Geburtsbericht J.
- Kind, Geboren am 10.5.2021
SSW 41+0 (Einleitung aufgrund Schwangerschaftsdiabetes)
4140g 54cm KU 36cm
Ich hoffe es ist okay, wenn es noch eine Vorgeschichte zum eigentlichen Geburtsbericht gibt, aber nur dann wird so richtig nachvollziehbar, warum diese Geburtserfahrung für mich so besonders und wertvoll war.
Im Juli 2018 bringe ich meinen ersten Sohn (4200g 55cm 37,5 KU) zur Welt. Obwohl die Geburt im Grunde nur mit leichten Komplikationen verläuft, fühle ich mich danach traumatisiert. Danach steht für mich fest, obwohl ich immer von einem Leben mit 2 oder mehr Kindern geträumt habe, kann und möchte ich nie wieder eine Geburt erleben müssen. Ein Jahr später kommt vieles wieder hoch. Ich merke, dass der Wunsch nach einem 2. Kind wächst, aber bekomme Magenschmerzen, wenn ich an die Geburt zurückdenke. Mit einer Therapeutin (auch Hebamme) kann ich in ein paar Sitzungen vieles aufarbeiten und fühle mich danach relativ gut und das Thema belastet mich nicht mehr so stark. Dennoch ist für mich zu diesem Zeitpunkt eine vaginale Geburt nochmals zu erleben unvorstellbar. Wochen und Monate vergehen und der Wunsch nach einem Geschwisterchen wird immer größer. Ich entdecke Kristins Podcast und bin sofort „gefangen“. Ich verschlinge eine Folge nach der anderen und merke, wie gut mir das tut. Die Stimme empfinde ich als sehr angenehm – und nach einigen Folgen kommt plötzlich der Gedanke. „und falls ich mich doch noch einmal traue? vielleicht schaffe ich es doch irgendwie nochmal“
Im Sommer 2020 werde ich schwanger. Wir sind überrascht, dass es auch diesmal sofort klappt und sind sehr dankbar.
Die Realität holt mich jedoch schnell ein und ich leide, wie auch schon in der 1. SS, an Dauerübelkeit und täglichem Erbrechen. Darauf folgen extreme Migräneanfälle bis etwa zur 25. SSW, weshalb ich erst danach „fähig bin“, mich mit dem Kurs und der Methode auseinander zu setzen. Ich nehme mir bewusst Zeit für den Kurs und die Hypnosen – und obwohl ich jemand bin, der nur sehr schwer „abschalten“ kann und noch nie zuvor meditiert hat, genieße ich diese Auszeiten sehr und versuche, so viel wie möglich zu üben. (Mit einem 3jährigen zuhause jedoch gar nicht so einfach :)) Für mich steht schnell fest, dass ich dieses Mal mit einer Wahlhebamme entbinden möchte, die über meine erste Geburtserfahrung Bescheid weiß und meine Ängste kennt. Ich werde zum Glück schnell fündig und fühle mich von Anfang an sehr gut aufgehoben.
Durch die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes und immer wiederkehrende Migräneanfälle (…) verliere ich immer mal wieder das Vertrauen in meinen Körper und habe kleine Tiefpunkte, an denen mir das Üben schwerfällt. Zum Ende hin bin ich jedoch sehr motiviert und fühle mich nach jeder Übung gestärkt und wohl. Ich übe regelmäßig und bin guter Dinge, dass es von allein um den ET losgeht. Aufgrund der SS-Diabetes weiß ich, dass es an ET+7 zur Einleitung kommt. Ich habe, wie so viele andere Frauen auch, großen Respekt vor einer Einleitung. Ein paar Tage nach ET weine ich immer wieder und bin enttäuscht von meinem Körper und verliere etwas den Glauben an eine friedliche Geburt. Am Wochenende sehe ich jedoch plötzlich alles in einem anderen Licht. Ich kann nun die positiven Aspekte der Einleitung sehen. (Der große Bruder kann in Ruhe verabschiedet und geplant zu den Großeltern gebracht werden, ich brauch mir nicht überlegen wann der richtige Zeitpunkt ist, ins KH zu fahren, in Ruhe können die letzten Sachen gepackt werden usw. ) Als ich meinem Sohn erkläre, ich müsse morgen ins Krankenhaus fahren, denn so langsam wollen wir seinen Bruder rauslocken aus Mamas Bauch , muss ich selber schmunzeln und sehe von da an die Einleitung mit den Augen meines Sohnes und versuche mir vorzustellen, dass das Baby tatsächlich nur einen kleinen zarten Anstupser braucht, um auf die Welt zu kommen.
Montag 10.5.
Die Nacht vor der Einleitung schlafe ich so gut wie schon lange nicht mehr und ich kann nach ein paar schlaflosen Nächten mit regelmäßigen (Vor)Wellen nochmal so richtig Kraft tanken.
Gegen 9:30 machen wir uns entspannt auf den Weg ins Krankenhaus.
10.00 Meine Hebamme erwartet uns bereits.
In einem Untersuchungszimmer erklärt sie mir den Ablauf und untersucht mich anschließend (Gebärmutterhals noch nicht verstrichen, Muttermund weich aber geschlossen).
10.45 Meine Hebamme legt das Bändchen zur Einleitung. (Prostaglandin)
Die Stimmung ist ruhig und entspannt, ich fühle mich gut aufgehoben. Die Hebamme klärt mich noch darüber auf, dass es auch durchaus sein kann, dass es erst morgen oder übermorgen losgeht, ich solle versuchen, mich auszuruhen und mich bei ihr melden, wenn ich etwas brauche oder spätestens, wenn ich regelmäßige Wellen spüre. Sie bringt mich noch in mein Zimmer und wir verabschieden uns.
11.30 Ich bekomme das Bett in der Mitte. Links und rechts sind Betten mit Frauen, die bereits mit ihren Babies kuscheln dürfen. Eines der Babies weint, die andere Mutter telefoniert relativ laut. Das Zimmer ist hell und ich bin kurz etwas verunsichert, wie es wohl sein wird, in dieser Atmosphäre mich auf die Geburt einzustellen. Ich lege mir meine Tasche zurecht und mache es mir im Bett gemütlich. Mit meiner Schlafmaske und der Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ auf den Ohren klappt es in kurzer Zeit, dass ich mich trotz der Umstände sehr gut entspannen und bei mir sein kann.
12:00 Das Mittagessen kommt, ich lege die Maske ab und genieße das Essen. Kurz kommt mir der Gedanke, ob ich mich nicht etwas zurückhalten sollte, denn bei der ersten Geburt musste ich mich mehrmals übergeben. Aber da noch keine Wellen zu spüren sind, esse ich bis ich satt bin. Danach „tauche“ ich wieder ab.
13:00 Routinemäßige CTG-Kontrolle im Kreißsaal.
Während des CTG’s spüre ich plötzlich eine erste Welle. Darauf folgen mindestens 6-7 Wellen im Abstand von etwa 4-5 Minuten. Ich wechsle zur „Hypnose während der Geburt“ und kann dank Bauchatmung damit sehr gut umgehen. Ich habe keine Schmerzen, bin „überrascht“, denn das war der Moment, vor dem ich sehr großen Respekt hatte. – Wenn ich die ersten richtigen Wellen spüre, werde ich in Panik verfallen? Wird das Erlebte der ersten Geburt wieder hochkommen? –
Nein. Im Gegenteil. Ich freue mich regelrecht über jede Welle und, wie Kristin es im Kurs erwähnt, habe ich das Gefühl, dass die Atmung meinem Körper jetzt viel leichter fällt als beim Üben. Um 18:00 sollte ich zur nächsten CTG-Kontrolle kommen, ich dürfe aber natürlich jederzeit auch davor kommen, teilt mir die diensthabende Hebamme mit.
14:00 Die Wellen bleiben und ich komme zurück aufs Zimmer und versuche mich erneut, tief zu entspannen. Es klappt gut, ich schaffe es auch, meine Wellen am Handy zu tracken. Während ich im Bett entspanne, kommen etwa 45 Minuten lang alle 2 Minuten Wellen. Sie fühlen sich bereits intensiv an, aber in keinster Weise schmerzhaft, ich werde jedoch etwas unruhig aufgrund der kurzen Abstände und mache mich auf den Weg in den Kreißsaal, um untersucht zu werden. An dieser Stelle war ich sehr froh, auch die Gehmeditation regelmäßig geübt zu haben.
14:55 Eine Hebamme untersucht mich. Muttermund 2-3 cm geöffnet, es wird wieder ein CTG angelegt. Sie fragt, ob sie meine Hebamme benachrichtigen soll, aber meine Sorgen, einen „falschen Alarm“ auszulösen, sind groß, deshalb beschließe ich, dass CTG noch abzuwarten und dann zu entscheiden.
15:00 5 Minuten später überkommt mich jedoch plötzlich ein starkes innerliches Gefühl, ich bekomme Herzklopfen, bin etwas unruhig und plötzlich sicher – Es geht los! Als hätte mein Körper ein ganz deutliches Signal gesendet. Ich greife zum Telefon, rufe meine Hebamme an und bitte sie, zu mir zu kommen. Meinen Mann gebe ich natürlich auch Bescheid. Als ich auflege, platzt meine Fruchtblase und ich fühle mich kurzzeitig etwas „überrollt“ vom Geschehen, kann mich jedoch mit Kristins Stimme auf den Ohren, kurz am Ankerduft schnuppern und meiner Schlafmaske sehr schnell wieder gut entspannen.
15:30 Meine Hebamme kommt, und wir wechseln in den Kreißsaal. Er trägt den Namen „Strand“ und ich freue mich riesig, dass ich eine Badewanne zur Verfügung habe, wie ich es mir gewünscht habe. Ich lege Kopfhörer und Maske zur Seite, da ich das Bedürfnis habe, kurz beim Gespräch mit meiner Hebamme „voll“ da zu sein.
Meine Hebamme untersucht mich erneut, Muttermund 3-4cm geöffnet. Das Einleitungsbändchen wird entfernt.
Sie lässt mir eine Badewanne ein, ich fühle mich gut, aber merke, dass die Wellen plötzlich deutlich unangenehmer werden und die Atmung mir schwerer fällt, als zuvor mit der Geburtshypnose.
16:00 Ich gehe in die Wanne und fühle mich sehr sehr wohl. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt die Kopfhörer nicht mehr drin habe, kann ich gut entspannen und die Bauchatmung hilft mir sehr dabei. Mein Mann kommt und setzt sich hinter die Wanne, dicht an meinen Kopf.
16:20 Die Wellen kommen in sehr kurzen Abständen und ich habe das Gefühl, nicht mehr „hinterher zu kommen“. Es gibt so gut wie keine Pause mehr zwischen den mittlerweile sehr intensiven Wellen und ich sage zu meiner Hebamme, dass ich eventuell Plan B in Erwägung ziehe, weil ich immer mehr das Gefühl habe, es nicht mehr lange zu schaffen. Die Hebamme bestätigt mir die quasi nicht vorhandenen Wehenpausen und spritzt mir mit meinem Einverständnis ein wehenhemmendes Mittel. Am Zustand ändert sich jedoch kaum etwas, meine Beine verkrampfen, aber die Intensität und Wellenpausen bleiben unverändert. Ich frage meine Hebamme, wann das Medikament denn wirken wird ungefähr? Ihre Antwort :“Das hätte schon längst wirken sollen. J. hat’s wohl jetzt doch sehr eilig, auf die Welt zu kommen.“ Ihre Worte berühren mich und motivieren mich durchzuhalten.
16:50 Meine Hebamme möchte nach dem Befinden des Babies schauen und bittet mich, anschließend nach der nächsten Wehe aus der Wanne zu kommen. Und obwohl sich hier die Ereignisse meiner ersten Geburt wiederholen (Badewanne, Herztöne Baby schwach/unauffindbar?) hatte ich diesmal vollstes Vertrauen in die Hebamme und meinen Körper und hatte zu keinem Zeitpunkt Angst. Die nächste Welle kommt und mich überkommt eine unendlich starker Pressdrang. Planänderung. Ich bleibe in der Wanne und mit der nächsten Welle ist der Kopf geboren. Dieser (kurze) Part der Geburt war für mich definitiv mit Schmerzen verbunden – ABER !! obwohl dass die einzig wirklich schmerzhaften Minuten der Geburt sind, ist es zeitgleich auch der kraftvollste, schönste und wundervollste Moment!! Denn als ich hinunterblicke, sehe ich den Kopf mit den vielen dunklen Haaren und denke nur „Ich hab‘s geschafft, ich hab‘s tatsächlich NOCHMAL geschafft!!… und ich fühle mich so stark und stolz wie niemals zuvor!
16:57 Mit der nächste Welle ist J. geboren und ich kann den Moment richtig intensiv und bewusst genießen. Auch die Plazenta kommt einige Minuten später ohne große Probleme. Leider habe ich einen Dammriss, aber dank einer sehr liebevollen und einfühlsamen Ärztin kann ich (trotz negativer „Näh-Erfahrung“ bei der 1.Geburt) selbst während des Nähens entspannt bleiben und fühle mich gut aufgehoben.
Liebe Kristin!
DANKE, dass du durch deinen Podcast und den Kurs mir den Mut gegeben hast, es nochmals zu wagen! Ich verspüre dieses Mal großen Stolz auf mich und meinen Körper und ich kann jetzt auch meine erste Geburt mit ganz anderen Augen sehen und bin damit jetzt im Reinen. Das habe ich zu einem sehr großen Teil dir und deiner Arbeit zu verdanken!! Das Thema Geburt jetzt positiv „abschließen“ zu können, bedeutet mir unendlich viel und dazu hast du sehr viel beigetragen! Für mich (und bestimmt auch für viele andere Frauen) ist deine Arbeit unglaublich wertvoll und so viel mehr als nur ein Geburtsvorbereitungskurs!
Vielen lieben Dank an dich sowie an dein ganzes Team!
Alles Liebe aus Wien!
Caroline