Geburtsbericht von

Didem A.

Am Abend vor der Geburt:
Der Schleimpropf löst sich. Ich freue mich, da ich weiß, dass es ab jetzt nicht mehr lange dauern kann, bis die Geburt los geht. Kurz vorm Schlafen sprechen mein Mann und ich noch darüber, wie unser Baby denn nun heißen soll (wir hatten uns immer noch nicht geeinigt) und besprechen noch organisatorische Dinge, die mir bezüglich der Geburt wichtig sind. Abschließend sagt M. zu mir, dass ER sich jetzt bereit fühle. Unser Mädchen dürfe kommen.

Da hat unser Baby genau zugehört, denn unsere Geburt fing dann wenige Stunden später gegen 4:30 Uhr früh mit der ersten Welle an.
Ich wurde durch die Kontraktion wach und weckte ihn mit den Worten auf „M., ich glaube unser Baby kommt heute.“
Die Welle war sehr intensiv und fühlte sich schon sehr nach „Geburt“ an.
Danach war aber eine lange Pause.

In der Zwischenzeit wurde unsere Tochter A. wach und wollte zu uns ins Bett.
Jetzt kamen wieder die nächsten Wellen. Sie waren intensiv. Ich spürte eine starke Dehnung und wollte gleich die tiefe Bauchatmung ausprobieren. Nur konnte ich mich nicht konzentrieren, da A. gleichzeitig mit mir kuscheln wollte. Ich bat meinen Mann, mit unserer Tochter ins Kinderzimmer zu gehen. Danach machte ich es mir im Bett so gemütlich wie möglich.

Ich nahm meine Kopfhörer und schaltete die Hypnose in der Eröffnungsphase ein. Ich entspannte und hörte mir die Hypnose an, doch es kam keine Kontraktion mehr. Daher legte ich mein Handy und die Kopfhörer weg und versuchte, weiterzuschlafen.

Gegen 6.15 Uhr stand ich auf, ging in die Küche und machte mir ein kleines Frühstück. Mein Mann kam dazu und erzählte, dass unsere Tochter endlich wieder eingeschlafen ist. Wir entschieden uns, dass mein Mann das Geburtshaus anruft und die Hebammen informiert, dass es heute soweit sein könnte, aber die Wellen sehr unregelmäßig kämen. (6:23 Uhr)
Nach dem Frühstück zog ich meinen Bikini an (falls ich in die Badewanne will) und oben drüber ein bequemes Kleid und eine Leggins, die ich vor ein paar Wochen für die Geburt bereitgelegt hatte.

So ging ich wieder ins Bett, um noch etwas weiterzuschlafen. Dieses Mal nahm ich einen Haarkamm mit, um ihn während einer Welle festzuhalten, damit ich den „Schmerzreiz“ auch auf die Hand lenken kann.
Es kam wieder eine Welle und ich war mir währenddessen sicher, dass die Geburt begonnen hatte. Ich schaltete die Hypnose wieder ein.

Gegen 8 Uhr kamen mein Mann und meine A. ins Schlafzimmer, um sich für die Kita zu verabschieden. Ich umarmte meine Tochter ganz fest und wir machten noch ein Erinnerungsselfie zu dritt.

Die Abstände zwischen den Wellen waren jetzt wieder so lang, dass ich die Kopfhörer weglegte und weiterschlief. Später im Schlaf überraschte mich dann eine sehr starke Kontraktion und da ich nicht in „Hypnose“ war, war ich froh, dass ich den Kamm fest in der Hand hielt.
Danach war wieder eine sehr lange Pause bis zur nächsten Welle.
Nun lag ich in einer halbliegenden Position am Anfang des Bettes und schaltete die Kopfhörer wieder ein. In der Zwischenzeit kam M. aus der Kita zurück und brachte meinen Geburtskoffer ins Auto. Danach legte er sich zu mir ins Bett, um auch noch ein wenig Schlaf nachzuholen.

Langsam wurden die Kontraktionen regelmäßiger und ich kam in den „flow“. Während der Wellen atmete ich tief in meinen Bauch und hörte über die Kopfhörer die Hypnose. Es war alles sehr friedlich und entspannt. Auch die Sonne schien an dem Tag so warm und hell leuchtend ins Zimmer. Es war einfach traumhaft schön. Genau solche Lichtfarben hatte ich mir meinen – sicheren Ort – innerlich vorgestellt. Nun leuchtete es von innen und außen.

Durch das ruhige Einatmen während der Wellen merkte M. von außen nicht, wann ich eine Kontraktion hatte. Daher vereinbarten wir ein Handzeichen.
Ich fühlte mich sehr gut. Die Hypnose half mir, ruhig und konzentriert zu bleiben und auch die lange Bauchatmung fühlte sich super an. Den Kamm brauchte ich überhaupt nicht mehr, da mein ganzer Körper jetzt absolut entspannt war.

Die Wellen waren sehr intensiv, aber die Pausen dazwischen waren immer noch sehr lang und wir waren unentschlossen, ob mein Mann um 14 Uhr in die Arbeit gehen soll oder nicht.
Kurz vor 11 Uhr kam dann eine Welle und ich hatte mich entschieden. Danach sagte ich zu M., dass er jetzt seine Mutter anrufen kann, um loszufahren und er soll heute bitte nicht zur Arbeit gehen.
Ich betonte noch, dass es auch ein Fehlalarm sein kann, da die Pausen noch wirklich sehr lange waren (zwischen 20 und 45 Minuten). Aber ich wusste, dass ich mit der Intensität der Wellen mit meiner Tochter nicht allein sein kann/möchte.

Mein Mann holte unsere Tochter um 12 Uhr aus der Kita ab. Er fragte mich gegen 12.20 Uhr, wie es mir geht und schrieb, dass A. noch draußen spielen möchte. Ich solle ihm schreiben, „wenn was ist“.
Gegen 13 Uhr kamen A., M. und die Oma nach Hause.
Kurze Zeit später bat ich meinen Mann, beide aus der Wohnung zu locken, da es mir mit A. (2Jahre) schwer fiel, in der Hypnose zu bleiben.

Als wir dann wieder alleine waren, rief M. das Geburtshaus an, um über die Lage zu informieren. Sie gaben ihm die Info, dass der Abstand der Wellen ca. 10 Minuten sein sollten. Aber wir dürften auch nach Gefühl entscheiden und jederzeit ins Geburtshaus kommen.

Aufbruch ins Geburtshaus:
In der nächsten Stunde hatte ich zwei Wellen hintereinander im Abstand von ca. 12 Minuten.
M. wollte daraufhin gleich losfahren.
Ich sagte zu ihm, dass es noch zu früh ist „Ach nee, lass uns doch noch etwas warten.“
Dann kam aber die nächste intensive Welle und ich willigte ein, loszufahren. Es war ca. 14:30 Uhr.

Ich stand langsam aus dem Bett auf und plötzlich waren die Abstände der Wellen im Stehen und in Bewegung extrem kurz. Sie kamen eins nach dem anderen. (War das ein Wellensturm?)
Ich konnte im Stand nicht tief in den Bauch atmen, daher ging ich ab jetzt jedes Mal in den Vierfüßler. Da war es etwas besser und der Boden unter meinen Händen gab mir Halt.

Ich stand aus dem Bett auf. Auch im Auto hörte ich weiterhin die Hypnose über die Kopfhörer, machte eine Augenbinde und ein Halskissen ran. Im Sitzen wurde es wieder viel ruhiger und ich veratmete ein paar Wellen bis wir im Geburtshaus ankamen.

Ankunft Geburtshaus (15:10 Uhr):
Nachdem wir geparkt hatten, holte M. ganz gemütlich auch den Geburtskoffer und noch zwei Tüten mit Snacks und Handtüchern aus dem Kofferraum raus. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass er das Gepäck auch später hätte holen können. Er dachte wahrscheinlich, dass wir noch viel Zeit haben. Von außen betrachtet sah es nämlich weiterhin ganz entspannt aus, da ich bei den Kontraktionen einfach nur atmete. Naja, so liefen wir dann mit unserem Gepäck Richtung Geburtshaus.

Mit dem Laufen und Treppensteigen wurde es wieder intensiver. Nach ca. zehn Schritten waren wir im Eingangsbereich. Und ich hatte eine Welle, die ich wieder im Vierfüßler veratmen konnte. Noch ein Stockwerk nach oben, noch eine Welle.
Nur noch wenige Schritte zum Geburtshaus. M. klingelt. Ich höre ein herzliches Hallo, bin aber vor der Tür im Vierfüßler, da wieder eine Welle da.

Die Hebamme kniete sich zu mir. Legte eine Hand auf meinen unteren Rücken.
Nach der Welle schauten wir uns an. Sie begrüßte mich ganz herzlich. Mir wurde absolut warm ums Herz, als hätte ich einen Engel gesehen.
Ich stand mit ihrer Hilfe auf, zog meine Schuhe aus und ging direkt ins Geburtenzimmer. Eine Welle kam und ich kniete mich wieder in den Vierfüßlerstand.

Nach der Kontraktion fragte ich die Hebamme, ob ich mich ins Bett legen darf, da ich halbliegend besser atmen konnte.
Sie stellten das Bett so ein, dass ich wieder, wie zu Hause, halbliegend saß.
Meine Füße wärmte ich mit einer Wasserflasche. Setzte Kopfhörer, Nackenkissen und etwas später auch meine Augenbinde auf. XD

Es wurde wieder ruhiger. Die Abstände wieder länger.
Ich war kurz irritiert und fragte die Hebamme, ob ich es richtig mache, da in Bewegung und im Stehen die Wellen sehr häufig waren, aber jetzt war es wieder viel ruhiger.
Sie antwortete mir „Didem, Du machst genau das, was dir *gut* tut. Du kannst gebären.“
Die Antwort tat gut. Ich sagte: „Dann bleib ich hier sitzen.“

M. reichte mir immer wieder etwas zu trinken. In ca. 10 bis 15 Minuten Abständen schauten die Hebammen mit meiner Erlaubnis nach den Herztönen des Babys und nach meinem Puls. Sonst hielten sie sich im Hintergrund und beobachteten nur. (Vaginal wurde ich zu keiner Zeit untersucht!)

Ich blieb in Hypnose und atmete fleißig weiter. Manchmal war die Welle synchron zu meinem Atemzug. Oft aber waren die Wellen sehr lang, so atmete ich mehrere lange Atemzüge ein und kurze Atemzüge aus.
Bei einer Kontraktion wurde es in meinem unteren Rückenbereich richtig, richtig heiß. Die Wärme strahlte sich weit in meinem Becken aus und fühlte sich an, als hätte mich eine höhere Macht berührt. Ich dachte einfach nur „WOW“.

Übergangsphase:
Irgendwann im Verlauf kam ich ins -Denken-.
Ich dachte darüber nach, wie lange alles wohl noch dauert und ob ich so ruhig bleiben kann, wenn die Wellen intensiver werden (wurden sie aber nicht).
Wäre es doch besser, wenn ich in die Klinik gefahren wäre – Mit einem Kaiserschnitt wäre doch alles schnell vorbei gewesen, dachte ich.
Die Gedanken waren kurz da und verflogen schnell wieder, als ich mich an die Hingabe erinnerte und mich wieder der Stimme von Kristin Graf über meine Kopfhörer widmete.
Ich glaube, das war meine Übergangsphase.

Austrittsphase: (insgesamt ca. 10 Minuten)
Wenige Augenblicke später hatte ich eine Presswelle. Die Kontraktion fühlte sich ganz anders an. Es war kein Dehnen mehr, sondern eher ein Drücken nach unten.
Ich machte meine Augenbinde runter und sah, dass die Hebammen nicht im Zimmer waren. So bat ich M., die Hebammen zu rufen.

Er fragte mich stattdessen ein paar Mal, ob er die Hypnose wechseln soll. Ich sagte ruhig aber bestimmt: „Was für Hypnose, hol bitte JETZT die Hebammen, unser Baby kommt.“ xD

Die Hebammen kamen rein und ich erzählte, dass ich gerade eine Presswelle (1) hatte. Ich war verwundert und fragte sie, ob denn mein Muttermund schon offen sei.
Nächste Welle (2) kam. Sie machte mich freundlich darauf aufmerksam, dass jetzt meine Hose runter muss. M. half mir, die Leggins auszuziehen.

Nun fragte mich die Hebamme, ob ich die Position ändern oder hier liegen bleiben möchte.
Ich verneinte. Ich wollte nicht im Liegen gebären.
Ich stand auf, ging ein paar Schritte und setzte mich auf einen Gebärhocker.
Mein erster Gedanke war „Oh, das ist ja sehr bequem“ 😀

Die Hebamme fragte mich, ob sie ein nasses Tuch an meinen Damm halten darf, um ihn zu schützen. Ich bejahte.
Nächste Welle (3) kam und diesmal schob ich mit. Ich hielt mich währenddessen an einem Tuch, dass an der Decke befestigt war. Plötzlich war ich nicht mehr leise. Ich war jetzt laut, aber nicht, weil es „weh“ tat sondern eher, weil es sich richtig anfühlte. Im Einklang mit meinem Körper, als würde ich gemeinsam mit der Welle Anlauf nehmen.

Ich legte die Kopfhörer weg.
Nächste Welle (4) kam.
Die Hebamme sagte freudig, dass sie sich sicher sei, dass das Baby mit der nächsten Welle da ist. Ich registrierte das, was sie sagte, hatte es ihr aber in dem Moment nicht geglaubt.

Nächste Welle (5) kam.
Ich schob mit.
Baby war da.
16.48 Uhr.
In einem Schwung. Kopf und Körper, in der ganzen Fruchtblase!!!
Ich konnte es kaum glauben, dass es schon vorbei war. Mein Baby schlüpfte super schnell und dass in ihrer Fruchtblase 😀
Erst nach ihrer Geburt öffnete die Hebamme die Fruchtblase.

Nach der Geburt:
M. saß hinter mir. Ich drehte mich zu ihm und sagte voller Freude „Das war so einfach.“
Die Hebamme öffnete jetzt die Fruchtblase und ich nahm mein Baby sofort in die Arme. Zog mein Kleid aus und legte sie an meine Brust.
Vorsichtig lief ich zurück zum Bett und legte mich mit ihr hin. Ich war absolut schockverliebt in diese kleine süße Maus.
Ich hatte noch so viel Energie und verspürte ein riesiges Gefühlsfeuerwerk voller Liebe, Freude, Erleichterung und Dankbarkeit. Diese Hormone waren unglaublich.

Wir warteten, bis die Nabelschnur auspulsierte und M. schnitt sie danach durch.
Die Plazenta kam auch nach ca. 15 Minuten.
Jetzt hatten wir Kuschelzeit als Familie.

Nach ca. 1,5 Stunden kamen die Hebammen wieder ins Zimmer und machten die U1. M. war bei unserer kleinen Maus. Währenddessen wurde ich nach Geburtsverletzungen untersucht.
Ich hatte einen leichten Dammriss und wurde mit zwei Stichen genäht.
Danach ging ich in die Badewanne, duschte mich ab und zog mich wieder an.

Wir machten noch ein paar Erinnerungsfotos, verabschiedeten uns vom Geburtsteam und kamen ca. 20.30 Uhr wieder zu Hause an. M. musste mich etwas stoppen, da ich in meiner Euphorie unsere Treppen hochgerannt bin.
Zu Hause gingen wir direkt in unser Familienbett und waren einfach nur *glücklich*.

Wochenbett:
Am nächsten Tag gegen 8:00 Uhr früh kam dann auch schon unsere wundervolle Hebamme zu Besuch. Die ersten 10 Tage täglich und dann nach Bedarf.
Ich hatte diesmal Glück, dass ich von der Geburtsverletzung nichts merkte. Es brannte nicht beim Wasserlassen und meine Vulva war nicht wie bei der ersten Geburt voll angeschwollen, sondern schaute genauso aus wie vorher.
Nur die Nachwehen waren in den ersten 5 Tagen extrem stark und ich musste zu Schmerztabletten greifen. Nachdem die Nachwehen weg waren, fingen diesmal tagelange starke Kopfschmerzen an, die wir mit den Hormonen begründeten. Nach ca. 10 Tagen waren dann glücklicherweise alle Symptome weg und ich konnte mein Wochenbett jetzt richtig genießen.

Auch die Nachsorge machte ich über die Hebamme. Bei meiner ersten Geburt ging ich weder zum Frauenarzt noch ins Geburtshaus. Aber jetzt wollte ich noch einmal gemeinsam mit meinen Töchtern den Raum sehen, in dem ich sie beide geboren habe.
Was auch schön war, dass ich meinen Geburtsbericht bekommen habe und wir den gemeinsam durchgesprochen haben. Alles in allem fühlte es sich wunderbar und rund an.

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