Geburtsbericht von

Finja K.

Geburtsbericht E. *04.11.2020 (genau am ET :D)

– etwas anders als gedacht/geplant/gehofft, aber dennoch ganz genau wunderbar so, wie es war –

Insgesamt verlief meine Schwangerschaft problemlos und ich genoss die Zeit sehr, trotz Corona und obwohl ich nebenher noch meine Masterarbeit schrieb, die ich zum Glück 4 Wochen vor der Geburt abgegeben habe. Ich habe schon zu Beginn der Schwangerschaft den Podcast gehört (hatte mir eine liebe Freundin empfohlen), der in mir so viel Zuversicht und Vorfreude ausgelöst hat, dass ich etwa in der 24. SSW mit dem Online-Kurs begonnen habe. Ich hatte auch vorher nie wirklich (bewusst) Angst vor der Geburt, aber Kristins Arbeit hat mich enorm in meiner Kraft, im Frau-Sein und im Schwanger-Sein bestärkt. Ich glaube, für mich war das der größte „Gewinn“ aus dem Kurs: Auch wenn ich zwischendurch sicher mal mit Ängsten und Unsicherheiten konfrontiert war (in der 35. SSW war kurz unklar, ob mit dem Herzen des Babys alles gut ist… ist es aber zum Glück!), war ich dennoch die ganze Schwangerschaft über getragen von Vertrauen und Vorfreude! Und ich glaube, das war ausschlaggebend dafür, dass ich eine wundervolle Geburt erleben durfte.

Wir hatten uns für das Krankenhaus entschieden, in dem mein Mann und ich auch beide selbst geboren sind. Es ist eine kleine Geburtsklinik mit sehr gutem Ruf (Motto: „so natürlich wie möglich, so wenig Intervention wie nötig“) und unsere Nachsorge-Hebamme arbeitet dort auch. Mit ihr hatten wir dann auch das Vorgespräch geführt und meine Wünsche festgehalten -> kein Zugang, so wenig Intervention wie möglich, viel Ruhe, damit ich in Hypnose sein kann, gerne Wassergeburt, Auspulsieren der Nabelschnur etc.

Es ging etwa 3-4 Tage vor der Geburt los mit leichten Wellen in der Nacht, über die ich mich freute und aufgeregt wurde, bei denen ich aber gut wieder einschlafen konnte. Tagsüber merkte ich auch beim Spazierengehen hin und wieder leichte Kontraktionen. Ca. 2 Tage (bin mir nicht mehr ganz sicher) vor der Geburt ging der Schleimpfropf ab und ich war total gespannt, wann es denn nun richtig losgehen würde und hoffte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. In der Nacht auf den 03.11. waren dann schon etwas mehr Wellen da und ich verzog mich vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer, wo ich mir die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“ und auch schon mal die „Geburtshypnose“ anmachte, während mein Mann weiter schlief. Ich fand vor allem die Bauchatmung total hilfreich und schlief immer wieder zwischendurch ein.

Am nächsten Morgen (03.11.) waren die Wellen dann wieder weg und ich habe sogar noch meinem Mann beim Putzen geholfen (eigentlich hatte er das die letzten Wochen immer allein gemacht, sodass ich mich schonen – oder meditieren oder Yoga machen – konnte). Da ich eine sehr ordentliche Person bin, glaube ich fast, dass das für mich nochmal nötig war, nach dem Motto: Nun ist alles hübsch und sauber, Baby, du kannst kommen! 😀 Abends waren wir dann sogar noch bei meiner Schwägerin, ihrem Mann und deren 4-Monate altem Sohn zum Essen. Auf dem Sofa dort meinte ich, wieder ein paar Wellen anrollen zu spüren. Diese waren aber sehr leicht und ich schloss lediglich die Augen, um ihnen zu begegnen. Mein Mann und ich sind dann gegen 22 Uhr mit unseren Fahrrädern aufgebrochen. Der Weg von dort zu uns nach Hause dauert eigentlich nur so 10 Minuten, doch wir mussten dreimal anhalten, da ich wieder Wellen hatte und sie auf dem Rad nicht einfach „ignorieren“ konnte. Schmerzhaft waren sie nicht, sie forderten aber meine Aufmerksamkeit. Zuhause angekommen waren wir dann beide freudig aufgeregt, da es sich sehr danach anfühlte, dass es nun „richtig losging“. Wir legten uns aber erstmal beide schlafen, wobei ich dann wieder nach kurzer Zeit ins Wohnzimmer wechselte und die „Geburtshypnose“ über die Bluetoothbox hörte. Am Anfang war ich noch viel am Kraftort und das Visualisieren und die Bauchatmung klappten auch gut. Die Wellen waren noch nicht super stark oder regelmäßig, aber ich war dann doch neugierig und machte die Wehentracker-App an. Das hätte ich im Nachhinein eher nicht tun sollen, denn es hat mich ziemlich aus der Hypnose gebracht. Mir fiel es auch schwer, genau zu sagen, wann eine Welle aufhörte und wann die nächste losging. Die Abstände waren laut App mal so 7-8 Minuten, mal aber auch 3-4. Ich schlief aber auch zwischendurch immer wieder ein.

So verbrachte ich die ganze Nacht und morgens gegen 6:30 Uhr kam mein Mann ins Wohnzimmer, um nach mir zu sehen. Da hatte ich wieder kürzere Wellenabstände und hatte vom Liegen in den Vierfüßler (abgestützt am Sofa, das war ab da meine liebste Position) gewechselt. Die Wellen waren so stark, dass ich ins Bad krabbelte, um auf Toilette zu gehen. Da wir keine Badewanne haben, duschte ich stattdessen. Die Wellen blieben, wurden aber nicht stärker. Mir war inzwischen sehr danach, demnächst ins Krankenhaus zu fahren, sodass ich meinen Mann bat, dort anzurufen. Ursprünglich wollte ich mit dem Taxi fahren (wir haben kein Auto, doch beide unsere Eltern wohnen in derselben Stadt wie wir und haben beide 100mal angeboten, uns dann ins Krankenhaus zu fahren), um niemanden „aufzuscheuchen“ und dann einfach nach geschaffter Geburt der Familie quasi als Überraschung Bescheid zu geben, dass das Kind jetzt da ist. In dem Moment war mir aber doch eher nach vertrauten Personen und so rief mein Mann meine Eltern an, die uns sehr gerne fuhren. Ich war zu diesem Zeitpunkt leider kaum noch in der Hypnose, aber das war irgendwie okay. Die Atmung klappte weiterhin gut bzw. war das Konzentrieren darauf für mich wie eine Art Trance. Im Krankenhaus angekommen, empfing uns die Hebamme im Untersuchungszimmer und schrieb erstmal ein CTG. Ich spürte schon, dass sich die Wellen leider wieder etwas verzogen hatten. So war dann auch der Befund: Wehen zwar sichtbar, aber nicht genug bzw. zu unregelmäßig, den Muttermund konnte sie nicht mal richtig ertasten und sagte, das spricht dafür, dass sich noch nicht viel getan hat. Oh Mann, war ich da vielleicht enttäuscht! Plötzlich war ich richtig unsicher, wie ich mich denn jetzt noch auf mein Körpergefühl verlassen sollte. Die Hebamme war sehr nett und versicherte, dass das sehr häufig passiert und einige Frauen bis zu 5 mal mit „Fehlalarm“ kämen. Ohje! Das wollte ich unter allen Umständen vermeiden! Sie bot an, dass wir eine Runde spazieren gehen und dann nochmal kommen könnten. Es war herrliches Wetter, recht kühl, aber mit strahlendem Sonnenschein und so stapften wir los. Ich weinte dann erstmal meinen Frust raus und war froh, meinen Mann bei mir zu haben, der das gut auffing. Es kamen auch hin und wieder Wellen, die ich veratmen musste, aber ich ahnte, dass es noch zu unregelmäßig war. Als wir zurückkamen, war der Befund entsprechend unverändert und wir wurden freundlich nach Hause geschickt. Mir war nicht danach, jemanden als Abholservice anzurufen und so gingen wir zu Fuß (ca. 25Min.) nach Hause. Dort aßen wir nochmal schön zu Mittag.

Ich fühlte mich aber immer noch sehr enttäuscht und auch irgendwie ganz klein. Ich schrieb meiner Mutter, wie es gelaufen war und sie fragte, ob wir kurz telefonieren wollen. Sie erzählte mir dann, dass es bei meiner eigenen Geburt ganz ähnlich gewesen war (das hatte sie mir schon mal irgendwann erzählt, aber ich hatte es wieder vergessen): Sie wurden erst nochmal spazieren und dann nach Hause geschickt, ich kam aber trotzdem noch am selben Tag bzw. in der Nacht. Auch wenn ich wusste, dass es bei mir auch ganz anders laufen könnte, tröstete mich das und machte mir etwas Mut. Und so kamen auch die Wellen am Nachmittag wieder, und zwar sehr intensiv und sehr regelmäßig. Ich hörte wieder die Hypnose und musste mich sehr konzentrieren. Schmerzfrei war es nicht, aber gut aushaltbar. Und mir half sehr der Gedanke, dass jede Welle mich näher zu meinem Kind bringt. Außerdem auch hier wieder: Die Atmung trug mich durch alles hindurch. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich nicht wirklich in der Hypnose war, so wie ich es geübt hatte, aber ich war definitiv total bei mir und in meinem Körper. Auch mein Mann meinte später, dass er sich null Sorgen gemacht hat und sicher war, dass ich „mein Ding“ machen würde und alles ok ist. Ich weiß gar nicht, was er in der ganzen Zeit gemacht hat, ab und zu brachte er mir Wasser und er kümmerte sich um die Tasche etc., aber richtig wahrgenommen habe ich ihn nicht. Ich entdeckte dann auch das Tönen für mich, was ich vorher nicht gedacht hätte. Ich glaube, ich habe eine Art Mischung aus Bauchatmung und Tönen gemacht. Und ich war fest entschlossen, dass wir diesmal erst dann ins Krankenhaus fahren, wenn ich ganz sicher bin. So reizte ich es tatsächlich ganz schön aus und als ich meinen Mann dann wieder bat, im Krankenhaus sowie meine Eltern anzurufen, hatte ich gefühlt GAR keine Abstände mehr zwischen den Wellen, sondern glitt von einer in die nächste. Das Sitzen während der Autofahrt – wenn auch nur 7 Minuten – war dann leider nicht so schön.

Im Krankenhaus angekommen (gegen 19:30 Uhr), war gerade Schichtwechsel und wir mussten im Foyer etwa 10 Minuten warten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Aus irgendwelchen Gründen nutzte ich die mitgebrachten Kopfhörer nicht, sondern schloss einfach die Augen und versuchte, alles auszublenden und eng mit meinem Körper und meinem Baby verbunden zu bleiben. Ich hing über einem Stuhl und die Wellen wurden so stark, dass mir kurz der Gedanke durch den Kopf schoss, wie es wohl wäre, das Kind hier auf dem Flur zu bekommen. Mein Mann klopfte nochmal beim Kreißsaal und gab den Hebammen zu verstehen, dass es dringend ist und dann durften wir zum Glück direkt in den Kreißsaal (und nicht erst nochmal in das extra Untersuchungszimmer, in dem wir morgens gewesen waren). Wir hatten eine tolle, sehr junge Hebamme. Sie fragte, in welchen Abständen die Wehen kämen und seit wann. Mein Mann antwortete: „Keine Ahnung, gefühlt durchgängig“. Sie fragte mich, ob ich schon Druck nach unten verspüren würde. Ich war etwas überfordert und brachte nur so etwas wie „Äh, weiß nicht…“ hervor. Die Hebamme begann dann erstmal, ein CTG zu schreiben, ich seitlich auf einer Liege, und ging kurz raus. Ich hatte allerdings ab dem Moment des Hinlegens das Gefühl, dass es eigentlich nicht mehr lange dauern konnte. Ach so, ein Coronatest wurde auch noch schnell bei mir und meinem Mann gemacht (negativ). Die Ärztin, die den durchführte, war kurz allein mit mir und meinem Mann und ich fragte in einer Wellenpause recht erschöpft, ob denn vielleicht noch eine Wanne frei sei. Ich selbst erinnere mich gar nicht an ihre Antwort, aber mein Mann erzählte mir hinterher, dass sie wohl ziemlich hilflos geguckt hat (weil sie nur für die Coronatestungen da war und sonst keine Ahnung von den Kreißsaalabläufen hatte) und meinte: „Ääh, also Sie machen das ganz toll!“ Die Hebamme kam zurück, tastete meinen Muttermund und meinte freudig überrascht: „Okay, du bist fast vollständig eröffnet! Versuch, noch nicht mitzuschieben. Ich bin gleich wieder da. Wenn etwas ist, drückt ihr den roten Knopf“. Krass! Ich hatte also tatsächlich quasi die ganze Eröffnungsphase allein zuhause gemeistert. In dem Moment war mir das nicht so klar, aber im Nachhinein bin ich sehr stolz auf mich und total froh, dass wir dadurch nur so kurz im Kreißsaal waren. Nur ein paar Sekunden nachdem die Hebamme draußen war, sagte ich meinem Mann, dass er den Knopf drücken soll. Denn ich merkte nun tatsächlich starken Druck nach unten. Es fühlte sich wirklich wie eine Urgewalt an, die mich überkam. Ich hatte auch schon den Drang, mitzuschieben und sagte das der Hebamme, die gemeinsam mit einer Ärztin wieder hereinkam. Ab hier weiß ich nicht mehr alles ganz genau, aber die Hebamme leitete mich zwecks Dammschutz die ganze Zeit an, was die Atmung anging. Ich war sehr dankbar dafür und versuchte mein Bestes. Mein Tönen wurde für mein Gefühl auch recht laut, obwohl mein Mann meinte, er fand das nicht. Wie auch immer – in dem Moment war es genau das Richtige und ich hätte mich sowieso nicht dagegen wehren können. Überhaupt konnte ich alles total gut annehmen, so wie es war. Auch wenn ich so gerne eine Wassergeburt gehabt hätte, auch wenn ich mir mich selbst immer eher leise vorgestellt habe, auch wenn ich niemals im Liegen hätte gebären wollen. Es war alles gut so. Die Hebamme wirkte total begeistert und sagte: „Dein Baby ist gleich da!“ Ich durfte dann bald mitschieben und das war wirklich anstrengend. Ich weiß nicht, wie viele Wellen es gebraucht hat, aber dann war das Köpfchen zu sehen und die Hebamme fragte, ob ich mal fühlen möchte. Ich versuchte es, aber irgendwie konnte ich nicht ausmachen, was da unten was war 😀 „So viele Haare!“ sagte sie noch. Dann schob sie mein Shirt hoch, das ich in der Eile noch nicht ausgezogen hatte, und öffnete meinen BH mit den Worten: „Ich mache mal die Landebahn frei, ja?“ Das fand ich in dem Moment total witzig und schön und habe mich so gefreut, dass unser Kind gleich da ist. Schließlich war das Köpfchen geboren – sehr intensiv und nicht schmerzfrei, aber es fühlte sich dennoch gut und richtig an. Der Rest des Körpers dann in der nächsten Welle (habe ich kaum noch gespürt). Die Hebamme legte mir unser Baby direkt auf die Brust. Wow. Ein unfassbarer Moment. Da war es 20:29 Uhr. Wir waren also nur eine knappe Stunde im Krankenhaus gewesen. Es hatte sich für mich sogar eigentlich noch kürzer angefühlt, eher wie 15 Minuten. Als unser Baby auf meiner Brust lag, staunten der Papa und ich erstmal eine Weile und ließen die Freudentränen laufen, bis irgendwann einer von uns fragte: „Was ist es denn überhaupt?“ Die Hebamme sagte: „Ja, schaut doch mal nach.“ Mein Mann meinte, das sei gar nicht so einfach mit der Nabelschnur dazwischen :D. Er stellte dann aber doch kompetent fest, dass wir eine Tochter bekommen hatten 😀 (Ich muss zugeben, dass wir uns ein kleines bisschen extra freuten, weil im Vorhinein sehr viele Menschen – ungefragt – gemutmaßt hatten, dass wir sicher einen Jungen bekommen würden) Etwa 15 Minuten nach der Geburt kam die Plazenta sehr entspannt „rausgeflutscht“. Die Nabelschnur durfte auspulsieren, bevor die Hebamme sie durchtrennte, da weder mein Mann noch ich das tun wollten. Ich habe keine größeren Geburtsverletzungen davongetragen. Lediglich zwei Labienrisse nähte die Ärztin noch schnell. Da bin ich der Hebamme sehr dankbar für ihr Dammschutz-Management! Denn die Kleine kam übrigens mit einer Hand am Kopf heraus. Ach so – und die Fruchtblase war laut Hebamme bis kurz vor der Geburt noch ganz intakt.

Aufgrund der späten Uhrzeit nahmen wir das Angebot eines Familienzimmers dankend an, auch wenn wir ursprünglich eine ambulante Geburt geplant hatten. Inzwischen ist unsere Kleine knapp 8 Wochen alt und lacht und brabbelt schon vor sich hin 😊

Alles in allem bin ich sooo glücklich mit dieser Geburtserfahrung und möchte mich ganz herzlich bei Kristin und dem ganzen Team der Friedlichen Geburt bedanken, dass sie mich so in meiner Kraft und in meinem Vertrauen bestärkten, dass es mir möglich war, die Geburt so wunderbar zu erleben. Tatsächlich verstehe ich nun auch Kristins Aussage, dass sie sich auf eine weitere Geburt total freuen würde. Auch ich bin nun sehr gespannt – sollten wir irgendwann ein zweites Kind erwarten – wie die Geburt dann sein wird!

Ich wünsche euch allen wunderbare Schwangerschaften, Geburten, Wochenbetten und Familienzeiten! Ihr seid stark und wundervoll, vergesst das nicht 😊

 

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