Geburtsbericht A., 11. März 2024
Es war Freitag, der 8. März. Nach einer intensiven Woche mit Übergaben an meine Stellvertretung bei der Arbeit, fuhr ich nach hause und freute mich auf mindestens noch zwei ruhige Wochen vor der Geburt unseres Sohnes. Der errechnete Geburtstermin war erst am 27. März. Bei unserer Tochter F. ging es zwei Jahre zuvor super auf. Ich hörte auf zu arbeiten, hatte zwei Wochen Pause und sie kam dann 2 Tage vor dem ET, was perfekt war – so kam ich gar nie in den Wartemodus. Ich bin eine eher ungeduldige Person und war sehr froh, dass ich nicht übertragen und warten musste.
Wie damals bei F. hatte ich bei A. keinerlei Vorwehen – einzig ab und zu einen harten Bauch, aber das schon seit einiger Zeit und das schien mir auch nicht verwunderlich, zumal man halt bereits ein Kind betreuen muss und auch bei der Arbeit nicht gerade wenig lief. Das war aber überhaupt nicht weiter schlimm, da er immer nach kurzer Zeit wieder weich wurde und sonst hatte ich keinerlei Anzeichen, dass die Geburt bevorstand. Ich freute mich auf die Zeit bis zur Geburt und wollte auch noch etwas regelmäßiger meine Hypnose der «Friedlichen Geburt» üben. Während der zweiten Schwangerschaft hatte ich deutlich weniger geübt – einerseits weil ich weniger Zeit hatte, mich abends nach der Arbeit weniger aufraffen konnte und auch, weil ich den Trancezustand von der ersten Schwangerschaft her noch kannte und ziemlich schnell wieder darin abtauchen konnte.
Am Sonntag, 10. März wachte ich an einem sehr regnerischen Tag auf und bemerkte beim morgendlichen Toilettengang ein paar wässrige Tropfen auf dem Badezimmerboden neben dem WC, die ich verloren haben musste, bevor ich mich auf die Toilette setzte. Eigentlich war mir sofort klar, dass es kein Urin war (ich untersuchte sie mit den Fingern und die Konsistenz schien mir ebenalls anders) und doch schob ich jegliche Gedanken an Fruchtwasser oder ähnlich beiseite. Bis zum ET waren es ja noch 2,5 Wochen.
Bisher hatten wir noch nichts für unser zweites Baby vorbereitet – auch das war alles für die nächsten 2,5 Wochen eingeplant. Wir waren uns noch nicht einmal ganz sicher, ob A. nun wirklich so heißen soll oder doch eher M. Ich tendierte in den letzten Wochen immer mehr zu A. Wir fingen also an, die Babykleider und die gröbsten Dinge aus dem Keller zu holen und immerhin hatten wir am Nachmittag die Kommode umgeräumt, so dass nun auch Babykleider einsortiert waren.
Am Sonntagabend legte ich vor dem Schlafengehen eine Slipeinlage in meine Unterhose – einfach zur Sicherheit, falls da nochmals etwas rauskommen sollte in der Nacht. Am nächsten Morgen wollten mein Mann und ich gemütlich in ein Café fahren (F. war in der Kita), uns auf den Babynamen einigen und langsam und gemütlich in die arbeitsfreie Zeit starten. Mein Mann hatte Ende Februar aufgehört, zu arbeiten und machte mit mir auf unbestimmte Zeit Babypause, daher schien alles prima aufzugehen.
Beim Toilettengang am Montagmorgen, 11. März, war meine Slipeinlage jedoch ziemlich voll mit einer Flüssigkeit, die ganz sicher Fruchtwasser sein musste – ich wusste es sofort. Der Geruch, die Konsistenz und Farbe: Da hatte ich vorher noch nie. Die Nervosität stieg bei uns beiden – aber wir waren gleichzeitig natürlich alles andere als sicher und wussten auch nicht so richtig, was das bedeutete… Ich rief also die Frauenärztin an, die mich direkt an das Spital verwies. Die Hebamme meinte am Telefon, dass wir uns doch in der nächsten Stunde mit dem Spitalköfferli zu ihnen auf den Weg zur Untersuchung machen sollten. So hatten wir sicher alles dabei für den Fall der Fälle.
Ich packte also meinen Koffer und als mein Mann vom Kita-Drop off unserer Tochter nach Hause kam, fuhren wir ins Spital. Auf dem Weg dorthin war ich mir ziemlich sicher, dass sie uns nochmals nach Hause schicken würden und dennoch waren wir natürlich etwas angespannt. Mein Mann meinte noch, dass unser Sohn A. heißen soll, wenn er heute auf die Welt käme – so hätten wir eine Aufregung weniger, um die wir uns kümmern mussten.
Im Spital angekommen, untersuchte mich zuerst eine nette, junge Hebamme. Ihr Teststreifen zeigte nichts wirklich an (wahrscheinlich war zu wenig Fruchtwasser auf meiner Slipeinlage, die sie für den Test benützte). Sie sagte also, dass es wohl kein Fruchtwasser sei, aber dass mich zur Sicherheit noch eine Ärztin untersuchen würde. Diese nahm einen Abstrich und meinte bereits nach wenigen Sekunden, dass dies ganz sicher Fruchtwasser sei. Puh, nun hatten wir also die Bestätigung, dass der kleine Mann wohl schon raus wollte… über 2 Wochen zu früh!
Zuerst sagte die Ärztin jedoch, dass wir nochmals nachhause fahren könnten, um auf die Wehen zu warten, bevor sie dann aber rasch realisierte, dass bei mir ja schon 24 Stunden (die Frist nach dem Blasensprung, die sie einem geben, ehe man einleitet) vorbei waren, zumal ich bereits am Sonntagmorgen die ersten Tropfen verloren hatte. Es musste also heute noch eingeleitet werden. Nun klopfte mein Herz ganz wild – Wahnsinn, wahrscheinlich würden wir unseren Sohn noch heute in den Armen halten!
Nervosität und Freude erfüllten mich. Die Stimmung war nach wie vor sehr entspannt – sie schickten uns zum Mittagessen in die Cafeteria, damit wir noch Energie vor dem Einleiten der Geburt sammeln konnten und setzten gar keinen Druck auf. Ich hatte nämlich noch nichts gegessen und es war etwa 11.30 Uhr. Sehr viel Appetit hatte ich nicht, aber ein wenig leicht bekömmlich Pasta mit Gemüse nahm ich zu mir. Ich war ebenfalls ziemlich entspannt, einzig hatte ich etwas Sorge, dass sich die Einleitung in die Länge ziehen könnte (bei der Schwester einer Freundin dauerte die Einleitung 36 Stunden).
Ich vermisste unsere Tochter in diesem Moment sehr und der Gedanke, dass sie vielleicht länger ohne uns sein musste, besorgte mich. Irgendwie hatte ich während dem Mittagessen das Gefühl, dass ich schon ein leichtes Ziehen (ähnlich wie der Menstruationsschmerz) im Unterleib spüren würde…
Im Vorbereitungszimmer, die sich neben den Kreißsälen befinden, angekommen, fing die Hebamme – sie war eine nette Frau Mitte 50 – ca. um 14 Uhr an, mir die Infusion mit der Einleitungsmedizin reinzulassen. Die Infusion tröpfelte also langsam in meinen Arm. Mein Mann saß auf einem Stuhl und las etwas und ich setzte bereits meine Kopfhörer auf und fing an, die Sonntagszeitung vom Vortag zu lesen. Mir war nach gemütlicher Coffeehouse-Musik – ich wollte noch nicht mit der Hypnose starten, da die Geburt ja noch nicht richtig losging.
Nach etwa 30 Minuten spürte ich das Unterleibziehen merkbarer. Es kam sehr leicht und war gut auszuhalten. Kurze Zeit später musste ich aufs WC, wo ich einen grossen Teil des Fruchtwassers verlor. Als das Ziehen etwas stärker wurde und ich mich nicht mehr auf die Artikel in der Zeitung konzentrieren konnte, legte ich sie beiseite und wechselte auf die Geburtshypnose. Ich schloss meine Augen und war sehr schnell in meinem Trancezustand. Die Zeit verging sehr schnell und die Wehen kamen schon rasch in regelmässigen und kurzen Abständen. Irgendwann fragte mich die Hebamme, ob sie das Wasser in der Badewanne einlassen solle – dies würde drum 20 Minuten dauern. Ich bejahte, zumal ich die Wassergeburt mit meiner Tochter sehr schön in Erinnerung hatte und A. sollte in meiner Vorstellung auch im Wasser auf die Welt kommen.
Ich merkte nun, dass die Geburt in vollem Gange war. Die Hebamme hatte mittlerweile die Infusion zurückgedreht, weil ich schnell auf die Infusion angesprochen hatte und die Abstände der Wehen kurz war. Nach gefühlt kurzer Zeit sagte ich zur Hebamme, dass ich das Gefühl hätte, dass ich schon bald pressen möchte. Wir waren immer noch im Vorbereitungszimmer neben dem Kreißsaal. Die Hebamme untersuchte mich und meinte, dass ich tatsächlich schon praktisch 10 cm, also ganz offen war. Sie fragte mich, ob ich in den Kreißsaal laufen könne, was ich zwischen den Wehen dann tat.
Im Kreißsaal angekommen, legte ich mich auf das Bett. Mein Mann hatte bereits eine Weile zuvor angefangen, mir bei den Wehen einen Druck auf das Kreuz zu geben – das war bereits bei F.s Geburt sehr wohltuend, wenn auch nicht ganz unanstrengend für ihn. 😉 Ich wollte eigentlich sofort ins Wasser, aber die Badewanne war noch nicht voll gefüllt. Und so fing ich an, zu pressen – es war keine Zeit mehr. Die Hebamme gab mir noch den Tipp, dass ich mein Bein anziehen solle (ich lag etwas seitlich) und so kam A. nach etwa 2 – 3 Pressewehen auf die Welt. Ich sah, wie die Hebamme ihn schnell herauszog und schwupp war er da!
Ich war überwältigt – die Geburt war so schnell gegangen, die Schmerzen sehr gut aushaltbar gewesen (eigentlich ist Schmerzen sowieso das falsche Wort) und die Einleitung sehr sanft. Ich hatte die Geschichten von anderen Einleitungen, die von 0 auf 100 zu starken Schmerzen führten zwar im Hinterkopf, aber ich hatte sie zum Glück beiseite schieben können und war von Anfang an positiv eingestellt. A. war wahrscheinlich bereits ready und wäre vielleicht sogar ohne Einleitung am gleichen Tag von selber gekommen – schliesslich hatte ich ja Fruchtwasser verloren. Aber das war alles unwichtig, denn ich durfte erneut eine wunderschöne Geburt erleben. Es war ähnlich wie bei unserer Tochter, nur ging alles noch schneller.
Vor der Geburt hatte ich lustiger Weise nur eine Sache, die mich ein wenig beschäftigte und zwar meinten viele – darunter auch die Gynäkologin und die Hebamme – dass das zweite Kind meistens schneller auf die Welt käme und ich nicht zu spät ins Spital fahren solle. Das stresste mich etwas, weil ich damals bei F.s Geburt am liebsten zu Hause geblieben wäre und ja nicht zu früh ins Spital fahren wollte – der Gedanke, dass sie mich wieder nach Hause schicken würden, war im Hinterkopf. Und so hirnte ich ab und zu daran herum, ob ich den richtigen Moment wohl verpassen würde bei A. und er dann zu Hause oder unterwegs kommen würde. 😉
Durch die Einleitung wurde mir diese Sorge genommen. Ich wusste, dass ich schon im Spital war und mich nicht mehr von einem Ort zum anderen bewegen musste. Dies gab mir eine Ruhe und war ein positiver Nebeneffekt der Einleitung.
A. war kerngesund, hatte eine sehr ruhige und gute Geburt erlebt und seine Stresswerte waren entsprechend super. Er wog 3,5 kg (F. war im Vergleich nur 3,2 kg und das obwohl sie nur 2 Tage vor dem ET zur Welt kam). Er war also ready und wollte wohl wirklich einfach schon auf die Welt kommen!
Natürlich waren wir etwas überrumpelt, dass die Geburt schon 2,5 Wochen vor dem ET geschah, aber wir sind so unglaublich dankbar, dass alles so gut verlief. Zudem freute ich mich insbesondere darauf, dass ich nun 2 Wochen längere Zeit mit ihm zuhause geschenkt bekam, bis ich im Oktober wieder mit der Arbeit und er mit der Kita starten würde.
Die Hebamme entschuldigte sich nach der Geburt, dass sie die Badewanne zu spät eingelassen hätte – die Geburt sei so schnell gegangen. Aber für mich war das überhaupt kein Problem, das Erlebnis war anders, aber mindestens so schön wie bei F. Ich schwitzte unter der Geburt ziemlich fest in meinem langen schwarzen T-Shirt und realisierte, wieso ich das Element Wasser so gerne gemocht hatte. Es war nämlich eine angenehme Erfrischung, im Wasser zu gebären, aber A. hatte es halt eilig…
Zudem meinte die Hebamme noch, dass sie mich nun fragen müsse, was ich da während der Geburt mit den Kopfhörern gehört habe – sie hätte nämlich noch nie eine so friedliche, ruhige Gebärende gesehen. Ich erzählte ihr von der Methode der «Friedlichen Geburt» und sie war fasziniert. Ich finde es sehr spannend, dass mich nun schon zum zweiten Mal Hebammen darauf ansprechen. Bereits nach F.s Geburt hatten mich die beiden Hebammen danach gefragt. Auch sie hatten zuvor noch nie eine so ruhige, entspannte Geburt erlebt.