Mein Geburtsbericht, München, 13.04.2020
Liebe Kristin,
schon lange habe ich vor, mich einmal in Form meines Geburtsberichts bei dir für deine Unterstützung im Rahmen meiner Schwangerschaft und Geburt zu bedanken. Jetzt, zum 1. Geburtstag meines Sohnes J. und meinem einjährigen Jubiläum als Mama, finde ich es eine gute Gelegenheit, dir zu schreiben.
Ich habe im vergangenen Jahr immer sehr gerne an mein Geburtserlebnis gedacht und davon erzählt und auch jetzt gerade, während ich den Abend vor dem Ereignis vor einem Jahr Revue passieren lasse, erfüllen mich die Gedanken daran mit überwältigender Freude. Es ist so schön, dass diese Gefühle auch heute noch so präsent sind. Ich bin sicher, dass dein Online-Kurs, der Podcast und auch das kurze persönliche Gespräch mit dir ganz viel dazu beigetragen haben. Da ich dich praktisch zu jeder Gelegenheit auf den Ohren hatte, bist du zu einem ganz wesentlichen Teil meiner Schwangerschaft und Geburt geworden. Mir wird immer ganz warm, wenn ich mal wieder auf deiner Seite vorbeischaue und ich höre deinen Podcast auch weiterhin einfach so, zur Entspannung. Vielen Dank an dieser Stelle, ich finde, du machst eine ganz wertvolle, inspirierende und wichtige Arbeit. (…)
Dein Online-Kurs und der Podcast, mit dem ich, etwa bereits im 3. Monat der Schwangerschaft gestartet habe, haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass ich eine sehr entspannte, schöne und voller Vorfreude geprägte Schwangerschaft erleben konnte. Mein Mann betont tatsächlich, dass er mich, entgegen aller Erwartungen, als sehr gelassen empfunden hat. Die Hypnosen sind schnell zu einem regelmäßigen Ritual geworden und bis auf eine kurze Ausnahme, habe ich diese sehr regelmäßig geübt, abends im Bett, bei Spaziergängen, unterwegs in Bus und U-Bahn…ich wollte mich wappnen. Ich war für den 07.04.2019 ausgezählt und als ich kurz vor dem Termin sehr heftige Senkwehen – die ersten, wie ich später wusste, mit der Geburt vergleichbaren Wellen erlebte, haben mir die Hypnosen geholfen, ganz ruhig zu bleiben. Ich habe die Wellen wie sehr heftige Regelschmerzen empfunden, so sollte es auch später, unter Geburt sein.
Nachdem ich in diesen Tagen schon einige Male beim Spazierengehen innehalten musste, so stark waren die Wellen, wurde ich an besagtem Wochenende in der Nacht wach und spürte das erste Mal eine Regelmäßigkeit. Ich hörte deine Meditation und war voller Vorfreude und fühlte mich mit meinem Baby ganz stark verbunden. Und ja, ich habe dieses Körpergefühl genossen. Tatsächlich war ich enttäuscht, als die Wellen nach zwei Stunden abebbten und wenn ich in den nächsten Tagen ein Ziehen spürte, hoffte ich immer, dass es nicht wieder ein Fehlalarm sei. Als dann eine Woche lang gar nichts passierte, verließ mich doch einmal der Mut und ich zweifelte, ob ich die Geburt genauso ruhig angehen können würde. Das war der Moment, als ich dich einmal persönlich kontaktierte und das kurze Telefonat hat mir sofort geholfen, die positive Einstellung und das Urvertrauen in mich und meinen Körper wieder zurück zu gewinnen. Ich übte noch einige Male die Meditation zur „Angstauflösung“ und konnte die Unruhe ablegen, wenngleich natürlich die Ungeduld, wann und wie es losgehen würde, mit jedem Tag anstieg.
Freitags darauf löste sich dann der Schleimpfropf und ich war positiv gestimmt, dass es nun bald von allein losgehen würde. Nach einem gemütlichen Abend mit Freunden machte sich dann in der Nacht zum Sonntag, 14.04.2019, genau eine Woche nach errechnetem Termin, mein kleiner J. auf den Weg. Wie zuvor schon einmal weckte er mich mit ersten Wellen um halb drei in der Nacht. Ich begann sofort, deine Hypnose „Während der Geburt“ zu hören und als ich spürte, dass die Wellen in sehr regelmäßigen Abständen kamen und recht bald schneller und stärker wurden, wusste ich, dass es heute soweit sein würde. Bis ca. 7:00 Uhr morgens blieb ich in Hypnose im Bett (ich schlief schon seit Wochen im zukünftigen Kinderzimmer, um ganz bei mir und dem Baby zu sein) und mich durchflutete ein einzigartiges Gefühl, ja es war ein unbeschreiblich großes, den ganzen Körper einnehmendes Glücksgefühl, gemischt mit positiver Aufregung.
Ich weckte meinen Mann, der uns, wie abgesprochen, telefonisch im Kreißsaal im Münchener Klinikum Schwabing anmeldete. Wir erhielten die Info, noch bis zum Abstand von ca. 3–minütigen Wellen zu warten. Ich legte mich nochmal mit der Hypnose hin, merkte aber da schon, dass der Kontrollmensch in mir ganz arg die Oberhand gewinnen wollte. Ich war total hibbelig und hatte Mühe, einfach nur bei mir zu bleiben. Ich ging tatsächlich noch duschen und Haare waschen – eine völlig überflüssige Aktion. Gegen 11:00 Uhr hatte ich dann schon Wellen von einer Heftigkeit, dass ich auf allen Vieren mit dem Fön durch den Flur krabbelte. Und rückblickend glaube ich, war das der Moment, in dem ich alle meine Hypnose-Vorsätze über den Haufen geworfen habe. Ich fand es viel zu spannend und „dringend notwendig“, meinem Mann zu erzählen, was gerade passierte. Natürlich war ich damit erstmal raus aus der Hypnose.
Die Fahrt zum Klinikum war zum Glück sehr kurz, und ich bin froh, trotz „Hypnose für unterwegs“, nicht länger als fünf Minuten unter starken Wehen in unserem VW-Bus durchgeschaukelt worden zu sein. Das Aufnahmeprozedere in der Klinik lief gut ab, mein Mann und ich waren aber beide so aufgeregt, dass wir uns einfach überhaupt nicht an unsere, besser gesagt meine, Vorhaben hielten (Noise-Cancelling-Kopfhörer auf, nicht sprechen, kein Smalltalk). Wie sind beide sehr kommunikative Menschen und es fühlte sich irgendwie natürlich an, gemeinsam zu lachen, zu leiden und uns auszutauschen. Im Wehenzimmer legte ich dann trotzdem wieder die Hypnose auf und war zuversichtlich, als das erste Abtasten mit Meditation im Ohr auch völlig schmerzfrei ablief und alle Zeichen auf „Geburt“ standen.
Ich denke, ich hätte die Kurve nochmal bekommen können, wenn ich nicht dem Rat der kurz vorm Schichtwechsel stehenden Hebamme gefolgt wäre, noch eine Weile spazieren zu gehen, um die letzten Zentimeter Muttermundöffnung zu schaffen. Ein großer Fehler. Obwohl ich die „Hypnose für unterwegs“ im Ohr hatte, überrollten die Wellen mich im wahrsten Sinne des Wortes mit einer unerwarteten Heftigkeit. Draußen zu sein, es war frisch und windig und es war einiges los im Innenhof des Klinikums, war mir sehr unangenehm. Irgendwie schutzlos. Ich nahm die Bewegungen meines Körpers plötzlich als unerträglich schmerzhaft war und schaffte es gerade noch selbst zurück zur Station…dafür mit guten 8 cm und wurde direkt in den Kreißsaal aufgenommen. Ich erinnere mich noch gut an diesen Moment, weil ich im Wehenzimmer laut darüber nachdachte, ob ich nicht doch eine PDA wolle…andererseits war ich ehrgeizig (ich weiß, das klingt hier unpassend), es alleine zu schaffen, außerdem wollte ich auch wissen, wie sich die Geburt denn nun anfühlen würde. Mein Mann und ich waren entscheidungsunfähig.
Aber ich hatte großes Glück mit der Hebamme, die mich ab jetzt betreute. Helena, eine positiv gestimmte, enthusiastische junge Frau, die meine knappe Wunschliste gelesen hatte und irgendwie wusste, was das Passende für mich sein könnte. Ohne ihre Motivation und positive Energie hätte ich es vielleicht nicht bis zum Ende geschafft. Sie beruhigte mich und schlug vor, dass ich jetzt in die Wanne gehen könne (ein Riesen-Glück, dass ich den Kreißsaal mit der einzigen Badewanne hatte) und ich mich auch später noch für eine PDA entscheiden könnte. Aber, meinte sie, ich sei der „Badewannentyp“ und dass mir das bestimmt guttäte. Sie sorgte mit gedimmtem Licht und Lavendelduft im Badewasser für eine angenehme Atmosphäre und ich versuchte, in der Wanne wieder in die Hypnose zu finden. Nach zwei Stunden im Bad, die ich mit bewusstem Atmen und später auch leisem Summen verbracht hatte, spürte ich gegen 17:00 Uhr einen so heftigen Pressdrang – die Fruchtblase war immer noch nicht aufgegangen – dass ich nicht mehr ein noch aus wusste. Ich war die meiste Zeit mit meinem Mann allein im Raum. Ich hatte die Hypnose noch in einem Ohr mitlaufen. D. goss mir immer wieder kaltes Wasser über die Stirn, ansonsten verbrachte ich die Zeit in einem seltsamen Dämmerzustand. Die Wellen waren nur noch mit viel Konzentration aushaltbar. Hier ist die eigentlich einzig blöde Sache passiert…die Hebamme tastete mich unter einer starken Wehe ab, obwohl ich mir eigentlich vorher vorgenommen hatte, das nicht zuzulassen. Der Schmerz war enorm. Mich überrollte die Panik…wie heftig würde es noch werden, wie lange würde es noch dauern…? Die Hebamme konnte mich zum Glück schnell beruhigen und ich versuchte wieder, in die Konzentration zu kommen. Auf ihre Empfehlung hin – mein Mann hatte den Raum zwischenzeitlich zum Durchatmen verlassen und ich hielt es auch für das Beste, ihr zu vertrauen, wechselten wir gegen 17:30 Uhr auf das Geburtsbett. Ich musste immer wieder innehalten, wenn eine Welle heranrollte. Unter heftigen Presswehen probierte ich noch alle möglichen Geburtspositionen aus, um dann festzustellen, dass es halb sitzend halb liegend unter Einsatz aller Mittel zum Abstützen am besten funktionierte. Und da konnte ich nicht anders, als einfach loszulassen. Obwohl ich zuvor so überzeugt war, eine leise Geburt zu haben (ich bekomme beim Yoga nur mit Mühe das Ooohm über die Lippen), musste ich unter den Presswehen doch richtig laut fluchen. Nach jeder Welle entschuldigte ich mich. Mein Mann bezeichnet es heute als „bemerkenswert“ und ich finde, dass die Endphase eher einer Sportveranstaltung glich, so hat meine Hebamme mich zu „Höchstleistungen“ angefeuert. Das war tatsächlich nicht das Ambiente, dass ich mir für eine Geburt in Hypnose vorgestellt hatte, aber in dem Moment fühlte es sich als die einzige Möglichkeit an, die notwendige Power aufzubringen. Was mich besonders freute, war das positive Feedback, dass ich von Helena und den anderen Hebammen erhielt, wie gut meine Geburt liefe und wie gut ich alles machen würde. Mir wurde hinterher mehrmals gesagt, dass ein solcher Ablauf bei einer Erstgebärenden die Ausnahme sei. Ich bin einfach überzeugt, dass auch dies das Resultat der mentalen Vorbereitung war. Unter Einsatz eines Wehenhormons in den letzten Minuten kam dann um 18:25 Uhr unser J. mitsamt Fruchtwasser auf die Welt „geschossen“. Ohne Eingriffe und ohne Geburtsverletzungen und so, wie es sich die Natur gedacht hat. Ich war so überwältigt, dass ich heute immer noch nicht weiß, wie ich diesen Moment in Worte fassen kann. Ich weiß aber, dass ich unendlich dankbar bin, die Geburt in ihrer Gänze, unverfälscht und wahrhaftig erlebt zu haben. Dies wäre ohne die Zuversicht und Offenheit, die ich mit Hilfe deiner Arbeit aufgebaut habe, niemals möglich gewesen. Danke, liebe Kristin!