Geburtsbericht von

Carolin

Vorbemerkung von Kristin: Dieser Geburtsbericht ist etwas Besonderes: er hat mich aus einem Land im südlichen Afrika erreicht. Es ist so beglückend, dass meine Methode inzwischen um die Welt reist! 🙂

Liebe Kristin,

Ich möchte mich von Herzen für die selbstbestimmte, schmerzfreie und kraftvolle Geburt meiner Tochter bedanken!

In der 36. Woche hatte ich einen Ultraschall beim Spezialisten – die Gynäkologen hier arbeiten noch mit ihren Händen und man hat insgesamt 3-4 Ultraschalls in der Schwangerschaft, die von einem Spezialisten durchgeführt werden). Die Versorgung durch die Nabelschnur war nicht mehr optimal, und ich sollte dann in den nächsten Tagen sehr genau die Kindsbewegungen beobachten und notieren. Würden sie weniger werden, sollte ich mich schnell melden, damit der Arzt dann entscheiden könnte ob eingeleitet werden müsste. Diese Verantwortung hat mich erstmal überfordert und gestresst, und somit hat sich das Kind natürlich deutlich weniger bewegt. Auf Drängen der Doula und Hebamme hab ich mich dann dazu entschieden, mich krankschreiben zu lassen – ich arbeite für eine internationale Organisation und habe nur 16 Wochen Mutterzeit und die Krankschreibung vor der Geburt wird mir von den 16 Wochen abgezogen – so arbeiten die Frauen in meinem Umfeld bis zuletzt. […] Das war eindeutig die richtige Entscheidung, und ich habe schnell wieder zu mir selber gefunden.

Ich hatte in den Wochen vor der Geburt viel meditiert, mal zu deinen Meditationen, aber auch täglich meine Atemübungen und Dankbarkeitsübungen gemacht, die ich seit geraumer Zeit mehr oder minder regelmässig mache, unabhängig von der Schwangerschaft. Ich schaute voller Zuversicht und Freude auf die Geburt, trotz der Aussicht auf Einleitung und meiner Skepsis gegenüber dem Krankenhausablauf hier, der doch um vieles altmodischer als in Deutschland ist.

Eine Woche später war ich dann wieder beim Ultraschallspezialisten, und dieses Mal war er sehr deutlich: “This baby needs to come out now.” Da war der Kopf leider noch nicht angedockt, und Ich dachte – ok, jetzt passiert das, was du absolut nicht wolltest. Die Geburt wird eingeleitet – und dennoch, akzeptiere, was ist, auch falls es auf einen Kaiserschnitt hinauslaufen sollte. Zwei, drei Stunden später bemerkte ich beim St. Martinsfest der Grossen leichte Wehen – als hätte das Baby die Worte des Arztes gehört. Die Wehen kamen über den Abend und die ganze Nacht relativ regelmässig. Als wir morgens dann beim Gynäkologen waren, war der Muttermund bei 3 cm geöffnet. Wir verbrachten dann einen entspannten Tag, waren noch auf einem Kinderfest, wo die Wehen schon deutlich stärker wurden und ich merkte, dass es Zeit wurde, nach Innen zu kehren. Ich verbrachte dann ca 1.5 Stunden bei uns im Garten, wo ich auf und ab lief und meine Lieblingsmusik hörte, und mich auf die Geburt einstimmte.

Dann entspannte ich eine Weile in der Badewanne und wurde auf einmal doch unruhig, zog mich an, und sagte zu meinem Mann: “Wir fahren jetzt ins Krankenhaus.” Die Wehen auf dem Weg ins Krankenhaus waren schon sehr stark. Im Krankenhaus ging es dann gleich ins Geburtszimmer. Ein paar Minuten später traf meine Doula ein. Die Hebamme untersuchte mich und meinte, der Muttermund sei bei 6-7 Zentimetern. Das wunderte mich, denn die Wehen waren doch schon sehr kraftvoll. Die Hebamme wollte dann ein CTG machen, während ich auf dem Rücken läge. Das kam für mich nicht in Frage, und ich schlug ihr vor, das CTG im Stehen zu machen. “Aber nur wenn Sie sich nicht bewegen,” meinte sie. “Das kann ich nicht versprechen”, war meine Antwort.

Zwei Minuten später riss ich mir das CTG von Bauch. Die nächste Wehe rollte an, und ich stürmte auf die Toilette. Ich verspürte einen starken Druck – aber keine Schmerzen -, wie auch schon bei den 4-5 Wehen zuvor, und hatte das Gefühl, Wasser lassen zu müssen, aber nichts kam. Ich stand jetzt – noch immer in meinem Kleid – neben der Toilette. Meine Doula war neben mir und stützte mich, die Wehe war sehr stark. Und dann spürte ich es plötzlich. “Das Baby kommt, das Baby kommt”, rief ich immer wieder auf Deutsch. Und die Doula meinte: “Das kann nicht sein!” “Doch!”. Und dann schaute sie doch nach – und fing gerade noch das Baby mit ihren Händen auf.

Mein Mann im Geburtszimmer nebenan konnte es kaum glauben, und suchte, ganz Arzt, nach etwas zum Abklemmen für die Nabelschnur. Vergeblich. Er riss dann die Tür auf… und dann kam die Hebamme schnell angelaufen, und auch sie war sehr überrascht, denn sie hatte ja noch ein paar Minuten zuvor den Muttermund abgetastet…

Und da war es also doch ganz schnell, unser Baby. Ein Mädchen. Dabei war ich mir so sicher, dass es ein Junge wäre. […]. Ich glaube ja, sie wollte uns mit dieser Geburt auf ihre Weise sehr eindringlich zeigen, dass da noch viele Überraschungen auf uns warten – und wir einfach vertrauen sollen. 1.5 Tage später durften wir dann nach Hause.

Ich bin so dankbar für meine selbstbestimmte, schmerzfreie und kraftvolle Geburt – genauso wie ich es mir gewünscht habe! Die intensive mentale Vorbereitung hat sich mehr als gelohnt.

Vielen Dank und beste Grüsse aus xxx!

Carolin

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