Triggerwarnung: Wellensturm
Geburtsbericht unserer kleinen T. vom 26.06.2021
Erstes Kind, 40+1, 50 cm, 2750 g
Ich bin am Anfang der Schwangerschaft auf den Podcast der friedlichen Geburt gestoßen und habe mir tagelang Folge für Folge angehört, bis ich mich in SSW 19 zum Online-Kurs angemeldet habe. Schon der Podcast hat mir die Angst vor einer Geburt genommen und in mir immer mehr die Vorfreude und das Vertrauen in mich geweckt.
Ab acht Wochen vor ET habe ich täglich 1-2 Hypnosen gemacht, vor allem Geburtsvorbereitung Lang und Traumgeburt, vorher habe ich es nicht jeden Tag geschafft. Ab SSW 34 habe ich 1-2 mal die Woche eine Dammmassage und einmal die Woche Schwangerschaftsyoga gemacht und ab SSW 36 fast täglich Himmbeerblättertee getrunken und ein paar Tage lang 4-5 Alibi-Datteln gegessen. Die Louwen Diät hätte ich gerne gemacht, aber den süßen Verlockungen konnte ich selten widerstehen, also schob ich es immer weiter auf, am Ende bis zur nächsten Schwangerschaft.
Schon 3-4 Wochen vor der Geburt hatte ich fast täglich Senkwehen, die sich für mich nach Menstruationskrämpfen anfühlten. Eine gute Übung für die Atmung, dachte ich mir. Ich hatte sowieso immer das Gefühl, dass sich die Kleine eher früher auf den Weg macht. Je näher der ET kam, desto mehr zweifelte ich allerdings an meinem Gefühl. Am Tag vor ET wurden die Wellen stärker und ich war gespannt auf das CTG am nächsten Tag. Die Wellen blieben, aber auf dem CTG war nichts zu erkennen und der Gebärmutterhals hatte sich kaum verkürzt. Also stellte ich mich auf ein paar weitere Tage Warten ein und hoffte, nicht eingeleitet werden zu müssen. Abends gingen ich und mein Freund noch ein Stück spazieren, bevor wir ins Bett sind.
Wir waren gerade eingeschlafen, da wurde ich um 00:30 Uhr wach, als plötzlich ein Schwall Wasser aus mir heraus lief. Ich sprang aus dem Bett und weckte meinen Freund, um mir ein Handtuch zu holen. Es kam viel mehr Fruchtwasser als erwartet, sodass ich in einer großen Pfütze stand. Mein Freund hatte nur das bisschen im Bett gesehen und sagte nach Ablegen des Handtuchs verschlafen, ich könne mich nun wieder hinlegen. Konnte ich natürlich nicht. Stattdessen ging ich duschen und sagte ihm, er könne sich nochmal hinlegen. Das Fruchtwasser ist klar und es dauert sicher noch, da keine Wellen zu spüren sind. Zurück im Bett startete ich die Hypnose „Während der Geburt“ und war voller Vorfreude.
Tatsächlich dauerte es aber keine halbe Stunde, bis ich extrem starke Wellen hatte. Ich konnte es ab der ersten Welle nur noch im Vierfüßlerstand aushalten, so sehr zog sich alles in mir zusammen. Auch ohne die Wellen zu tracken, hatte ich gleich das Gefühl, los ins Krankenhaus zu müssen. Mein Freund packte also doch schnell das Auto nach der Liste, die ich ihm an den Kühlschrank gehängt hatte. Nur Mutterpass und Krankenkassenkarte ließ er liegen. Ich hatte zum Glück schon so eine Ahnung und schaute nochmal nach, denn es lag eine 45-minütige Autofahrt vor uns. Wie angewiesen hatte er den Beifahrersitz in unserem relativ kleinen Auto zurück gelehnt, aber auch dort hielt ich es nur im Vierfüßlerstand aus. Es ging also mit dem Hintern zur Windschutzscheibe gerichtet los in Richtung Krankenhaus. Ich war mittlerweile bei jeder Welle am Tönen und hatte von Anfang bis Ende keine richtigen Wellenpausen, in denen ich mich erholen konnte. Mir lief der Schweiß und ich war schon nach kurzer Zeit pitsch nass, so sehr arbeitete mein Körper. Die Fahrt schien ewig und unterwegs war leider auch noch eine Sperrung, sodass wir fast eine Stunde unterwegs waren. Im Krankenhaus angekommen, sprach mein Freund kurz mit dem Empfang und durfte mich dann gleich hoch zur Hebamme bringen. Ich musste einige Male stehen bleiben, um die Wellen zu verarbeiten. Oben angekommen, folgten für uns beide zwei Corona Tests, einige Fragen und der Bauchgurt fürs CTG. Dabei hatte ich weder einen Kopf für Fragen, noch wollte ich irgendwie angefasst werden. Hier nahm ich auch meine Kopfhörer aus den Ohren. Es ging einfach alles so schnell und intensiv los, dass ich mich kaum auf Kristins ruhige Stimme einlassen konnte. Wir waren auf völlig verschiedenen Ebenen. Mein Freund musste in der Zwischenzeit nochmal runter, um den Papierkram zu regeln.
Wir gingen rüber in den Kreißsaal, wo ich sofort wieder runter auf alle Viere ging. Die Hebamme brachte mir eine weiche Unterlage und mein Freund blieb bei mir am Kopfende. Er versuchte, mich mehrmals an der Hand zu streicheln, ich wehrte aber sofort ab. Keine Berührung. Das machte ihn ziemlich hilflos, denn im Vorbereitungskurs hatte man ihm doch extra gezeigt, wie er mich am besten massieren könne. Beim Betreten des Kreißsaals fragte ich noch nach einer Wanne, da ich hoffte, mich im Wasser etwas entspannen zu können und mir auch sehr gut eine Wassergeburt vorstellen konnte. Die junge Hebamme sagte zu, mir nebenan Wasser einzulassen. Im Nachhinein weiß ich aber nicht, ob sie es wirklich tat, ich landete jedenfalls nicht mehr in der Wanne. Zum Tasten des Muttermundes musste ich nun kurz aufs Bett. Ich war schon bei 8 cm. Ich bin danach gleich wieder runter auf meine Unterlage am Boden. Die Hebamme war sehr nett, war aber alleine und betreute mehrere Patientinnen gleichzeitig. Ihr Telefon klingelte leider sehr oft und immer wieder fragte sie, ob es in Ordnung sei, wenn sie noch kurz ins andere Zimmer wechselte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde, aber ich stimmte zu. Als sie mir einen Zugang legen wollte, sagte ich nur kurz und knapp „Nein“. Die Postkarte, die ich mit Hilfe von Kristins Vorlage fertig gemacht hatte, sowie meine Wunschgeburt-Unterlagen, in denen unter anderem stand, dass ich keinen Zugang möchte, hatte sie in der kurzen Zeit noch nicht bekommen. Auf mein „Nein“ folgte ein „Ok, dann muss ich dir jetzt aber Blut abnehmen“, ich wieder „Nein“. „Dann muss dein Freund bitte einmal unterschreiben, falls etwas passiert.“ Das stresste mich total, also stimmte ich einem Zugang zu. Irgendwann sagte ich zu meinem Freund, ich könne nicht mehr. Ich schätze, das war die Übergangsphase. Er meinte nur, er könne mir leider nicht helfen. Das machte mich kurz etwas wütend, aber er hatte recht, es lag allein an mir und T.
So ganz bekomme ich die Reihenfolge nicht mehr zusammen, die Hebamme fragte immer wieder nach Presswehen und irgendwann hatte ich tatsächlich das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. „Wenn du das Gefühl hast, Groß zu müssen, dann ist es das Baby“ und so war es dann auch. Ich weiß nicht, wie viele Presswehen ich hatte, aber für mich dauerte es sehr lange, bis etwas passierte. Ich schätze ca. eine Stunde, bevor sie da war, sagte die Hebamme, dass ihre Herztöne abfallen und sie sehr gestresst sei. Daher müsse sie jetzt raus. Das stresste auch mich. In der bisher kurzen Zeit hatte sich das Gewebe kaum richtig dehnen können, also schob ich sie mit sehr viel Widerstand raus. Immer wieder dachte ich, bei der nächsten Welle müsste ihr Köpfchen doch mal raus kommen, aber meine Presswehen waren zu kurz, um sie raus schieben zu können. Ich bekam ein Wehenmittel, um länger pressen zu können und irgendwann waren dann endlich Haare zu sehen, dann 1/3 des Kopfes und bald ihr ganzer Kopf. Und dann fiel plötzlich dieses kleine blaue Wesen zwischen meine Beine auf die Matte (04.19 Uhr). Mich überkamen nicht wie erwartet die Tränen, sondern einfach nur Erleichterung, dass der Schmerz von jetzt auf gleich aufhörte.
Die Nabelschnur war relativ kurz, also nahm ich sie in die Hände, um mit ihr aufs Bett zu wechseln. Dort durfte mein Freund sie dann auch bald durchschneiden, damit ich sie auf die Brust nehmen konnte. Der Gynäkologe kam dazu und untersuchte mich, ich hatte einen Damm- und einen Scheidenriss. Das Nähen war (…) wesentlich weniger schlimm, als erwartet. Die Hebamme hatte kurz Sorge, weil T. und auch die Plazenta, die kurze Zeit später mit kurzem „Mitschieben“ raus kam, sehr klein waren. Es war aber alles gut und ich bin froh, dass sie erst jetzt so fleißig zulegt.
Wir blieben noch ca. 3 Stunden im Kreißsaal, bis wir aufs Zimmer wechselten. Die Familienzimmer waren leider alle belegt, aber mein Freund durfte uns die kommenden zwei Tage trotzdem besuchen kommen.
Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich die Geburt unterschätzt. Trotzdem bin ich froh, so positiv und voller Vertrauen gewesen zu sein. Ich hoffe, auch bei einer weiteren Schwangerschaft wieder so viel Vertrauen zu haben, jetzt wo ich weiß, was auf mich zu kommt. Und vielleicht geht es ja auch für mich schmerzloser, denn daran habe ich fest geglaubt. Ich schätze, dass vor allem die Intensität in der Kürze der Zeit mich daran gehindert hat, mich langsam mit der Hypnose und den Wellen einzuspielen.
Auch die Atmung fiel mir sehr schwer umzusetzen. Die Hebamme versuchte, mich immer wieder anzuweisen, in die Welle zu atmen, aber ich hätte am liebsten die Luft angehalten.
Liebe Kristin und Team, ich danke euch sehr für eure wertvolle Arbeit. Vor allem zu wissen, was während der Geburt in meinem Körper passiert, hat mir sehr viel Vertrauen gegeben. Viel zu oft bleibt die mentale Geburtsvorbereitung neben der körperlichen auf der Strecke. Und viel zu oft lassen wir uns von äußeren Einflüssen verunsichern oder verängstigen, anstatt uns zu vertrauen. Ich hoffe, mit meinem Bericht niemandem den Mut zu nehmen. Auch, wenn es nicht ganz so schmerzlos war wie erhofft, glaube ich an eine friedliche Geburt.