Kraftvolle und friedliche Geburt in der Klinik
Am 3. Mai 2022 (4 Tage vor ET) kam unser Sohn Henry wie gewünscht in der Geburtswanne zur Welt, nachdem ich mich mit deiner Methode ab der 34. Schwangerschaftswoche (Beginn Mutterschutz) intensiv auf die Geburt vorbereitet hatte.
Am Morgen des 3. Mai (SSW 39+3) wurde ich gegen 3:30 Uhr von einem Schwall Fruchtwasser und der Erkenntnis „Es geht jetzt wirklich los!“ aus dem (Halb-)Schlaf gerissen. Obwohl ich mir diesen Geburtstag für unseren Sohn gewünscht hatte, war der Moment, in dem sich die Geburt ankündigte, eine Überraschung. Dank meiner guten mentalen Vorbereitung konnte ich mich zwar auf die Geburt als „sportliche Herausforderung“ freuen, aber der Hypochonder in mir meldete sich und so brauchte ich einen Moment, um den Blasensprung einzuordnen. Ich gab mir die Zeit und war recht schnell wieder „back on track“.
Ich hatte für meinen Mann Listen und Kärtchen vorbereitet und mir vorgenommen, direkt in den tiefenentspannten Zustand zu gehen, sobald die ersten Anzeichen für die Geburt da waren. Weil ich nach dem Blasensprung aber noch keine Wellen hatte, fühlte es sich ohne (angeleiteten) Trancezustand richtiger an. Mein Mann und ich packten die Kliniktasche fertig und machten das Bett. Während mein Mann das Fruchtwasser vom Boden wischte, rief ich in der Klinik an, um uns anzukündigen. Ursprünglich hatte ich geplant, die erste Zeit in Ruhe zu Hause zu verbringen und abzuwarten, bis die Wellen regelmäßig kommen. Ich habe mir bei der Visualisierung meiner Traumgeburt vorgestellt, wie ich in der Badewanne mit „Geburtsbad“-Badezusatz und Kopfhörern sitze. Nachdem mein Test auf B-Streptokokken bei der Geburtsvorstellung jedoch positiv war, stand fest, dass ich mich nach einem Blasensprung zeitnah zur Antibiotikagabe in die Klinik begeben sollte. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass der Ablauf meiner Geburt damit weitgehend vorgegeben war.
Erst, als ich „nichts“ mehr zu tun und die vorbereiteten Kleider inkl. Wochenbetthöschen zum Fruchtwasser auffangen angezogen hatte, legte ich mich auf die Couch und hörte mir die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ an. Dann machten wir uns auf den Weg. Während der kurzen Autofahrt zur Klinik habe ich die Hypnose während der Geburt angehört und mich soweit es ging in meinen inneren Raum zurückgezogen. Wir parkten wie geplant auf dem Storchenparkplatz. Mein Mann meldete uns gegen 4:30 Uhr im Erdgeschoss an der Information an und durfte auch trotz Corona mit zum Kreißsaal.
In unserem Wohnort gibt es zwei Entbindungskliniken. Ich habe mich vor allem deshalb für den Level 1 Support inkl. Kinderklinik entschieden, weil eine liebe Freundin dort als Ärztin auf der Entbindungsstation arbeitet. Am Kreißsaal angekommen, warteten wir einen Moment auf meine Freundin und durchliefen dann das Aufnahmeprozedere: Zugang legen und erste Antibiotikagabe, erstes CTG, letzter Ultraschall vor Geburt, erste vaginale Untersuchung und Corona-Test. Der Befund war wie erwartet noch unreif: nach dem Gebärmutterhals musste die Hebamme etwas suchen und es passte ungefähr einer ihrer Finger in den Muttermund. So wurden wir gegen 6:45 Uhr „spazieren geschickt“ und erst um 9 Uhr zurück erwartet.
Das Klinikgelände gibt keinen besonders schönen Spazierweg ab. Trotzdem verging die Zeit recht zügig und ich hatte ca. alle 9 min Wellen, die mein Mann mit einem Blick auf die Uhr getrackt hat. Immer, wenn eine Welle kam, haben wir angehalten und ich habe mit der tiefen Bauchatmung und der Visualisierung des sich öffnenden schwarzen Kreises vor rotem Hintergrund gearbeitet. Meist ging etwas Fruchtwasser ab, was sich komisch anfühlte. Nach dem ersten CTG und während unseres Spaziergangs habe ich keine Hypnosen mehr gehört, weil es sich anfangs ohne regelmäßige Wellen nicht richtig anfühlte und ich draußen lieber mit meinem Mann geredet habe. Unterwegs begegneten wir meiner Freundin, die sich nach ihrer Schicht zum Schlafen nach Hause verabschiedete. Nach gut 2 Stunden holten wir den vorbereiteten Geschenkkorb für die Hebammen (natürlich ohne Merci) aus dem Auto und gingen zurück zum Kreißsaal.
Als ich kurz nach 9 Uhr erneut ans CTG kam, setzte ich mir die Kopfhörer wieder auf. Jetzt passte die Hypnose während der Geburt wunderbar, denn ich konnte ja meist regelmäßige Kontraktionen wahrnehmen. Laut Hebamme wurden aber keine Wehen „abgeleitet“, das heißt nicht aufgezeichnet und ich somit auf Station aufgenommen. Mein Mann durfte wegen Corona nicht bei mir bleiben, sondern erst ab 14 Uhr zur Besuchszeit wiederkommen. Auf meinem Zimmer war ich eine Zeit lang alleine und konnte mich ganz in Ruhe auf die Wellen konzentrieren. Ich lag auf der linken Seite, setzte meine Schlafmaske auf und hörte die Hypnose während der Geburt. Mit der Stoppuhr-App meines Handys habe ich die Wellen getrackt und zwischendurch auch mit meinem Mann geschrieben.
Ich bekam ein Mittagessen, das ich irgendwann auch gegessen habe. Zwischendurch füllte eine Praktikantin eine Patienten-Anamnese mit mir aus. Das hat mich genervt, weil ich doch bei der Geburtsvorstellung schon alle nötigen Angaben gemacht hatte. Dann bekam ich Gesellschaft von meiner neuen Zimmernachbarin, die einen ungeplanten Kaiserschnitt zu verkraften hatte. Schwestern gingen ein und aus. Eine fragte mich, ob ich zur Einleitung da wäre und schon Wehen hätte. Es hat mich Überwindung gekostet, ihr möglichst freundlich zu antworten und mich kurz und knapp zu erklären.
So vergingen die Stunden. Als mein Mann wieder zu mir durfte, verkürzten sich die Abstände der Wellen auf ca. 4 bis 6 Minuten. Um 15 Uhr sollte ich zum nächsten CTG und der zweiten Antibiotikagabe abgeholt werden. Als eine dreiviertel Stunde später immer noch niemand da war, fragte mein Mann im Kreißsaal nach und gab mir Bescheid, dass wir kommen konnten. Dieses Mal wurden Wehen aufgezeichnet. Ich bekam noch einmal Antibiotika und die Hebamme, die später auch bei der Entbindung dabei war, fragte, ob sie mich nochmal vaginal untersuchen solle. Sie hatte bei der Übergabe meinen Geburtsplan gelesen und wusste, dass ich mich mit deiner Methode vorbereitet hatte und die Kommunikation eigentlich über meinen Mann laufen sollte. So hatte ich es mir zwar ursprünglich gewünscht und vorgestellt; aber es fühlte sich für mich besser an, selbst die nötigen Infos mit dem Klinikpersonal auszutauschen. So waren auch die verabredeten Codes letztlich „unnötig“ geworden, ebenso wie meine schönen Listen. Ich willigte in die Untersuchung ein. Ich wollte einfach wissen, wie weit ich mich in den letzten Stunden vorgearbeitet hatte.
Beim obligatorischen Toilettengang vor der Untersuchung bemerkte ich auch Schleim in der von Fruchtwasser durchtränkten Einlage. Der Befund 4 cm entsprach genau meinen Erwartungen. Ich fühlte mich bestätigt und war bereit für die letzten 6 cm. Ich fragte, wann man ein Entspannungsbad machen könne. Die Hebamme sagte, dafür bräuchten wir produktivere Wehen und schickte uns gegen 17 Uhr mit den Worten „Also mir würde es reichen, wenn ihr in zwei Stunden wieder kommt.“ noch einmal spazieren. Sie sagte aber auch, dass ich jederzeit vorher wieder zum Kreißsaal kommen könne, wenn ich mich dort wohler fühlte.
Eigentlich hatte ich auf unnützes Herumlaufen überhaupt gar keine Lust mehr. Da das Wetter zwischenzeitlich umgeschlagen war, blieben wir drin. Im Treppenhaus gingen wir eine Etage nach oben und wieder hinunter. Das hat mir gereicht. Ich wollte nicht mehr dort sein, wo unbeteiligte Menschen uns begegnen konnten. Vor den (leeren) Besucherstühlen der Station ging ich auf die Knie und stützte mich mit den Armen darauf ab, wie ich es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mich hinzulegen und wieder in Ruhe mit den Wellen zu arbeiten wie vorher. Ich fragte meinen Mann, wie lange es her sei, dass wir nochmal los geschickt wurden. Er antwortete: „Knapp 40 Minuten“. Also gingen wir statt in den Kreißsaal zurück auf mein Zimmer.
Meine Zimmernachbarin hatte leider immer noch Startschwierigkeiten mit ihrem Baby. Mein Mann half ihr zwischenzeitlich sogar, die Kleine aus dem Beistellbettchen zu heben. Das habe ich nur am Rande mitbekommen, denn die Wellen wurden sehr viel intensiver und ich musste mich sehr darauf konzentrieren, sie weiterhin zu begrüßen, statt mich davon zu entfernen. Mit den Füßen hätte ich gerne gegen etwas gedrückt, aber da war nichts. Dann änderte sich mein Körpergefühl schlagartig. Plötzlich wurde ich von den Kontraktionen klappmesserartig zusammengezogen und ich gab unkontrolliert „Uff-Laute“ von mir. Jetzt wollte ich auch nicht mehr auf meinem Zimmer sein; schon gar nicht mit einer Frau, der es nicht vergönnt gewesen war, spontan zu gebären. Ich wollte in den Kreißsaal, wo Petziball, Gebärhocker, Sprossenwand und was weiß ich nicht alles auf mich warteten. Mein Gefühl sagte mir, dass es auch mit dem gewünschten Entspannungsbad nichts mehr werden würde. Am Kreißsaal angekommen, erklärte ich meiner Hebamme, dass es sich anfühlte, als sei „unten alles offen“ und ich müsse mitschieben.
Draußen regnete es heftig. Meine Hebamme schloss in allen Kreißsälen die Fenster, dann kam ich nochmal ans CTG. Auch dieses Mal wurden die Wehen nicht richtig aufgezeichnet, aber dass ich welche hatte war unübersehbar. Irgendwann habe ich die Hebamme gefragt, ob wir es noch in die Geburtswanne schaffen würden und meinen Mann sehr bestimmend gebeten, mir jetzt die Kopfhörer aus den Ohren zu nehmen. Während das Wasser in die Geburtswanne lief und meine Freundin eintraf, wurde ich gegen 18 Uhr in einer Wellenpause nochmal untersucht. In der Einlage waren deutliche Blutspuren zu sehen, was laut Hebamme normal sei, wenn der Muttermund sich schnell öffnete. Dieses Mal war der Befund sozusagen überreif: Muttermund vollständig eröffnet, Gebärmutterhals verstrichen. „Sieht gut aus!“, meinte meine Hebamme. Ich kam kurzzeitig ins Hecheln und dachte schon, das müsse so richtig sein. Denn das Hecheln ist ja als Atemtechnik unter Geburt hinreichend bekannt. Meine Hebamme beruhigte mich und wies mich an, tief in den Bauch einzuatmen, damit mein Kind viel Sauerstoff bekommt.
In einer Wellenpause gingen wir zügigen Schrittes zu dem Kreißsaal, in dem die vorbereitete Geburtswanne auf uns wartete. Meine Freundin half mir aus den Kleidern. Ein Tropfen Blut landete auf meinen weißen, dicken Socken. Ich kletterte in die Wanne und entspannte mich in dem überraschend warmen Wasser sofort. Die Wellenpausen wurden erholsam lang und ich durfte quasi direkt mitschieben. Das habe ich dann anfangs sehr geräuschvoll getan. Unter liebevoller Anleitung der Hebamme ließ ich das Tönen sein und schob mit aller Kraft nach unten. Meine Freundin bestätigte mich immer wieder: „Super Christina, das machst du toll!“. Das hat mir so sehr geholfen, die Wellen effektiv zu nutzen. Ich wusste dank der Unterstützung von außen, dass ich alles richtig mache. Mein Mann stärkte mir im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken. Er saß hinter mir und hielt diese letzte Phase der Geburt sogar wie gewünscht auf Video fest.
Meine Freundin fragte mich, ob ich mal das Köpfchen tasten wolle. Nach einem klitzekleinen Moment des Zögerns wagte ich es. Es fühlte sich so an, als würde der Kopf unseres Sohnes eine geschlossene Türe ausbeulen. Beim nächsten Mal Fühlen stand die Türe sozusagen weit offen. Die Hebamme ermutigte mich, über das Spannen hinauszuschieben. Ich brauchte noch eine Welle mehr, bis der Kopf geboren war und in der Wellenpause empfand ich ein Gefühl der Dehnung und Spannung wie noch nie zuvor in meinem Leben. Eine weitere Welle später durfte ich unseren Sohn um 18:48 Uhr direkt aus der Wanne auf meine Brust aufnehmen, ein überwältigendes Gefühl. Ich habe ihn mit den Worten „Oh, du arme Maus!“ begrüßt und kann gar nicht so recht erklären, warum.
Bis die Plazenta hinterher kam, dauerte es etwas. Sie hing laut Hebamme wohl noch irgendwo fest. Ich saß weiter in der Badewanne, mit einem Handtuch über meinen Schultern und unserem Sohn bei Papa auf dem Arm. Es wurde kurz darüber beraten, ob Oxytocin angehängt werden solle. Ich bot stattdessen an, mir die Hypnose zur Ablösung der Plazenta auf die Ohren zu setzen. Gesagt, getan. Kurze Zeit später kam die Plazenta ohne nennenswerte Kontraktion einfach so raus. Das hätte natürlich auch ohne die Hypnose, mit oder ohne Oxytocin-Tropf, klappen können. Aber es gab mir noch einmal das Gefühl, selbst etwas dafür getan zu haben.
Liebe Kristin,
es war genauso, wie du sagst: In der Austrittsphase schaltet man – auch als Erstgebärende – auf Auto-Pilot. Mit Unterstützung der Hebamme legte ich die letzten Kilometer meines persönlichen Marathons schneller, angstfrei und mit dem Gefühl von Stärke und Selbstvertrauen zurück.
Ich danke dir von Herzen für deine wundervolle Methode. Deine Stimme hat mich fast die ganze Eröffnungsphase über begleitet. Ich hatte nie das Gefühl, „in den Wehen zu liegen“. Das hört sich so ausgeliefert an. Ich habe jede einzelne Welle begrüßt und mit ihnen gearbeitet. Die tiefe Bauchatmung gelang mir nicht so gut wie beim Üben, aber sie hat mir trotzdem sehr gut getan. Und die berühmt berüchtigte Übergangsphase gab es für mich nicht. Ich hatte lediglich das dringende Bedürfnis, mich in den Kreißsaal, meinen sicheren Ort, zurückzuziehen. Die Austrittsphase wurde durch das warme Wasser und die tolle Unterstützung der Geburtsbegleiter zu genau dem existentiellen Erlebnis, das du angekündigt hast. Mein Kind ohne nennenswerte Interventionen, selbstbestimmt und friedlich, wenn auch nicht ganz leise, zur Welt zu bringen, war einfach wunderbar. Wenn ich an meine Geburt denke, empfinde ich wahre Freude und Glück. Auf jeden Fall möchte ich das noch einmal erleben dürfen.
Der Verlauf meiner Geburt ließ es zu, dass ich mich zwischenzeitlich mit den Geburtsbegleitern „unterhielt“. So blieb die für die Hebammen vorbereitete Karte bis nach der Geburt in der Kliniktasche. Vom Blasensprung bis zum Moment der Geburt unseres Sohnes dauerte es zwar 15 Stunden, aber dank meiner guten Vorbereitung konnte ich den Zustand der Tiefenentspannung fast die ganze Zeit über aufrecht erhalten. So kam mir die Geburt weder sehr lange noch extrem anstrengend vor.
Allen werdenden Müttern möchte ich ans Herz legen, sich mental intensiv auf ihre Geburt vorzubereiten und auch den/die Geburstbegleiter*in in die Vorbereitung miteinzubeziehen. Die Ankersetzung war für mich unter Geburt zwar weniger hilfreich als erhofft – beim Berührungsanker habe ich mich sogar ziemlich erschreckt – aber ich fühlte mich gut beschützt.
„Die friedliche Geburt“ ist eine wundervolle Methode zur Geburtsvorbereitung und war für mich genau das Richtige.