Tatsächlich war es Angst, die mich zu Beginn meiner Schwangerschaft fast täglich begleitet hat. Angst vor der Geburt. Als Kind wurde mir leider schon durch den Satz meiner Mutter „Stell dir die Periodenschmerzen mal 10.000 vor, das ist dann Geburtsschmerz“ vermittelt, dass Geburt etwas ist, dass man halt aushalten und über sich ergehen lassen muss. Außerdem war ich durch meine medizinische Ausbildung etwas voreingenommen gegenüber Interventionen, da ich in meinem Beruf leider schon sehr oft zu voreilige Operationspläne miterleben musste, welche (noch) nicht unbedingt notwendig waren.
Nicht schön, wenn man so in seine Schwangerschaft startet, da meine Vorfreude immer überschattet wurde, obwohl es mir körperlich immer einwandfrei ging. Mein Ziel war es sehr schnell, dass ich meiner kleinen Bauchbewohnerin auf keinen Fall später solche Vergleiche erzählen will und die Schwangerschaft voll genießen möchte.
Da ich als Physiotherapeutin arbeite und durch Corona schon Mitte September in ein Beschäftigungsverbot bekam, hatte ich sofort jede Menge Zeit, mich mit dem Thema Geburt auseinander zu setzen. So bin ich erstmal auf den Podcast von Kristin gestoßen und sofort wurde mein Interesse geweckt, da es ja scheinbar doch Geburten gibt, die wunderschön verlaufen. Ich hörte einige Folgen u.a. positive Geburtsberichte und dank einer Bekannten, die ebenfalls mit „die friedliche Geburt“ ihr Kind angstfrei gebären durfte, habe ich den Entschluss gefasst und den Online-Kurs gebucht.
Ich begann nach Weihnachten noch damit und sofort durfte ich erfahren, wie schön es ist, wenn man lernt, sich positiv auf dieses besondere, prägende Ereignis vorzubereiten. Sehr schnell habe ich alle Kapitel durchgearbeitet und die Partnerteile mit meinem Mann, der gottseidank sofort hinter mir stand und alles unterstützte was ich mir wünschte, angeschaut und geübt. Sehr regelmäßig habe ich die geburtsvorbereitenden Hypnosen gelauscht und konnte wunderbar abschalten. Die letzten 5 Wochen vor ET war ich nochmal besonders fleißig.
Relativ schnell wandelte sich meine Angst in reine Vorfreude auf dieses wundervolle, einzigartige, tolle Ereignis der Geburt um.
Unser Termin, der 29.04.22 wurde überschritten und erst da kam ab und zu wieder etwas Angst auf vor einer drohenden Einleitung. Aber ich hatte sie gut im Griff und habe so gut in mich und meinen Körper vertraut, dass ich sehr gelassen war, als am ET+10 das Fruchtwasser grenzwertig wenig war, sodass mich mein Gyn ins Klinikum zur Einleitung überwiesen hat. Ich war fein damit, da ich zu unserem kleinen Krankenhaus, mit nur 2 Kreißsälen, dank dem Vorstellungstermin, schon vollstes Vertrauen hatte, dass in meinem Sinne gehandelt wird.
Entspannt fuhr ich nach Hause und berichtete meinem Mann, dass heute unser Töchterchen zur Welt kommt. Als wir nach einem stärkenden Mittagessen losfuhren, überkam mich nochmal eine Welle der Freude, da mir bewusst wurde, dass ich diesen Weg erst wieder nach Hause fahre, wenn unsere kleine F. da ist.
Im Krankenhaus angekommen, es war mittlerweile 14:30 Uhr am 10.05.22, bekam ich zügig die erste Probetablette und da wir beide diese gut vertragen haben, um 17:15 Uhr die Normaldosis. Die diensthabende Hebamme versprach mir eine vermutlich ruhige Nacht, in der ich nochmal schlafen und Kraft schöpfen sollte. Somit schickte ich meinen Mann nach dem Abendessen voller Zuversicht auf den nächsten Tag um 19:00 Uhr heim.
Ich genoss eine warme Dusche und zog meinen Schlafanzug an. Total entspannt legte ich mich um ca. 19:45 Uhr ins Bett, um noch ein wenig zu lesen, und merkte schnell, dass mir Liegen nicht so angenehm war in dem Moment. Also stand ich wieder auf und spürte die Veränderung in meinem Körper. Sehr schnell wurde mir klar, dass das Geburtswellen sein müssen, die ich in meinem Rücken und meinem Unterleib spüre.
Ich hatte das Bedürfnis, die Kopfhörer aufzusetzen und schaltete die Hypnose „Während der Geburt“ ein. Sehr schnell wurden die Wellen stärker und regelmäßiger und ich kniete im Vierfüßler über meinem Bett und veratmete mit Kristins Atemtechnik jede Welle und visualisierte meinen sich öffnenden Muttermund. Ich bejahte jede einzelne Welle.
Um ca. 20:00 Uhr ging ich mit einer Welle, die ich veratmen musste, zum nahegelegenen Kreißsaal, um dort kurz auf die Hebamme nach dem Dienstwechsel zu stoßen, die mir noch in Alltagsoutfit bestätigte, dass es sein kann, dass die Geburt schon einsetzt, aber erklärte mir nochmal Latenzphase 1cm pro Std. usw…. Sie gab mir 3 Zäpfchen mit zur Entkrampfung und meinte, ich soll versuchen, noch Energie zu sammeln und ein wenig zu schlafen.
Etwas geknickt ging ich zurück auf mein Zimmer, da es scheinbar doch noch lange dauert und die Wellen doch schon intensiv waren.
Weiter steigerten sich diese und ich beschloss, meinen Mann wieder zu mir zu holen, da ich nicht allein sein wollte. Leider verlor ich in diesem Moment kurz meinen Mut und meine Unbeschwertheit, da die Wellen so intensiv waren, dass ich schon zweifelte, eine interventionsfreie Geburt erleben zu können. (Mein Traum war, keine PDA zu brauchen, da ich alles miterleben möchte und in der Pressphase voll da zu sein, mithelfen zu können.)
Um ca. 20:30 Uhr war er wieder bei mir und ich hatte die Hypnose auf den Ohren. Lautstark musste ich die Wellen im Stehen vertönen, um dieser Kraft in meinem Körper den Raum zu geben, den sie benötigte. Da ich bis dahin die Zäpfchen nicht genommen hatte, schickte ich ihn nochmal zur Hebamme, um abzuklären, ob ich diese auch bei steigender Intensität nehmen sollte, da ich auf keinen Fall den Prozess stören oder gar stoppen wollte. Er kam wieder und ich benutzte sie, da sie ja nicht wusste, wie stark die Wellen in so kurzer Zeit geworden waren. Effekt hatten die Medikamente keinen mehr.
Die Nachtschwester kam an der Tür vorbei und sie hatte mich vermutlich gehört, denn sie fragte wohl meinen Mann, ob die Hebamme das schon wüsste. Sie rufe nochmal im Kreißsaal an. Gesagt, getan. Fünf Minuten später war unsere Hebamme da und merkte, wie sehr ich arbeitete.
Sie begleitete uns um jetzt ca. 21:45 Uhr zum Kreißsaal und dort nahm ich die Kopfhörer aus den Ohren, da mich das Gefühl störte. Jedoch war ich deshalb keineswegs unfokussierter. Immer wieder ging ich in meinem Kopf die positiven Affirmationen aus dem Kurs durch, die ich täglich während der Dammmassage hörte. Ich war ganz bei mir. Die Hebamme bot mir jetzt an, mich zu untersuchen (es war kein Muss) und erstaunt und etwas ungläubig sagte sie zu mir: „Cathi, du bist jetzt bei 8cm!“.
Das war für mich in diesem Moment absolut gut! Ich fühlte mich in meinem Tun so bestätigt und nahm die Worte wie ein Anfeuern auf der Zielgeraden eines Wettkampfs auf. Tief verbunden mit dem Körpergefühl und meiner Motivation veratmete ich die Wellen immer weiter. Mein Mann setzte fleißig den Duftanker. Der Berührungsanker war für mich Goldwert. Als ich auf der Toilette saß, um meinen Körper nochmal zu entleeren für die Austrittsphase, setzten die Presswellen ein und ich hatte sofort das Bedürfnis, meine kleine F. zu unterstützen in ihrem Weg zu uns.
Ich wünschte mir in der „Planung“ meiner Traumgeburt immer, dass ich viel in Bewegung sein will und das war ich. In allen möglichen Positionen, die sich für mich in diesem Moment gut anfühlten, habe ich mein Kind langsam nach draußen gebracht. Das Gefühl war so kraftvoll und überwältigend, auch wenn ich zugeben muss, dass ich gegen Ende der Presswellen dachte, dass ich nicht mehr kann, weil ich sehr erschöpft war.
Leider wurden meine Wellen auch schwächer gegen Ende und die Abstände wieder größer und so half der Gyn, der vielleicht die letzten 20 Minuten unserer Geburt dabei war, in engem Kontakt mit mir, unserer kleinen Maus über Druck auf meinem Bauch in zwei letzten Wellen, um 0:19 Uhr, auf die Welt. Auch das habe ich nicht als schlimm oder gar traumatisch empfunden, da es vorher mit mir abgesprochen wurde und ich mich selbstbestimmt gefühlt habe. Den Dammriss habe ich auch nicht wirklich wahrgenommen.
Ich sah die kleine Maus und mich überkam ein Gefühl so unbeschreiblich, voller Liebe, Dankbarkeit und Erleichterung für dieses wunderschöne Geburtserlebnis.
Leider musste sie bald nach der Geburt in eine Kinderintensivstation in ein anderes Krankenhaus in der Nähe verlegt werden, da sie leichte Anpassungsprobleme hatte und einen Neugeboreneninfekt. Aber auch hier bin ich sehr dankbar, dass ich scheinbar von der Gesamtgelassenheit profitiert habe und in Verbindung zu meinem Kind nicht in Panik verfallen bin, sondern einfach weiter optimistisch war, dass alles so kommt, wie es soll und dass uns bestmöglich geholfen wird, was letztendlich auch so war und wir sind nach 5 Tagen nach Hause.
Mein Fazit:
Auch wenn ich schon mit dem Plan B in die Geburt eingestiegen bin (Einleitung) und mit Plan B ausgestiegen, keine Wassergeburt hatte, da es für mich gut war in dem Moment, war es meine Traumgeburt. Ich weiß nicht, ob ich in Hypnose war, aber da Kristin in dem Kurs ja immer wieder betont, dass man den Zustand nicht unbedingt merkt, vermute ich es. Aber auch wenn nicht, ich hatte eine angstfreie, wundervolle Schwangerschaft und auch während der gesamten Geburt war ich immer zuversichtlich und ohne Sorge, da ich wusste, es wird in meinem Sinne gehandelt und mein Körper ist dafür gemacht. Schmerzfrei war die Geburt nicht, aber das habe ich mir auch nicht als Ziel gesetzt. Dank der Atmung und dem positiven Mindset konnte ich jede Welle gut begleiten. Durch die Wahl des kleinen Krankenhauses hatte ich eine 1 zu 1 Betreuung durch die Hebamme, die super zu mir gepasst hat. Sie hat mich total gelobt, wie gut ich entspannen konnte, weshalb F. auch so schnell auf der Welt war.
Vielen vielen Dank an Kristin und ihr Team für die wertvolle Arbeit und an alle Frauen, die den elendslangen Text, der es nun geworden ist, fertig gelesen haben. 😀 Ich würde alles wieder so machen!