Liebe Kristin,
mein Sohn hat im Sommer 2020 gesund und munter schwimmend in der Wanne das Licht der Welt erblickt. Nach meinen zwei vorherigen Geburten 2014 und 2017 habe ich mir während meiner dritten und wahrscheinlich letzten Schwangerschaft noch mehr eine positive Geburtsumgebung geschaffen und mich u. a. mit Deiner Methode auf die Geburt vorbereitet.
In den zwei bis drei Wochen vor der Geburt meines Kindes habe ich versucht, jede Vorwelle bewusst und – soweit möglich – in Stille wahrzunehmen, um der langsam beginnenden Geburt ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. In der Nacht vor der Geburt hatte ich den Impuls, bald meinen Vater, der unsere beiden großen Kinder – fast 6 und 3 Jahre alt – hüten sollte, zu kontaktieren. Vormittags waren die Beiden im Kindergarten und mein Mann am Schreibtisch im Home Office. Ich habe bereits unregelmäßige Wellen gespürt, aber noch ein paar Dinge erledigt. Mittags habe ich mich für ca. 1 1/2 Stunden in unsere Badewanne begeben; danach hat mein Mann für mich gekocht. Danach habe ich mich ins Bett gelegt und eine knappe Stunde geschlafen. Gegen 15 Uhr kamen die Kinder nach Hause, mein Vater kam gegen 16 Uhr. Nachdem ich wieder etwas gegessen hatte, habe ich den Nachmittag bis gegen 20 Uhr knapp vier Stunden in unserem nur mit einer Kerze erleuchteten und ansonsten dunklen Badezimmer in der Badewanne verbracht. Zwischendurch brachte mir mein Mann zu essen und zu trinken, ich habe das Wannenwasser warm nachgefüllt und auch ins Wasser gepiselt. Die Abstände der Wellen wurden stetig kürzer. Interessanterweise wurden sie während der zwei oder drei kurzen Besuche meiner Kinder im Badezimmer und während der zwei kurzen Telefonate gegen 17:30 und 19:30 mit meiner Beleghebamme wieder länger. Fast die ganze Zeit hörte ich die Geburtshypnose, blieb so gut es ging in der Tiefenentspannung und visualisierte während der Wellen die Öffnung meines Muttermundes, nahm Kontakt mit meinem Baby auf und atmete tief in meinen Bauch. Gegen 20 Uhr entschied ich, dass wir nun in die Klinik aufbrechen sollten. Wenige Tage zuvor hattest Du die Podcastfolge „Wann fahre ich ins Krankenhaus?” veröffentlicht; ich hatte zwar die Zeit ganz grob im Blick, habe mich diesbezüglich aber nicht unter Druck gesetzt, sondern war tatsächlich ganz bei mir und merkte intuitiv, wann die Zeit zum Aufbruch gekommen war. Ich spürte bereits einen stärker werdenden Druck gegen den Anus und konnte zu Hause noch einmal Stuhlgang absetzen. Vor der kurzen Fahrt ins Krankenhaus hatte ich dieses Mal besonders großen Respekt. Es gelang mir aber, mich gut auf die Geburtshypnose zu konzentrieren, auch während des Laufens (Treppenhaus, zum Auto, Krankenhaus in den Aufzug und in den Kreißsaal) während der Wellen stets inne zu halten, stehen zu bleiben und mich auf mein Baby, meinen Muttermund und meine Atmung zu fokussieren. Dabei konnte ich die Umgebung (meinen Vater, Menschen am Krankenhaus) zum Glück ausblenden. Besonders schön war die Abendsonne, die kurz in mein Gesicht schien. Während dieser ganzen Zeit hatte ich mehrfach das Gefühl eines besonders schönen und einzigartigen Erlebnisses und würde die Eröffnungsphase als schmerzfrei bezeichnen. Nach der Geburt habe ich erfahren, dass mein Muttermund bei Eintreffen in den Kreißsaal bereits 9 cm geöffnet war. Mit meiner Hebamme hatte ich vorbesprochen, dass sie mir das Untersuchungsergebnis nicht mitteilt und dass auch kein Ultraschall mehr durchgeführt wird. Aufgrund meiner letzten Geburt war mir klar, dass mir bei Ankunft ein Zugang gelegt werden würde. Zum Glück war der Kreißsaal leer und ruhig und ich konnte sofort in das Zimmer mit der Gebärwanne gehen. Ich war nach meiner Ankunft kurz auf dem Kreißbett und danach bis zur Geburt 1 1/2 Stunden später in der Wanne. Mein Mann unterstützte mich, seitdem wir zu Hause losgefahren waren, mit festem Druck auf mein Kreuzbein während der Wellen. Auch in der Wanne bat ich ihn darum. Rückblickend habe ich die verschiedenen Phasen der Geburt dieses Mal sehr intensiv wahrgenommen. So geriet ich nach der Eröffnungsphase in eine kurze Übergangsphase, in der mir klar wurde, dass ich „aus dieser Nummer” nun nicht mehr herauskommen würde, dass nun sehr bald unser Kind bei uns sein würde, dass es nun durch mein Becken treten würde. Es war ein ganz kurzer Moment von Angst, jedoch konnte ich mich schnell wieder fokussieren dank der kurzen Kommentare meiner Hebamme („Lass’ es geschehen!”) und dank der Hypnose zur Austreibungsphase. Die letzte kurze Phase der Geburt war zwar anstrengend, jedoch nahm ich sehr intensiv Kontakt zu unserem Baby auf, sprach mit ihm und visualisierte, es bald in den Armen zu halten. Ich bewegte und schaukelte mein Becken intuitiv und wurde während der Presswellen von einer Naturkraft überwältigt, die mich zum tiefen Tönen (in meiner Wahrnehmung viel lauter als von meinem Mann und der Hebamme wahrgenommen) zwang. Und dann durfte ich meinen Sohn im Wasser gebären, sein Köpfchen nach der Kopfgeburt für ungefähr eine Minute halten und streicheln und ihn nach seiner vollständigen Geburt um 22:27 Uhr als erster Mensch schwimmend in meine Arme schließen. Das war sehr, sehr bewegend und hat mich mit großer Liebe, Dankbarkeit, Freude und auch Stolz erfüllt. Die Geburtsphase war nicht schmerzfrei, jedoch war ich stets „Herrin der Lage” und hatte durch Deine Methode ein sehr hilfreiches “Handwerkszeug” dabei. Eine verstärkte Nachblutung wurde mit zwei Medikamenten gestoppt, war aber gar nicht mehr wichtig, da ich so beseelt von meiner Geburtserfahrung war. Meine Hebamme gab mir während unserer Nachbesprechung das Kompliment: „Du hast Dich alleine entbunden, Du hast ihn alleine entwickelt. Ich durfte zuschauen. Das war so schön und hat mich beeindruckt.”
Liebe Kristin, ich danke Dir von Herzen, dass ich von Deiner Methode profitieren durfte und dass Du mein Augenmerk auf das sehr fragile und durch äußere Reize leicht störbare hormonelle System gelenkt hast sowie auf die Themen innerer/äußerer Raum, Geburt in Dunkelheit und Stille, Hingabe und Dankbarkeit, Selbstbestimmung und Intuition sowie Offenheit für den Geburtsverlauf. Du leistest eine großartige Arbeit für uns Frauen (und auch für die Männer) und ich werde Dich gerne weiter empfehlen.
Herzliche Grüße & DANKE!
Clara