Die etwas andere friedliche Geburt (Achtung ist etwas länger und wegen Komplikationen/ Kaiserschnitt wahrscheinlich eine Triggerwarnung)
Heute Nacht um 0:44 Uhr ist unser kleiner Kämpfer M. (40+2, 3.510g, 52cm) auf die Welt gekommen nach einigen Strapazen auf dem Weg.
Um 8 Uhr morgens haben die ersten Wehen angefangen und ich habe sie erst mit Senkwehen verwechselt, weil ich die auch noch nicht hatte. Vielleicht ging es auch vom einen ins andere über, jedenfalls kamen die Wehen ziemlich unerwartet (war zwei Tage vorher noch beim Frauenarzt und keinerlei Anzeichen) und daher bin ich auch nicht direkt in Hypnose gegangen, sondern hab erstmal noch normal gefrühstückt.
Als die Wehen dann schon alle 3-4 Minuten kamen, sind wir um 11 Uhr ins Krankenhaus gefahren.
Dort hat man bei der Untersuchung festgestellt, dass der MM erst auf 1cm war, wir also nochmal hätten heimfahren können, da ich die Wehen aber schon so Schlag auf Schlag hatte, wollte ich lieber dortbleiben.
Die Wehen kamen dann alle 2-3 Minuten und waren teilweise schon sehr stark, sodass ich es leider nicht richtig geschafft hab, in Hypnose zu kommen. Aber ich war trotzdem die ganze Zeit über entspannt und ganz bei mir. Um 16 Uhr war der MM bei 4-5cm und wir durften in den Kreißsaal wechseln, allerdings waren die Herztöne von unserem Kleinen nicht so gut und um ihm am CTG besser sehen zu können, musste ich mich auf die Seite legen, was die Wehen ungemein unerträglicher gemacht hat.
Irgendwann durfte ich dann wieder auf den Gymnastikball, der mir durch den Gegendruck echt gutgetan hat und dort kam ich zum ersten Mal mit der Hypnose in einen tiefenentspannten Zustand und ich konnte die Wellen super gut veratmen. Nach drei Stunden hat sich jedoch leider gezeigt, dass der MM nach wie vor auf 6cm stand und so musste ich um 20 Uhr wieder aufs Bett, wo sofort sehr heftige MM öffnende Wellen einsetzten. Diese konnte ich wieder sehr schwer veratmen bzw. der Gegendruck im Bauch ist mir deutlich schwerer gefallen. Nichtsdestotrotz war ich nach wie vor, ganz bei mir und konzentriert.
Dann kam leider eine Wende, denn trotz Pressdrang und MM auf 8-9cm ging es nicht voran, der Kleine hatte sich in eine Schieflage gedreht, aus der er nicht mehr rauskam und mit jeder Welle sanken seine Herztöne rapide. Um zu überprüfen, wie sein Stresslevel ist, nahmen die Ärzte Blut aus der Schädeldecke und der Wert war auch hier leider sehr besorgniserregend. Als die Entscheidung hieß, entweder abwarten und weiter schlechte Werte riskieren oder einen Kaiserschnitt einleiten, war für uns schnell klar, dass wir dem Kleinen nicht weiter Stress zufügen wollen und uns gegen Mitternacht, nach ca. 16 Stunden starker Wellen alle 2 Minuten, für den Kaiserschnitt entschieden.
Dann ging alles relativ flott. Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Kleine erstmal auf die Intensivstation in eine Kinderklinik gebracht werden muss und ich ihn nur kurz, in einer Art Brutkasten gesehen habe, bevor sie ihn mitgenommen haben.
Nach nur einem Tag geht es dem Kleinen aber jetzt sehr gut und abgesehen von dem Stress, den er mitmachen musste, wird er wohl keine bleibenden Schäden davontragen.
Jetzt denkt ihr vielleicht, was hat diese Geburt mit friedlich zu tun, die ist doch schlimm ausgegangen und war total traumatisch?!
ABER: das war sie für mich zu keinem Zeitpunkt und ich bin mir sicher, dass lag neben den tollen Hebammen und Ärzteteam, die uns die ganze Zeit so gut unterstützt haben, sowie meinem Partner, der mich die ganze Zeit wie der beste Marathon Trainer angefeuert und mental begleitet hat, vor allem an meiner mentalen stabilen Einstellung durch das Training mit der friedlichen Geburt. Natürlich hätte ich mir eine natürliche Geburt gewünscht und dass wir direkt ein tolles bonding haben, aber ein positives Geburtserlebnis ist vor allem eine Frage der Einstellung und nicht der Dinge, die sich während der Geburt abspielen. Die hat man nämlich nun mal nicht in der Hand.
Ich war immer offen für einen anderen Weg, habe viel Vertrauen in die Hebammen gehabt und bin im Kopf bei mir und meinem Kind geblieben. Selbst als er weg von mir musste, habe ich keine Sekunde an seinem Kämpfergeist gezweifelt und war in Gedanken die ganze Zeit bei ihm. Auch die Hypnose selbst war am Ende gar nicht so Kriegs entscheidend, sondern vielmehr die Konzentration auf meinen Körper und mein Kind, sowie das Urvertrauen in die Natur und die Leute um uns herum.
Ich habe die Geburt dennoch so intensiv und kraftvoll wahrgenommen. Ich war immer „Herrin der Lage“ und habe mich von den Wellen nie übermannt gefühlt, sodass ich trotz allem direkt danach sagen konnte: ich würde es sofort wieder machen.
Seit gestern ist er nun mit mir und dem Papa zusammen im Krankenhaus und wir kuscheln was das Zeug hält, im engen Hautkontakt und er trinkt von der Brust als hätte er nie was anderes getan. Es ist wunderschön und jedes schreien und schnarchen macht uns nur doppelt so glücklich, weil es zeigt, was für ein Kämpfer er ist und wie toll er sich trotz der ganzen Strapazen am Anfang jetzt macht.
Anna K.