Geburtsbericht von

Anna

Am 17. März dieses Jahres habe ich meine dritte Tochter geboren. Diese Geburt war das selbstbestimmteste Erlebnis, an das ich mich erinnern kann.

Meine erste Tochter kam 2016 zur Welt. Die Geburt würde ich als interventionsreich und für mich traumatisierend beschreiben. Sie endete in einem sekundären Kaiserschnitt. Nach der Geburt habe ich viele Wochen und Monate intensiv das Erlebte rekapituliert und verarbeitet und mich intensiv mit dem physiologischen Prozess der Geburt beschäftigt.

Als ich nach einem Jahr überraschend schnell wieder schwanger wurde, suchte ich mir eine Hausgeburtshebamme für die Vorsorge, die Geburt und Betreuung im Wochenbett. Während der gesamten Schwangerschaft fühlte ich mich gut aufgehoben und voll guter Hoffnung. Ich freute mich darauf, eine zweite Geburt erleben zu dürfen. Während meiner Schwangerschaft beschäftigte ich mich auch mit dem Konzept des Hypnobirthings, konnte mich aber mit den mir zur Verfügung stehenden Informationen nicht so recht darauf einlassen. Als meine zweite Tochter im September 2018 sich auf den Weg zu uns machte, erlebte ich eine intensive und lange Geburt. Leider musste die Hausgeburt abgebrochen werden, da es in der Austrittsperiode nicht voranging. Letztendlich kam auch sie per Kaiserschnitt in einem Krankenhaus zur Welt.
Mit dieser Geburt konnte ich dennoch schon etwas mehr Frieden schließen, denn ich war zu jeder Zeit ganz klar und bestimmte selbst, was man wie passierte. Gleichzeitig überkam ich eine gewaltige Traurigkeit, als ich realisierte, dass auch dieses Kind nicht spontan geboren wird. Bereits während dieser Geburt machte ich die seltsame Erfahrung, dass für mich die urgewaltigen Presswehen, die mich über Stunden begleiteten, nicht schmerzhaft waren. Ganz anders erlebte ich sie als die durch wehenfördernde Mittel hervorgerufenen Wehen meiner ersten Geburt.

Als ich durch Zufall nach dieser Geburt den Podcast der friedlichen Geburt hörte, fühlte ich mich zum ersten Mal verstanden und dachte: “Ja, genau das ist es, was ich erlebt habe.” Ich hörte mich durch alle Folgen und alles klang für mich so logisch und sinnvoll, dass ich beschloss, sollten wir ein drittes Kind bekommen, ich mich unbedingt mit dieser Methode vorbereiten würde.

Nach einer sehr anstrengenden Zeit mit zwei sehr kleinen Kindern dauerte es eine Weile bis wir uns trauten, den Wunsch nach einem dritten Kind zu realisieren. Im letzten Sommer machte sich dann unser drittes Baby auf den Weg zu uns. Von Beginn dieser Schwangerschaft beschäftige ich mit den verschiedenen Möglichkeiten, dieses Baby auf die Welt zu bringen.

Eine spontane Geburt zu versuchen oder zumindest den Beginn spontaner Geburtswehen nach zwei Kaiserschnitten abzuwarten, wird nicht in vielen Kliniken unterstützt. Ich suchte mir für die Vorsorge eine erfahrene Hausgeburtshebamme, die mich zumindest in meinem Wunsch bestärkte, wenn auch nicht die Geburt direkt selber begleiten konnte. Als das erste Drittel, in dem mich viel Müdigkeit und Übelkeit plagten, zu Ende war, begann ich, den Kurs zu machen. Von Anfang an taten mir die Hypnosen im Alltag unglaublich gut.
Die größte Herausforderung während der Schwangerschaft war es für mich, die spontane Geburt als möglich im Auge zu behalten, ohne mich dabei darauf zu versteifen, dass es geschehen müsste und gleichzeitig genug Mut aufzubringen, den Weg weiterzugehen.

Ich sprach mit verschiedenen Kliniken, die dafür bekannt waren, spontane Geburten nach Kaiserschnitten zu unterstützen. Die Karten spielten nicht wirklich in meine Taschen, auch hier wurde immer wieder erwähnt, dass man ungern über den Termin gehen würde (meine beiden Töchter waren jeweils in der 42 Woche geboren) und dass man auch nicht gern ein zu großes Kind tolerieren würde. Auch hier waren meine beiden ersten nicht unbedingt als Leichtgewichte zu bezeichnen. Und da war es immer wieder sehr angenehm und unterstützend, mich regelmäßig in meine Hypnosen zurückzuziehen und meine Traumgeburt zu visualisieren, die belastenden Gefühle ausströmen zu lassen, meinen Partner mit einbeziehen zu können und mir Zeit für mich und dieses dritte Kind zu nehmen.

Dann kam alles ganz anders. Eines Tages, ich war gerade bei 33 + 4, sprang ohne größere Vorzeichen meine Fruchtblase. Mit viel Angst wurde ich in eine Klinik mit Level 1-Zentrum gebracht, die ich mir nie als Geburtsort ausgesucht hätte, da gerade hier geplante Sectios auf der Tagesordnung standen. Nachdem mein Kind nachweislich gesund und munter und vor allem schon als relativ groß geschätzt wurde, beruhigte ich mich langsam und konnte mithilfe der Hypnosen meine Gedanken sortieren. Das tat so gut.

Gleichzeitig war es eine sehr schwierige Situation für mich und meine Familie: getrennt von meinem Mann und meinen beiden großen Kindern, ohne dass einer von uns wusste, wie lange das nun gehen sollte. Bereits nach drei Tagen, als die Lungenreife abgeschlossen und der Wehenhemmer abgesetzt war, begannen in der Nacht die Geburtswehen. Bereits am Tag hatte ich auf den Kontroll-CTG kleinere Wellen bemerkt und mich mental darauf eingestellt, dass dieses Kind nicht mehr viel länger warten wollen würde.

Als mir die Nachtschwester um 1 Uhr meine Antibiose anhing, fragte sie noch, ob ich bereits Kontraktionen gespürt hätte. Ich verneinte, merkte dann aber, dass ich doch im Halbschlaf ein-, zweimal ein Ziehen verspürt hatte. Nachdem sie gegangen war, kam dieses Ziehen wieder und ich schaute nach dem dritten Mal auf die Uhr und stoppte die Abstände: 18 Minuten, 20 Minuten. Ich merkte, dass ich nicht mehr schlafen konnte und machte mir die Hypnose für die Eröffnungsphase an. Kristins Stimme begleitete mich nun in meinem dunklen Krankenhauszimmer, indem ich Gott sei Dank alleine war, durch die Wellen und die Wellenpausen.

Ich war ganz bei mir und kniete auf meinem Bett und stellte mir vor wie mein Kind durch den rötlich-goldenen Strudel nach außen treten würde. Die Atmung, die ich in der Schwangerschaft zwar geübt, aber nicht als besonders angenehm empfunden hatte, half mir vor allem, die Welle auf dem Zenit als unglaublich schönes intensives Gefühl wahrzunehmen und ich konnte regelrecht spüren, wie mein Muttermund sich Stück für Stück bereit machte, das Kind in die Welt hinaus zu entlassen. Gleichzeitig war ich die ganze Zeit doch in meinem Kopf, da es zum einen galt, nicht zu früh im Kreißsaal Bescheid zu sagen, da man mir wahrscheinlich nicht viel Zeit gelassen hätte, wenn die Geburt doch länger dauerte und zum anderen doch noch rechtzeitig meinen Mann anrufen zu lassen, damit er nicht zu spät käme.

Nachdem ich die ersten drei Wehen im Fünf-Minuten Abstand gemessen hatte, klingelte ich nach der Nachtschwester, die mich nach einem kurzen Telefonat in den Kreißsaal schickte. Bereits auf dem Weg dorthin merkte ich, wie intensiv das Gefühl wurde und musste immer wieder auf dem Krankenhausflur pausieren und meine Wellen zu veratmen. Und es war so gut. Im Ohr hatte ich immer noch einen Kopfhörer mit Kristins Stimme, nahm sie aber bald nicht mehr wahr.

Im Arztzimmer angekommen, wollte die diensthabende Gynäkologin mich noch einmal untersuchen und stellte fest, dass mein Muttermund bereits zwei bis drei Zentimeter geöffnet war. Dann sagte sie, dass man ja dann wie geplant jetzt die Sectio machen könnte, ich hätte ja schon zwei gehabt. Ich protestierte laut während einer Wehe und fragte, warum man das tun würde, ich hätte das mit der leitenden Oberärztin am Vortag anders besprochen. Sie wäre einverstanden gewesen, solange es dem Kind gut ginge, den spontanen Geburtsverlauf erst einmal abzuwarten. In diesem Moment wechselten die Kompetenzen und die diensthabende Hebamme stellte sich freudestrahlend (ich glaube, sie hat sich sogar kurz die Hände gerieben) an meine Seite und sagte: “Wunderbar, dann gehen wir jetzt in den Kreißsaal.” Sie stellte sich mir vor und fragte, ob sie mich duzen dürfte und begleitete mich untergehakt in den Kreißsaal. Mich hatte die Aussage der Gynäkologin, dass der Muttermund erst zwei bis drei Zentimeter offen sei, doch sehr verunsichert, da ich bereits zitterte und mich eher nach Übergangsphase fühlte. Daher fragte ich die Hebamme noch, wieso bei zwei bis drei Zentimeter das jetzt so stark drücken wurde und bekam kurz Angst, da ich mir unsicher war, wie lange ich das noch aushalten sollte.

In Hypnose war ich zu diesem Zeitpunkt sicher nicht. Ich hatte kurz davor noch darum gebeten, dass mein Mann angerufen wird, da ich mich bereits nicht mehr in der Lage fühlte, das Telefonat selber durchzuführen. Die Hebamme sagte nur: “Ich glaube, dein Kind kommt jetzt. Meinst du es ist ok, wenn dein Mann es nicht mehr schafft?”. Antworten konnte ich auf diese Frage nicht mehr. Sie untersuchte mich kurz und stellte fest, dass der Muttermund vollständig eröffnet war und der Kopf bereits auf dem Beckenboden stand. Ich durfte dem wahnsinnig starken Druck nachgeben und schob mein Kind durch mein Becken.

Ungläubig fragte ich, ob das nun wirklich gerade passierte und dieses Kind wirklich jetzt geboren wird. “Fühl doch mal!” Und ich fühlte vorsichtig den Kopf meines Kindes zwischen meinen Beinen. Das war unglaublich motivierend und ich lies meinen Körper alle Kraft aufbringen, die er brauchte, um dieses Kind zu gebären. Eine Wehe später war der Kopf geboren, eine weitere das ganze Kind und ich nahm mein Baby sofort zu mir und weinte vor Glück. Ich sah, dass wir nun eine dritte Tochter hatten und bedankt mich bei ihr, dass sie so stark mitgemacht hatte. Ich glaube, wir waren nicht mal 10 Minuten im Kreißsaal. Der hatte sich inzwischen gefüllt, und alle gratulierten mir zur Geburt. Meiner Tochter ging es wunderbar, sie wurde kurz von den Kinderärzten versorgt und durfte dann wieder auf meinen Bauch. Ich hatte keinerlei Geburtsverletzungen.

Mein Mann kam tatsächlich zu spät. Als er den Kreißsaal betrat, wurde er beglückwünscht und schaute verwundert auf das Baby auf meinem Bauch. Auch er freute sich so sehr über seine dritte Tochter und über mich und über die Geburt. “Hast du das gemacht?” fragte er ungläubig lächelnd und nahm mich fest in die Arme. Das war ein sehr schöner Moment für uns beide, denn auch mein Mann hat die Geburten seiner ersten beiden Töchter intensiv miterlebt und vor allen Dingen auch meine Traurigkeit und Verzweiflung nach den Geburten über deren Verlauf.

Leider musste meine Tochter aufgrund der Frühgeburtlichkeit dann noch auf die Früchenstation. Ich gab ihr einen Kuss und versprach ihr, dass ich die ganze Zeit in Gedanken bei ihr sein würde. Ich glaube irgendwie, das hat sie gespürt. Anders als bei meinen ersten Geburten konnte ich aufstehen, mich duschen und war einfach voller Glücksgefühle.

Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich mit meinem Kind auf der Neonatologie. Bereits am ersten Tag konnte sie von der Intensivstation verlegt werden und ich ein Bett direkt neben ihr beziehen. Trotzdem waren die nächsten zwei Wochen sehr schwer, viele Untersuchungen, Unsicherheiten und Sorgen um das Kind, Sehnsucht nach Hause und statt sie stillen zu können, hatte ich nun erstmal ein Flaschenkind mit Magensonde und ohne Ende Blaulichttherapie wegen der Gelbsucht.

Immer wieder konnte ich durch die Hypnosen im Wochenbett zumindest ein bisschen Erleichterung finden. Meine Hebamme kam nach meiner Entlassung alle zwei bis drei Tage zu Wochenbettbesuchen in die Klinik und half mir, mit viel Zuversicht durch diese schweren Tage.

Inzwischen ist mein Baby 5 Monate alt, sie entwickelt sich prächtig, ist voll gestillt und macht uns allen große Freunde. Wir sind irgendwie komplett. Auch wenn ich die Geburt nicht in Hypnose erlebt habe, so war die Vorbereitung mit der friedlichen Geburt doch eine große Unterstützung in meinem besonderen Fall. Das ich tatsächlich eine spontane Geburt erleben durfte, trägt mich bis heute und macht mich unendlich dankbar. Ich wünsche jeder Frau, dass sie so eine kraftvolle Geburt erleben kann. Egal, ob durch den Bauch oder spontan.

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