Geburtsbericht von

Anna H.

Liebe Kristin und liebes Team von Die Friedliche Geburt,

hiermit sende ich euch einen Geburtsbericht aus Abu Dhabi. Unser zweiter Sohn L. ist Dank euch am 5. April 2023 schmerzfrei in einer eingeleiteten und schnellen Geburt zur Welt gekommen. Was mir besonders auffiel, war, dass ich eine halbe Stunde vor der Geburt von L. annahm, dass ich nicht mehr in den Wehen lag. Die Wellen/Wehen waren zwar intensiv, aber durch die Hypnose kamen sie mir super produktiv und überhaupt nicht schmerzhaft vor. Außerdem erschienen mir die Abstände zwischen den Wehen immens. Zudem war ich der Annahme, dass ich nicht wirklich in Hypnose war.

Im nächsten Abschnitt beschreibe ich den zeitlichen Verlauf noch einmal genau, und erkläre dann am Ende noch, was mich am Ablauf der ersten Geburt gestört hat und zur Vorbereitung mit Die Friedliche Geburt motiviert hat.

Die Geburt wurde mit Propess (einer Art Tampon) bei 40 Wochen und einem Tag eingeleitet. Mein Mann und ich waren in einem Krankenhauszimmer zu zweit und haben Filme geschaut und eine Videonachricht für unseren älteren Sohn aufgenommen. Wir waren also noch nicht im Kreißsaal, sondern in einem normalen Krankenhauszimmer. Fünf Stunden nach dem Einsetzen des Propess, etwa um 11 Uhr Abends, habe ich meinen Mann gebeten, die Wehen, bzw. Wellen zu messen. Sie dauerten etwa 30 Sekunden bis eine Minute und traten etwa alle zwei Minuten auf, also etwa vier Wehen in zehn Minuten. Ich hatte ihn gebeten, mir keine Messwerte wie Wehenabstände oder Muttermundbefunde zu nennen, aber er gab der Hebamme schon einmal Bescheid.

Eine halbe Stunde später ist die Fruchtblase geplatzt und das Propess kam mit heraus. Wir entschieden uns zunächst, kein neues einzusetzen und zu hoffen, dass es von hier an “von alleine” weitergeht. Nach dem Platzen der Fruchtblase wurde eine halbe Stunde lang ein CTG aufgezeichnet, und ich erhielt währenddessen eine Antibiotikainfusion, da ich GBS-positiv war. Während des CTG musste ich auf dem Rücken liegen und merkte deutlich, dass ich die Position nicht mochte. Die Wellen waren jedoch dank deiner Atemtechnik und der “Während der Eröffnungsphase”-Hypnose problemlos.

Danach verbrachte ich etwa eine Stunde, von etwa 12 bis 1 Uhr nachts, in der Badewanne. Es war wunderbar, mich im warmen Wasser bewegen zu können, und gleichzeitig ließ ich mir aus dem Wasserhahn ein bisschen kaltes Wasser über die Hände laufen. Die Wellen kamen mir zwar intensiv, aber produktiv und ziemlich kurz vor. Die Abstände zwischen den Wellen schätzte ich auf mindestens zehn Minuten, da das Propess nicht mehr da war, dachte ich wirklich, dass die Geburt zum Stillstand kommen würde. Ich bat meinen Mann, die Wehen nochmals zu messen und gegebenenfalls der Hebamme Bescheid zu geben, bevor die Geburt ganz zum Stillstand kommt. Die Wellen kamen jedoch auch ohne das Propess in zweiminütigen Abständen und dauerten etwa 30 Sekunden, wie er mir später erzählte. Er konnte auch merken, wenn eine Welle kam, da ich dann meine Position und Atmung änderte. Das bemerkte ich selbst nicht bewusst, und dachte, ich müsste ihm den Beginn jeder Welle sagen.

Um 1 Uhr habe ich Bescheid gegeben, dass ich jetzt wirklich in den Kreißsaal wechseln möchte. Die Hebamme sagte leider, dass es dort keine Badewanne gibt und ein permanenter CTG-Schreiber erforderlich ist. Die Vorstellung, auf dem Rücken zu liegen, fand ich einfach schrecklich. Deshalb bat ich darum, alles für eine PDA vorzubereiten. Gegen 1:30 Uhr hat die Hebamme die Öffnung des Muttermunds in der Badewanne gemessen und fand nur etwa 4-5 cm, was ich ziemlich entmutigend fand und mich in meiner Entscheidung zur PDA bestärkte. Ich wollte mich fertig machen, um in den Kreißsaal zu wechseln. Sobald ich jedoch aufgestanden bin, hatte ich plötzlich einen unfassbaren Pressdrang. Das hat mir schreckliche Angst eingejagt, da gerade erst gemessen wurde, dass der Muttermund erst zur Hälfte geöffnet ist. Ich versuchte, nicht zu pressen, und das war eine überwältigende Anstrengung.

Ich schrie meinen Mann an, dass er die Hebamme zurückholen solle. Sie kam mit einem Rollstuhl angelaufen und sagte, ich solle nicht pressen. Wir rannten hinüber zum Kreißsaal und kamen dort gegen 1:45 Uhr an. Die Hebamme und die Krankenschwester sagten mir, dass ich während der Kontraktionen nicht pressen solle. Ich bat erneut um eine PDA und wurde verzweifelt, als ich starken Druck verspürte, aber verboten wurde, ihm nachzugeben. Mein Gedankengang ist mir im Nachhinein unklar, aber ich hatte irgendwie gehofft, durch die Anästhesie besser gegen den Pressdrang ankämpfen zu können. Die Hebamme sagte uns, dass es für eine PDA zu spät sei und dass ich stattdessen auf dem Bett liegen sollte, um das CTG-Monitoring-Gerät anzulegen. Ich weigerte mich, konnte aber durch das Versprechen von Lachgas zur Schmerzlinderung dazu gebracht werden, mich hinzulegen. Als ich jedoch das Lachgas-Mundstück in den Händen hielt, berichtete die Hebamme, dass sie bereits L.s Haare sehen konnte.

Jetzt voller Aufregung ermutigten mich alle, mit aller Kraft zu pressen. Während der nächsten Kontraktion sahen wir den Kopf von L. auftauchen, und mit einem letzten Stoß wurde unser zweiter kleiner Junge um 1:50 Uhr geboren.

Ich war überrascht, wie gut die Geburt verlief, obwohl sie eingeleitet wurde. Bei unserem ersten Sohn hatte ich mit der Einleitung eine eher negative Erfahrung gemacht. Bei dieser zweiten Geburt hatte ich den Eindruck, die Hypnose-Übungen nicht ausreichend geübt und nicht wirklich tief in Hypnose gekommen zu sein. Vor allem in den Wochen vor der Geburt hatte ich Schwierigkeiten, meinen Frieden mit geplanten medizinischen Eingriffen wie der Einleitung zu finden und war emotional aufgewühlt. Ich fühlte mich also nicht wirklich hingebungsvoll und sicher. Bis auf die letzten Wochen war es jedoch eine wirklich schöne Schwangerschaft, und Dank regelmäßigem Üben mit deinen Hypnosen habe ich mich viel früher mit dem Baby verbunden gefühlt.

Wir waren gerade aus der Schweiz nach Abu Dhabi umgezogen und hatten neue Jobs begonnen, als ich mit unserem ersten Sohn schwanger wurde. Bei seiner Geburt war ich mental nicht gut auf die Mutterschaft vorbereitet und meine Gedanken waren bei meinem Job. Die Fruchtblase platzte einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin. Trotz der Anwesenheit einer Doula waren wir sehr schlecht vorbereitet und überrascht, dass wir nicht mehr aus dem Krankenhaus nach Hause durften. Leider setzten keine Wehen ein, und es folgten mehrere Tage mit Antibiotika, erfolglosem Einsetzen von Propess und schließlich intravenösem Oxytocin, einem Wehensturm und einer PDA.

Rückblickend war das gesamte “Einleitungserlebnis” nicht schmerzhaft, aber sehr fremdbestimmt und medizinisch. Ich misstraute danach meinem Körper und es war kein passendes Ende einer wunderschönen und problemlosen Schwangerschaft. Wie oft in deinem Podcast erwähnt, war plötzlich alles nicht mehr physiologisch, sondern pathologisch. Danach konnte ich meinem Körper nur schwer vertrauen, dass er sich gut um das neugeborene Baby kümmern würde.

Insgesamt haben wir damals viel mit den Ärzten diskutiert. Wie Du in Deinem Podcast erwähnst, braucht die Geburt aber einen primitiven Hirnteil und unter dem Gesichtspunkt war das viele Diskutieren wohl nicht zuträglich für den Geburtsbeginn. Ich bat meinen Mann, bei dieser zweiten Geburt keine Zahlen zu nennen, z.B. die Wehen zu messen, aber die Abstände und Dauer für sich zu behalten und den CTG-Monitor leise zu stellen und von mir wegzudrehen.

Neben der besseren Bindung zum Baby war eine meiner Hauptmotivationen zur Vorbereitung mit deinem Kurs, eine gute Routine zur Mentalhygiene mit entweder Meditation oder Hypnose aufzubauen. Ich hatte mich zunächst im englischsprachigen Raum umgesehen, aber leider nichts Passendes gefunden.

Ich hatte keine Ambitionen, eine schmerzfreien Geburt zu haben, und war ein grosser Fan der PDA, welche ich bei der ersten Geburt hatte. Einer der überzeugendsten Punkte von Die Friedliche Geburt war für mich, dass sie einen auch bei Interventionen nicht alleine lässt, und man nicht “durchfällt”, wenn man eine Schmerzmedikation in Anspruch nimmt.

Es hatte mich immer ein bisschen erstaunt, wie viel Energie viele Frauen in die Vorbereitung zur Geburt investieren. Ich habe vor der Geburt unseres ersten Sohnes immer gesagt: “Im Schlimmsten Fall ist die Geburt halt ein nicht so schöner Tag” und wollte mich nicht allzu sehr vorbereiten. Nach der ersten Geburt habe ich jedoch gemerkt, dass mir das Vertrauen in den Körper wirklich gefehlt hatte.

Ich möchte mich hier noch einmal von Herzen für dieses tolle Geburtserlebnis bedanken! Ich habe einer guten Freundin, die bald ihr zweites Kind erwartet, schon von Die Friedliche Geburt erzählt. Ich hoffe, dass ihr mit Hochdruck an einer Englischsprachigen Version arbeitet, damit ich sie hier noch weiter international empfehlen kann.

Beste Grüße, Anna

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