Bett in Ruhe unser Baby anschauen. Was für eine irre Erfahrung!

Ich kann nun wirklich behaupten, eine selbstbestimmte und kraftvolle Geburt erlebt zu haben. Das Erlebte kam meiner visualisierten Traumgeburt unglaublich nah! Für diese Erfahrung bin ich Kristin und ihrem Team überaus dankbar und kann jeder Schwangeren nur empfehlen, sich mit dieser Methode auf die Geburt vorzubereiten.

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